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EINLEITUNG.

Q. Horatius Flaccus 1) ist den 8. Dezember 65 v. C. unter dem Konsulate des L. Aurelius Cotta und L. Manlius Torquatus geboren.2) Sein Vater, ein Freigelassener, hatte seinen Namen nach der gens Horatia oder wahrscheinlicher nach der tribus Hor., in welche die Kolonie Venusia eingeschrieben war; er besafs ein kleines Grundstück und bekleidete das Amt eines Einnehmers, exactionum (nach anderen auctionum) coactor.3) Seine Mutter erwähnt er nirgends, ebenso wenig Geschwister; erstere ist wohl früh gestorben, da bei der häufigen Erinnerung an seine Kindheit ihm Gelegenheit, ihrer zu gedenken, nicht fehlte. Desto öfter rühmt er seinen Vater, dem er die gröfste Pietät bewahrte.4) Seine Vaterstadt Venusia war gelegen am Aufidus (Ofanto) in Apulien unweit der lukanischen Grenze, über welche der Berg Voltur noch hinausreichte. 5) Da die dortige Schulbildung unter dem Magister Flavius ihm nicht genügte, so brachte ihn der Vater nicht ohne persönliche Opfer nach Rom, wo er Schüler des Grammatikers L. Orbilius Pupillus Beneventanus 6) wurde und besonders den Homer, von vaterländischen Dichtern den Livius Andronicus kennen lernte.7) Im Jünglingsalter begab er sich nach Athen, wo er sich mit Philosophie be

1) Alle drei Namen finden sich in seinen Gedichten: Quintus sat. II 6, 37. Horatius carm. IV 6, 44. epist. I 14, 5. Flaccus ep. 15, 12. sat. II 1, 18.

2) S. carm. III 21, 1. ep. 13, 6. epist. I 20, 27. Sueton. vita.

3) Sueton. vit. sat. I 6, 6. 45. 71. 86. epist. I 20, 20. Dafs er auch Salzfischhändler (salsamentarius) gewesen, giebt Suet. als unverbürgte Meinung (ut creditum est). Auch in den Oden deutet er selbst nicht selten auf niedrige Herkunft oder Armut hin, z. B. II 20, 5. III 30, 12.

4) S. bes. sat. I 4, 105-126. 6, 71-99.

5) sat. II 1, 34 ff. carm. III 4, 9. Den Venusiner nennt ihn schon luven. 1, 51: haec ego non credam Venusina digna lucerna? 6) Über ihn Suet. de grammat. 9.

7) sat. I 6, 72 ff.

epist. II 1, 69 ff. II 2, 41 ff.

Horatius I. 3. Aufl.

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schäftigte und namentlich die Vorträge der Akademiker hörte.8) Dafs er daselbst sieben Jahre sich aufgehalten habe, darf man aus epist. II 2, 82 nicht folgern; er müfste dann schon im 15. Lebensjahre dorthin gegangen sein. Auch ist aus epist. II 2, 46 zu schliefsen, dafs er wegen des Bürgerkrieges Athen früher verlassen hat, als es sein Wunsch gewesen war.

Nach der Ermordung Caesars nämlich bemächtigte sich M. Brutus, durch Antonius aus Italien vertrieben, Makedoniens und kam nach Athen, von wo ihm mit anderen dort studierenden edelen Jünglingen auch Horaz 43 v. C. als Kriegstribun zum Heere folgte. So wohnte er den Schlachten bei Philippi im Herbste 42 bei, nachdem er in der Zwischenzeit den Brutus auf mehreren Zügen begleitet, insbesondere Thessalien, Makedonien, Asien nebst den Inseln besucht hatte.9)

Während nun die entschlosseneren Republikaner, darunter manche seiner vertrauteren Freunde, sich dem S. Pompeius zuwandten und das Glück im Seekriege versuchten 10), benutzte H. die den sich freiwillig Unterwerfenden angebotene Amnestie und kehrte 41 nach Italien zurück. Er war inzwischen verarmt.11) Das Gut seines Vaters war nach einigen schon verkauft, als er im Knabenalter nach Rom übersiedelte; wahrscheinlich aber hat er es erst im Bürgerkriege verloren, indem Venusia zu den 18 italischen Städten gehörte, welche von den Triumvirn in dem Vertrage bei Mutina an die Soldaten zum Lohn für ihre Dienste verteilt wurden. 12) Besitzlos geworden verschaffte sich H. eine Schreiberstelle beim Staatsschatz 13) und begann zugleich Gedichte zu schreiben. 14) Eigene Neigung, auch wohl Unzufrieden

8) epist. II 2, 43 ff.

9) epist. II 2, 47 ff. sat. I 6, 48. 7, 18. carm. II 7. Suet. vit.
10) Appian. bell. civ. 5, 2.

11) epist. II 2, 50 ff. Suet. vit. victisque partibus venia impetrata cet. 12) Appian zählt es im Bürgerkrieg 4, 3 vor anderen mit Capua, Rhegium, Beneventum, Nuceria, Ariminum und Hipponium (Vibo Valentia) auf. Über die Grausamkeit der Ackerverteilungen ders. 5, 12 u. 13.

13) scriptum quaestorium comparavit. Suet. vit. Vgl. sat. II 6, 36. 14) Wenn er epist. II 2, 51 ff. sagt, die Armut habe ihm die Kühnheit dazu gegeben, so lehrt der Zusammenhang der Stelle, dafs H. wirklich meint, er habe nur aus Not gedichtet, um seine Lage zu verbessern, während er sonst den Mut dazu nicht gehabt hätte und jetzt in seinem Wohlstand zu bequem dazu geworden sei. Wie wenig das ernst zu nehmen ist, geht schon daraus hervor, dafs er in demselben Augenblick dichtet, in welchem er es absagt. Ebenso wenig darf man daraus schliefsen, dafs er nicht früher schon gedichtet habe; er hatte aber bisher nichts veröffentlicht.

heit mit der allgemeinen und Mifsmut über seine persönliche Lage führten ihn zur Satire, in welcher er dem Vorbilde des Lucilius folgte, wie bald darauf in den Epoden dem des Archilochus. 15) So mit den bereits namhaften Dichtern Vergilius 16) und Varius 17), um andere zu übergehen 18), bekannt geworden, wurde er von diesen dem Gönner der Litteratur C. Cilnius Maecenas 19) empfohlen, welcher ihn zuerst im Jahre 39 sich vorstellen, dann volle neun Monate unbeachtet liefs, bis er ihn im Frühling 38 wieder einlud und bald zu seinen innigsten Freunden zählte.20) So liefs er schon 37 sich von ihm auf der sat. I 5 beschriebenen Reise nach Brundisium begleiten, als er zum Antonius als Unterhändler eines Friedensvertrages abgeschickt war. Wenige Jahre darauf bereitete er ihm durch Schenkung des Sabiner Landgutes eine sorgenfreie Lage, so dafs er nunmehr sich seinen poetischen Neigungen ungestört widmen konnte. Das Gut, beschrieben epist. I 16 u. sat. II 6 Anfg., lag einige Meilen nordöstlich von Tibur (Tivoli), näher Varia, jetzt Vicovaro (epist. I 14, 3), und dem Dorfe Mandela, jetzt Bardella (epist. I 18, 105), an dem Bache Digentia (Licenza), welcher sich oberhalb Varia in den Anio (Aniene oder Teverone) ergiefst. Von benachbarten Bergen wird carm. I 17 der Lucretilis, eben daselbst das Thal Ustica genannt. Erwähnt wird seine Villa zuerst sat. II 3, 10.21) Das Gut, neben dem nach epist. I 14, 2 f. 5 Bauerhöfe bestanden, war grofs genug, um darauf einen vilicus und aufser mehreren Dienerinnen und Hausdienern acht Sklaven zu Feldarbeiten, vielleicht auch eine vilica halten zu können. 22) Aus Suet. vit.,,vixit plurimum in secessu ruris sui Sabini aut Tiburtini, domusque ostenditur circa Tiburni luculum" schliefsen einige, dafs er noch zu Tibur eine Villa oder ein Haus besessen habe. Wäre das der Fall, so würden wir wohl von ihm selbst Bestimmteres darüber wissen, zumal da er Tibur zu seinen

15) sat. I 4, 6 ff. und I 10. ep. 6, 13.

16) Über ihn s. zu carm. I 3.

17) S. zu carm. I 6.

18) So Plotius sat. I 5, 40 u. 10, 81. Viscus sat. I 9, 22. 10, 83 (hier Viscorum uterque). II 8, 20. Valgius sat. I 10, 82. carm. Il 9, 5. Aristius Fuscus sat. I 9, 61 ff. 10, 83. c. I 22, 4. epist. I 10, 1 ff. Fundanius sat. I 10, 42. II 8, 19. Andere s. sat. I 10, 85 ff.

19) Über ihn s. zu carm. I 1.

20) sat. 1 6, 54 ff. II 6, 40 ff. Suet. vit. Maecenas quantopere eum dilexerit, satis testatur illo epigrammate: ni te visceribus meis, Horati, plus iam diligo, tu tuum sodalem innulo videas strigosiorem.

21) S. ferner carm. II 18, 14. III 1, 47. 16, 29.

22) Vgl. aufserdem sat. 11 6, 66. 7, 118. c. III 23. IV 11, 10.

Lieblingsorten rechnet 23), auch aus carm. IV 2, 30 u. epist. I 8, 12 sich auf öfteren Aufenthalt daselbst schliefsen läfst. Sicher dagegen hat er in Rom ein Haus besessen; er erwähnt es sat. I 6, 114 ff. und sagt, dafs er daselbst drei Diener zur Aufwartung gehabt habe.

Mit Augustus ist er erst durch Maecenas bekannter geworden; auch scheint er eine gewisse Scheu, wenn nicht Abneigung gegen ihn vor dem Aktischen Kriege nicht überwunden zu haben. In reiferen Jahren überzeugte er sich von der Unhaltbarkeit der republikanischen Zustände und erkannte in Augustus den Wiederhersteller des Staates. Die glorreiche Überwindung des Antonius, die verständige innere Verwaltung, namentlich wohl die mit Agrippa gemeinschaftlich 28 u. 27 ausgeführten bedeutenden Reformen, auf welche in den Gedichten zahlreiche Beziehungen sich finden, werden das Ihrige gethan haben, ihn mit der neuen Ordnung der Dinge auszusöhnen. Auch dafs seinen alten Freunden, selbst denen, die sich hartnäckiger als er gegen die Alleinherrschaft gesträubt hatten, Amnestie erteilt und Rückkehr in die Heimat zugestanden war, mufste günstig auf seine Stimmung wirken. Zugleich konnte der Ruhm der römischen Waffen, die sich bald auch ohne Kriege überall wie nie zuvor Geltung verschafften, die Sicherung und Erweiterung der Reichsgrenzen durch Unterwerfung bisher unbezwungener Völkerschaften in Spanien, in den Alpen-, Donau- und Rheingegenden nicht verfehlen, auf sein patriotisches Gefühl einen tiefen Eindruck zu machen. Wenn er demnach in seinen Gedichten und später in den Briefen die Erfolge, Siege, Triumphe Caesars nicht selten verherrlicht, ja ihn gleich seinem Vorbilde Romulus göttlicher Ehrenbezeugungen für würdig erachtet, so ist er darin nicht über die Anschauungen und Gewohnheiten seiner Zeit hinausgegangen; ja wenn man mit seiner im ganzen kühlen Haltung die kriecherischen Huldigungen des Senats vergleicht, so wird man ihm die Anerkennung eines ehrenhaften Charakters nicht versagen. Dafs er durch des Augustus Freundschaft für sich nichts oder doch nicht viel hat erwerben wollen, ist schon daraus zu entnehmen, dafs er die von diesem angebotene, gewifs ebenso einflussreiche wie einträgliche Stelle eines Privatsekretärs, der beständig in seiner Umgebung sein sollte 24), ohne Zaudern ausschlug, wohl nicht nur wegen seiner schwachen Gesundheit,

23) S. carm. I 7, 13. 18, 2. II 6, 5.

24) Suet. vit. veniet igitur ab ista parasitica mensa ad hanc regiam et nos in epistulis scribendis adiuvabit.

sondern auch um sich seine Freiheit zu bewahren. Auch gegen sonstige Annäherungen des Kaisers verhielt er sich so spröde, um nicht zu sagen unhöflich, dafs dieser ihm vorwerfen konnte, er habe seine Freundschaft hochmütig verschmäht, oder fürchte wohl gar, dafs sie bei der Nachwelt ihm Schande einbringen könne. 25) Direkt zu Augustus' Ehren sind wenige Gedichte verfafst, von den Oden namentlich einige des vierten Buches, von den Episteln II 1. Die gröfste Ehre widerfuhr ihm im Jahre 17 dadurch, dafs Augustus ihn mit der Abfassung des Festgedichtes zu den Säkularspielen betraute.

Von seinem ferneren Leben ist nicht viel zu sagen. Der Kreis seiner Freunde war ziemlich ausgedehnt; die innige Freundschaft zu Maecenas dauerte bis zu ihrem Tode, wie denn das treue (auch unerschrockene) Festhalten an seinen alten Freunden einen der schönsten Lichtpunkte seines Charakters bildet. Verheiratet war er nicht; von Liebesverhältnissen geben die Gedichte Zeugnis, wenn auch nicht alles darin ernst zu nehmen ist. Dafs er früh ergraute 26), auch von seinen Jugendjahren her an den Augen litt, später viel kränkelte 27) und zur Hypochondrie neigte, ist aus manchen Gedichten zu ersehen. Über seine kleine, wohlbeleibte Gestalt spottet er selbst mitunter; 28) desgl. Augustus, der ihn in einem Briefe mit einem sextariolus verglich.29) Den Tod des Maecenas, der ihn in seinem Ver

25) Suet. vit. exstant epistulae, e quibus argumenti gratia pauca subieci: sume tibi aliquid iuris apud me, tamquam si convictor mihi fueris; recte enim et non temere feceris, quoniam id usus mihi tecum esse volui, si per valetudinem tuam fieri possit. et rursus: tui qualem habeam memoriam, poteris ex Septimio quoque nostro audire; nam incidit, ut illo coram fieret a me tui mentio. neque enim, si tu superbus amicitiam nostram sprevisti, ideo nos quoque άvýνпεç¶çõνоvμɛv. Derselbe schrieb nach Lesung einiger Sermonen an H.: irasci me tibi scito, quod non in plerisque eius modi scriptis mecum potissimum loquaris; an vereris, ne apud posteros infame tibi sit, quod videaris familiaris nobis esse?

26) praecanus nennt er sich epist. I 20, 24. S. auch epist. I 7, 26 ff. 27) sat. I 5, 49 pila lippis inimicum et ludere crudis.

28) sat. II 3, 309 ad summum totus moduli bipedalis. epist. I 20, 24 corporis exigui.

29) Suet. vit. pertulit ad me Onysius libellum tuum, quem ego ut a causante, quantuluscumque est, boni consulo. vereri autem mihi videris, ne maiores libelli tui sint, quam ipse es; sed tibi statura deest, corpusculum non deest. itaque licebit in sextariolo scribas, ut circuitus voluminis tui sit dyxwdéotatos, sicut est ventriculi tui. Dieser Onysius mag wohl Dionysius sein. S. Suet. Aug. 89. Oder ist er der Asina von epist. I 13, 8?

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