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wurde, durchzuziehen, theils auch, um darüber eine Erklärung zu geben, dass selbst von diesen Steinwürfen noch Niemand niedergeworfen und. getödtet worden ist, wie sehr auch darnach die durch den Streit erhitzten Kämpfer trachteten (V. 60. und V. 62.), zieht er eine Parallele zwischen diesen Prügelheiden und den vornehmsten Helden der alten Griechen und Römer und vergleicht die von jenen bei Gelegenheit einer Schlägerei geworfenen Steine mit den mächtigen Steinblöcken, welche die Helden Homers und Virgils nach den Erzählungen dieser Dichter in ernstlichem Kampfe gegen einander geschleudert haben. Hom. II. V, 302 fgg. Virg. Aen. XII, 896 fgg. Vergl. Ruperti zu dieser Stelle II, S. 745 fg. Ihr müsst, sagt Juvenal zu den Lesern, euch hier nicht etwa so gewichtige Steine vorstellen, wie sie Turnus, Ajax und Diomedes auf den Feind warfen, sondern beträchtlich kleinere, den Kräften des jetzt lebenden und in jeder Hinsicht ausgearteten Menschengeschlechts angemessene, welche den Getroffenen keinen grossen Schaden zufügen. Das Heldengeschlecht, fährt er fort, artete schon während Homers Lebenszeit aus, mit welcher Bemerkung vielleicht auf den Unterschied angespielt werden soll, der allerdings zwischen den in der Ilias und den in der Odyssee geschilderten Menschen wahrzunehmen ist. Jetzt sind die Menschen klein, aber zugleich böse geworden, und die Götter, welche früher mit denselben Umgang pflegten, müssen jetzt nur über sie lachen und sie hassen. Ein solches Hinweisen auf die allmählige Verschlimmerung des Menschengeschlechts ist ganz dem Zwecke angemessen, den überhaupt ein satirischer Dichter im Auge hat, da wohl nichts mehr geeignet ist, die Fehler, an denen wir leiden, in ihrer ganzen Blösse darzustellen, als das Vorhalten der ihnen entgegengesetzten Tugenden, und wieder nichts leichter im Stande ist, uns zum Vorsatze der Besserung zu bringen und in demselben zu bestärken, als die Ueberzeugung, dass wir die Tugend üben können, welche Ueberzeugung uns

eben auf historischem Wege am leichtesten durch die Bemerkung aufgedrungen wird, dass frühere Geschlechter sie wirklich besessen und geübt haben. Dass nun Juvenal in der That gern seine, wie er oft, besonders aber I, 147 fgg. sagt, an allen Lastern kranke Zeit mit früheren besseren Zeiten vergleicht, beweisen viele Stellen seiner Satiren, z. B. Sat. VI, 1 fgg. Sat. XI, 77-129. Sat. XIII, 38 fgg. und Sat. XIV, 156 fgg. Auch grosse Gelehrsamkeit und Belesenheit zeigt er, wie Kempf selbst (S. 9) erinnert hat, gern und häufig in seinen Satiren, nicht um sie pedantisch zur Schau zu tragen, sondern weil dies nun einmal seine Art und Weise war, die man doch am wenigsten einem Lehrdichter übel nehmen darf. Man vergleiche ausser vielen Stellen der ersten und siebenten Satire: I, 108. III, 117 fg. und 279 fg. V, 115. 125. 138 fgg. VI, 175 fgg. 325 fg. 503. 643 fgg. 655 fgg. VIII, 80 fgg. 215 fgg. 269 fgg. IX, 2. und 64 fg. X, 33. 173 fgg. 246 fg. 256 fgg. XI, 30 fgg. XII, 72 fgg. und 107 fgg. XIII, 26 fgg. 112 fgg. 162 fgg. 184 fgg. XIV, 19 fgg. 113 fg. 213 fgg. 239 fgg. 284 fgg. und 311 fgg., in welchen Stellen Juvenal genau so, wie in der vorliegenden, uns vorzugsweise Homerische und Virgilische Personen vorgeführt hat. Hierzu rechne man nun noch den epischen Ton, den Juvenal in der Erzählung dieser Prügelei angestimmt hat, und erwäge, dass überhaupt seine späteren Satiren, worüber weiter unten ausführlicher gesprochen werden soll, weil sie in vorgerückterem Alter geschrieben wurden, auch in einem bedeutend milderen Tone abgefasst sind, so dass in ihnen häufig an Stelle der beissenden Ironie, welche die früheren Satiren Juvenals charakterisirt, Gelehrsamkeit und rhetorischer Schmuck getreten sind. Wie also die vorliegende Digression dem Charakter der Satire überhaupt nicht entgegen ist, so stimmt sie besonders gut zur Art und Weise der späteren Juvenalischen Satire; mindestens kann ihr Vorhandensein an und für sich keinen hinreichenden Grund dafür abgeben, dass diese Satire dem Juvenal

abzusprechen sei. Vergl. hier auch, was über das Vorkommen ähnlicher Digressionen in anderen Satiren Juvenals schon zu V. 13-26 gesagt ist. Vielleicht aber leidet diese Stelle noch ausserdem an Mängeln, welche mit der Meisterschaft Juvenals unvereinbar sein dürften? Keineswegs: vielmehr hat selbst der bei der Beurtheilung dieser Satire so scharf sichtende Kempf zugeben müssen, dass die Wortfassung dieser Verse gut und nicht ohne Witz ist.

Es bleibt nun noch übrig, einige schwierigere Ausdrücke in dieser Stelle zu besprechen. In V. 63. verbinden alle Ausleger inclinatis mit lacertis und weichen nur darin von einander ab, dass sie entweder, wie Achaintre I, S. 544, torquere lacertis inclinatis, oder, wie Ruperti II, S. 745, quaesita lacertis inclinatis zusammennehmen. Letzteres thut auch W. E. Weber, indem er S. 212. übersetzt: - «Steine, mit über den Boden geneigten Armen gesammelt, zu schleudern >> Erst Kempf S. 86. hat darauf aufmerksam gemacht, dass sowohl beim Sammeln, als auch beim Werfen der Steine die Arme nicht gebogen, sondern gerade ausgestreckt werden, mithin keine der erwähnten Erklärungen passend erscheint. Er führt darauf Beispiele aus Forcellini an, nach welchen Leute, die sich zur Erde bücken, lateinisch inclinati heissen können und schlägt vor, inclinatis als Dativ Plur. mit quaesita und den Abl. Plur. lacertis mit torquere zu verbinden. Der Dativ inclinatis soll nun für ab inclinatis sc. Aegyptiis stehen und der Satz construirt werden: et jam incipiunt torquere lacertis saxa, quaesita inclinatis (i. e. ab inclinatis) per humum. Dies scheint wohl das Richtige zu sein.-Weiter ist in V. 64. nach den meisten Handschriften und nach dem Lemma des Scholiasten mit Achaintre (I. S. 544), E. W. Weber (S. 125) und Orelli (S. 252) die Lesart seditione beizubehalten, obgleich der von der Mehrzahl der Handschriften, deren Lesarten Ruperti mitgetheilt hat, dargebotene Dativ seditioni von H. Valesius (Achaintre. II, S. 224 fg.), Ruperti (I, S.

292 und II, S. 745), Cramer, Heinrich (II, S. 506) und W. E. Weber (Corp. poëtt. latt. S. 1172 und Uebers. S. 212) vorgezogen worden ist. Wenn der Scholiast, nachdem er im Lemma geschrieben hat: «domestica seditione tela», folgende Erklärung hinzusetzt: «competentia, vicina furori; nulla nam sic sunt domestica rixantibus tela, ut saxa,» so passt dieselbe freilich mehr für den Dativ seditioni, als für den Ablativ seditione, dennoch weiss ich nicht, mit welchem Rechte Achaintre I, S. 544. schreiben konnte: «V. 64. Seditione. Sic omnes fere codd. nostri. Quidam praeeunte vet. schol. seditioni.» Den Ablativ hat Orelli S. 253. vollkommen gerechtfertigt, indem er erklärt: seditione i. e. in omni seditione; ablat. absol. «quum seditio fit». Eine wie gewöhnliche Waffe übrigens ehedem Steine gewesen sein mögen, sieht man aus Juvenal Sat. XIII, 231., wo es von Leuten, die ein böses Gewissen haben und deshalb bei jedem sie treffenden Ungemache meinen, dass ein Gott es ihnen gesandt habe, heisst: «saxa deorum Haec et tela putant. » Vgl. auch Virg. Aen. I, 148 fgg.-Zu V. 71. endlich bemerkt Heinrich H, S. 506: «ridet et odit. Beides verträgt sich nicht: et steht offenbar für aut. Vorher V. 15. bilem aut Tisum.» Allein die beiden hier von Heinrich mit einander verglichenen Stellen sind einander durchaus nicht gleich. V. 15. muss man sich die dem Ulixes zuhörenden Phäaken in zwei Parteien getheilt denken, von denen die eine über seine Aufschneidereien bloss lachte, die andere aber sich ärgerte, indem sie darin, dass er ihnen so Unglaubliches aufzubinden wagte, eine Beleidigung fand. (V. 23.) Dort ist alsó aut ganz an seiner Stelle, da jedes der beiden Substantiva sein besonders gedachtes Subject hat. In dem vorliegenden Verse aber ist es ein und derselbe Gott, der über die Menschen lachen und sie hassen soll; beide Verba beziehen sich auf ein Subject und et steht in seiner eigentlichen Bedeutung als einfache Copula. Den Gedanken hat shon Ruperti II, S. 745, richtig erklärt, indem er sagt: «facete

poëta dicit, si quis deorum homines, quos nostra aetas fert, adspiciat, eum ridere, quod tam pusilli, et odisse eos, quod tam mali sint.»

SAT. XV. V. 72 fgg.

Postquam,

Subsidiis aucti, pars altera promere ferrum Audet et infestis pugnam instaurare sagittis: 75) Terga fuga celeri praestantibus omnibus, instant, Qui vicina colunt umbrosae Tentyra palmae. Labitur hic quidam, nimia formidine cursum Praecipitans capiturque;

Dass man subsidiis aucti und pars altera auf ein und dasselbe Subject und zwar auf die Tentyriten beziehen müsse, haben wir schon oben gesehen. In V. 75. schwankt die Schreibart zwischen fuga und fugae. Die Pariser Codices (vgl. Achaintre I, S. 546) haben fast alle fuga und nur wenige fugae; von den Handschriften, deren Lesarten Ruperti mitgetheilt hat, bieten neun, unter diesen der sehr gute Cod. Pithoei seu Budensis, den Ablativ dar, während in den übrigen der Dativ steht; Heinrichs (II, S. 506) Cod. Husumensis hat fuga, und die sieben von Orelli (S. 253.) verglichenen Handschriften theilen sich so, dass vier derselben fuga, die übrigen drei fugae darbieten. Von neueren Herausgebern haben nur Ruperti und W. E. Weber (Corp. poëtt. latt. S. 1172.) fugae in den Text aufgenommen, ja letzterer hat sogar die andere Lesart in den dem Texte beigefügten Anmerkungen anzuführen diesmal ganz gegen seine Gewohnheit unterlassen; alle übrigen, Achaintre an der Spitze, schreiben fuga und selbst W. E. Weber scheint später seine Ansicht geändert und den Ablativ für besser gehalten zu haben, denn er hat in seiner Uebersetzung S. 213. den Vers 75 so verdeutscht:

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