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I. Juvenals Leben.

Die alte

Die sämmtlichen Lebensbeschreibungen Juvenals, die wir besitzen 1), sind nur Variationen und Erweiterungen einer Biographie und derselben in mehreren Handschriften der Satiren (w) erhaltenen, in der von Montpellier (P) von einer jüngeren Hand am Schluss hinzugefügten Biographie. Diese wird von dem Commentator herrühren, dessen Anmerkungen den Grundstock und die werthvollsten Bestandtheile unserer Scholien bilden, und der in der von GValla benutzten Handschrift Probus genannt war 2). Er verfasste oder compilirte seinen Commentar etwa um die Wende des 4. und 5. Jahrhunderts 3). Die Biographie lautet wie folgt:

Iunius Iuvenalis, libertini locupletis incertum est filius an alumnus, ad mediam fere aetatem declamavit animi magis causa quam quod se scholae aut foro praepararet. deinde paucorum versuum satura non absurde conposita in Paridem pantomimum poetamque eius semenstribus militiolis tumentem genus scripturae industriose excoluit. et tamen diu ne modico quidem auditorio quicquam committere est ausus. mox magna frequentia magnoque successu bis ac ter auditus est, ut ea quoque quae prima fecerat inferciret novis scriptis [7,90]

1) Sieben derselben findet man bei Jahn, Juvenal I p. 386-390; zwölf bei JDürr, Das Leben Juvenals, Programm des Ulmer Gymnasiums 1888, p. 22-25.

2) Jahn, Juvenal I p. 386,1.

3) Matthias, De scholiis Iuvenalianis (Halis 1875) p. 5-7.

werthlos mit

Ausnahme des

Quod non dant proceres, dabit histrio. tu Camerinos

Et Bareas, tu nobilium magna atria curas?

Praefectos Pelopea facit, Philomela tribunos.

erat tum in deliciis aulae histrio multique fautorum eius cottidie provehebantur. venit ergo Iuvenalis in suspicionem quasi tempora figurate notasset, ac statim per honorem militiae quamquam octogenarius urbe summotus est missusque ad praefecturam cohortis in extrema parte tendentis Aegypti. id supplicii genus placuit, ut levi atque ioculari delicto par esset. verum intra brevissimum tempus angore et taedio periit.

Zum grössten Theil macht diese Biographie den Eindruck Anfangs. eines späten Machwerks, in dem mehr oder minder glaubwürdige Traditionen mit Schlüssen aus Stellen der Satiren, Combinationen und Erdichtungen zu einem Ganzen verwebt sind. Doch die ersten durch den Druck hervorgehobenen Zeilen stammen nach Ausdruck und Inhalt offenbar aus einer guten alten Quelle, wie ja auch die Scholien mehrfach Benutzung von Quellen des 2. und 3. Jahrhunderts zeigen 1). Weder auf die Veranlassung und den Zweck von Juvenals rhetorischen Studien, noch auf den Stand seines Vaters oder Pflegevaters lässt irgend eine Stelle der Satiren schliessen, noch lässt sich ein Anlass oder Zweck zur willkürlichen Erfindung beider Angaben denken.

Doch jene Zeilen sind nur ein dürftiges Ueberbleibsel einer alten Biographie, in der mindestens auch der Vorname des Dichters sowie Ort und Zeit seiner Geburt angegeben war. Den Vornamen Decimus bezeugt in P die Anmerkung zur Biographie: Decimi dicebantur vel a [kalendario] die nativitatis vel ab ordine alicuius dignitatis quam decies. habuerant 2), in anderen Handschriften (des 10. und 11. Jahrhunderts) die Unterschrift am Schluss: Decimi Iunii Iuve

1) Matthias p. 4 s.

2) Bücheler3 p. 234,1.

Aquinum.

nalis liber explicit Satirarum1). Dass Juvenals Geburtsort Aquinum war, haben bereits die Redactoren der Biographie Inschrift von des Probus richtig aus 3,319 geschlossen, und die dort gefundene Inschrift CIL X 5382 = IRN 4312 = Henzen-Orelli 5599 bestätigt es:

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Ob diese Inschrift von dem Dichter der Satiren herrührt oder von einem anderen Mitgliede seiner Familie, ist allerdings bei dem Fehlen des Vornamens zweifelhaft, doch das erstere mindestens nicht unwahrscheinlich; denn Ort, Zeit und Inhalt passen auf den Dichter vollkommen. Der Flaminat des Divus Vespasianus weist auf das Ende des ersten Jahrhunderts; die Bekleidung des höchsten Gemeindeamts setzt eine gewisse Wohlhabenheit 2) voraus, die dem Sohn oder Pflegesohn eines reichen Freigelassenen nicht fehlen konnte. Für Juvenals Dienst im Heer, der bis zur Bekleidung einer ritterlichen Officiersstelle führte, bieten allerdings die Satiren keinen direkten Anhalt. Doch er erklärt manches darin in der natürlichsten Weise, und auch die Tradition von der Verbannung des Dichters setzt ihn voraus 3).

Dass Juvenal sich der Satirendichtung erst zuwandte, als er die Mitte des Lebens bereits überschritten hatte, geht

1) Hosius, Apparat. crit. ad Iuv. p. 45. Iuvenal. ed. Jahn I p. 45.
2) Marquardt StV I 280 f.

3) HJ de Dompierre de Chauffepié, De titulo IRN 4312 ad Iuvenalem poetam perperam relato (Hagae Comitis 1889) glaubt, dass der Vater oder Adoptivvater des Dichters ein Freigelassener des Vaters des Juvenal der Inschrift war; doch seine Gründe sind durchaus nicht stichhaltig.

aus der 1. Satire (29) hervor: zur Zeit ihrer Abfassung lag Juvenal beginnt die Jugend weit hinter ihm; denn der Barbier, der ihm als dichtung erst jungen Manne (iuveni) den Bart geschoren hatte, konnte

die Satiren

spät

- unter Trajan.

sich nun an Reichthum mit der ganzen Aristokratie messen. Dass sein Bildungsgang der gewöhnliche gewesen war, würde auch ohne seine Aeusserung, er habe wie so viele andere die grammatische und Rhetorenschule durchgemacht (1,15—17), unzweifelhaft sein. Dass er lange ein fleissiger Besucher der letzteren gewesen ist und deren Methoden und Gewohnheiten ihm zur anderen Natur geworden waren, zeigen seine Satiren auf jeder Seite. Das Prädikat »beredt«, das ihm sein Freund Martial VII 91 im Jahre 92 ertheilte, konnte zwar auch einem Dichter gegeben werden1), wird aber bei dem Fehlen jeder Andeutung von Juvenals dichterischer Beschäftigung am Natürlichsten auf rhetorische Fertigkeit bezogen. In einem etwa 101 in Bilbilis verfassten Gedicht (XII 18) stellt Martial sich vor, wie Juvenal jetzt vielleicht ruhelos in ganz Rom umherwandere und bei ermüdenden Gängen zu den Palästen der Mächtigen auf dem Caelius und dem Caeliolus in der Toga schwitze. Wäre er damals schon als Schriftsteller hervorgetreten, so hätte Martial dies kaum unerwähnt gelassen. Allem Anschein nach fasste Juvenal den Entschluss, sich der Satirendichtung zu widmen, erst als er sich in seiner Hoffnung, die erstrebten Ziele durch die Gunst hoher Patrone zu erreichen, getäuscht sah.

Dass sein erstes Buch unter Trajan erschien, ergiebt sich aus der Erwähnung der Verurtheilung des Marius Priscus (1,47-50), die 99/100 stattgefunden hatte. Wiederholt ist die Vermuthung geäussert worden, einige der nun veröffentlichten Satiren seien schon unter Domitian geschrieben2).

1) Zu Iuv. 7,35.

2) Heinrich und Synnerberg (De temporibus vitae carminumque D. Iunii Iuvenalis recte constituendis p. 59 ss.) haben dies von der 2. und 3., Lewis (ed. Iuvenal 1882) von der 1. und 2., Pearson (Thirteen satires of Iuv. edited by Pearson and Strong 1887) von der 2.,

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