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sich, unter ihnen ihre Selbständigkeit zurückzuerobern. Am 16. Dezember wurde durch eine Proklamation die Republik als wiederhergestellt verkündigt und der britische Administrator zu Pretoria vom Beschluß der Bauern benachrichtigt. Die englische Verwaltung berief hierauf die in den einzelnen Orten zerstreuten Truppenabtheilungen nach Pretoria und zeigte sich entschlossen, zur Gewalt zu greifen. Als die Bauern, die erklärt hatten, nur, falls sie dazu gezwungen würden, Blut vergießen zu wollen, das sahen, griffen sie noch im Dezember ein paar Kompagnien des 94. Regiments an und nahmen sie, nachdem 157 Mann gefallen waren, gefangen. Der britische High Commissioner und Governor von Natal, Sir George Colley, sammelte nun 1400 Mann und 6 Kanonen und rückte damit gegen die Bauern. Er wie seine Offiziere waren davon überzeugt, daß diese Gegner, die noch vor wenig Jahren gegen die Zulus so wenig ausgerichtet hatten, nicht sehr ernst zu nehmen seien. Ihre Erfahrungen brachten sie bald zu einer anderen Auffassung. Am 28. Januar 1881, am 7. Februar erlitten sie Niederlagen, und am 27. Februar gelang es den Bauern bei Majuba Hill, den General Colley selbst, 6 Offiziere und 90 Mann zu tödten und die englische Truppenmacht in wilde Flucht zu schlagen! Die Bauern verloren dabei nur 1 Todten und 5 Verwundete!

In England erregte die ganze Angelegenheit von Anfang an unangenehmes Aufsehen. Die billig Denkenden standen auf Seiten der Bauern. Man erinnerte daran, daß Carnarvon die Annexion ausdrücklich von der Zustimmung der Bevölkerung abhängig gemacht hatte, und fürchtete von einem Krieg der Weißen untereinander die schlimmsten Wirkungen auf die Eingeborenen. Präsident Brand vom Oranjestaat wurde beauftragt zu vermitteln, und Colley erhielt Anweisung, es ohne Noth nicht auf Gewalt ankommen zu lassen. Gleichzeitig wurden freilich 10 000 Mann und der General Sir F. Roberts nach Südafrika geschickt, um Englands Interessen zu

vertreten!

Als Roberts in Kapstadt ankam, war aber die Schlacht von Majuba Hill schon geschlagen, und Sir Evelyn Wood, der Nachfolger Colleys, hatte mit den Bauern am 23. März einen Waffenstillstand geschlossen. Er hatte ihnen das Recht voller Selbstregierung unter der Suzeränetät der Königin von England zugesagt! Unter den obwaltenden Umständen und bei der schwierigen allgemeinen politischen

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Lage erschien es der englischen Regierung nicht angezeigt, den Kampf nochmals aufzunehmen. Lord Kimberley, der Staatssekretär der Kolonien, erklärte sich mit Woods Zugeständniß einverstanden, und im August 1881 wurde zu Pretoria ein förmlicher Vertrag mit den Bauern abgeschlossen. Die Letzteren fügten sich dem Verlangen nach britischer Suzeränetät wohl nicht allein, um den Briten den Rückzug zu erleichtern, sondern auch, weil nach Sir Bartle Freres Zeugniß diese Suzeränetät im Wesentlichen nur bedeuten sollte, daß England über das Wohlergehen der Eingeborenen wachen werde. Im Uebrigen hieß es in dem Vertrage: Her Majesty reserves to herself the control of the external relations of the said State, including the conclusion of treaties and the conduct of diplomatic intercourse with foreign powers. Dieses Abkommen gab zu verschiedenen Schwierigkeiten Anlaß und es wurde daher 1884 in London abgeändert. Transvaal war dabei durch eine Abordnung des Volksraads vertreten. Die Republik nahm damals den Namen „südafrikanische Republik" an. England ließ sein Suzeränetätsrecht fallen und begnügte sich mit der folgenden Vereinbarung: the South African Republic will conclude no treaty or engagement with any state or nation other than the Orange Free State, nor with any native tribes to the eastward or westward of the Republic until the same has been approved by Her Majesty the Queen. Such approval shall be considered to have been granted if H. M.'s Government shall not, within 6 months after receiving a copy of such treaty. have notified that the conclusion of such treaty is in conflict with the interests of Great Britain or of any of H. M.'s possessions in South Africa.

Als es zu dieser Auseinanderseßung kam, hatte die Entwickelung der britischen Besitzungen in Südafrika schon ungeheure Fortschritte gemacht. Die Kapkolonie besaß 1849 nur 218 000 Bewohner, wovon 76 000 der kaukasischen Rasse angehörten. 1855 zählte die Kolonie 268 000, 1865 496 000 Bewohner, von denen 182 000 Weiße waren. Nach der Einverleibung British-Kaffrarias stieg die Bewohnerzahl der Kapkolonien 1875 auf 721 000, darunter 237 000 Weiße; 1885 wurde die Einwohnerzahl auf 1 252 000 berechnet bei einem Flächenraum von 276 900 Quadratmeilen.*) 1891 belief sich die

*) Betschuanaland mitgerechnet.

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Bevölkerung auf 1 527 000, wovon 376 000 Weiße waren. Kapstadts Bewohnerzahl war 1849: 24 000, 1875: 32 000, 1891: 85 000. Die Bevölkerung Port Elizabeths ist von 13 000 im Jahre 1875 auf 23 200 im Jahre 1891 gewachsen, die Grahamstowns von 7000 auf 10 400. Beide überflügelt hat das erst 1867 gegründete Kimberley mit 28 700 Seelen. Daneben sind eine Menge kleinerer Orte in die Höhe geschossen.

Natal mit 20 460 Quadratmeilen Fläche besaß 1852 nur 121 000 Bewohner, darunter 8000 Europäer. 1891 zählte man hier 555 500 Seelen, darunter 42 700 Weiße. Durban besaß 27 400, Pietermaritzburg 17 200 Einwohner.

Besonders hervortretend sind die Fortschritte dieser Kolonien in der Steigerung der öffentlichen Einnahmen. Während diese in der Kapkolonie noch 1855 nur 306 000 Pfund Sterling betrugen und 1865 auch nur 856 700 Pfund Sterling erzielt wurden, vereinnahmte man 1872: 1161 500, 1875: 1672 700, 1880: 2 536 900, 1885: 3 327 500 Pfund Sterling. In Natal stiegen die Einnahmen von 32 100 Pfund Sterling im Jahre 1850 auf 77 400 im Jahre 1860, 126 200 im Jahre 1870, 260 200 im Jahre 1875, 582 700 im Jahre 1880, 662 900 im Jahre 1885. Der Handel beider Kolonien zeigt folgende Gestaltung:

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Unter den Exportgegenständen der Kapkolonie stand abgesehen von Diamanten an der Spiße Schafwolle. Es wurde hiervon ausgeführt:

1860 für 1448 600 Pfund Sterling,

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Der Werth der versandten Diamanten ist nicht genau bekannt. Nach den Deklarationen im Postamt zu Kimberley wurden davon

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exportirt 1876 für 1 807 500 Pfund Sterling, 1880 für 3 367 800 Pfund Sterling, 1885 für 2 489 600 Pfund Sterling.

Weitere sehr bedeutende Ausfuhrerzeugnisse sind Kupfererz, Straußenfedern, Angoraziegenhaar und Gold. Es wurden davon

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Natals Ausfuhr umfaßt ebenfalls in erster Linie Wolle, daneben. Rohrzucker, Häute, Straußenfedern und landwirthschaftliche Erzeugnisse.

An Hornvieh besaß

1875

1887

Kapkolonie 1 329 400
Natal
449 600

1 266 500 Stück,
611 700 =

Pferde zählte man in der Kapkolonie 1875 nicht weniger als 241 300, 1887: 262 500. An Schafen besaß diese Kolonie 1875: 11 279 700, 1887: 13 073 100 Stück, während Natal 1875: 386 100 und 1887: 484 200 hatte. Die Zahl der Angoraziegen in Kapland ist von 977 900 Stück im Jahre 1875 auf 3 184 000 im Jahre 1891 gewachsen. Zahme Strauße besaß es 1875: 21 700, 1891: 154 800.

Die Eisenbahnen der Kapkolonie hatten 1873 eine Länge von 64, 1875 von 147 Meilen. Natal wies 1875 gar nur 5 Meilen auf. 1880 besaß Letzteres 981/2, Erstere 907 Meilen Bahnen. 1885 war die Länge der Schienenwege in Natal auf 174, im Kaplande auf 1599 Meilen gewachsen! Für diese Bahnanlagen, Hafenbauten u. dergl. haben sich allerdings beide Kolonien in ansehnliche Schulden gestürzt. Während 1870 Natal 268 000, Kapland 1 106 400 Pfund Sterling schuldete, ist diese Last bei Ersterem auf 3 762 000, bei Letzterem auf 21 672 100 Pfund Sterling im Jahre 1885 gestiegen!

Zwölftes Kapitel.

Beginn fremden Wettbewerbs in Afrika und seine Wirkungen.

Der Rückgang des Handels in Sierra Leone und am Gambia wurde in erster Linie auf Unruhen der Eingeborenen in den benachbarten unabhängigen Gebieten, dann aber auch auf das Vorgehen anderer Nationen, besonders der Franzosen, zurückgeführt, welche seit 1870 eine eifrige Thätigkeit in Afrika entwickelten und allenthalben neben den englischen Besißungen Stationen anlegten. Erst waren das gesammte Senegalgebiet bis zum Gambia, dann der Süden zwischen Gambia und portugiesisch Guinea sowie weite Strecken des Inneren, endlich Grand Bassam (1838), Assini (1842), Gaboon (1842), Ogowe (1862), Porto Novo (1868) und das Land bis zum Kongo (1884) von Frankreich erworben worden. Durch diese Besizergreifungen wurden die englischen Kolonien mehr und mehr von ihren Bezugs- und Abjazmärkten im Inneren abgeschnitten, da England, wie gezeigt, sich durchweg auf Behauptung und Entwickelung der Küstenpläge beschränkt und aufs Innere eigentlich nur an der Goldküste nothgedrungen Einfluß geübt hatte. Besonders der Gambia wurde durch die Umklammerung Frankreichs immer werthloser, und die britische Regierung versuchte wiederholt (1870 und 1876) für Aufgabe dieser Kolonie Frankreich zum Verzicht auf seine Erwerbungen zwischen Sierra Leone und dem Aequator zu bewegen. Diese Verhandlungen scheiterten anscheinend hauptsächlich infolge des Widerstandes der am Gambia thätigen Wesleyaner gegen Uebergang an das katholische Frankreich. Letzteres sezte daher seine Ausdehnungspolitik immer weiter fort und erwarb auch am Niger Rechte, wo seit 1879 eine Gesellschaft englischer Kaufleute, the United African company*), später the national African company genannt, auf Grund von Verträgen mit den Eingeborenen thätig war. Englischerseits geschah weder in Sierra Leone noch am Gambia etwas Ernstliches, um den Kolonien ein größeres Hinterland zu sichern, abgesehen von einer Expedition im Jahre 1881, die den Oberlauf des Gambia erforschte und über Sierra Leone zurückkehrte.

*) Ihr Schöpfer war der frühere Offizier der Royal Engineers, Taubman Goldie, der 1877 den Niger bereist hatte.

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