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ganzen Erzählung gestellten Thatsache. Dadurch, dass schon lange und in hohem Grade zwischen den Ombiten und Tentyriten Feindschaft bestand, wird es eben glaublich, dass eine geringe Veranlassung die Händelsucht der einen Partei rege machen, zugleich ein so wenig ernstlich gemeinter Ueberfall, bei dem es eigentlich nur auf eine boshafte Neckerei abgesehen war, in blutige Prügelei ausarten und so schauderhaft enden konnte. Und dadurch wieder, dass Religionsverschiedenheit die einzige Ursache jener Feindschaft war, was, wohl zu bemerken, in der ganzen Satire nur einmal und zwar in den vorliegenden Versen gesagt ist, erscheint es ganz natürlich, dass gerade ein bei dem einen Volke gefeiertes Fest die Händelsucht des andren Volkes wach rief. Es wird freilich nirgends ausdrücklich von Juvenal gesagt, dass das von einem der beiden mit einander streitenden Völkerschaften gefeierte Fest nun gerade ein Religionsfest gewesen sei, allein dies unterliegt wohl keinem Zweifel, da es erstens bekannt genug ist, dass Volksfeste im Alterthume noch mehr, als in unsren Tagen, wenn auch nicht immer ausschliesslich Religionsfeste, doch stets eng mit der Verehrung der Götter und mit religiösen Ceremonien verbunden waren, dann aber auch aus V. 42 fgg. deutlich hervorgeht, dass bei dem hier erwähnten Feste die Verehrung der Volksgottheiten eine Hauptrolle gespielt habe, woher auch der Scholiast zu V. 44. sagen konnte: «Septimus interdum: Festivitas sacrorum per septem dies solet celebrari.» (1) Und so einleuchtend ist die Zweckmässigkeit der vorliegenden Verse, dass sogar Kempf, der sonst so leicht bereit ist, in dieser Satire alles überflüssig, unpassend und schlecht zu finden (S. 76.

(') Orelli a. a. O. S. 252. zu V. 44. nimmt sogar ein jährlich zur bestimmten Zeit wiederkehrendes Religionsfest an, wenn er meint, man müsse interea und nicht interdum in V. 44. schreiben, quia minus apta videtur haec quasi dubitatio de sacris statis. »

Anm. 1.), sie hier für nothwendig erklärt hat, indem er sagt: «Illis enim ejectis nulla omnino causa ponitur, unde tantum odium inter illos populos exarserit, ut tam immane facinus committerent. » Uebrigens hat der Dichter selbst diese Verse als eine Parenthese angesehen und deshalb den folgenden Satz, mit dem er den Faden der eigentlichen Erzählung wieder aufgenommen hat, mit dem in solchen Fällen ganz gewöhnlichen Sed begonnen (Vgl. Zumpt. Gr. §. 739), welches freilich nach Francke's Meinung ebenfalls zu entfernen wäre.

SAT. XV. V. 38 fgg.

Sed tempore festo

Alterius populi rapienda occasio cunctis 40) Visa inimicorum primoribus ac ducibus; ne Laetum hilaremque diem, ne magnae gaudia coenae Sentirent, positis ad templa et compita mensis Pervigilique toro, quem nocte ac luce jacentem Septimus interea Sol invenit. Horrida sane 45) Aegyptus: sed luxuria, quantum ipse notavi, Barbara famoso non cedit turba Canopo. Adde quod et facilis victoria de madidis et Blaesis atque mero titubantibus. Inde virorum Saltatus nigro tibicine, qualiacunque

50) Unguenta et flores multaeque in fronte coronae; Hinc jejunum odium.

Was die wichtigsten Varianten in dieser Stelle, wie in V. 44. interdum Sol, welche Lesart die meisten neueren Herausgeber vorgezogen haben, in V. 46. ripa Canopo und in V. 47. est facilis anbetrifft, so hat Orelli dieselben mit vollem Rechte den in seinem Texte gegebenen Schreibarten nachgesetzt; und wenn Plathner in V. 43. jacentem in calentem zu verändern, Ruperti aber (I, S. 290.) das Ende desselben

Verses zu schreiben vorschlug: quo nocte ac luce jacentes; so verdienen beide Conjecturen als höchst müssige Aenderungen kaum irgend eine Beachtung; einige andre Conjecturen jedoch, die von verschiedenen Gelehrten in V. 45. versucht worden sind, sollen nachher umständlicher erwähnt werden.

Die vorliegende Stelle wird von Kempf im Ganzen wie im Einzelnen scharf getadelt. Zuerst erklärt er S. 76 fg. die Parenthese Horrida-Canopo für das offenbare Machwerk eines elenden Poeten, der sich vor seinen Lesern mit der Kenntniss und Beschreibung eines entfernten und barbarischen Landes brüsten wolle, «quum non hoc modo loco, verum saepissime multa importune ac praepostere narrationi inferciat, quae accuratam Aegypti gentium earumque morum cognitionem simulant, sed aut aperte falsa aut ineptissima sunt.» Wir wollen sehen, was für Gründe Kempf für diese seine Behauptung aufführt, und wie sich dieselben widerlegen lassen. Schon die älteren Ausleger nahmen an dem Satze Horrida sane -Canopo Anstoss, da dort Aegypten schlechtweg in Rücksicht seiner Schwelgerei mit Canopus, einer in Aegypten selbst liegenden Stadt, verglichen wird. Völlig ungereimt ist, was zur Erklärung dieses allerdings auffallenden Vergleichs der Scholiast beigebracht hat. Er sagt nämlich: «Barbara f. n. c. turba: Alexandria. Canopo: Latina ripa.» was vielleicht aus einer falschen Auffassung der Stelle VI, 82 fgg. hervorgegangen ist, indem dort prodigia et mores Urbis, womit nur Roms Sittenlosigkeit gemeint sein kann, auf Alexandria bezogen wurde. Markland (Explicatt. vett. aliquot auctt. S. 267.) wollte statt Aegyptus, um einen passenderen Gegensatz zu Canopus zu gewinnen, in V. 45. schreiben Est Coptus. Achaintre I, S. 542. meinte, man müsse hier unter Aegyptus nur diejenige Gegend Aegyptens verstehen, von welcher gerade hier die Rede ist, also die Nomen Coptites und Tentyrites. Ruperti, der in seiner ersten Ausgabe sechs verschiedene Conjecturen zum Besten gegeben hatte, hat in seiner zweiten

Ausgabe die Vulgata beibehalten. Zur Erklärung derselben sagt er II, S. 743: «Horrida, aspera et saeva, sane est Aegyptus tota, omnes Aegyptii; vel, ut alii putant, ea pars Aegypti, de qua h. I. agitur: -sed barbara turba, gens, (Coptitae) luxuria non cedit famoso Canopo, adeoque luxu effeminata est et minus fortis, vel facile vincenda.» findet aber beide Auslegungen hart und verweiset auf die Var. Lectt. I, S. 291., wo er die angeblich von Schrader, aber schon früher von Markland gemachte Conjectur Est Coptus statt Aegyptus für das Richtige erklärt. Der erste, der darauf verfiel, diese Verse als unecht ganz aus dem Texte zu werfen, war Francke. Es werde nämlich, sagt er in seinem Exam. Crit. S. 107 fgg, der gute Zusammenhang der ganzen Stelle durch die Verse 44-48 Horrida sane-titubantibus jämmerlich unterbrochen. Horrida sane Aegyptus! sei ein frostiger, von irgend einem frommen Mönche gemachter Ausruf, dem nicht einmal der Gegensatz: sed luxuria-Canopo passend entspreche, man müsste denn mit Britannicus und Lubinus glauben, dass Aegyptus hier den gerade in Rede stehenden Theil Aegyptens d. h. Ombi bedeuten könne, was nicht wohl angehe, da unmittelbar nach der Erwähnung Aegyptens der Vergleich mit Canopus folge, und in dem von Juvenal erzählten Streite nicht eben die Ombiten, sondern vielmehr die Tentyriten sich roh und unmenschlich gezeigt hätten. Der Sinn der Verse Horrida-Canopo könne nur sein: «Horrida sane Aegyptus est, et talis, in qua gentem tam luxuriosam vix exspectes: sed est tamen luxuriosissima barbara, de qua loquimur, turba.» Allein, dass man von keiner ägyptischen Völkerschaft so grosse Ueppigkeit erwarten dürfe, sei nicht nur an und für sich ganz falsch, sondern es spreche dagegen auch die Erwähnung von Canopus. Daher glaube er denn, dass anfangs bloss der Ausruf Horrida sune Aegyptus! an den Rand geschrieben und damit ganz Aegypten, besonders aber Tentyra gemeint worden sei; ein Zweiter habe dann, die Ombiten meinend,

den Satz sed luxuria - Canopo hinzugefügt. Die Worte Adde quod-titubantibus endlich, welche mit dem Vorhergehenden so wenig zusammenhängen, dass sie nicht leicht von dem Verfasser desselben herrühren können, seien vielleicht einem Dritten zuzuschreiben. Indessen habe ohne Zweifel nur Einer, und wahrscheinlich eben dieser letzte alle drei Zusätze in Verse gebracht und müsse zugleich als derjenige betrachtet werden, der die Worte quantum ipse notavi hinzugegeben ht, indema er damit entweder sich selbst gemeint, oder, in der Person Juvenals sprechend, notavi statt notavit geschrieben habe. So rühre denn das ganze Einschiebsel von Einem her, der dasselbe aus zwei am Rande gefundenen, von ihm in Hexameter gebrachten und mit einem eigenen Zusatze erweiterten Bemerkungen zusammengesetzt habe. Sollte jedoch auch ein Einziger diese unzusammenhängenden Verse gemacht und dadurch seine Unkunde an den Tag gelegt haben, so müsse man doch zugeben, dass so etwas von Juvenal nicht herrühren könne. Uebrigens, so schliesst Francke seine Auseinandersetzung, würde er diese seine Annahme selbst dann für wahr und sicher halten, wenn sie auch nicht noch durch andere Beispiele ähnlicher Interpolationen im Juvenal bestätigt würde. Wie gross indessen auch die Zuversicht war, mit welcher Francke die Stelle Horrida-titubantibus für unecht erklärt hat, und wie viel Mühe er sich auch später noch in seiner Quaestio altera de vita Jun. Juvenalis. Dorpat. 1827. gegeben hat, diese seine schon frühzeitig von verschiedenen Seiten her bekämpfte Ansicht noch besser zu begründen, so hat dieselbe doch nur wenig Anhänger gefunden. Dass sie von Heinrich (II, S. 505) mit vollem Beifalle aufgenommen worden ist, kann nicht befremden, da Heinrich überhaupt nicht sehr scrupulös war, sowohl einzelne Verse, als auch grössere Stellen im Juvenal für untergeschoben zu erklären: dagegen ist es wohl höchst auffallend, dass auch G. Hermann (Leipz. Lit. Zeitg. 1822.

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