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wenn sie von irgend welcher Bedeutung sein soll, nicht ohne nochmalige Vergleichung der wichtigeren Handschriften desselben besorgt werden könne, was ins Werk zu richten mir bisher unmöglich war und vielleicht immer ein unerfüllter Wunsch bleiben dürfte. Sah ich mich so nun zwar genöthigt, mein anfängliches Vorhaben aufzugeben, so glaubte ich es doch wagen zu dürfen, wenigstens eine geringe Probe meiner mehrjährigen Beschäftigung mit den Satiren Juvenals, denen ich mich fast ausschliesslich zuwendete, so oft Berufsarbeiten oder Amtsgeschäfte mir dazu Zeit liessen, den Freunden dieses Dichters vorzulegen, sollte es mir auch nur gelungen sein, eine oder die andre dahin gehörige Streitfrage der Entscheidung näher gebracht, oder über einige dunkle Stellen Juvenals ein etwas helleres Licht verbreitet zu haben.

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Dass bei solcher Aenderung des Planes auch eine andre, als die anfangs beabsichtigte Form des Mitzutheilenden gewählt werden musste, versteht sich von selbst; und so sind denn die verschiedenen Aufsätze, welche eigentlich nur mir selbst die jedesmal behandelte Stelle deutlich machen sollten und dazu bestimmt waren, nach strenger Auswahl des Nothwendigsten, als kurze Anmerkungen dem Texte beigefügt zu werden, hier meist in ziemlich lange Excurse zu den einzelnen Stellen der Satiren ausgearbeitet worden. Auch musste ich mich nun damit begnügen, hier die Behandlung nur solcher Stellen Juvenals zu geben, in deren Erklärung ich entweder von allen andren Auslegern gänzlich abgewichen bin, oder Wichtiges zur Bestätigung einer bestrittenen, mir jedoch richtig scheinenden Meinung irgend eines Auslegers hinzuzufügen hatte. Nur in der mehr zusammenhängenden Behandlung der funfzehnten Satire habe ich zuweilen von diesem Vorsatze abgehen müssen, weil es mir dort vorzüglich darum zu thun war, die gegen die Echtheit derselben erst neulich mit grosser Zuversicht ausgesprochenen Zweifel als völlig grundlos darzustellen.

Obgleich ich sogar bei dieser, im Vergleich zu meinem anfänglichen Plane, weit beschränkteren Arbeit durch Mangel an den erforderlichen Hülfsmitteln nicht selten auf sehr störende Weise unterbrochen und oft ziemlich lange aufgehalten worden bin, so ist es mir doch geglückt, nach und nach Alles, was bei derselben vornehmlich zu Rathe gezogen zu werden verdiente, mit nur wenigen Ausnahmen benutzen zu können. Die vollständige, mit kritischen Bemerkungen begleitete Uebersicht der neueren Leistungen in der Kritik und Erklärung der Satiren Juvenals, welche ich der Behandlung der einzelnen Stellen vorausgeschickt habe, soll dazu dienen, sowohl die Anführung der benutzten Hülfsmittel in den Excursen selbst zu vereinfachen, als auch die Ansicht darzulegen, welche ich mir von dem Werthe der wichtigsten unter ihnen gebildet habe.

Bin ich endlich, wie ich fürchte, hier und da, oder vielleicht auch im Ganzen etwas zu weitläuftig gewesen, so möge dies darin eine Entschuldigung finden, dass ich um so weniger wagen wollte, gleich beim ersten Schritte auf dem glatten Boden der Kritik keck und sicher aufzutreten, mit je scharfsinnigeren und gelehrteren Männern oft der Streit geführt werden musste. Im Uebrigen unterwerfe ich mich dem billigen Urtheile der Gelehrten und werde mit Dankbarkeit jede Zurechtweisung aufnehmen, wo ich solche verdient habe, denn es liegt mir nicht so sehr daran, dass gerade ich das Rechte gefunden habe, als vielmehr, dass überhaupt das Rechte erkannt und Gemeingut werde.

Kiew, am 5ten November 1845.

DÖLLEN.

UEBERSICHT

DER NEUEREN LEISTUNGEN IN DER KRITIK UND ERKLÄRUNG DER SATIREN JUVENALS.

Was vor dem Jahre 1819 für Juvenal gethan war, hat RUPERTI in seiner zweiten Ausgabe dieses Satirikers Leipzig. 1819. Th. I. S. CXXII-CLXXII. sorgfältig zusammengestellt; die vielen, NACH jenem Jahre bekannt gewordenen Arbeiten über Juvenal finden sich zwar ziemlich vollständig in CHR. ANT. GEISSLER'S Bibliographischem Handbuche der philologischen Literatur der Deutschen von der Mitte des XVIIIten Jahrhunderts bis auf die neueste Zeit. IIIte Aufl. Leipzig. 1845. gr. 8°. angezeigt, auch hat noch ausserdem W. TEUFFEL (in d. neuen Jahrbüch. f. Philologie u. Pädagog. von I. Chr. Jahn und Reinh. Klotz. Leipzig. 1845. Bd. 43. Heft 1. S. 97—122) in einem sehr schätzbaren Aufsatze eine genaue Kritik «der Literatur über Juvenalis seit dem Jahre 1840» gegeben; nichts desto weniger dürfte eine kritische Uebersicht dessen, was in den letzten fünf und zwanzig Jahren für diesen Dichter geschehen ist, hier nicht ganz am unrechten Platze sein.

Ueber die Leistungen der früheren Ausleger Juvenals bis auf Ruperti herab hat I. N. MADVIG (opuscc. acadd. edd. Hauniæ. 1834. S. 29 fgg.) ein scharfes, aber im Ganzen wohl richtiges Urtheil gefällt und gezeigt, wie man von jeher bei der Erklärung der vielen schwierigen Stellen Juvenals einen durchaus falschen Weg eingeschlagen hat, indem man, um den Sinn einer schweren Stelle richtig zu fassen,

nicht von streng grammatischer Worterklärung ausging, sondern, umgekehrt und eben daher verkehrt, sich meist erst einen Sinn, wie er einem Jeden am besten in den Zusammenhang zu passen schien, zurecht machte und darnach dann die Worterklärung einrichtete. Da ausserdem die älteren Ausleger Juvenals bei historischen und antiquarischen Erörterungen, die allerdings bei diesem Satiriker oft unumgänglich nothwendig werden, weder in der Auseinandersetzung das rechte Mass eingehalten, noch in der Anwendung auf die Erklärung des Dichters die gehörige Vorsicht beobachtet haben, so sind ihre Commentare nicht selten mit einer Gelehrsamkeit angefüllt, die um so überflüssiger ist, als sie nicht nur überhaupt das Verständniss Juvenals keineswegs gefördert und aufgeschlossen, sondern auch häufig nicht einmal die Sachen selbst in das rechte Licht gestellt und somit die in der Auslegung des Dichters sich darbietenden Schwierigkeiten, statt sie hinwegzuräumen, nur noch vermehrt hat.

Nächst Ruperti's zweiter Ausgabe des Juvenal erschien von ERNST WILHELM WEBER, nachdem er schon durch seine Animadversiones in Juvenalis satiras. Partic. 1. Jenae. 1820. 8°. eine Probe seiner fleissigen Beschäftigung mit diesem Schriftsteller geliefert hatte, eine neue, vollständige Ausgabe desselben unter dem Titel: D. Junii Juvenalis Aquinatis Satiræ XVI. Recensuit et annotationibus instruxit Ernestus Guilielmus Weber. Wimariæ. 1825. 8°. Der von Weber gegebene Text weicht von dem der zweiten Rupertischen Ausgabe im Ganzen 'nur wenig, am meisten noch in der Interpunction ab; dann folgen Anmerkungen, welche sich in der Form von Excursionen nur auf die schwereren Stellen des Dichters beziehen und neben vielem Guten und Annehmbaren auch manches nicht zu Billigende enthalten. Jedenfalls dürfte Madvigs Urtheil in der Weise, wie er es opuscc. acadd. edd. Hauniæ. 1834. S. 31. Anm. 1. über E. W. Weber ausgesprochen hat, gar zu hart erscheinen; auch mag ihn zu einer so strengen Rüge

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