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Girei ruft: „Noch heute Nacht

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Da fällt Potocki's stolze Macht!
Erschüttert sind die starken Hallen,
Die Wälle tief in Schutt verfallen.
Gesprengt sind sieben von den Thürmen,
Euch bleibt der Ruhm, das Schloss zu stürmen,
Ihr sitzt dann ab, ihr dringt dann ein,
Doch fest geschlossen in den Reih'n.
Vernehmt ein Wort. Ich sag' es euch:
Ein Weib lebt in der Burg Bereich,
Wie schöner keins die Erde schuf;
Denn weithin geht sein Anmuthsruf,
Potocki's Stolz, des Landes Zier
Ihr führt sie unverletzt zu mir.
Wer ihren Reizen Leides thut,

Der büsst es schwer mit seinem Blut!“
Girei winkt. Im Augenblick

Entflieht die Schaar zum Zelt zurück.

Der Feind umschwärmt nun Potocki's Schloss. Der Graf eröffnet seiner Tochter die Unzulänglichkeit seiner Vertheidigungsmittel und macht ihr, um sie vor der Zudringlichkeit des Gegners zu wahren, den Vorschlag, zu Ross auf gut Glück einen Ausfall durch die Belagerer zu versuchen. Maria zeigt sich hierzu entschlossen. Als sie in der Nacht, wohlbewaffnet und von Dienern begleitet, soeben ihr Ross besteigen will, vernimmt man plötzlich einen Ueberfall der Belagerer. Sie erstürmen das Schloss und dringen, Alles niederhauend, siegreich ein. Der Graf und seine Tochter entfliehen zur Kapelle des Schlosses. Am Morgen sucht Girei die schöne Maria und findet sie dort, neben ihrem erschlagenen Vater, bleich und verzweiflungsvoll vor einem Kreuze niedergesunken. Er fühlt Mitleid mit der Schutzlosen und trägt sie auf seinen Armen von dem Schreckensorte fort.

Im Lager herrschte weit und breit
Des Krieges ernste Regsamkeit.
Dort schliesst des Abends tiefe Ruh'
Ein Zelt auf grünem Rasen zu.
Zwei finstre Wachen, vorgestellt,
Beschützen es im Sturm der Welt.
Hier ruht Maria still - allein,
Umringt von ihrem Tugendschein.
Doch wie des Mondes helles Licht
Den grauen Wolkenflor durchbricht,
Da fällt die Zeltwand schnell zurück,
Und gierig glänzt Girei's Blick.

Er spricht: Bezwing' den Schmerz und Harm!

Denn stets beschützt dich fest mein Arm.

Den Trost, den dir ein Vater leiht,

Ich biet' ihn dir zu jeder Zeit."

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Maria.

,,Dem Vater ähnlich willst du sein,
An dem mein Herz voll Liebe hing?
Hast du den Glauben gut und rein,
Der mich als Kleinod stets umfing?"
Gir ei.

„Dein Wort erklingt in sanften Tönen,
Der Glaube soll das Herz versöhnen;
Doch wieg' dich nicht in Träume ein.
Du stehst in dieser Welt allein."

Maria.

,,Allein? Wacht Gott im Himmel nicht
Und wägt der Menschen Schuldgewicht?
Er ist dem Herzen immer nah,
Das voller Hoffnung auf ihn sah.

Drum meide mich und lass mich hier;
Gewähr' die einz'ge Bitte mir!
Der Gott, der Hagar nicht verliess,
Gewiss, dass er mich nicht verstiess."

Girei.

,,Dein Schloss ist nur ein Aschenbeerd,
Dein Vater todt. Was hat noch Werth?
Der Irrsinn spricht aus deinem Geist;
Bedenke wohl, du bist verwaist."

Girei grüsst mit Stolz und geht.
Umsonst, dass hier Maria fleht.
Sie wendet sich mit Thränen ab,
Und denkt an ihres Vaters Grab.

Girei's Schloss liegt hart am Meer,
Umringt von Felsen hoch und behr,
Zehn Doggen lagern vor dem Thor
Und heulen wild zur Nacht im Chor.
Ein Ahornhain verdeckt den Gang
Am wildbewachsnen Bergeshang.
Doch innen hebt sich der Palast,
Von glatten Quadern eingefasst.
Dies soll Maria's Heimat sein,
Hier soll sie sich der Ruhe weihn;
Hier wird des Reichthums Ueppigkeit,
Ein Leben ohne Harm und Neid
Ihr schweigend sinnend Herz erfüllen
Und ihren tiefen Kummer stillen.

Und doch, Marie du weinst, du klagst,
Sobald du nur zu sprechen wagst?
Erfreut dich nicht die Bergesluft,
Der Myrte Glanz, der Rosen Duft?
Nimmt nicht der Klang der Laute dort
Die Schwermuth deines Busens fort?
Hat nicht Girei gut und traut
Dir einen Altar selbst gebaut,
Damit ein frommes Heil'genbild
Dein junges Herz mit Andacht füllt?

Doch alles dies erfreut dich nicht,
Erheitert nicht dein Angesicht;
Du fühlst der Schwermuth tiefen Drang,
Du lauschst der Zukunft weh und bang.
Da stellt Girei dir sich vor

Und zieht dich sanft zu sich empor.
Sein Blick ist diesmal gut und mild,
Sein Wort ist weichen Klangs erfüllt.
„Dein herb' Geschick, dein Lebenslauf
Schloss früh der Jugend Knospe auf.
Dein Herz ist jung und doch gestählt.
Ich hab' zur Gattin dich erwählt."
Maria.

Zur Gattin mich? Bewahrst du nicht

Bereits der Liebe Band und Pflicht?

Und schwurst nicht anderm Herzen Treue?

Und fürchtest nicht Gewissensreue?"

Da runzelt sich Girei's Stirn.

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In einer schönen Sommernacht naht sich Girei seiner neuen Gattin und fleht sie zärtlich dringend um Liebe an. Die immer noch trauernde lehnt seine schmeichelnden Bitten ab, indem sie erwiedert, dass sie, durch Kriegsrecht in seine Gewalt gerathen, ihn nur als ihren Gebieter ansehe und für sein Herzensanliegen kein Verständniss habe. Unmuthig über diese Zurückweisung entfernt sich der Chan, und in seinem Innern zerklüftet und unbefriedigt unternimmt er mit seinen Schaaren einen Kriegszug in die Ferne. Unter den Frauen, welche in seinem Schlosse zurückbleiben, zeichnet sich besonders die schöne Janizza aus, welche, von glühender Liebe zu ihm beseelt, jetzt seine Gunst schmerzlich vermisst.

Janizza hat nicht Rast und Ruh',

Kein Schlaf drückt ihr das Auge zu.
Sie muss sie schaun von Angesicht,
Das Kind mit blauem Augenlicht.
Sie sucht sie auf in Blumenwegen.
Maria tritt ihr sanft entgegen.
Janizza sieht der Schönheit Glanz,
Der Anmuth leicht gewobnen Kranz.
Da fühlt sie mit geheimer Macht,
Die stets des Weibes Herz bewacht,
Dass Etwas in Maria lebt,

Was über Andre sie erhebt,

Auch wenn kein Stolz nach Vorrang strebt.

Janizza's Busen wallt empor

Und sichtbar wogt ihr Schleierflor.
Das ist der Hass, das ist der Neid,
Der seinen Stachel plötzlich leiht;
Doch schwebt mit glattem Schlangensinn
Ein Wort auf ihren Lippen hin.
„Verschönert ist Girei's Hain;

Er schliesst dich sanft als Rose ein.
Drum blühe fort in holder Pracht,
Weil sich an deiner Schönheit Macht,
Mit der dich Gott so reich begabt,
Der Andern Sinn und Herz erlabt."
Der Rath tönt für Maria's Sinn
Wie fremder Märchenklang dahin.
Sie giebt mit sanft verhülltem Blick
Janizza weichen Laut zurück.
Doch dieser lagern auf der Stirn
Gedanken, die das Herz verwirr'n.
Ein düstrer Plan ward schnell erdacht;
Er sei am nächsten Tag vollbracht.
Janizza giebt ein Fest und Spiel,
Mit Scherz und heiterm Tanzgewühl.
Im Schloss ertönt der Harfen Klang,
Vermischt mit Lärm und Chorgesang,
Die muntern Mädchen toben wild,
Von Uebermuth und Lust erfüllt,
Wie Gemsen, die mit schnellen Sprüngen
Sich leicht von Fels zu Felsen schwingen.

Maria sieht mit Herzensruh'

Dem fremden Schauspiel sinnend zu.
Dort winkt zur Ruh ein Taburet,
Ein Mohrenkind kredenzt Sorbet.
Janizza selbst mit reger Müh'
Erweist sich stets besorgt um sie.

Der Raum ist schwül, die Luft ist heiss.
Erwähl' das Glas mit süssem Eis."

"

Maria schüchtern nimmt den Trank
Mit Sanftmuth hin und Herzensdank.
Doch kaum dass ihre zarten Lippen
Vom Schaum des Purpursaftes nippen,
So wallt empor ihr Adernblut,
Ihr Puls erglüht in Flammenglut.
Ein Stich im Herzen, nie gekannt,
Hält ihren Athem festgebannt.

Das ist der Ohnmacht schwankes Bild,
Das sie mit düsterm Flor umhüllt.
Zur Noth, dass sie in Leid und Qual
Sich Gottes treuem Schutz empfahl,
Dass sie das Kreuz in Demuth küsst,
Was sie am Halse nie vermisst.
Ein Athemzug, ein Herzensschlag!
Es war Maria's letzter Tag.

Janizza hüllt die Leiche ein

Und lässt ihr Sorgfalt angedeihn; Dann drückt sie ihr das Auge zu: „Nun gebe Gott ihr ew'ge Ruh'!"

Maria liegt als Leiche anf der Bahre. Girei kehrt eben vom Feldzuge zurück, erblickt sie, von heftigem Schmerze durchdrungen, und erhält von seinem Eunuchen eine Andeutung über den traurigen Vorgang. Er dringt sofort in Janizza, ihre Schuld zu gestehen. Sie thut dies in stolzer und trotziger Weise und wird auf Girei's Befehl sofort durch Ertränkung im Meere bestraft. Maria wird bestattet; ihren Grabhügel, von Girei mit selbstgepflanzten Rosen umgeben, schmückt ein Halbmond mit einem Kreuze. Der Fürst, in tiefe Trauer versunken, verlässt mit allen den Seinen nunmehr sein Schloss und sucht sich eine neue Heimath auf. Das alte Schloss verfiel und verödete mit der Zeit. Der die Gärten benetzende Brunnen, sanft und spärlich rieselnd, wird seitdem von dem Volke Baktschisarai, der Thränenquell, genannt. In neuerer Zeit hauste in dieser Gegend der uns bekannte Krieg, und oft fanden in dem klaren Sprudel jenes Quelles die verwundeten und kranken Kämpfer Kühlung und Erquickung.

Hugo Söderström.

Durch ein Gedicht vertreten, „Der Versammlung deutscher Schriftsteller. (Leipzig 18./19. August 1865)", welches, an jenen Congress grosse Hoffnungen knüpfend, die zu erringende Gedankenfreiheit als Grundlage einer wünschenswerthen volksthümlichen Entwicklung verherrlicht. In die, nach Massgabe des Stoffes, viel zu erregte Ausführung konnte, als satirischer Bestandtheil, die niederschlagende Erfahrung aufgenommen werden, dass in unserem praktischen Staatswesen, aller freieren Entwicklung zum Hohne, nicht Geist und Charakter, sondern nur die beschränkt-routinirte, für jeden gegebenen Zweck brauchbare Mittelmässigkeit Anerkennung und Beförderung findet.

K. Walter.

Sein Gedicht

Ein Lyriker ohne eigenen und besonderen Inhalt. ,,An die Liebe," dem Schillerschen Hymnus ,,An die Freude" in Stoff und Form mühselig und holperig nachgeverselt, wäre besser weggeblieben. Man höre unter anderen nur folgende Strofen:

Ist auch dieser Ball zergliedert

In der mannichfachsten Art,
Alle Wesen sind verbrüdert,

Weil der Stoff mit Stoff sich paart;

Denn durch Elemente ewig
Macht den Kreislauf diese Welt

Und der Bildner hat uns gnädig

Hoch zum Menschen auserwählt.

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