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Grenze des Erlaubten überschritten; häufige Beispiele von grober Ausschweifung in persönlichen Anfällen machten auf Missbrauch aufmerksam, und veranlassten Gesetze dawider. In gleichen Fall kám denn auch die geschriebene satura, die nur ausser der Bühne weniger bedenklich war, weil sie weniger Aufsehen erregte. Sie hatte ebenfalls, bei ihrem angeerbten Hange zur Persönlichkeit, die Gesetze zu fürchten. Die zwölf Tafeln verordneten Strafe für mala carmina, i. e. maligna (Pasquille). Die Sache ist bekannt genug aus Horaz Epist. II, 1, 152. ff. Zu vergleichen Cicero's Fragmente S. 1080. bei Ernesti, die Stellen aus Augustinus. Nur kommt dabei ein Missgriff vor, der durch die Worte des Horaz, formidine fustis, veranlasst ward; es haben nämlich Interpreten gesagt, die Strafe sei körperlich, fustuarium gewesen. Indessen war fustis metaphorisch gebraucht für gesetzliche Strafe im Allgemeinen. Bei allem dem darf man die alte satura mit unserer Satire nicht verwechseln. Jenes blieb noch immer eine allgemeine, vieldeutige Benennung, wie die ähnlichen in der Poesie der Alten, sermo, ecloga, idyllium. Saturas dieser Art erhielten die Römer von ihrem Ennius und Pacuvius, schon im zweiten Jahrhundert vor Christi Geburt, und etwa hundert und fünfzig Jahre später im Zeitalter des Cicero, von dem ,,Romanorum doctissimus", M. Terentius Varro, letztere in Prosa, mit untermischten Versen, von ihm selbst Menippeae genannt, Nachahmung einer originellen Gattung, worin Menippus sich ausgezeichnet hatte, der Vorläufer des Lucian, onоvdoyɛhotos, wie ihn die Griechen seines Characters wegen nannten. Ueber die Varronianische oder Menippeische Satire ist man noch nicht gehörig im Reinen. Ein gewisser J. G. Hauptmann hat zwar de Sat. Varroniana s. Menippea in den Miscell. Lips. nov. V. p. 358. sqq. geschrieben; allein hierdurch ist die Sache noch lange nicht erschöpft. Die Manier dieser Satire hat sich erhalten in der Schrift des Seneca: Ludus de morte Claudii; in den Schriften des Petronius und des Kaisers Julianus. Aber die des Varro

scheint viel mehr Buntscheckiges gehabt zu haben, und man nacht sich einen Begriff davon aus einer beträchtlichen Anzahl von Fragmenten, in der Zweibr. Ausg. S. 260-318. Für Römische Sprache und Sitten waren die Varronischen Satiren eine reiche Fundgrube. Quintilian in der classischen Stelle von der Satire der Römer X, 1, 95. nennt die des Varro nach der Lucilischen, von der wir gleich reden werden, als das alterum genus: die Stelle hat aber eine bedeutende Schwierigkeit.

Bald nach Ennius und Pacuvius trat C. Lucilius auf, um 606 a. U., 121 v. Chr., ein Ritter aus Suessa in Campanien, welches Auruncer gestiftet hatten. Campaniens Bewohner waren bekannt durch ihre Laune und ihren Witz; sie waren in Italien, was in Frankreich die Gascogner, oder in England die Irländer sind. Die Griechen schrieben den Namen Дovxílios, zum Beweis, wie die Römer ihn aussprachen, das c wie ein k, und das 7 in der Mitte verdoppelt, Lukillius. Dieser war der Erste, der den Charakter der poetischen Satire feststellte, und den reichhaltigen Stoff der alten satura der Bühne zum Sitten- und Strafgedicht, als eigener poetischen Gattung, in einer bestimmten Versart ausbildete. Diess ist denn endlich der Character Lucilianus, nach Varro's Ausdruck de Re Rust. III, 2, 7. Der Stoff der Lucilischen Satire war höchst mannichfaltig, und verbreitete sich selbst über litterarische Gegenstände und Erscheinungen. Gellius 1. XVII. in fin. Die Frage, wie Jemand darauf verfallen konnte, das alte Possenspiel in die Litteratur zu verpflanzen, und bloss für Leser zu bearbeiten, lässt sich eben so schwer abweisen, als sie unschwer zu beantworten steht. Lucilius würde sein Talent dem Theater gewidmet haben, er würde als Dichter der Comödie Epoche gemacht haben, wären die Umstände in Rom dazu einladend gewesen. Es lag gewiss nicht an seiner Neigung, dass er für das damalige Rom nicht eben das wurde, was zu ihrer Zeit die Dichter der ältern Attischen Comödie, ein Kratinus, Eupolis, Aristophanes, für Athen waren. Dazu besass er Freimüthigkeit

im vollen Masse, die er auch in seinen Schriften, völlig im Ton der ältern Comödie, geltend machte. Denn seine Satire hatte ganz den persönlichen Charakter von der Griechischen Comödie entlehnt, wie wir aus Horaz und Andern wissen. Aber das damalige Rom war nicht das Athen der alten Komiker, die Römische Theaterfreiheit hatte schon grosse Beschränkungen erfahren, und der fustis der zwölf Tafeln war für den Freimüthigen eine ängstliche Sache. Viel zu mächtig war auch der erste Stand in Rom, auch, durch die Clientschaft, in seinem Einfluss auf die Stimmung des Volkes, als dass, selbst ohne Furcht vor der Strafe, die Geissel der Satire auf öffentlichem Schauplatz ihr Glück hätte machen können. Ueberdem liess das Amphitheater bei den Römern nie recht ein Theater aufkommen; die Lucile konnten deswegen wenig Lust haben, sich eifrig um die Lorbeern zu bewerben, die auf diesem Felde nur sparsam blühten, und zogen daher lieber den engern Kreis vor, worin sie, mit weniger Gefahr, mehr Belohnung zu erwarten hatten. Lucilius sah auch diese Erwartung erfüllt: die neue, durch ihn gebildete, Dichtart machte ihn zum Liebling Roms; und noch spät hatte Lucilius seine Verehrer, denen er mehr galt, als selbst Horaz. Dialog. de corr. eloq. c. 23. Curtius Nicia, zu Cicero's und Pompejus Zeit, schrieb ein Werk über Lucilius, und selbst Satiren, wodurch er sich als Kunstrichter über ihn bewährte; Sueton. illustr. Grammatic. c. 14. extr.; und die alten Grammatiker, Laelius Archelaus und Vectius Philocomus, erklärten in Schulen Lucils Satiren. Suet. I. I. c. 2. (legisse se apud ut discipulos.) Vortrefflichen Stoff zu einer Charakteristik bieten die Stellen beim Cicero, Horaz und Quintilian vom Lucilius, sammt einem Zeugniss des Persius gegen das Ende der ersten Satire. Horaz war gerecht gegen sein Genie; aber er hat ihm die Incorrectheit nicht verzeihen können, und er rügt sie mit Strenge, weil auch seine unkritischen Verehrer in Rom es bedurften, dass ein feinerer Geschmack in der Poesie durch Rüge des Gegen

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theils ihnen empfohlen wurde. Schon Quintilian missbilligt das zu einseitige Urtheil des Horaz; viel einseitiger aber war Wieland zu Horaz 4. Sat. des I. Buchs, in den Erläuterungen Nr. 1. Geläutert ist hier wenigstens nichts, und mit Gemeinplätzen nach weiland Batteux lässt sich nicht Alles abthun. Lucilius war ein Vielschreiber; die Alten führen dreissig Bücher Satiren von ihm an, welches aber freilich nur ein sehr unbestimmtes Mass für die Menge seiner Schriften ist. Wir haben nur noch Fragmente, zuerst gesammelt von dem Holländer Franc. Dousa. Eine zweite Ausgabe dieser Sammlung ist 1735 in Padua in Octav herausgekommen, und eine dritte, bis jetzt die beste, durch Haverkamp ad calcem Censorini, L. Bat. 1743. 8. Auch mit dem Zweibrücker Juvenal und Persius sind diese Fragmente wieder erschienen. Aus ihnen würde sich unstreitig noch Etwas machen lassen, wodurch Lucils Charakter mehr Licht erhielte. Sie geben noch vielen Stoff zu einer verdienstlichen kritischen Arbeit, wie schon längst auch von Bayle bemerkt ist; denn Lucilius war ein Sittenmaler; seine Dichtart schöpfte aus dem wirklichen Menschenleben, war ein Lehrgedicht zu sittlichen Zwecken, mit der Absicht, Thorheit und Unsittlichkeit zu rügen. So wurde die Satire erst durch Lucilius zum eigentlichen Gedicht erhoben, und zu einer bleibenden Gattung ausgebildet. Der alte Name des Gedichts blieb weiterhin der in ihm vorherrschenden eigenen Art von Laune oder Gemüthsstimmung, die daher die satirische heisst, und die in Rede oder Schrift sich auf sehr mannichfaltige Weise darstellt, auch jeder beliebigen Form sich bedienen darf, und übrigens in der Art ihrer Aeusserung verschieden modificirt wird nicht allein durch Gegenstand und Veranlassung, sondern ganz hauptsächlich durch den sittlichen Charakter, durch die Gesinnung, aus der sie entspringt, und durch den Grad der Geistesbildung, der sie begleitet; weshalb es eine gutmüthige Satire gibt und eine bösartige, eine milde und bittere, eine feine und grobe, u. s. w.

Sehr verschieden ist daher auch das Wesen der Satire in der Litteratur aller litterarischen Völker ausgeprägt. Eine nützliche Sammlung, als Stoff zur Kenntniss des Mannichfaltigen, in dem Buche von Flögel, Geschichte der komischen Literatur, vier Bände, im ersten und zweiten Band von der Satire. Jene Verschiedenheit muss sich begreiflich auch der Satire mittheilen, wenn sie Gedicht wird; nach Massgabe, wie das Gemüth des Dichters durch den Anblick von Thorheiten und Lastern mehr oder minder bewegt; je nachdem es mehr von lächerlichen oder empörenden Erscheinungen Eindrücke empfängt, muss auch Ton und Charakter des Gedichts sich anders gestalten. Es gibt daher eben sowohl eine komische, als eine tragische Satire, deren Wirkung analog ist der, die eine Komödie oder Tragödie hervorbringt. In der Lucilischen muss der tragische Charakter bereits zum Theil vorherrschend gewesen seyn: das sieht man aus Juvenal, der von ihm sagt: er griff das Laster mit dem Schwerte in der Faust an, und donnerte den Sündern seiner Zeit ins Gewissen: Sat. I. am Ende. Juvenal selbst hat an vielen Stellen bewundernswürdige Züge eines ächt tragischen Charakters.

Bisher sahen wir die Satire als eine original - römische, von den Römern selbst erfundene und ausgebildete, Dichtart. Und dass diese Ansicht die wahre und richtige sei, beweis't der bisher nachgewiesene natürliche Gang ihrer Entwickelung; beweisen ferner die gewichtvollsten Autoritäten der Alten selbst: Horaz Sat. I, 10, 66., Quintilian X, 1, 93., der Grammatiker Diomedes in der Sammlung des Putsch S. 482. f. Aber man hat früher eine entgegengesetzte Meinung gehegt: die Satire der Römer sey, mit den übrigen Dichtarten, von den Griechen entlehnt, sey ein Abkömmling des drama satyricum, d. i. der travestirten Tragödie der Attiker, an den Bacchusfesten, worin muthwillige Satyre und Silenen auftreten, den Ernst der Handlung ins Lustige ziehend; eine Gattung, woran die Attische Bühne sehr reich war, Wovon

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