Qui sapiunt; agitant pueri incautique sequuntur. In puteum foveamve, licet ,,Succurrite" longum 460 Clamet ,,Io cives !“, non sit qui tollere curet. Si curet quis opem ferre et demittere funem, Narrabo interitum. Deus immortalis haberi 465 Dum cupit Empedocles, ardentem frigidus Aetnam Insiluit. Sit jus liceatque perire poetis : Fiet homo et ponet famosae mortis amorem. 470 Nec satis apparet, cur versus factitet: utrum Minxerit in patrios cineres, an triste bidental Indoctum doctumque fugat recitator acerbus; 475 Quem vero arripuit, tenet occiditque legendo, Non missura cutem nisi plena cruoris, hirudo. A n h a n g. Ueberblick. (Ausführlicheres findet sich schon in grösseren latein. Grammatiken.) Die eigentliche Literatur der Römer beginnt erst nach dem ersten Punischen Kriege, in Folge der Bekanntschaft mit den Griechen, und als Nachahmung und Bearbeitung griechischer Werke, zunächst gerade durch Griechen von Geburt. In den früheren und ältesten Zeiten Roms gab es verschiedene Arten von lustigen, neckenden, komödienartigen Darstellungen, mit Vermummung, Flötenspiel und Tanz. Dahin gehören die Fescenninen, Atellanen, Mimen, 8aturae. Als Lieder werden genannt die Lieder der Salier (Priester des Mars) und der Arvalischen Brüder. Als ältester Rhythmus gilt der sogenannte saturnische Vers, mit 6 Hebungen, in der ersten Hälfte steigend, in der zweiten fallend, jedoch mit vielen Freiheiten. Bekanntes Beispiel: Dabúnt malúm Metélli | Naévió poétae. Er hat Aehnlichkeit mit dem Nibelungenverse. Der Verlauf der römischen Poesie lässt sich in drei Perioden scheiden: 1. Die ältere Zeit: vom Ende des ersten Punischen Krieges bis auf Julius Cäsar (240–60); hauptsächlichste Regsamkeit zur Zeit der Scipionen, vom zweiten bis zum dritten Punischen Kriege. 2. Die klassische Blütezeit, unter Cäsar und Augustus, hauptsächlich aber concentrirt in dem Kreise des Mäcenas unter Begünstigung von Augustus; daher auch bald hinterher ein rascher Verfall. 3. Die Imperatorenzeit; meist gelehrte Nachahmung oder bittere Satire. Die bedeutenderen dichterischen Erscheinungen fallen in die zweite Hälfte des 1. Jahrh. (50—100); die Zeit vorher und die ganze folgende Zeit dürftig bis zum Abschluss der eigentlich römischen Literatur, so dass man die Aeltere und spätere lateinische Dichter. 185 selbständige poetische Literatur schon mit dem 1. Jahrh. abgränzen kann. Dagegen trat im 4. Jahrh. eine neue Periode für die lateinische Sprache ein, als sie Kirchensprache und allmählich wissenschaftliche Weltsprache wurde und so denn durch alle Jahrhunderte hindurch zu poetischen Erzeugnissen diente, sowohl kirchlichen als weltlichen. Die metrische Form erhielt ein neues Element durch den Reim, welcher sich schon im 4. Jahrh. namentlich bei der Kirchenpoesie findet; statt der Quantitätsverhältnisse wurde dabei allmählich der natürliche Wortton massgebend. Eigenthümlich sind die Leoninischen Hexameter und Pentameter (von Pabst Leo II. ?), worin die Mitte (bei der Cäsur) mit dem Ende reimt. Ueberhaupt kamen während des Mittelalters mancherlei künstliche Formen in Anwendung. Die sogenannte Restaurationsperiode seit dem 15. Jahrh. führte auch die Poesie zu den altklassischen Formen zurück. Die namhaftesten Dichter der römischen Literatur sind: Aus der I. Periode (die Jahreszahlen nicht immer zuverlässig): 1. Livius Andronicus (284—204), kam als griechischer Gefangener nach Rom, übersetzte die Odyssee in saturnischen Versen und arbeitete griechische Dramen ins Lateinische um; das erste führte er 240 auf. 2. Cn. Nä vius (272—200) verfasste Dramen, besonders Tragödien, und führte dabei auch römische Stoffe ein. 3. Plautus (254—184), schrieb sehr viele Komödien (s. unten S. 188). 4. Ennius (239—169), der einflussreichste der älteren römischen Dichter; Epiker u. Dramatiker (s. unten S. 187). 5. Caecilius Statius (230—166), schloss sich an Ennius an, und schrieb Komödien nach Art des Plautus. 6. Pacuvius (220—130), des Ennius Schwestersohn, schrieb Tragödien, worin er sich besonders an Sophokles anschloss. 7. Terentius (185—159), schrieb 6 Komödien, welche erhalten sind (s. unten S. 196). 8. Attius (auch Accius) (170-104), schrieb Tragödien, mit viel Anerkennung. 9. Lucilius 148—103), frühzeitig mit dem jüngeren Scip. Africanus vertraut. Er ist der Hauptbegründer der römischen Satira, wie sie von Horaz weiter ausgebildet wurde. Von allen diesen Dichtern sind, ausser den Komödien des Plautus und Terentius, nur noch Fragmente übrig. Im Versbau und Versmass herrschen viele Freiheiten und Abweichungen von den bekannten strengeren Regeln, namentlich in Hinsicht des Hiatus, der Positionslänge und der Synicese, worüber das Nähere beim mündlichen Unterricht. 186 Aeltere und spätere lateinische Dichter. Aus der II. Periode: Von den genannten Dichtern sind noch die Werke oder grössere Stücke übrig; von andern namhaften Dichtern dieser Zeit kaum noch vereinzelte Fragmente. Aus der III. Periode: Raub der Proserpina (s. 2. Bd.). 1. Juvencus, unter Constantin; biblisch-episch. 2. Hilarius, + 367. Hymnen. 3. Damasus (305—384). Hymnen. Schon Neigung zum Reim. 4. Ambrosius (333–397). Hymnen. – 5. Prudentius (350—405). Epik u. Lyrik. 6. Prosper Aquitanus, um 400. 7. Sedulius, um 400. 8. Paulinus, um 400. 9. Apollinaris Sidonius, 450. Der Verlauf der lateinischen Poesie nach dem Untergange des römischen Reiches gehört mehr oder minder den literarischen Leistungen der einzelnen abendländischen Nationen an. Was insbesondere die Deutschen angeht, so wurde selbst die Nationalsage für lateinische Poesie verwendet; so das epische Gedicht „Waltharius manu fortis“ (Walter v. Aquitanien) in Hexametern, von einem St. Gallener Mönch (Eckehard) im 10. Jahrh. Aus der neuern Zeit der altklassischen Form leuchtet vor allen Jak. Balde (1603-1668) hervor, der in seinen lyrisch-religiösen, didaktischen und patriotischen Gesängen den Horaz zum Vorbild nahm. 1. Ennius. Q. Ennius, geboren 239 v. Chr. zu Rudiae in Calabrien, Wo Griechisch gesprochen wurde, diente beim römischen Heere in Sardinien, wurde dort mit M. Porc. Cato bekannt und von ihm mit nach Rom genommen, wo er sich mit Unterrichten im Griechischen und mit Bearbeitung griechischer Dramen, besonders Euripideischer Tragödien für die römische Bühne be chi gte. Ausserdem schrieb er „Satura e“, und als grosses Epos die römischen Annalen, von Aeneas bis auf seine eigene Zeit, wobei er als Versmass den Hexameter einführte. Er starb 169. Ennius ist der einflussreichste und geehrteste der älteren römischen Dichter gewesen. Von seinen Werken sind nur Fragmente übrig, jedoch ziemlich zahlreiche, weil von andern Schriftstellern (z. B. von Cicero) so oft Stellen aus ihm angeführt werden. Im Versmass die Freiheiten (namentlich hinsichtlich der Positionslänge) zu beachten, sowie die Alliterationen. Aus den Annalen. 1. Omnes mortales sese laudarier optant. Moribus antiquis res stat Romana virisque. 5 Qui vincit, non est victor, nisi víctus fatetur. Unus homo nobis cunctando restituit rem. At tuba terribili sonitu taratantara dixit. O Tite tute Tati, tibi tanta, tyrạnne, tulisti. Accipe daque fidem, foedusque feri bene firmum. 10 Olli crateris ex auratis hauserunt. Aestatem autumnus sequitur; post acer hiems fit. |