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Die britische Kolonialverwaltung und Kolonialpolitik
im Allgemeinen.

Erstes englisches Kolonialamt S. 382. Die kolonialverwaltung im 17. und 18. Jahrhundert S. 383. Wirkungen des Abfalls der Vereinigten Staaten S. 384. Einführung der Selbstregierung in den Kolonien S. 385. Zweifel am Nußen der Kolonien S. 386. Stellung der Whigs zur Kolonialpolitik S. 387. Cobdens Verurtheilung aller Kolonialpolitik S. 388. Wirkungen der radikalen Grundsäße S. 389. Schäden der Vereinigung der Kolonial- und Armeeverwaltung S. 390. Gründung des Kolonialministeriums S. 391. Stete Vorliebe der Bevölkerung für Kolonialpolitik S. 392. Zollvereinspläne S. 393. Wirkungen der Freihandelspolitik auf die Kolonien S.394. Aufkommen der Pläne für Imperial Federation S. 395. Koloniallonferenz S. 396. Chamberlains Pläne S. 397. Umfang des britischen Handels S. 398. Eintheilung der britischen Kolonien S. 399.

Verzeichniß der wichtigsten Quellen und Bearbeitungen

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er Abfall der Vereinigten Staaten, die bis ins vorige Jahrhundert den weitaus wichtigsten und werthvollsten kolonialen Besitz Großbritanniens ausmachten, bedeutete den Zusammenbruch der älteren englischen Kolonialpolitik. Es verblieben ihm nach Abschluß des Pariser Friedens zwar noch Kolonien in Amerika, Asien und Afrika, doch sie reichten an das Verlorene in ihrer Bedeutung bei Weitem nicht heran. Indien, damals noch in den Händen der Company, hatte nicht entfernt den Werth wie heute; von Kanada war nur ein schmaler Landstreifen am St. Lawrence mit wenigen Tausenden Weißer besiedelt, die wenigen Niederlassungen in Westafrika dienten lediglich dem Sklavenhandel. Am werthvollsten war noch der Besitz Englands in Westindien. Doch stand er damals an Bedeutung weit hinter dem spanischen zurück und kam nur etwa dem französischen gleich. In Würdigung dieser Lage hob das Parlament 1783 auf Burkes Antrag das Amt des Staatssekretärs für Amerika und das Kolonialamt auf. Die fernere Leitung der überseeischen Angelegenheiten wurde erst dem Plantation Office des Home Office, dann einem Committee des Privy Council übertragen! Entmuthigt aber war man im Volke durch die gemachten Erfahrungen nicht. Der Unternehmungsgeist, der Drang nach Eroberung neuer überseeischer Gebiete lebten hier in ungeschwächter Kraft fort. Alle die wagemuthigen Seefahrer und Kaufleute, welche den Ausbruch jedes Krieges jeder Zeit mit Jubel begrüßt und mit Trauer die Friedensschlüsse gesehen hatten, welche ihren Kaperfahrten und KriegskontreDie europäischen Kolonien III (England, 2. Bd.).

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bandelieferungen ein Ziel gesteckt hatten, warteten nur auf eine neue Gelegenheit, Großbritanniens Flagge wieder in der Ferne aufzupflanzen.

Diese Gelegenheit kam, als das revolutionäre Frankreich 1793 den Briten Krieg erklärte und Miene machte, ihnen auch in den Kolonien entgegenzutreten. Dieser Krieg, welcher zwei Jahrzehnte ausfüllte, und in den bekanntermaßen bald auch die beiden zu jener Zeit mächtigsten Kolonialstaaten, Spanien und Holland, verwickelt wurden, hat den Grund zur heutigen See- und Kolonialmacht Großbritanniens gelegt. Mit seiner überlegenen Politik und seiner nie verzagenden Ausdauer wußte es die Anstrengungen Frankreichs, seiner Herr zu werden, immer aufs Neue zu vereiteln und schließlich den ganzen Kolonialbesitz Frankreichs und Hollands in seine Gewalt zu bringen.

Die erbittertsten und hartnäckigsten Kämpfe dieses langen Krieges, bei dessen Beginn England die Kolonialverwaltung 1794 dem Secretary of State for War*) unterstellte, haben sich in Westindien abgespielt. Es lag das nicht allein an der geographischen Lage dieser Kolonien und der Leichtigkeit, dort dem Gegner Schaden zuzufügen, sondern auch an dem Wunsche aller Kolonialvölker, möglichst viel Antheil an dem Besitz dieser damals wegen des hohen Gewinns des dortigen Rohrzuckerbaues überaus hochgeschäßten Gebiete zu erwerben.

Schon vor Ausbruch des Krieges hatten die Royalisten von Martinique Englands Hülfe angerufen und Uebergabe der Insel versprochen, und an einer vom jüngern Pitt zu diesem Zweck ausgerüsteten Expedition nahm eine Anzahl französischer Emigranten theil. Die Eroberung des französischen Westindien erschien daher sehr leicht, und schon im Februar 1793 ergingen dahin lautende Befehle an die britische Flotte in jenen Gewässern. In der That ergab sich Tabago fast ohne Widerstand den Briten Mitte April. Eine Mitte Juni 1793 in Martinique landende Expedition fand aber die französischen Republikaner so wohlgerüstet, daß sie, ohne einen ernstlichen Angriff zu wagen, wieder abfuhr.

Diese Erfahrung bestimmte die Briten, ihre Seemacht im westindischen Meere auf eine solche Höhe zu bringen, daß sie im Stande war, allen Widerstand in diesen Gebieten zu brechen. Vier große Linienschiffe, neun Fregatten und eine Menge Transportfahrzeuge *) Kriegsminister.

Englische Erfolge in Westindien.

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wurden unter den Befehl des Vizeadmirals Sir John Jervis gestellt und etwa 6000 Mann Soldaten darauf eingeschifft!

Anfang Februar 1794 griff diese Expedition Martinique an. St. Pierre fiel ihr am 16. Februar in die Hände. Die Forts Bourbon und Royal hielten sich einige Wochen. Ende März mußten sie sich auch ergeben, und die Insel ging in Großbritanniens Besig über. Die Engländer hatten nur 71 Todte und 193 Verwundete zu beklagen. Anfang April gelang den Briten die Einnahme Sta. Lucias. Am 10. April griffen sie Guadeloupe an und eroberten die Insel binnen wenigen Tagen. Da um jene Zeit auch Port au Prince, der Hauptort des französischen San Domingo, von einer englischen Expedition erobert war, befanden sich somit Mitte 1794 alle westindischen Besitzungen Frankreichs in Englands Händen! Der durch den Verlust des besten Theils Nordamerikas eine Zeit lang stark gesunkene Muth wurde dadurch aufs Neue belebt, und die Kolonien traten wieder in den Vordergrund des Interesses.

Schwieriger als die Eroberung erwies sich die Behauptung des neuen Besitzes. Es zeigte sich bald, daß das Klima den größten Theil der Truppen dienstunfähig gemacht hatte. Die Leute starben in Massen am Fieber. Von acht Kompagnien, die nach Port au Prince geschickt wurden, starben zwischen Guadeloupe und Jamaica 100, gegen 150 mußten sterbend in Port Royal gelandet werden. Im Laufe von zwei Monaten verloren die Engländer in Port au Prince durch Krankheiten 600 Mann und 40 Offiziere! Da Nachschub von Hause ausblieb, war es nicht möglich, die Lücken zu füllen und die verschiedenen Festungen genügend zu besetzen.

Unter diesen Umständen gelang es Frankreich, das Anfang 1794 eine ansehnliche Flotte nach Westindien geschickt hatte, auf Guadeloupe wieder festen Fuß zu fassen und Anfang Oktober die Insel zurückzuerobern. Die Briten gaben dabei über 300 Royalisten, welche sich ihnen angeschlossen hatten, den Siegern, an deren Spize General Victor Hugues stand, preis. Die Unglücklichen wurden sämmtlich grausam hingerichtet. Gegen Ende des Jahres 1794 ging auch Port au Prince den Briten verloren, und ihre ganze Unternehmung gegen San Domingo scheiterte an der Gefährlichkeit des Klimas und der Unwegsamkeit des Landes. In Martinique und Sta. Lucia blieben die Briten damals noch ungestört, doch ihre Herrschaft stand bei dem Mangel an Truppen auf schwachen Füßen. In den

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Erfolge Generals Victor Hugues.

Bergen Sta. Lucias hausten Mengen aufständischer Neger, und in Martinique war die Stimmung der Bevölkerung so bedenklich, daß der britische Befehlshaber mehrere hundert Leute unter Beschlag= nahme ihres Besizes aus der Insel verwies. Noch bedenklicher für England war die Mißstimmung der Bevölkerung in verschiedenen seiner alten Kolonien, wie Dominica, St. Vincent und Grenada. Auf allen drei Inseln gab es eine französisch gesinnte Partei. In St. Vincent lebte außerdem noch eine zahlreiche eingeborene Bevölkerung, welche in den Briten die Räuber ihres Besizes sah.

Victor Hugues wußte diese Lage geschickt auszunuzen. Er begünstigte nach Kräften die Ausrüstung von Kaperschiffen, die den englischen Handel schwer schädigten, und griff seinerseits im Februar 1795 Sta. Lucia an. Mit Hülfe der aufständischen Schwarzen eroberte er binnen Kurzem die Insel bis auf zwei feste Punkte, in denen die Briten sich noch einige Monate hielten. Im Juni mußten sie auch diese räumen. - Auf St. Vincent erhoben sich die Eingeborenen und Pflanzer französischer Abkunft im März 1795 und richteten fürchterliche Verwüstungen an. Die englischen Milizen brachten ihnen mit Hülfe einiger regulärer Truppen mehrere Niederlagen bei; die Aufständischen, denen von Sta. Lucia und Guadeloupe Verstärkungen zuflossen, behaupteten sich jedoch und bedrohten im September aufs Ernstlichste den Hauptort der Insel, Kingston. Zur Freude seiner Bewohner trafen Ende September hier Truppen aus England ein, welche ohne Verzug den Feind angriffen und so in Schrecken versetzten, daß er eiligst von Kingston abzog, ohne freilich die Insel ganz zu räumen. Auch in Grenada war im März 1795 ein Aufstand der Franzosen und Farbigen ausgebrochen, den die britischen Truppen nicht zu unterdrücken vermochten, da schlechtes Wetter und Fieber sie arg mitnahmen. Ebenso bedenklich waren Angriffe auf Dominica und Martinique sowie eine Negererhebung in Jamaica.

Wenn Victor Hugues' Unternehmungen auch nur theilweise von Erfolg begleitet waren, gestaltete sich doch die Lage Englands. Ende 1795 sehr bedenklich. Im Vorjahre hatte es eine französische Flotte bei Brest vernichtet und dadurch einen Angriff auf seine Küsten verhindert. 1795 war es indessen genöthigt worden, seine Truppen aus Holland und Norddeutschland zurückzuziehen, und sah sich, während auf seinen Schiffen eine gefährliche Meuterei der

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