Girei ruft: „Noch heute Nacht - Da fällt Potocki's stolze Macht! Der büsst es schwer mit seinem Blut!“ Entflieht die Schaar zum Zelt zurück. Der Feind umschwärmt nun Potocki's Schloss. Der Graf eröffnet seiner Tochter die Unzulänglichkeit seiner Vertheidigungsmittel und macht ihr, um sie vor der Zudringlichkeit des Gegners zu wahren, den Vorschlag, zu Ross auf gut Glück einen Ausfall durch die Belagerer zu versuchen. Maria zeigt sich hierzu entschlossen. Als sie in der Nacht, wohlbewaffnet und von Dienern begleitet, soeben ihr Ross besteigen will, vernimmt man plötzlich einen Ueberfall der Belagerer. Sie erstürmen das Schloss und dringen, Alles niederhauend, siegreich ein. Der Graf und seine Tochter entfliehen zur Kapelle des Schlosses. Am Morgen sucht Girei die schöne Maria und findet sie dort, neben ihrem erschlagenen Vater, bleich und verzweiflungsvoll vor einem Kreuze niedergesunken. Er fühlt Mitleid mit der Schutzlosen und trägt sie auf seinen Armen von dem Schreckensorte fort. Im Lager herrschte weit und breit Er spricht: Bezwing' den Schmerz und Harm! Denn stets beschützt dich fest mein Arm. Den Trost, den dir ein Vater leiht, Ich biet' ihn dir zu jeder Zeit." Maria. ,,Dem Vater ähnlich willst du sein, „Dein Wort erklingt in sanften Tönen, Maria. ,,Allein? Wacht Gott im Himmel nicht Drum meide mich und lass mich hier; Girei. ,,Dein Schloss ist nur ein Aschenbeerd, Girei grüsst mit Stolz und geht. Girei's Schloss liegt hart am Meer, Und doch, Marie du weinst, du klagst, Doch alles dies erfreut dich nicht, Und zieht dich sanft zu sich empor. Zur Gattin mich? Bewahrst du nicht Bereits der Liebe Band und Pflicht? Und schwurst nicht anderm Herzen Treue? Und fürchtest nicht Gewissensreue?" Da runzelt sich Girei's Stirn. In einer schönen Sommernacht naht sich Girei seiner neuen Gattin und fleht sie zärtlich dringend um Liebe an. Die immer noch trauernde lehnt seine schmeichelnden Bitten ab, indem sie erwiedert, dass sie, durch Kriegsrecht in seine Gewalt gerathen, ihn nur als ihren Gebieter ansehe und für sein Herzensanliegen kein Verständniss habe. Unmuthig über diese Zurückweisung entfernt sich der Chan, und in seinem Innern zerklüftet und unbefriedigt unternimmt er mit seinen Schaaren einen Kriegszug in die Ferne. Unter den Frauen, welche in seinem Schlosse zurückbleiben, zeichnet sich besonders die schöne Janizza aus, welche, von glühender Liebe zu ihm beseelt, jetzt seine Gunst schmerzlich vermisst. Janizza hat nicht Rast und Ruh', Kein Schlaf drückt ihr das Auge zu. Was über Andre sie erhebt, Auch wenn kein Stolz nach Vorrang strebt. Janizza's Busen wallt empor Und sichtbar wogt ihr Schleierflor. Er schliesst dich sanft als Rose ein. Maria sieht mit Herzensruh' Dem fremden Schauspiel sinnend zu. Der Raum ist schwül, die Luft ist heiss. " Maria schüchtern nimmt den Trank Das ist der Ohnmacht schwankes Bild, Janizza hüllt die Leiche ein Und lässt ihr Sorgfalt angedeihn; Dann drückt sie ihr das Auge zu: „Nun gebe Gott ihr ew'ge Ruh'!" Maria liegt als Leiche anf der Bahre. Girei kehrt eben vom Feldzuge zurück, erblickt sie, von heftigem Schmerze durchdrungen, und erhält von seinem Eunuchen eine Andeutung über den traurigen Vorgang. Er dringt sofort in Janizza, ihre Schuld zu gestehen. Sie thut dies in stolzer und trotziger Weise und wird auf Girei's Befehl sofort durch Ertränkung im Meere bestraft. Maria wird bestattet; ihren Grabhügel, von Girei mit selbstgepflanzten Rosen umgeben, schmückt ein Halbmond mit einem Kreuze. Der Fürst, in tiefe Trauer versunken, verlässt mit allen den Seinen nunmehr sein Schloss und sucht sich eine neue Heimath auf. Das alte Schloss verfiel und verödete mit der Zeit. Der die Gärten benetzende Brunnen, sanft und spärlich rieselnd, wird seitdem von dem Volke Baktschisarai, der Thränenquell, genannt. In neuerer Zeit hauste in dieser Gegend der uns bekannte Krieg, und oft fanden in dem klaren Sprudel jenes Quelles die verwundeten und kranken Kämpfer Kühlung und Erquickung. Hugo Söderström. Durch ein Gedicht vertreten, „Der Versammlung deutscher Schriftsteller. (Leipzig 18./19. August 1865)", welches, an jenen Congress grosse Hoffnungen knüpfend, die zu erringende Gedankenfreiheit als Grundlage einer wünschenswerthen volksthümlichen Entwicklung verherrlicht. In die, nach Massgabe des Stoffes, viel zu erregte Ausführung konnte, als satirischer Bestandtheil, die niederschlagende Erfahrung aufgenommen werden, dass in unserem praktischen Staatswesen, aller freieren Entwicklung zum Hohne, nicht Geist und Charakter, sondern nur die beschränkt-routinirte, für jeden gegebenen Zweck brauchbare Mittelmässigkeit Anerkennung und Beförderung findet. K. Walter. Sein Gedicht Ein Lyriker ohne eigenen und besonderen Inhalt. ,,An die Liebe," dem Schillerschen Hymnus ,,An die Freude" in Stoff und Form mühselig und holperig nachgeverselt, wäre besser weggeblieben. Man höre unter anderen nur folgende Strofen: Ist auch dieser Ball zergliedert In der mannichfachsten Art, Weil der Stoff mit Stoff sich paart; Denn durch Elemente ewig Und der Bildner hat uns gnädig Hoch zum Menschen auserwählt. |