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der

,,den fremden Gesandten vernommen worden,
,,Schrecken der Könige und Völker gewesen war.“
(Esmarch.)

Und dieses Recht trat in Contact mit dem Weltverkehr. Der Erdkreis warf seine Schätze in den unergründlichen Abgrund der Residenz. Die grossen Banquiers am Forum in Rom bildeten Consortien, die sie zu Speculationen befähigten, welche je in viele Millionen von Franken gingen und sich über die entferntesten Theile des Reiches erstreckten.

Das sind die Vorbedingungen für die rasche und rege Entfaltung der Rechtswissenschaft in Theorie und Praxis. Und wie einst in der englischen Aristokratie die Mansfield, Hale und Campbell das Recht förderten und ausbildeten, so finden wir hier die angesehenen Geschlechter der Claudier, Porcier, hauptsächlich aber der Mucier1) am juristischen Werke.

In diesem Geschlechte war seit alter Zeit weitaus der bedeutendste Stamm derjenige der Scaevola, der Schiefen. Die Vererbung dieses Beinamens vom Vater auf den Sohn reicht über die eigentliche Geschichte hinauf; und die Familientradition ermangelte nicht, den angeblichen ersten Träger desselben mit einem etymologisirenden Heldenmythus zu umgeben. Obgleich die Mucii ein plebejisches Geschlecht waren, finden wir doch schon im 6. Jahrhundert der Stadt die Scaevola als eine der angesehensten Familien Roms. Was aber dieses Haus schon in jener Zeit auszeichnete, das war die Kenntniss des Rechts, gepflegt und vererbt vom Vater auf den Sohn; und was dagegen, wie Cicero sagt, dem Hause abging, das war die Beredtsamkeit. 2)

Die Gestalten dieser Scaevola haben seit dem Wiederaufleben der Wissenschaften im Abendlande die Augen der

Juristen immer wieder auf sich gezogen. Im Jahre 1558 erschien des Franciscus Balduinus jurisprudentia Muciana, ein Buch noch voller Irrthümer, oft mehr ein Panegyrikus als eine Geschichtschreibung, und von einer Kritik wie ein Perizonius sie übte weit entfernt.

Ganz anders aber ist die 200 Jahre spätere Behandlung von Gregorius Majansius, der mit enormem Fleisse das Material zusammentrug und es mit kritischer Schärfe bearbeitete.

Aus der neuern Zeit ist die summarische, aber nicht weniger gründliche Arbeit Wilh. Teuffels in Pauly's Realencyclopädie über die Mucia gens hervorzuheben. 3)

Bevor ich näher auf die beiden grössten Männer des mucischen Hauses, P. u. Q. Scaevola eintrete, lassen Sie mich noch einen Blick werfen auf den Vetter, cousin germain des Ersteren, den Augur Q. Scaevola, da er, wenn auch etwa 15 Jahre jünger als P. Mucius, dennoch der geistige Vorläufer jenes grossen Paares war.

I.

Dieser Q. Scaevola, der Sohn des Stadtprätors vom Jahre 575 P. Scaevola, war, wie wir mit ziemlicher Sicherheit annehmen können, im Jahre 593 d. St. geboren.4) Er wurde von seinem Vater in der Jurisprudenz, und von dem berühmten Panaetius in der stoischen Philosophie unterwiesen.5) Später heirathete er Laelia, die Tochter des C. Laelius. Von seinem Schwiegervater sprach er immer gern und lobte seinen Verstand.6) Laelius war es auch, der ihn in das Collegium der Augurn cooptirte, nicht ohne sich dadurch Verdruss zu bereiten. Denn des Laelius anderer Schwiegersohn, C. Fannius, hatte erwartet, dass die Wahl auf ihn fallen werde, weil er der ältere war, und nahm es nun übel, dass er übergangen wurde.7)

und es lohnt sich daher wohl der Mühe, diese Wiege des Rechtsunterrichtes näher in's Auge zu fassen.

Wie damals im Rechte überhaupt, so konnte auch im Rechtsunterricht von Systematik noch keine Rede sein. Ja es fand überhaupt noch kein eigentliches Unterrichten statt; das Verhältniss zwischen Lehrer und Lernendem bestand vielmehr in anregendem Gespräch und darin, dass der Schüler bei den Antworten zuhörte, welche der Lehrer Dritten gab, die ihn consultirten. Wenn der Schüler einmal die 12 Tafeln kannte, war es daher hauptsächlich das eigene Nachdenken und das practische Leben, was den Jüngling zum Juristen machte. Letzteres bot ihm freilich hiezu mit seiner unbeschränkten Publicität Gelegenheit auf Schritt und Tritt. Wenn er über den Marktplatz ging, tönten ihm die feierlichen Fragen und Antworten der gerichtlichen Verträge und Prozesshandlungen entgegen; alle Gesetze wurden vor das Volk gebracht und vor dem Volke discutirt. Auf den Stufen, die zum Tribunal des Prätors führten, standen niedere Bänke, auf denen die lernbegierige Jugend den Plaidoyers der berühmten Gerichtsredner lauschen, auf die Prozessleitung des Richters merken und seiner zwanglosen Berathung mit den ihn umgebenden erfahrenen Freunden beiwohnen konnte. Da bildete sie sich in der Kunst der Diagnose, die der Prätor übte, indem er den Parteien aus seinem öffentlich aufgestellten Edict die Klageformeln zu Handen der Geschworenen gab. Gewiss haben jene Prätoren vor Allem ihre eigenen Söhne in ihre Sitzung mitgenommen, und das erklärt uns, wie mir scheint, dass sich in Rom so oft die Jurisprudenz vom Vater auf den Sohn vererbt hat.

Aehnlich wie auf dem Forum, so finden wir nun auch im Garten des alten Augurs einige junge lern

begierige Freunde um den im Lehnstuhl sitzenden Greis versammelt, weniger um seinen Unterricht zu geniessen, denn er widmete sich Niemandem speciell als Lehrer, als um ihn sprechen zu hören, sei es dass er einem Clienten eine Antwort gab, sei es dass er sich mit ihnen selbst, die ihn wie ein Orakel verehrten, unterhielt. Cicero führt uns in seinen Büchern Laelius und de oratore solche Gespräche vor. Scaevola spricht darin immer in kürzeren Sätzen; er ist auch hier wieder kein Verehrer der Redekunst, vielmehr der Mann der Sentenz, aber immer freundlich, immer wohlwollend.20) Cicero verdankt ihm manchen feinen kurzen Ausspruch, aber auch manche scharfsinnige Disputation; er nennt ihn mit Begeisterung ungemein erfahren im Rechtswesen, ja Allen voranleuchtend in der Kenntniss des Civilrechts, überhaupt im scharfen Erfassen alles Dessen, was vor sein geistiges Auge kam.21)

Auf Fragen aus dem jus praediatorium gab er indessen nicht die gehoffte Antwort. Dieses jus betraf die Rechtsverhältnisse bezüglich des Ankaufs von Gütern, welche der Staat confiscirt hatte und nun wieder unter den Hammer brachte. Q. Mucius pflegte den Fragenden zu sagen, sie sollten für solche Dinge sich an die Güterund Häuserspeculanten wenden, die seien darin erfahren.22) Es liegt in diesen Worten wie ich glaube ein gewisser Despect gegen den Handel mit solchen Grundstücken, der, gegenüber einem grossen aber mit leichtem Herzen übernommenen Risico, einen bedeutenden, ziemlich mühelosen Gewinn verhiess, und daher glücklichen Müssiggängern zu einem Reichthum verhelfen konnte, den hundert Arbeitende umsonst erstrebten. Das scheint nicht nach Scaevola's Geschmack gewesen zu sein. Die Zeit der Sullanischen Gewaltthaten gab gewiss zu solchen Speculationen besonders viel Veranlassung, und die glücklichen

welchen das römische Volk den Feinden übergeben habe, durch seine Rückkehr nicht wie ein zurückkehrender Kriegsgefangener wieder in seine früheren Rechte eintrete. Brutus widersprach; eine heftige Discussion entspann sich; Scaevola trat der Ansicht des Rutilius bei, und sie siegte ob, Mancinus musste als Fremder und Unfreier den Saal verlassen.31)

Im Jahre 618 war Scaevola Stadtprätor und er erhält als solcher das Zeugniss unentwegter Gerechtigkeit, 32) Seinem Enkel, dem Prätor M'. Glabrio, hält Cicero, freilich in etwas rhetorischer Weise, das Beispiel seiner Ahnen vor Augen und rühmt dabei Scaevola's Klugheit gegenüber drohenden Anschlägen.33) Daneben war Scaevola von der äussersten Geduld. Manchmal, wenn er gerne auf's Land gegangen wäre, hörte er den Advocaten noch Stunden lang bei allem Aerger lächelnd zu, Leuten, von denen Crassus sagt: Kann man die noch für Redner halten, die oft nicht einmal merken, dass sie gerade das Gegentheil von dem begründen, was im Interesse ihrer Clienten liegt ? 34)

In dieser Stellung entschied er auch einen nicht uninteressanten Injurienprozess. Jemand hatte den Poeten L. Attius auf der Bühne persiflirt. Attius, ein fruchtbarer Tragiker, mochte dazu auch manchen Anlass geben; denn er verband mit einer ausserordentlich kleinen Körpergestalt ein sehr grosses Selbstgefühl, wie er denn auch einmal im Tempel der Musen sein Standbild in den grössten Dimensionen hat aufstellen lassen.35) Vielleicht war es sogar sein Zeitgenosse Pacuvius, der ihn in irgend einem seiner Stücke angegriffen hatte. Genug, während wir aus den Comödien des Terenz sattsam ersehen, dass die Autoren der Bühne einander in den Prologen gewöhnlich und nicht immer sehr schmeichelhaft bedachten, wurde

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