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Präposition we, in wird den Namen der Orte vorgesetzt, die nicht bloss von einer Seite vom Wasser, oder einer nassen Niederung umgeben sind, z. B. Vi-Raden. Stiess der Ort nur an einer Seite an eine nasse Niederung, so wurden die Präpositionen bo oder po und schi gebraucht.

XIII. Der Nieder-Barnim'sche Kreis.

Alt-Landsberg.

Lan oder Wan ist ein Berg von mittelmässiger Höhe. Lanate ist eine Gegend, wo einige solche Berge (Hügel) sich finden. Lanat- oder Lanad-Berg ist eine Stadt, die auf oder an Anhöhen liegt. Das s ist eingeschoben und eine Folge deutscher Wort-Verbindungen.

Bernau

an der Panke. Bernau ist gebildet aus der Präposition bo und aus Ren, welches einen kleinen Fluss bezeichnet, au steht an der Stelle des slavischen ow. Ursprünglich lautete der Name Berenow, contracte Bernow, germanisirt Bernau.

Oranienburg

hiess früher Bötzow, welches letztere Wort aus der Präposition bo und Uža, der See, die Lache, entstanden ist. Das Bo und Uist combinirt und tz vertritt die Stelle des slavischen . In alten Zeiten hiess Oranienburg auch Butzow, welcher Name auch aus der Präposition bo und Uzow entstanden ist. In Lützow (siehe Charlottenburg) ist Luża statt Uża gebraucht.

Liebenwalde

an der Havel. Die beiden Sylben Lieben rühren von dem oft vorkommenden Worte Luba, Loba, Laba, Leba, Liba, welches Fluss bedeutet, her. Leba und Liba bedeutet einen kleinen Fluss, bezeichnet aber auch, wenn es in einem Ortsnamen vorkommt, die niedrige Lage des Orts. Walde heisst Dorf, wie Werda, Vörde oder Förde, Felde u. s. w.

XIV. Der Beeskow-Storkow'sche Kreis.

Beeskow

an der Spree. Die niedrige Fläche an der Spree, auf welcher zum Theil die Stadt erbaut ist, bestand in alten Zeiten, vor zwei oder drei Tausend Jahren, aus kleinen Lachen und Sümpfen, welche Ezen (der vierte Wortgrad) oder Wezen hiessen. An diesen Ezen oder Wezen wurden die Anfänge des Orts erbaut, und aus dem Grunde musste der Ort Bo-Ezen oder Wezen heissen. Die Präposition bo, an, bei verschmolz mit Ezen in Bezen. Weil aber die Ezen oder Wezen, an denen der Ort gebaut wurde, klein waren, deshalb wurde das Diminutiv von Eża, nämlich Eżka, d. h. die kleine Lache, gebraucht, und man

erhielt auf diese Weise das Wort Bežken. Es ist bekannt, dass man statt des ź oft das s gebrauchte, und dass man z. B. statt Lužazia Lusatia, statt Lużati Lusati sprach. Auch in dem Namen Beeskow ist das ź mit s vertauscht worden, und man hat für Beżkow Beskow erhalten. Das doppelte e in Beeskow deutet an, dass man Bees gedehnt aussprechen soll, weil diese Sylbe neben dem Hauptworte Ezka auch die Präposition bo enthält. Die Combination der Präposition mit der ersten Sylbe des folgenden Hauptworts kommt in den Ortsnamen Potsdam, Putlitz, Budissin, Buda (Ofen) vor. Die Endung ow documentirt, dass Beeskow schon in alten Zeiten ein bedeutender Ort (ton Beeskow) war. Giebt es bei Beeskow noch ein Terrain, wo grössere, zahlreichere Wežen sind, so konnte man die Wezen, auf welche dasselbe gebaut ist, die kleinen Wezen, die andern die grossen

nennen.

Buchholz

ist nicht aus Buche und Holz entstanden. Buch ist hier das Wort, welches anderswo Bug, Buk lautet und einen Berg, vornehmlich einen mit Laubholz bewachsenen Berg bezeichnet. Das von Buch, der Berg, abgeleitete Adjectiv buchowe heisst bergig, und ein Ort, der in einer bergigen, hohen Gegend gelegen ist, Buchowz. Das w und 1 wurden oft verwechselt und durch diese Verwechselung erhielt man hier statt Buchowz Buchholz. Bucholz, anderswo Bukowz, ist männlichen Geschlechts (ton Bucholz) und dieser Name kommt einem in einer hohen, bergigen Gegend gelegenen grössern Orte zu. Den Beinamen,,wendisch" erhielt Bucholz in der späteren Zeit, wo die Germanisirung in dem, im Lebuser Kreise gelegenen Buckow vollendet war, und wo man noch in Buchholz und in der Umgegend wendisch sprach. So unterscheidet man jetzt zwei im Luckauer und Calauer Kreise gelegenen Kirchdörfer, die beide Sorno heissen, dadurch von einander, dass man das eine, wo nur deutsch gesprochen wird, Deutsch-Sorno, das andere aber, das grösstentheils wendische Einwohner hat, Wendisch-Sorno nennt.

Storkow.

Von Störchen rührt dieser Ortsname nicht her, sondern von den spitzen Hügeln, die sich in der Nähe des Orts finden. Die Hügel sind Toriki (Diminutiv von Tor, d. h. der Spitzberg) genannt, und weil der Ort an den Hügeln liegt, so hat man die Präposition schi oder si, d. b. an, bei vorgesetzt. Die Endung ow deutet an, dass der Ort schon in alten Zeiten zu den grösseren und bedeutendern gehörte. Si-Torik-ow contrahirt Storkow ist eine an den kleinen Bergen gelegene Stadt.

Senftenberg.

G. Liebusch.

Eine Schlesische Dichterschule.

„Album schlesischer Dichter. Herausgegeben vom Verein für Poesie in Breslau. Leipzig 1866," heisst ein Werk, welches uns die neue schlesische Dichterschule, und zwar in der lyrischen und epischen Gattung, in einer Reihe von Dichtern vorführt.

Für das an sich lobenswerthe Unternehmen giebt der Prolog, von R. Finckenstein gedichtet, in seinem zwar wohlgemeinten, aber ziemlich schwunglosen Inhalt; nicht das beste Proömion. Das von der Natur gesegnete Schlesien wird als der alte Boden so mancher geistigen Kämpfe freundlich begrüsst. Den historischen Rückblick auf die Hauptgrössen derselben eröffnet der unglückliche Horatianer Opitz. Ihm folgt Gryphius, von dem es, namentlich am Schlusse der Strofe, unbeholfen und unklar heisst:

Eines deutschen Trauerspiels Versuche
Machtest du zuerst, o Gryphius.

In der Weltgeschichte grossem Buche
Fandest du, was uns bewegen muss;
Tauchtest dich schon in dieselben Fluten,
Wo ein Shakspeare die Begeistrung trank,
Und des Abendlandes heisse Gluten
Schmolzen deinen feierlichen Sang.

Hierauf der gemüthreich-witzige Epigrammatiker Logau, Scheffler, der serafische Didaktiker, schliesslich Günther, der unselige, früh verwelkte Grassator. Durch sie, wie durch viele andere literarische Sterne leuchtete Schlesien dem Vaterlande bis auf die heutige Zeit ruhmreich vor. Zwar zeigt die grosse Menge, in materiellen Interessen befangen,

Archiv f. n. Sprachen. XXXIX.

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wenig Sinn für geistige Genüsse, was den Dichter, der aus ihr hervorgeht, unangenehm berührt, doch in seiner inneren Freudigkeit nicht stören darf. Indem er, an den gährenden Bewegungen der Zeit theilnehmend, unbeirrt durch sie seinem schönen Berufe folgt, mögen die grossherzigen, siegreichen Thaten der letzten Freiheitskämpfe die Grundlage einer besseren und freieren Entwickelung bilden. Und im erhebenden Hinblick auf das Geleistete und Errungene soll nunmehr der Verein, von wahrer Liebe begeistert, die Früchte seines Strebens zur Verherrlichung und Förderung des gemeinsamen Vaterlandes dahingeben.

Die einzelnen Dichter folgen sich nun in alfabetischer Reihe. Wir wollen in kurzen Auszügen und Erörterungen ihre Leistungen und Eigenthümlichkeiten zu betrachten und zu würdigen suchen.

Hugo Andriessen.

Ein durch zwei Lieder vertretenes Mitglied aus Pittsburg in Amerika. „Red, White and Blue. American National Song" verherrlicht in bekannter Weise die Freiheit und Brüderlichkeit der Vereinigten Staaten; wogegen Nichts einzuwenden ist, als höchstens, dass man sich ja hüten möge, die tricolore Freiheit, welche in dem Vorherrschen der mechanischen und mercantilen Interessen eine sehr bedenkliche Grundlage hat, allzu lebhaft zu rühmen. ,,Auf dem Ocean" spricht in etwas nichtssagender Heiterkeit die hoffnungsfreudige Entsagung eines absegelnden Auswanderers aus. Das Gedicht schliesst:

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Wenn der Verfasser, gleich manchen Anderen, mit dem starren Dogmatismus der Kirche gebrochen hat, ist er deshalb genöthigt, als einzig übrigen, Trost und Hilfe gewährenden Gegensatz die äussere Natur anzuerkennen? Die alte, begrifflich aufgefasste Tradition, der gesammte Inhalt der modernen, vorzugsweise der deutschen Wissenschaft, also der Geist überhaupt, wäre denn doch vor Allem die berechtigte Instanz, an die er sich zunächst zu wenden hätte. Aber von dieser hat er, wie alle Naturapostel heutiger Zeit, wahrscheinlich keine Ahnung.

Friedrich Barchewitz.

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Ein weicher, gefühlvoller, formgewandter Lyriker. Da es zum Scheiden ging" spricht in nicht übler Weise das oft behandelte Gefühl des Heimwehs aus, welches nur in dem Falle schwach wirkt, wenn die neue Heimath besser und interessanter ist, als die alte, im Allgemeinen aber in jedem verwöhnten Söhnchen einen besonders ergiebigen Boden findet. Den dreimaligen Refrain bildet, nach altgermanischer Sitte, die Thräne; und mit der Erinnerung an das von Weinreben umrankte Vaterhaus schliesst das Gedicht:

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Und als ich ging jahraus, jahrein

In der weiten Welt, so fremd und kühl,
Und kam ich in ein Dörflein klein:

Von der Heimat durchzuckt' mich ein süss Gefühl.

Und wenn ein Fensterlein, hell und blank,

Ich sah, das eine Weinreb' umschlang,

Da weint' ich, da weint' ich.

Winternacht."

der Mitte heisst es:

Sinnige Betrachtungen über die Jahreszeit.

Und mit den feurig wilden Klängen,
Die trotzig mit dem Sturme streiten,
Erwacht in meiner Brust ein Drängen,
Verachtung ird'scher Herrlichkeiten!
Verachtung dessen, was die Welt

Dem Menschen Schmeichelndes ersonnen,
Und was in seiner Nichtigkeit

Vergeht, wie Schnee vor Maiensonnen.

In

Die zu verachtenden Herrlichkeiten mussten, zur Vermeidung von Missverständnissen, näher bezeichnet werden. Denn Alles ist, zumal von einem Jünglinge, doch nicht schlechthin zu verwerfen; und der irdischen Genüsse, in deren Anerkennung die Weltleute und die Heiligen vollkommen einig sind, giebt es bekanntlich weit mehr, als die letzteren gewöhnlich einräumen.

Da hör' ich unweit ängstlich picken
Und flattern an der Scheiben einen;
Ein Vöglein sucht mit scheuen Blicken
Ein Nachtmahl sich und seinen Kleinen.

Doch drinnen die beim reichen Manne,
Was kümmert sie des Vögleins Noth!
Kreist ihnen nur die volle Kanne,
Ward ihnen nur ihr täglich Brot!

Und an des Vögleins Kummer schnell
Erkannte ich mein eigen Leiden:
Das mich vom ew'gen Wahrheitsquell
Gefrorne Fensterscheiben scheiden!

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