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Wunde davon gekommen, deren Heilung günstig verlaufen war. Fimbria hatte nachher sogar noch mit frechem Maule dem Scaevola selbst gegenüber bedauert, dass der Stoss nicht tiefer gedrungen sei.

Unter den Schrecken des Bürgerkrieges kam dann das Jahr 672 heran. Während C. Marius, der Sohn des grossen Feldherrn und Consul des Jahres, von Sulla bei Sacriportus geschlagen, sich in Praeneste verschanzte, berief auf sein Anstiften sein Parteigänger in Rom, der Prätor Damasippus, den Senat in die curia Hostilia zusammen. Als die Senatoren versammelt waren, drangen er und seine Leute mit dem Dolche auf alle Diejenigen ein, welche im Verdachte standen zur Sullanischen Partei zu halten.172) So fand in jener Curia, deren Geschichte bald nachher in den Flammen endigen sollte, wie im Jahre vorher das Capitol in den Flammen aufgegangen war, eine Reihe der besten Bürger den Tod, darunter der gewesene Aedil Antistius, der gewesene Prätor Carbo, und im Fliehen noch unter der Thüre der Consular L. Domitius. Scaevola trat mit der Würde des pontifex maximus den Kämpfenden entgegen, um weiteres Blutvergiessen zu hindern; da wagte man sich auch an ihn. Er floh nach dem nahen Tempel der Vesta; aber in der Vorhalle desselben erhielt er einen Dolchstoss. Mühsam schleppte er sich noch bis zum Altare, auf welchem das ewige Feuer brannte; er umschlang ihn mit blutenden Händen, dann brach sein Auge.

In die Leiber der Getödteten setzten die Henkersknechte ihre Hacken ein, und die Menge,sah mit stummem Entsetzen die Leichen dieser letzten Opfer des Terrorismus durch die Strassen schleifen und sie in den Fluss werfen. 173)

So starb, erst etwa 58 Jahre alt, der Mann, den

Appian den höchsten Priester des Rechts bei den Römern, Vellejus den berühmtesten Autor des göttlichen und menschlichen Rechtes nennt. Cicero berichtet uns, Scaevola habe die Gefahr vorausgesehen. Er habe manchmal gesagt, es werde so kommen; aber er habe erklärt, lieber wolle er zu Grunde gehen, als mit den Waffen in der Hand gegen seine Vaterstadt ziehen, und so sei er, als Sulla gegen die Marianer anrückte, in der Stadt geblieben. 173)

Im nächsten Jahre hielt Cicero auf dem Forum seine berühmte Vertheidigungsrede für Roscius von Ameria, und dabei rief er aus:,,Scaevola ist von den Nämlichen, die er versöhnen und am Leben erhalten wollte, niedergestossen worden. Sein Tod hat die ganze B ürgerschaft in Bestürzung und Trauer versetzt." Noch der beil. Augustinus schreibt, 174) fast sei das heilige Feuer unter Scaevola's Blut erstickt, und frägt:,,Was war denn den Marianern noch heilig, wenn sie einen Senator, einen pontifex, einen Mucius, und den Altar in seinen flehenden Armen nicht schonten, den Altar, auf welchem nach der Sage Roms Geschicke ruhten!"

Und der Dichter Lucanus 175) sang:

Dich auch, Scaevola, mordeten sie, nicht achtend der Vesta
Heiliger Stätte, und nicht des ewig flammenden Herdes;
Doch nur langsam floss Dein Blut vom alternden Leibe,
Sorgend, dass ja nicht im Nass das heilige Feuer erlösche!

In Scaevola starb, wie Teuffel in seiner Literaturgeschichte ebenso wahr als schön sagt, ein glänzender Vertreter der römischen Rechtswissenschaft, eine der wohlthuendsten Gestalten des Römerthums, ebenso gründlich wie vielseitig gebildet und freisinnig, ein wahrer Mann des Rechts, dem er sein Leben weihte als Sachwalter, Rathgeber, Lehrer und Schriftsteller, dabei

Schneider, Drei Scaevola.

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frei von aller Pedanterie, redegewandt, von unbeugsamer Rechtlichkeit und ungetrübter Lauterkeit.

Solche Charakter sind es wohl werth, der studirenden Jugend als Ideale gepriesen zu werden. Die Scaevola haben nirgends einen entscheidenden Einfluss auf den äussern Gang der Weltgeschichte ausgeübt; aber der Jurist wählt sich seine Vorbilder gern auch unter den mehr im Verborgenen wirkenden Fachgenossen; auch sie leuchten ihm als Feuersäule, wenn ihn Hindernisse oder Gefahren auf der Bahn nach dem gesteckten Ziele zurückschrecken wollen; und wo uns solche Grösse des Charakters mitten aus einer schlimmen Zeit heraus entgegentritt, wird dem Bilde wohl auch ein allgemein menschliches Interesse nicht versagt werden.

Anmerkungen.

1) In den Inschriften MVVCIVS. Es wird unser Q. Scaevola als Consul angeführt im Schiedsspruch der Minucier; im Uebrigen liefern die vorhandenen Inschriften m. W. für unsern Zweck keine Ausbeute.

2) Q. Mucius Scaevola war Praetor von Sicilien im Jahre 539 a u. (Liv. 23, 24); sein älterer Sohn Quintus bekleidete im Jahre 575 die nämliche Stelle, im Jahre 580 das Consulat; der jüngere Sohn Publius war praetor urbanus im Jahre 575 (Liv. 40, 44, welche Stelle Zimmern, Rechtsgesch. § 75 p. 278 irrthümlich auf den jüngern P. Mucius bezieht), Präsident des Geschwornengerichtes über die Giftmischer, und Consul 579, in welchem Jahre er über die Ligurier triumphirte (Fast. Triumph. ed. Or. p. CLVII). Im Jahre 584 bewarb er sich um die Censur (Liv. 43, 14). Mit der Stadtprätur übernahm er das eminent juristische Amt des römischen Staates. Er selbst gab seinen Söhnen die erste juristische Bildung (Cic. Brut. 26, 9×). Ueber die Scaevola überhaupt v. Cic. de or. 1, 10, 39. Um Jemanden als Rechtsgelehrten zu bezeichnen, nennt ihn Horaz einen Mucius Hor. Ep. 2, 2, 89. Vgl. den Stammbaum Beil. L 3) Auch Zimmern in seiner Rechtsgeschichte hat sich einlässlich mit den Scaevola befasst. Er fusst auf Majansius. Von ihm und Anderen wird beiläufig eitirt D'Armand vitae Scaevolarum, ein Werk, welches mir leider nicht zugänglich war.

4) Im Jahre 625 wird er als gelehrter Jinging, schon im gra storischen Alter stelend, bezelenet Cie de rep. 1, 12, 15, Nach der damals geltenden ler Villa antalla war diese Alter das vollendete 31ste Jahr Rvior, rim Bottegel. I p A. 2,; es würde da da spatesteza anf na Jabriek za wit Geburtejahr deuten. In er ferner in Jabre 653 Prestur war, und dazu nach dem rizide Get idem inre als gewesen wit my kan wite Gebur LISA KOKAMY Se kur vet

fallen. Bedenken wir, dass sein Vater als Praetor des Jahres 575 spätestens im Jahre 535 geboren sein muss, also im Jahr 593 schon 58 Jahre alt war, so werden wir geneigt sein, die Geburt des Augurs eher etwas früher anzusetzen; indessen kann sie jedenfalls nicht viel früher fallen, da sonst die Bezeichnung seines Alters als aetas quaestoria im Jahre 625 nicht mehr passen würde, und da der Augur noch bis gegen das Jahr 670 hin lebte.

5) Cic. de or. 1, 17, 75. Obgleich das Gespräch des Scaevola mit Antonius und Crassus fingirt ist, darf diese Angabe doch wohl als richtig angenommen werden; (vergl. Cic. de or. 1, 11, 45.) — Mommsen, röm. Staatsrecht II, p. 604 A. 1 bezieht diese Mittheilung auffallender Weise auf den pontif. max. Scaevola. 6) Cic. Lael, 1, 1.

7) Plin. N. H. 10, 7, 8; Cic. Brut. 26, 100.

8) Cic. Brut. 58, 211.

9) Dass der Sohn erst im Jahre 700 tr. pl. gewesen sein soll, ist höchst auffallend; man pflegte dieses Amt vor dem 40 sten Altersjahre zu bekleiden. Allein wenn er damals auch schon 40 Jahre alt war, so war er zu einer Zeit geboren, da der Vater bereits das 66 ste Altersjahr hinter sich hatte. Unmöglich ist indessen das späte Tribunat nicht, zumal da keine andere Magistratur angeführt wird, welche der junge Scaevola bekleidet hätte; dasselbe würde kaum für seine Fähigkeiten sprechen.

10) Waddington, fastes des provinces asiat. p. 32 nimmt an, dass Scaevola erst als propraetor, im Jahre 634, nach Asien gegangen sei, entgegen dem Wortlaut von Cic. de or. 1, 17. Ueber die asiatischen Statthalter v. u. Note 77.

11) Cic. de or. 2, 67, 269.

12) Cic. de finib. 1, 3, 8—10.

13) Cic. Brut. 26, 102; de or. 1, 10, 39; 49, 214; 55, 234; Vell. Pat. 2, 9, 2.

14) Cic. orat. 44, 149:

Quam lepide lexeis compostae, ut tesserulae, omnes

Arte pavimento atque emblemate vermiculato.

15) Cic. de or. 2, 70, 281.

16) Cic. Brut. 49, 214 breviter impoliteque; cf. eod. 55, 234 eius

ars indotata et incompta.

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