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Beginn der Kolonisation Sierra Leones.

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250 000 Pfund Sterling auf und ging sofort daran, neue Ansiedler nach der Kolonie zu senden. Es handelte sich diesmal um eine große Zahl befreiter Neger, die im englischen Heere gedient hatten und nach dem Frieden in Nova Scotia angesiedelt worden waren, wo sie das Klima nicht vertragen konnten. 1200 dieser Leute wurden auf ihren Wunsch 1792 nach Sierra Leone geschafft. Sie wurden auf dem von der ersten Expedition gewählten, später verlassenen Fleck angesiedelt, der den Namen Freetown erhielt. — Auch die neue Niederlassung hatte viele Schwierigkeiten zu bestehen infolge der Unfähigkeit mancher der Beamten, Widerspenstigkeit der Ansiedler, Krankheiten und dergleichen. Einmal waren 800 Schwarze und alle Aerzte bis auf einen gleichzeitig krank. In der ersten Regenzeit starb ein Zehntel der schwarzen und die Hälfte der weißen Kolonisten! Kaum waren diese ersten schweren Zeiten überwunden, und kaum begann Freetown etwas aufzublühen, nachdem es Beziehungen mit dem Innern angeknüpft hatte, da erschien im Herbst 1794 ein französisches Geschwader vor der Stadt und plünderte sie aus. Die Company erlitt einen Schaden von mehr als 50 000 Pfund Sterling. Auch mehrere englische Schiffe fielen den Feinden in die Hände. Dank der Tüchtigkeit des Governors der Kolonie Zachary Macaulay, des Vaters des Geschichtschreibers, und der Hülfe der Company wurde auch dieser Schlag verwunden. 1798 besaß Freetown schon 300 Häuser und 1200 Einwohner; drei Waarenhäuser, öffentliche Gebäude und ein kleines Fort waren vorhanden. 100 bis 200 Eingeborene besuchten täglich den Markt, und Handel und Schifffahrt machten ständige Fortschritte.

Während dieser Jahre hatten die Bemühungen der englischen Afrika-Interessenten noch weitere Früchte getragen. Im Jahre 1788 wurde durch eine Anzahl Mitglieder des Saturdays Club ein Committee gebildet, welches den Kern eines Vereins zur Erforschung des Inneren Afrikas darstellen sollte. Dieser Ausschuß, dem Lord Rawdon, Sir Joseph Banks und drei Andere angehörten, war der Ausgangspunkt der Association for promoting the discovery of the interior regions of Africa, welche zunächst den Seemann Ledyard. und den Kaufmann Lucas entsendete. Ersterer sollte versuchen, Afrika von Osten nach Westen, Letzterer von Tripolis nach dem Süden zu durchziehen. Ledyard starb leider, ehe noch seine Karawane fertig gerüstet war, in Kairo, und Lucas sah sich infolge von Unruhen im

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Gesellschaft für die Besiedelung Bulamas.

Inneren Afrikas außer Stande, seine geplante Reise von Tripolis aus anzutreten. Die Frucht seines dortigen Aufenthaltes waren nur Nachrichten über die Geographie der Sudan- und Nigerländer, welche die Grundlage zu der von der Association 1791 veröffentlichten Karte des nördlichen Afrika abgaben. Auch den späteren Unternehmungen der Gesellschaft blühte kein Erfolg,*) bis 1795 der schottische Wundarzt Mungo Park in ihre Dienste trat. Er erreichte vom Gambia aus den Niger und kehrte nach erfolgreicher Reise 1797 nach England zurück. Seine Erfolge veranlaßten verschiedene andere Briten zu Forschungsreisen in Westafrika.

Weniger glücklich war ein weiterer Kolonisationsversuch, der in dieser Gegend der Welt 1792 ins Werk gesetzt wurde. Seine Väter waren der Offizier Henry Hew Dalrymple, welcher längere Zeit in Gorée gestanden hatte, und der Schiffsleutnant Philip Beaver. Beide hatten, veranlaßt durch das Sierra Leone-Unternehmen und die immer stärker werdende Antisklavereibewegung, den Plan gefaßt, im nördlichen Westafrika eine Kolonie zu gründen, wo tropische Gewächse angebaut und der Beweis geführt werden sollte, daß die Neger durchaus bildungsfähig und zur Selbstregierung geeignet seien. Beide Männer, riefen in Old Slaughters Kaffeehaus 1791 einen Verein für ihren Zweck ins Leben und brachten Mittel für eine Ansiedelung auf der Insel Bulama an der Mündung des Rio Grande zusammen. Gewählt wurde der Fleck hauptsächlich auf die sehr günstige Schilderung hin, welche fast 100 Jahre früher der Direktor der französischen Senegal-Kompagnie de la Brue davon entworfen hatte. Das Geld wurde in der Weise aufgebracht, daß jedem Zeichner von 30 Pfund Sterling 500, von 15 Pfund Sterling 250 und von 7 Pfund Sterling 10 Schilling 125 Acres in der Kolonie versprochen wurden, wenn er sich persönlich ansiedelte, die Hälfte, wenn er in Europa blieb. Verheiratheten Arbeitern wurden 60 Acres für sich und 10 für jedes Kind in Aussicht gestellt. Die Ansiedler sollten freie Ueberfahrt und Verpflegung für 6 Monate erhalten. Jedem landsässigen Ansiedler von 21 Jahren wurde endlich das Stimm recht in der gesetzgebenden Versammlung der Kolonie versprochen.

Nachdem genügend Geld und Ansiedler beisammen waren, trug eine Abordnung den Plan des Unternehmens dem Minister William *) Ihr Beauftragter, Major Hougton, der 1790 vom Gambia aus ins Innere reiste, starb in Yarra.

Schlechte Erfahrungen der Kolonisten.

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Pitt vor, der keinen Einwand dagegen erhob. Alsdann wurden im März 1792 drei Schiffe mit 273 Personen in Begleitung zweier Aerzte nach Afrika abgesandt. Das eine Schiff erreichte Bulama Ende Mai, und einige Kolonisten gingen ans Land, um sich dort umzusehen. Sie benahmen sich dabei aber so unvorsichtig und unklug, daß sie von den Eingeborenen angegriffen und zum Theil getödtet wurden. Ende Juni, als alle Fahrzeuge vor der Insel vereint waren, wurden mit großer Vorsicht Verhandlungen über den Kauf der Insel und Auslieferung einiger Gefangener mit den Negern begonnen. Sie hatten Erfolg; um etwa 79 Pfund Sterling in Waaren verkaufte der Häuptling Bulama an Dalrymple und seine Genossen.

Inzwischen war aber unter den Kolonisten, die an Fieber und unter Entbehrungen litten und durch den ersten Zusammenstoß mit den Wilden in große Bestürzung gerathen waren, Muthlosigkeit und Unzufriedenheit ausgebrochen. Sie wollten während der Stürme der begonnenen Regenzeit nicht an Land gehen und wären am liebsten nach England zurückgekehrt. Nach einigem Zaudern wurde Anfang Juli beschlossen, nach Sierra Leone zu gehen, dort die Regenzeit abzuwarten und dann sich schlüssig zu machen, ob man nach Bulama zurückkehren oder nach England segeln solle. Kapitän Beaver und einige seiner Freunde weigerten sich, dem Beschlusse des Council Folge zu leisten, und eine Anzahl Personen entschloß sich, mit ihnen auf der Insel zu bleiben, während das eine Schiff nach Sierra Leone fuhr.*) Die ganze zurückgebliebene Schaar zählte 90 Seelen, darunter 13 Frauen und 25 Kinder. Beaver versuchte mit ihnen das Land zu klären und eine dauernde Ansiedelung zu schaffen; doch fortwährendes Fieber und Todesfälle entmuthigten die Leute immer weiter. Schon Anfang August benutzten fünf Leute eine Gelegenheit, um heimzufahren. Beaver war genöthigt, fortwährend die Hülfe des portugiesischen Gouverneurs von Bissao in Anspruch zu nehmen. Mitte August waren die Ansiedler schon auf 75 zusammengeschmolzen. Ihre Energielosigkeit und ihr Ungeschick brachten den Kapitän zur Verzweiflung. Es wurde nichts gearbeitet. Nur mit Mühe brachte Beaver sie zum Bau eines Blockhauses, das nach Abreise der Schiffe

*) Die Leute wurden dort nur kurze Zeit geduldet und dann heimgesandt.

Die europäischen Kolonien III (England, 2. Bd.)

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als Schutz und Wohnung dienen sollte. Der Bau machte so langsame Fortschritte, daß Beaver schließlich schwarze Arbeiter anwarb. Ende September zählte die Ansiedelung nur noch 58 Köpfe. Die Leute beschuldigten Beaver, ihnen nicht ausreichend Lebensunterhalt zu geben, während der Kapitän in seinem Tagebuch behauptet, daß sie zum Theil eine lasterhafte, gefährliche Gesellschaft gewesen seien. Die Verhältnisse wurden immer unerquicklicher. Als der Kontrakt des einen größeren Schiffes Mitte November 1792 ablief, kehrten auf ihm 14 Leute nach England zurück. Beaver selbst war Wochen lang schwer krank, doch er blieb mit 27 Leuten noch auf seinem Posten. Von ihnen starben im Dezember 10. Der Rest hielt aus bis zum Herbst 1793; dann verlangten sie sämmtlich, die Ansiedelung zu verlassen, und Beaver mußte sich fügen. Am 29. November segelte er auf einem Kutter mit den letten 6 Kolonisten nach Sierra Leone ab, von wo ein Schiff sie nach der Heimath zurückbrachte.

Die Antisklavereibewegung hatte inzwischen weitere Fortschritte gemacht. Dem von Sharp, Wilberforce, Clarkson gegründeten Vereine waren Leute wie William Smyth, John Wesley, Paley, Bischof Porteus, La Fayette, Condorcet und andere beigetreten. In Frankreich war unter dem Namen amis des noirs eine Gesellschaft zu demselben Zweck entstanden. In Wort und Schrift wirkten diese Vereine für ihren Zweck und wußten die Regierung bald zu bewegen, der Angelegenheit ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Im Februar 1788 beauftragte der König den Board of Trade, die Gebräuche beim Ankauf von Sklaven in Afrika, ihrer Versendung und beim Weiterverkauf in Westindien zu prüfen und den Einfluß dieses Handels in Afrika wie in den Kolonien auf den gesammten englischen Handelsverkehr zu untersuchen. Die Vertreter der Antisklavereibewegung benutzten diese Gelegenheit, nicht allein um dem Board of Trade alle Greuel des Menschenhandels vor Augen zu führen, sondern auch Pitt, Fox und Lord Grenville persönlich zu gewinnen. Daß diese Bemühung erfolgreich war, hatte große Bedeutung, denn die Vertreter der Sklavereiinteressen legten die Hände auch nicht in den Schooß. Vor dem Board thaten sie dar, daß die 450 000 Neger, welche damals in den Zuckerpflanzungen Britisch-Westindiens arbeiteten, bei einem Preise von 50 Pfund Sterling pro Kopf allein einen Werth von 22 500 000 Pfund Sterling darstellten. Die Zuckerpflanzungen mit Zubehör wurden auf 45 Millionen, die Schiffe und

Fortschritte der Antisklavereibewegung.

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Waarenhäuser auf etwa 25 Millionen Pfund Sterling veranschlagt! Die Sklavereifreunde leugneten, daß jemals Kriege geführt würden, um Sklaven zu machen, und daß Menschenraub vorkomme; sie be= haupteten, daß der Sklavenexport vielen Tausenden von Kriegsgefangenen einheimischer Stämme das Leben rette, und daß alle die Greuelgeschichten erfunden seien. Auch als die City von London und die anderen großen Städte, die Universitäten, die Diöcesanversammlungen der Hochkirche und andere Körperschaften Verbot des Menschen= handels forderten, gaben sie ihre Sache nicht verloren.

Doch Pitt erklärte sich Sharp gegenüber als entschiedener Freund seiner Bestrebungen und brachte am 9. Mai 1788 im Unterhaus eine Motion ein, dahingehend, daß das Haus in seiner nächsten Tagung die Frage des Sklavenhandels in Berathung ziehen möge. Er betonte dabei die überaus große Bedeutung der Angelegenheit. Während er hinzufügte, daß er als Minister in diesem Stadium sich noch vorbehalten müsse zu entscheiden, ob Aufhebung oder Regulirung dieses Handels nüßlicher sei, sprachen sich Fox und Burke schon damals unumwunden für Ersteres aus. Nur die zwei Vertreter Liverpools nahmen die Sklavenhändler und Pflanzer in Schutz und versprachen ihre glänzende Rechtfertigung bei einer parlamentarischen Untersuchung. - Obwohl Pitts Bill rund angenommen wurde, war dies den Gegnern der Sklaverei nicht genügend. Sie verlangten noch im Mai sofortige Regulirung der Zahl und Verpflegung der Neger auf jedem Sklavenschiff und veranlaßten Pitt über den bestehenden Zustand in Liverpool nähere Untersuchungen vornehmen zu lassen. Dabei zeigte sich, daß jedem der Neger im Durchschnitt nur ein Raum von 5 Fuß 6 Zoll Länge. 4 bis 5 Fuß Höhe und 16 Zoll Breite gewährt war, daß die Leute auf der Fahrt eng gefesselt und schlecht ernährt wurden und daß grausamste Strafen alltäglich waren. Diese Erfahrungen bewogen Pitt, noch im Juni eine Bill zur Abschaffung der Mißbräuche einbringen zu lassen. Damit brachte er die Liverpooler Kaufleute in Harnisch. Sie legten alle möglichen Zeugnisse vor, daß alle Anklagen falsch, die Reise von Afrika nach Westindien (die sogenannte middle passage) eine der glücklichsten Perioden des Negerlebens sei, verlangten Schuß ihrer Interessen und widersetzten sich aufs Aeußerste der Annahme der Bill.

Ihr Widerstand hatte nur die Wirkung, Pitt, der sich überzeugt hatte, daß auf den Sklavenschiffen auch die Sterblichkeit

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