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zwei Geschäfte gehabt: 1) dem Herrn auf der Strasse die Namen der entgegenkommenden Bürger zu nennen, damit der Herr, der sich dieselben dadurch geneigt machen wollte, sie bei der Begrüssung mit ihrem Namen anreden könnte. (Cic. Att. IV, 1. med. Sen. epp. 27, 4.) 2) im Hause diejenigen mit ihrem Namen zu melden, welche zur salutatio gekommen waren. (Sen. epp. 1, 19. f.) Ein solcher Sclave musste also ein gutes Gedächtniss haben und nicht nur die Namen aller Bürger, sondern diese auch von Person kennen, (Sen. de Ben. 1, 3. f. VI, 33 f.) und dass man dazu eigene Sclaven hielt und Leute von gutem Gedächtnisse wählte, zeigt eben, dass nicht Jeder dazu für tauglich gehalten wurde. Kam nun freilich die Austheilung der sportula am natürlichsten dem dispensator zu, so eignete sich dieser doch nur unter der Bedingung gut zu solchem Geschäfte, wenn er, was wohl nur selten der Fall war, alle Clienten seines Herrn genau kannte, weil nur. durch einen Austheiler, der diese Kenntniss besass, Betrügereien verhindert werden konnten. Da aber schon vorher der servus nomenclator das Geschäft gehabt hatte, die salutatores zu melden, und deshalb am Morgen seinen Platz im Atrio haben. musste; da ihm ferner in späterer Zeit, als die Clienten nicht mehr täglich und nicht mehr alle vom Patrone zum Mahle geladen wurden, wie aus Senec. de ben. VI, 33. epp. I, 19, 10. und Ammian. Marcell. XIV, 6, 15. hervorgeht, übertragen war, diejenigen aus den zum Morgengrusse Gekommenen auszuwählen, welche zuerst und welche zuletzt beim Patrone vorgelassen werden, und welche von ihnen das Mahl bei ihm einnehmen sollten: so ist es sehr wahrscheinlich, dass man ihm zugleich auch die Austheilung der sportula übertragen habe, um so mehr, da er die zur pünktlichen Besorgung dieses Geschäfts so nothwendige Kenntniss der Bürger schon seiner übrigen Verrichtungen wegen besitzen musste. Auch W. E. Weber (Comment. S. 274.) sagt, ich weiss nicht, worauf sich stützend, dass bei

der Austheilung der sportula genauen Haushaltern der sogenannte nomenclator gedient habe; ein deutliches Zeugniss für diese von mir gebilligte Annahme habe ich indessen bei keinem alten Schriftsteller finden können, man müsste denn bei Ammian. Marcellin. XIV, 6, 15, wo es heisst: «Homines enim eruditos et sobrios ut infaustos et inutiles vitant: eo quoque accedente, quod et nomenclatores adsueti haec et talia venditare, mercede accepta, lucris quosdam et prandiis inserunt subditicios ignobiles et obscuros. » das Wort lucris vorzugsweise auf die sportula beziehen, von welcher Marcellinus kurz vorher spricht, indem er sie dort ebenfalls Gastmählern gegenüberstellt.

W. E. Weber (Comment. S. 274) vermengt den nomenclator, mit dem praeco und meint, es bleibe dahingestellt, ob unter dem praeco. Juvenals ein sogenannter nomenclator zu verstehen sei, d. h. ein Sclave, dessen Geschäft war, Namen und Personen aller Bürger zu kennen, um seiner Herrschaft bei Gelegenheit mit dieser Kunde zu dienen, oder ob der fragliche Mann sich einen eigentlichen praeco gemiethet habe, um ihm in dem bezeichneten Namensaufrufe seine Dienste zu leisten. Gegen ersteres ist einzuwenden, dass man den nomenclator mit dem praeco durchaus nicht verwechseln darf, da beide Namen die Vollzieher ganz getrennter Geschäfte bezeichnen; gegen die zweite Annahme Webers aber ist zu bemerken, dass es in Rom nicht bloss praecones publici gab, wie dies Weber anzunehmen scheint, da er von einem gemietheten praeco spricht, sondern dass reiche Leute sich wohl auch unter ihren Sclaven einen servus praeco gehalten haben mögen, was auch Heinrich (II, S. 70.), sich auf Pignorius berufend, voraussetzt. Vergl. Pignor. de serv. Ed. II. Patav. 1656. S. 139 fg.

V. 97 fgg. ist an das Vorhergehende durch tamen angeknüpft, so dass darin eine Beschränkung des rapienda liegt. Der Sinn der ganzen Stelle ist im Allgemeinen folgender: «Glaube jedoch nicht, dass

du die sportula so ohne Umstände und ganz ohne Mühe erhältst, dass du etwa nur hinzugehen und sie dir von der Schwelle des Patrons abzuholen brauchst. Nein, wenn du kommst, betrachtet dich erst der Austheilende, ob du nicht etwa ein Gast bist, auf den man nicht gerechnet hat, und dann erhalten Alle die sportula nach einer gewissen Reihenfolge, die entweder durch den Rang oder durch die Unverschämtheit, mit der sich reiche Lumpe vordrängen, bestimmt wird, so dass am Ende du wirklich Armer, der du ihrer am meisten bedarfst, leer ausgehest. >>

SAT. I. V. 123 fgg.

Hic petit absenti, nota jam callidus arte, Ostendens vacuam et clausam pro conjuge sellam. Galla mea est, inquit. Citius dimitte: moraris? Profer, Galla, caput. Noli vexare, quiescit.

Nach Achaintre 1, S. 23. wird V. 125 vom Manne der Galla gesprochen, «Profer, Galla, caput » aber vom Austheiler der sportula, der, weil er die Galla nicht sieht und schon öfter auf diese Art betrogen worden ist, Verdacht schöpft, man wolle ihn auch diesmal mit einer leeren Sänfte täuschen Darauf sagt denn der Mann der Galla wieder: «Noli vexare, quiescit.» Ebenso nehmen die Stelle C. Valesius (bei Achaintre It. S. 131), Ruperti II, S. 50 und Heinrich II, S. 77. Dabei streicht Heinrich das Fragezeichen, welches Achaintre, Valesius, Ruperti und mit ihnen die meisten Ausleger nach moraris setzen, und will morris nicht als Frage «du zögerst noch?» genommen haben, sondern als Ausdruck der Ungeduld und des Unwillens über den Aufenthalt: «moraris nos,» du hälist uns auf. Und bei dieser Vertheilung der Worte scheint allerdings Heinrichs Interpunction und Erklärung vorgezogen werden zu müssen. Viel

besser ist jedoch W. E. Webers Annahme, der S. 8. mit Beibehaltung des Fragezeichens nach moraris Alles, was V. 125 gesprochen wird, auch das « Profer, Galla, caput» dem Manne der Galla in den Mund legt und so übersetzt:

«Mein Weib Galla!» so sagt er: «entlass uns baldigst: du zögerst? Stecke den Kopf aus, Galla: in Ruhe doch lass sie, sie schlummert. »

Billigt man es, dass auch die erste Hälfte des V. 126. vom Manne der Galla gesprochen wird, so muss das Fragezeichen nach moraris beibehalten werden; dadurch aber, dass der Mann selbst die Galla auffordert, sich zu zeigen. erhält die ganze Stelle mehr Leben, und die Schilderung des schlauen und gëubten Betrügers (callidus) wird natürlicher. Der Mann der Galla nämlich ist, wie V. 123 fg. erzählt wird, mit einer leeren und verschlossenen Sänfte gekommen; giebt aber vor, seine Frau sitze darin. und will für sie die sportula in Empfang nehmen. Indem er nun auf die leere Sänfte zeigt, sagt er zum Austheiler der sportula mit einer Dreistigkeit, die diesem gleich allen Zweifel benehmen soll: «Meine Galla ist's, fertige uns baldigst ab. » Da er aber trotz aller angewandten Verstellung den Austheiler, der aus ganz natürlichem Grunde die Galla nicht sehen kann, mit der Verabreichung der sportula zögern sieht und daraus abnimmt, dass jener, mit solchen Kunstgriffen bereits bekannt (nota jam arte), den Betrug merke und Verdacht schöpfe, Galla befinde sich vielleicht gar nicht in der Sänfte: so bringt ihn dieses nicht nur nicht aus der Fassung, sondern macht ihn nur noch unverschämter. Denn um jenen doch noch glauben zu machen, Galla sei wirklich in der Sänfte, auch wenn sie nicht sichtbar ist, sagt er zuerst zum Austheiler: «du zögerst noch? » darauf zur leeren Sänfte gewendet: «biege den Kopf vor, Galla!» endlich, wie dieses natürlich nicht geschieht, wieder zum Austheiler: «störe sie nicht, sie schlummert.» Die

Frage moraris? hängt genau mit der Aufforderung Profer, Galla, caput zusammen und soll etwa Folgendes ausdrücken: «Du zögerst noch und meinst vielleicht, Galla sei nicht in der Sänfte? Du sollst sie aber gleich zu sehen bekommen, wenn sie den Kopf vorstreckt. » Dass er selbst nun aber seine Frau auffordert, sich zu zeigen, obgleich er weiss, dass sie gar nicht da ist, das ist eine Lüge, die eben durch ihre Unverschämtheit die gewünschte Wirkung thun soll und von dem Manne der Galla sehr wohl berechnet ist. Denn er beugt durch dieselbe nicht nur einer ähnlichen Aufforderung des Austheilers vor, welche er wohl erwarten konnte, und auf welche, wenn sie einmal geschehen war, demselben schwerlich statt des Erscheinens der Galla eine Entschuldigung, wie das quiescit, genügt hätte, sondern die Bestimmtheit, mit der diese Aufforderung geschieht, musste auch dem Austheiler allen Argwohn eines ihm gespielten Betruges nehmen, selbst wenn hinterher Galla nicht erscheint und dieses durch ihr Schlummern in der Sänfte entschuldigt wird. Weil nun eben kaum anzunehmen ist, dass der Austheiler, wenn einmal sein Verdacht so gestiegen ist, dass er die Galla selbst zu sehen wünscht, sich mit einem einfachen quiescit würde haben zufrieden stellen lassen, die Leser aber hier doch glauben sellen, der Austheiler sei diesmal getäuscht worden; so scheint es mir ungleich besser, mit W. E. Weber auch die Worte, «Profer, Galla, caput» dem Manne der Galla zuzutheilen.

SAT, I. V. 135 fgg.

Optima silvarum interea pelagique vorabit
Rex horum, vacuisque toris tantum ipse jacebit.
Nam de tot pulcris et latis orbibus et tam
Antiquis una comedunt patrimonia mensa.

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