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rem dixisse non contentus eandem variis vel exemplis vel imaginibus illustret, quumque jam omnia exhausisse videatur, veterem sententiam novarum argutiarum luminibus inflammet, immo vel fortuitae mentionis opportunitate ad longioris declamationis aculeos abutatur etc. Es ist aber durchaus kein Grund vorhanden, solche Stellen, die in das Bereich der Erweiterungen oder auch Abschweifungen gehören, sofern sie nur mit dem Ganzen congruieren und sonst keinen Anstoss geben, dem Juvenal abzusprechen und auf Rechnung des Interpolators zu setzen; denn wollte man diesen Weg betreten, so würde der Umfang der Satiren sehr zusammenschrumpfen und noch kleiner werden, als ihn bereits O. Ribbeck gestaltet hat. Wer gibt uns aber Garantie, dass wir dann den echten Dichter vor uns haben? Viel wahrscheinlicher ist doch gewiss die Annahme, dass Juvenal sich durch seine eigentümliche Anlage und seinen Redefluss habe verleiten lassen, viele Verse, die eigentlich wegbleiben konnten, dem Ganzen zu liebe einzuschalten, als dass der anfangs strikt und knapp gehaltene Umfang der Satiren durch eine Unzahl von Interpolationen zur jetzigen Gestalt herangewachsen sei.

Um nun auf obige Stelle zurückzukommen, so ist allerdings der Verdacht der Interpolation nicht erhoben worden. *) Aber es

*) Doch hat in neuester Zeit (s. Philol. 37. Bd. 2. H. S. 293 ff.) H. Wirz in Zürich V. 77 f. für unecht erklärt; aber die Gründe, die er für seine Behauptung aufstellt, sind nach meiner Ansicht nicht durchschlagend genug, um die erwähnten Verse dem Juvenal mit Recht abzusprechen. Vor allem erfordert das in V. 79 folgende Wort indignatio gerade unmittelbar voraus einen möglichst starken Ausdruck, der gewiss durch sponsae turpes (die von Madvig Opusc. I p. 40 sq. diesen Worten gegebene Deutung erscheint als sehr gesucht und dem kräftigen Stil dieser Stelle durchaus nicht entsprechend) und praetextatus adulter, nicht aber durch die in V. 73-76 enthaltene allgemeine Bemerkung gegeben ist. Herr Wirz findet in V. 79 gar keine Verbindung mit 78 angezeigt und in V. 77 die Worte quem patitur dormire matt und schwächlich; ich finde, dass der Dichter Abwechslung im Ausdruck gesucht hat und dass diese Worte sich den lebhaften Fragen in V. 45: quid referam und 63: nonne libet medio ceras implere capaces quadrivio würdig anschliessen; was aber den Zusammenhang des V. 79 mit 78 betrifft, so ist dieser durch die Beziehung von indignatio auf sponsae turpes und

fragt sich, ob die von Teuffel, Ribbeck und Weidner angegebenen Behauptungen stichhaltig sind. Teuffels Vermutung findet aus der oben gegebenen Charakteristik Juvenals ihre Widerlegung. Wenn Ribbeck die Verse 73-76 an V. 68 anreiht, so ist dagegen zu erinnern, dass es einen schwer ankommt, sie aus ihrer bisherigen Stellung, wo sie trefflich passen, zu reissen, zumal da der Vorteil, welcher durch die Umstellung erzielt wird, wieder dadurch aufgewogen wird, dass der Dichter nach dem scheinbaren Abschluss, der durch die VV. 73-76 gegeben ist, von neuem anhebt, um statt eines Beispiels der Entsittlichung deren zwei aufzustellen, die aber gänzlich unvermittelt neben einander stehen. Auch Weidners Ansicht, dass die VV, 73-76 als Parenthese zu betrachten seien und dass in V. 77-78 eine Steigerung zu 64-72 enthalten sei, kann ich nicht teilen. Die Steigerung der Begriffe ist durch kein äusseres Zeichen angedeutet; V. 63 f. enthält eine ebenso lebhafte Frage wie 77 f. Hinsichtlich der Parenthese glaube ich, dass auch ihre Annahme sich nicht rechtfertigen lässt, indem die vier Verse entschieden einen Abschluss des Vorausgehenden enthalten und nur eine Fortsetzung erfahren, weil dem Dichter die folgenden, allerdings sehr wirksamen Gedanken zu wichtig erschienen, um sie zu unterdrücken. Es wird also wol die bisherige Stellung der VV. 69-80 beibehalten, ihre gleiche Geltung anerkannt und durch die oben. charakterisierte Eigentümlichkeit der Schreibweise Juvenals erklärt werden müssen. Vgl. I 137 f. II 102 f. III 114–118. VI 133–135. VIII 54 f. ebend. 134. 140 f. XI 161. ebend. 176-178.

praetextatus adulter (desshalb ist nicht geleugnet, dass indignatio sich auf alles Vorausgehende erstreckt) zwanglos hergestellt. Ferner meint Herr Wirz, „die blosse Constatirung von Ehebruchsfällen und geheimen Sünden im häuslichen Leben gehöre nicht in diese Reihe, sondern allenfalls in den folgenden Theil, wo das heutzutage massenhafte Vorkommen aller möglichen Laster besprochen wird, 87 ff.“. Aber ist denn nicht die ganze Schilderung von V. 22 angefangen eine mehr oder weniger detaillierte Aneinanderreihung von Sünden und Lastern? Ob aber diese sich auf der Strasse oder im Hause abspielen - darauf scheint mir kein Nachdruck gelegt werden zu dürfen.

X

Indem Ribbeck (S. 116 f.) die VV. 137-138:

nam de tot pulchris et latis orbibus et tam

antiquis una comedunt patrimonia mensa

für interpoliert erklärt, hat er nicht beachtet, dass alle Fehler, die er hier tadelt, sich auch in andern Satiren des Juvenal finden; so ist, was den Plural comedunt betrifft, (Lupus p. 27) zu vergleichen IX 104-106:

claude fenestras,

vela tegant rimas, junge ostia, tollite lumen,

e medio face eant omnes.

III 298: feriunt pariter, vadimonia deinde irati faciunt:

beide von Ribbeck nicht beanstandet. Auch II 166 f.:

aspice, quid faciant commercia: venerat obses;
hic funt homines.

und VII 229-237-242: sed vos imponite exigite

'Haec

inquit curas' etc. können, obschon sie keine so schlagende Beweiskraft wie die beiden vorausgehenden Stellen haben, wol aber von einer gewissen Unregelmässigkeit und Freiheit des Stiles zeugen, angeführt werden. Vgl. auch III 92 f.:

haec eadem licet et nobis laudare, sed illis

creditur. an melior, cum Thaida sustinet etc.

Ribbeck tadelt, dass durch den Versschluss et tam der Begriff antiquis allzusehr ins Gehör falle; ganz richtig; aber hat unser Dichter nicht auch sonst im Bau der Verse sehr oft das Feingefühl verletzt, so dass wir unwillkürlich an seinen eigenen Ausspruch erinnert werden:

si natura negat, facit indignatio versum,

qualemcunque potest, quales ego vel Cluvienus ?

Ribbeck macht (S. 64 ff.) selbst darauf aufmerksam, dass die dem Juvenal unzweifelhaft angehörigen Satiren keineswegs gleichmässig gebaut seien, und dass man sich daher vor übereilten Schlüssen zu

hüten habe; er bespricht sodann das Verhältniss der Spondeen, der versus spondiaci und des Hiatus in den früheren und späteren Satiren und findet dabei, dass der Versbau des Declamators (Interpolators) einige Härten vor dem des Satirikers (Juvenals) voraus habe. Also gewisse Härten im Versbau sind dem Juvenal nicht abzusprechen. Mit Unrecht meint Ribbeck, dass orbibus hier notwendig Schüssel bedeute, und hat dabei, wie es scheint, die Bedeutung der Präposition de, welche durch das darauffolgende una ins rechte Licht gestellt wird, nicht ins Auge gefasst; de heisst hier: von aus, unter; vgl. Hor. Ep. 11 2, 212:

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Quid te exempta levat spinis de pluribus una?

Cic. p. Mil. 24,65: dein postea se gladio percussum esse ab uno de illis, ne indicaret. ebend. p Rosc. Am. 35,99: de tribus et decem fundis tres nobilissimos fundos eum video possidere. Es sind also nach dem ganzen Sinn der Stelle hier unter orbes runde Tischplatten zu verstehen; vgl. Mart. 11 43, 9 f.:

Tu Libycos Indis suspendis dentibus orbes:

Fulcitur testa fagina mensa mihi.

Ebend. IX 59,7 (ed. Schneidew.). Ovid. Her. XVII 87.

An dem Wörtchen nam ist kein Anstoss zu nehmen, da es dazu dient, den folgenden Gedanken als Begründung und erweiternde Ausführung der vorausgehenden Worte: vacuisque toris tantum ipse jacebit einzuleiten; es steht so in ganz ähnlichem Sinn wie VIII 54 das Worte quippe:

at tu

nil nisi Cecropides truncoque simillimus Hermae. nullo quippe alio vincis discrimine, quam quoȧ

illi marmoreum caput est, tua vivit imago.

Hier wie dort wird in der redseligen Manier des Juvenal noch ein Gedanke angefügt, der bestimmt ist, die Sache vollkommen erschöpfend auszudrücken. Aehnlich ist auch I 112 f.:

quandoquidem inter nos sanctissima divitiarum

majestas.

Schliesslich ist noch zu bemerken, dass in den Worten comedunt patrimonia denn doch ein vom Inhalt des V. 135 verschiedener Gedanke enthalten ist. Meinertz macht S. 11 darauf aufmerksaın, dass die Gebrechen der von Ribbeck für unecht erklärten Stücke auch in den von ihm nicht angezweifelten vertreten sind, und nennt in II 159 ff. die Worte minima contentos nocte einen überaus matten Zusatz, der dem Juvenal nur dazu diene, eine ihm bekannte Thatsache an den Mann zu bringen und damit auf bequeme Weise den Vers zu füllen; in III 96 f. die Worte:

vacua et plana omnia dicas

infra ventriculum et tenui distantia rima

durchaus entbehrlich, weil nur eine Umschreibung des vorausgehenden mulier enthaltend; in VII 196 f. die Worte:

modo primos incipientem

edere vagitus et adhuc a matre rubentem

-

weder für den Sinn notwendig, noch eine schöne Vorstellung erweckend, noch auch besonders gut klingend und führt als fernere Beweise rhetorischer Fülle und Ueberfülle an: I 113 f. und VII 53 ---55; als mindestens entbehrlich XI 124-127. Auch die Wortfülle in 111 26-28:

dum nova canities, dum prima et recta senectus, dum superest Lachesi quod torqueat, et pedibus me porto meis nullo dextram subeunte bacillo

ist zu beachten: hier lag zu einer solchen Häufung gar kein Grund vor, da der Hauptgedanke ist: Quando artibus honestis nullus in urbe locus etc. cedamus patria. In gewisser Beziehung gehören hieher auch die zahlreichen Tautologieen, da auch diese einen Beweis von der Redseligkeit unsers Dichters liefern (s. Lup. p. 22 sq.). Wir werden also nach diesen Auseinandersetzungen von unserer

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