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·Labitur hic quidam, welche hier ohne Zweifel die bessere und auch von Orelli mit vollem Rechte in den Text aufgenommen worden ist, da nicht nur das Lemma des Scholiasten und sieben von den Handschriften, deren Lesarten Ruperti angeführt hat, sondern auch alle sieben von Orelli verglichenen Codices an dieser Stelle hic darbieten. (16) Hic heisst hier dann so viel wie «in hac fuga », und es tritt kein grammatisches Hinderniss mehr ein, unter quidam, wie es nothwendig ist, einen Ombiten zu verstehen.

So darf denn dem Verfasser der vorliegenden Satire nicht vorgeworfen werden, dass er diesmal nachlässig und verwirrt erzählt habe. Sieht man sich nun aber nach den Gründen um, woher es wohl gekommen sein mag, dass so viele gelehrte und scharfsinnige Männer in den unter die beiden hier handelnd auftretenden Völkerschaften zu vertheilen. den Rollen einen so handgreiflichen Fehler begehen konnten; so mag sie theils der Ausdruck alterius populi in V. 39. irregeleitet haben, indem sie denselben auf die Einwohner der V. 35. in erster Stelle genannten Stadt Ombi bezogen, weil sie ausser Acht liessen, dass kein zweites alter folgt, und dass unter alter populus hier nothwendig ein bestimmtes Volk zu verstehen ist; theils mag sie auch in ihrem Irrthume noch der Umstand bestärkt haben, dass von einem Feste des einen Volkes die Rede ist, welches durch einen Ueberfall des andren Volkes unterbrochen wird, indem sie vielleicht in Betracht dessen, was Aelian, Herodot und Plinius von den das Krokodil verehrenden Ombiten und von den dasselbe Thier verfolgenden Tentyriten berichtet haben, jenes Fest auf ein Krokodilfest beziehen zu müssen meinten. Da nämlich aus jenen Schriftstellern, deren hierher gehörige Stellen fast kein Ausleger

(**) Hie und hine sind oft in den Handschriften verwechselt worden, z. B. gleich wieder in V. 84. Vgl Orelli S. 253. zu V. 77.

anzuführen unterlassen hat, allbekannt ist, dass von den in dieser Erzählung betheiligten Völkerschaften die Ombiten das Krokodil verehrten, die Tentyriten aber dasselbe auf alle Weise verfolgten, und da Juvenal hier eines Religionsfestes erwähnt, welches von einem jener beiden Völker gefeiert und von dem andren gestört wurde, so liegt allerdings die Annahme sehr nahe, dass es die Ombiten waren, welche ein Fest zu Ehren des Krokodils feierten, und wieder die Tentyriten, welche aus Hass gegen das Krokodil und gegen alle Verehrer desselben jenes Fest unterbrachen. Allein bei Juvenal selbst ist nicht die geringste Angabe zu finden, die uns dazu bestimmen könnte, in der vorliegenden Erzählung nun ausschliesslich an ein Krokodilfest zu denken, und da nach dem Berichte des Dichters ganz unzweifelhaft die Ombiten ein von den Tentyriten gefeiertes Fest zu stören unternahmen, so braucht man, um dieses glaublich und die ganze Erzählung des Dichters in der besten Ordnung zu finden, nur die sehr wahrscheinliche Annahme zu machen, dass auch die Tentyriten irgend ein Thier verehrt, die Ombiten aber dasselbe zur Rache wegen des von den Tentyriten feindlich verfolgten Krokodils: wieder ihrerseits verfolgt haben mögen. Diese Vermuthung bringt Aelian zur Gewissheit, indem er de nat. anim. X, 24. erzählt; dass den Tentyriten der Sperber heilig war, die Coptiten aber als eifrige Krokodil verehrer diesen Vogel, wo sie ihn nur fangen konnten, kreuzigten, welchen Hass gegen den Sperber wohl auch die Ombiten genährt haben mögen. Hiermit wäre denn auch das letzte Hinderniss hinweggeräumt, welches etwa der empfohlenen Rollenvertheilung im Wege zu stehen scheinen dürfte.

SAT. XV. V. 51 fgg.

Sed jurgia prima sonare

Incipiunt animis ardentibus; haec tuba rixae. Dein clamore pari concurritur et vice teli Saevit nuda manus: paucae sine vulnere malae; 55) Vix cuiquam aut nulli toto certamine nasus Integer. Adspiceres jam cuncta per agmina vultus Dimidios, alias facies et hiantia ruptis

Ossa genis, plenos oculorum sanguine pugnos. Ludere se credunt ipsi tamen et pueriles 60) Exercere acies, quod nulla cadavera calcent.

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Kempf sagt S. 81, dass der Dichter in der vorliegenden Beschreibung der zwischen den Ombiten und Tentyriten entstandenen Schlägerei, alles Mass des Rechten und Schönen überschreitend, so viel Ungereimtes und Unsinniges vorbringe, dass man sich etwas Unschöneres und Ekelhafteres gar nicht denken könne; und obgleich Alles so abgeschmackt sei, dass es sich nicht der Mühe lohne, noch ein Wort darüber zu verlieren, so beweise doch V. 55. allein schon hinlänglich, dass der Schriftsteller so sehr ohne alles poetische Talent gewesen sei, dass er besser daran gethan hätte, ganz zu schweigen. Von diesem ganz subjectiven Urtheile gilt in hohem Grade, was schon oben zu V. 38 fgg. im Allgemeinen über die Beweiskraft ästhetischer Urtheile gesagt worden ist, und wenn ich hier offen gestehe, dass mir in geradem Widerspruche mit Kempfs Aeusserungen die vorliegende Beschreibung einer grossartigen, in Hinsicht der ausgetheilten Schläge etwa mit Sat. III, 300 fg. zu vergleichenden Prügelei sehr wahr und lebhaft erscheint, so geschieht dieses nicht aus der eitlen und jede Fruchtbarkeit eines wissenschaftlichen Streites hindernden Sucht zu widersprechen, sondern in der über eine so grosse Verschiedenheit unsres beiderseitigen Geschmacks mich vollkommen beruhigenden Ueberzeugung, dass minde

stens nicht alle Leser Juvenals mit Kempf übereinstimmen und die vorliegende Stelle so über alle Massen abscheulich und unerträglich finden werden. Am wenig-ten kann aber wohl die Derbheit dieser Stelle einen Beweis für die Unechtheit der ganzen Satire abgeben, da sich aus anderen Satiren Juvenals, gegen deren Echtheit von keiner Seite her auch nur der geringste Zweifel erhoben worden ist, durchaus viel obscönere und stärkere Stellen nachweisen lassen. Man vergleiche nur Sat. I, 57-41 und 131. Sat. II, 9-13. 19-21. 29-33. 49 fg. Sat. III, 95–97. 107-112. Sat. VI, 63-66. 116-132. 190-199. 237 fg. 306-313. 317-334. 336-341. 366–378. 405 fg. 421-433. Sat. IX, 3 fg. 33-37. 43-46. 135 fg. Sat. X, 203-209. 321 fg. und Sat. XI, 156-158, 162-170. und viele andere Stellen. Wenn ferner Kempf in V. 55. an dem Ausdrucke avix cuiquam aut nulli» Anstoss genommen und dies S. 84. für eine unerträgliche Tautologie erklärt hat, so kann auch dieses nicht zugegeben werden. Vix cuiquam schliesst nämlich noch Einige, nulli aber Niemand mehr von der Verwundung aus: vix cuiquam nasus est integer ist so viel wie «fere omnes vulnerati sunt,» aber nulli nasus est integer so viel wie «omnes vulnerati sunt». Aut hat hier die Bedeutung von aut potius, über welchen Gebrauch der Partikel aut Hand im Tursellinus I, S. 539. sagt: «Unum aut ponitur, ubi notioni alicui alia distinctior substituitur, vel ubi quae generaliter, aut non satis accurate dicta videntur, strictiori verbo exprimuntur, vel ubi is, qui loquitur, se corrigit et rem exactius definit. vid. Cort. ad Plin. Ep. 1, 10, 4. Nos dicimus oder vielmehr, oder genau genommen. Est igitur saepe id quod aut potius: quod ipsum dicitur.» Vgl. die dort angeführten Beispiele. Ein solcher Fall ist nun gerade hier eingetreten: denn der Dichter sagt zuerst: «Kaum Einer kam mit unzerschlagener Nase davon:» sieht aber nachher, dass das noch zu wenig gesagt ist, und setzt verbessernd hinzu: «oder vielmehr Keiner». Uebrigens

hat schon K. Fr. Hermann mit dieser Phrase (Rec. S. 78) das analoge vel duo vel nemo bei Persius (I, 3.) und das griechische Toudel passend

verglichen.

SAT. XV. V. 62 fgg.

Ergo acrior impetus et jam
Saxa inclinatis per humum quaesita lacertis
Incipiunt torquere, domestica seditione

65) Tela; nec hunc lapidem, quales et Turnus et Ajax,
Vel quo Tydides percussit pondere coxam
Aeneae; sed quem valeant emittere dextrae
Illis dissimiles et nostro tempore natae;

Nam genus hoc vivo jam decrescebat Homero.
70) Terra malos homines nunc educat atque pusillos:
Ergo Deus quicunque adspexit, ridet et odit.
A deverticulo repetatur fabula.

Diese Stelle hält Kempf für eine unnütze Digression und setzt sie der schon oben besprochenen Digression V. 13-26 an die Seite. Er sagt S. 75 fg.: «Et hoc loco verba per se fortasse bona sunt et haud inficeta, sed in hoc carmine, cui nulla nec inest, neque, argumentum si consideres, inesse potest festivitas, molesta ac fastidiosa. Quare nulla alia de causa videntur scripta, quam ut doctrinam suam scientiamque Homeri lectione comparatam ostentaret scholasticus ille, qui poetam se gerit.» Die Digression beginnt erst mit V. 65, und der Dichter knüpft sie seiner Erzählung da an, wo schon die Schlägerei eine ernsthaftere Wendung genommen hat. Von Faustschlägen (V. 54.) ist es zu Steinwürfen gekommen. Juvenal wendet sich nun zu den Lesern, und theils, um die Kämpfenden in den Augen derselben lächerlich zu machen und ihre Weichlichkeit, auf welche schon mit V, 45 fg. nicht undeutlich angespielt

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