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Liebe gab uns Menschen Leben,
Uns Verstand und Sprache nur;
In der Fülle der Natur

Hat sie uns den Thron gegeben!

Doch es schränkt die Macht der Liebe
Sich nicht auf das Schaffen ein;
Dem Erschaffnen giebt sie Triebe,
Webt sie ihm als Seele ein.
Wie sie Thieren, Pflanzen, Steinen
Nach Bedarf giebt Lebenskraft,
Zeugt, durch inniges Vereinen
Mit dem Geist, sie Wunderkraft.
Ja, durchs Menschenherz pulsiren
Gottesadern, wenn es liebt;
Sucht, was Liebe darin übt;
Weiter hiesse Gott nachspüren.

Solche unbeholfene und bleiche Nachbildungen sind wirkungslos. Das darauf folgende Epigramm:

An einen Schuhmacher.

Verbrecher, bedenk' deine Werke!
Dein Thun ist ein ewiges Scheiden;
Vom Vaterland trennst du die Völker;

ist so frostig und geschmacklos, wie es je nur ein misslungenes Epigramm gewesen ist. Das darauf folgende, lyrisch- rz ählende Gedicht,,Die Todtenpost" gehört zu der Gattung der Nacht-, Wind- und Grabdichtungen, an denen wir Deutschen einen ertödtenden Ueberfluss haben. Das letzte,,,Unser Wissen," besingt die zwar nicht unrichtige, an sich aber sterile Erfahrung, dass unser Wissen Stückwerk ist, zu welcher der Verfasser künftig vielleicht selbst noch einige Belege liefern wird.

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Albert Weiss.

Ein Romantiker, der sich Gründler und Consorten würdig anschliesst.
Von ihm, nach einer alten böhmischen Volkssage:

Die Braut von Braunau.

Der Böhmenkönig zieht mit seinen Schaaren von einem Feldzuge siegreich heim. Die Stadt Braunau, festlich geschmückt, befindet sich in freudiger Aufregung. Doch ist mancher der trefflichen Krieger im Kampfe gefallen, unter welchen jetzt auch Sabina ihren Geliebten schmerzlich vermisst. Auf den Strassen, sodann in der Kirche, wo ein Dankgottesdienst abgehalten wird, sucht sie ihn vergeblich auf und flieht, von Irrsinn ergriffen, durch die versammelte Menge hinaus.

Die Strassen sind öde, die Plätze sind leer!
Der Liebste nicht kehrt aus den Schlachten?
Er ist nicht gestorben, ich glaub' es nicht mehr!
Heim ruft ihn mein liebendes Trachten.

Und lag' er im Grabe klaftertief,

Ihn doch die Stimme der Liebe rief!

Und wär' er, wo oben der Himmel blaut,

Von Gott selbst fordert den Bräut'gam die Braut!"

Alles unbeholfen und schief ausgedrückt! Die Kirchen werden verlassen, und indem man sich freudiger Heiterkeit hingiebt, vermisst man die Braut und hört, dass sie in die felsigen Berghöhen entwichen sei. Zehn Jünglinge reiten ihr dorthin nach, um sie aufzusuchen. Auf steilem Gipfel der wildesten Felsenhöhen richtet sie, erwartungs- und sehnsuchtsvoll, drei Tage lang die forschenden Blicke in die Ferne. Um Mitternacht endlich erstirbt ihr Schmerz; da erblicken sie erfreut aus der nahen Tiefe die zehn Jünglinge. Sie schaut noch immer in die Felsen hinein, aber zu Stein erstarrt.

Die darauf folgende „Glosse" commentirt die Strofe:

„Der Parteienkampf, der dreiste,
Will dich überall verwirren;
Aber du, lass dich nicht irren,

Folge deinem guten Geiste,"

und damit den oft ausgesprochenen Grundsatz, dass der Dichter über den Parteien stehen solle. Damit ist freilich wenig genug gesagt. In der richtigen Schätzung der Dinge sich durch leidenschaftliches Parteitreiben nicht beirren und verflachen zu lassen, muss von jedem denkfähigen Menschen verlangt werden; aber ebenso bleibt es seine, und also auch des Dichters, unabweisbare Pflicht, in den zu einer gesunden staatlichen Entwickelung unentbehrlichen Gegensätzen irgend ein Princip zu ergreifen und an ihm mit aller Kraft und Stetigkeit festzuhalten. Thut er dies nicht, so steht er, seinem guten Geiste folgend, nicht etwa über den Parteien, sondern verfällt einfach der Geist- und Charakterlosigkeit, zu deren Ausdruck ungeschickte metrische Ergüsse völlig unnöthig sind.

Das Gedicht,,Rundreim“ und die Ballade,,Lochlevin," das letzte Stück der Sammlung, entsprechen dem Angeführten in trüber Farblosigkeit.

Berlin.

Schaeffer.

Karthon, von Ossian.

Metrische Bearbeitung.

Inhalt.

Zur Zeit Kumhal's, des Vaters von Fingal, ward Klesamor. Fingal's Mutterbruder, durch einen Sturm in den Fluss Klutha (jetzt Clyde) getrieben, an dessen Ufern die Stadt der Briten, Balklutha, lag. Kurmar, das Oberhaupt des Orts, nahm ihn gastfreundlich auf und gab ihm seine Tochter Moina zur Ehe. Ein britischer junger Häuptling, der in Moina verliebt war, besuchte Rurmar und betrug sich übermüthig gegen Klesamor. Es erfolgte ein Gefecht, worin der Brite getödtet ward. Sein Gefolge aber griff Klesamor hart an und zwang ihn, in den Klutha zu springen und sich mit Schwimmen in sein Schiff zu retten. Da der Wind gerade günstig war, so ging er in See, mit dem Vorhaben, bei Nacht zurückzukehren und seine geliebte Moina abzuholen. Widrige Winde verhinderten diesen Plan, und Klesamor segelte nach seiner Heimath zurück. Moina, von Klesamor zurückgelassen, gebar einen Sohn, den Rurmar Karthon nannte, und starb bald nachher. Als Karthon drei Jahre alt war, nahm Kumhal, Fingal's Vater, auf einem Zuge gegen die Briten, die Stadt Balklutha ein und verbrannte sie. Rurmar kam um bei dieser Zerstörung, Karthon ward von seiner Wärterin gerettet, die zu den Briten ihre Zuflucht nahm. Als Karthon erwachsen war, fasste er den Entschluss, die Zerstörung Balklutha's an Kumhal's Nachkommen zu rächen. Er ging vom Klutha unter Segel und fiel in Mor

ven ein.

Das Gedicht eröffnet sich mit der Nacht vor Karthon's Einfall, da eben Fingal von einem Kriegszuge zurückgekehrt ist. Apostrofe an Malvina, Toskar's Tochter und Gefährtin des Dichters in seinem Alter. Fingal vermisst beim Festmahl nach seiner Zurückkunft einen seiner Führer, Klesamor. Dieser erscheint bald nachher, aber sehr trübe. Auf Fingal's Verlangen erzählt er seine Reise nach Balklutha und die Vorfälle dort. Die Nacht vergeht unter Gesängen. Bei der Morgendämmerung erblickt Fingal eine Geistererscheinung, die Unglück für das Land vorbedeutet. Fingal befiehlt seinen Kriegern, sich zu waffnen. Sobald es hell wird, erscheint Karthon's Flotte und landet. Fingal lässt Karthon durch den Barden Ullin zum Mahl einladen. Karthon schlägt die Einladung aus und rückt mit seinen Kriegern an. Fingal schickt einen seiner Führer, Kathul und, nachdem dieser geschlagen ist, einen andern, Konall, gegen Karthon ab. Dieser hat ein gleiches Schicksal. Hierauf wird der alte Klesamor abgesandt. Karthon weigert sich anfangs, mit dem Greise zu kämpfen; endlich beginnt der Kampf. Klesamor wird besiegt. Indem Karthon ihn binden will, stösst Klesamor jenem den Dolch in die Seite. Fingal, der Klesamor's Niederlage sieht, stürmt heran. Da Karthon verwundet ist, unterbleibt das Gefecht. Der ster

bende Karthon überreicht Fingal sein Schwert zum Andenken und entdeckt ihm, dass er Moina's Sohn sei. Wirkung dieser Worte auf Klesamor. Dieser stirbt am vierten Tage vor Gram. Beide werden in ein Grab gelegt. Fingal befiehlt eine jährliche Feier dieses traurigen Tages. Apostrofe an die Sonne.

Karthon.

Wallender Lorastrom, dein Murmeln reget Entschwundner
Nahes Gedächtniss auf; dein waldiges Rauschen, Garmallar,
Tönt mit lieblichem Hall mir in's Ohr. Du Tochter der Helden,
Siehst du, Malvina, den ragenden Fels mit dem laubigen Gipfel
Drüben? Es beugen sich schräg von der Höh drei ragende Föhren,
Und mit lachendem Grün schmückt sanft ihm die Seite der Rasen.
Dort wiegt zierlich im Wind sich des Thales glänzende Blume,
Und auf dem Karn entstreuet den Bart die alternde Distel.
Halbversunken umzieht zwei Steine schwärzend des Feldes

Moos und Staub; scheu flüchtet der Hirsch von dem Rande des Denkmals.
Hingestreckt ruht drunter ein Held. Ein luftiger Schemen,
Schwach und kalt, senkt langsam sich auf den Hügel hernieder,
Denn die Helden umhüllet das Grab am Gestade des Meeres.

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Wer ist dort der ragende Mann vom Lande der Fremden, Welchem, gewaffnet in Stahl, viel Tausende folgen? Die Sonne Strahlt um sein Haupt; es kämpft sein Gelock in dem Winde des Meeres.! Friedlich verklärten Gesichts blickt sanft er Ruhe, dem heitern Abende gleich, wann westlich am Wald der Schimmer hinabsinkt Auf das felsige Thal des mächtig rauschenden Kona. Kumhal's ist es, des tapferen, Sohn, der gewaltige Fingal,

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Herrlich bewährt im Kampfe zugleich und in trefflicher Tugend.
Wieder schaut er sein rauhes Gebirg und des rüstigen Heeres
Unverminderte Zah!. Da sprach der begeisterte Barde:

„Auf, ihr Stimmen, wohlan! Furcht jagte den Feind durch das Blachfeld, Ihn, den Spross der Ferne des Wests. Es grollet der Schildburg Zürnender Fürst, rollt stolz die feurig glühenden Augen

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Und zuckt drohend der Könige Schwerdt. Verscheucht und geschlagen
Wandte sich über das Feld der Thaten der westliche Fremdling!“.
Hallend erwachte so die Stimme der trefflichen Barden,
Als der König die Burg des gastlichen Selma betreten.
Fackeln flammten empor zu Tausenden, Leuchtungen sprühend,
Mitten im drängenden Volk beim Mahl in der Halle des Sieges.
Schnell schwand ihnen die Nacht dahin in jubelnder Wonne.
Fingal, der mächtige Held mit den schönen Locken, begann jetzt:
Wo ist der Kampe des Felds, der Führer trefflicher Thaten,
Wo, bei der Wonne der Schaar, der holden Morna verwegner
Bruder? Ihm schleichen die Tag' in des Lora schaurigem Thale
Langsam, düster dahin. Sieh, dort entsteigt er der Höhe.
Gleich dem Hengst, entzügelt und stolz, der auf grasiger Ebne
Rosse erschaut und den wehenden Duft einzieht in die Nüstern!
Heil, o Klesamor, Heil dir, Gewaltiger! Wie nur so lange
Hieltest du säumend dich fern von dem gastlich heiteren Selma?"
Ihm erwiederte Klesamor drauf, der treffliche Führer:
„Kehrt der König zurück mit Ruhm zu dem Hügel der Hirsche?
Kehrt er mit Ehre zurück, wie im Kampf umdrängender Schilde
Kumhal, der reisige. einst? Oft schweiften wir über den Karun
Munter jagend zum Land und dem flüchtigen Wilde der Fremden.

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Nicht unblutig kehrt' uns der Schild, dem tapferen Fürsten
Nicht zur Freude. Warum der kriegrischen Zeiten Erinnrung?

Bis zum Scheitel ergraut ist mein Haar: nicht Kunde des Bogens

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Hat noch die Hand; leicht wieget mein Speer, leicht wieget der Schild auch.
Kehrte die frühere Wonne mir doch, o käme sie wieder,

Als ich das Mädchen sah, das fremde, mit schneeigem Busen,
Moina, die edle, besiegt mich jede der anderen Jungfraun
Reizender Schönheit voll, holdblickend aus dunkelem Auge!"

Ihm erwiederte sanft mit freundlichen Worten der König:
Gieb uns, trefflicher Fürst, ausreichende Kunde des Mädchens.

Düster umhüllt dich der Gram, wie Gewölk den verschleierten Lichtstrahl.
Trüb, im Nebel schwimmt dir dein Geist, nachtschwarz der Gedanke
Dir, o du Schlachtensohn, Einsamer am hallenden Lora.
Sprich, erschliess' uns den Gram, den vergangenen früherer Jahre,
Schliesse die Nacht uns auf, die dein Alter traurig umdüstert!"
Ihm erwiederte Klesamor drauf, der tapfere Kriegsfürst:
„Tage des Friedens beglückten das Land, auf wogendem Meere
Naht' ich im dunkelen Schiff Balklutha's thürmenden Mauern.
Fördernd jagte der Wind die geschwellten Segel zum Hafen.
Festliches Mahl erhob drei Tage sich dorten in Rurmar's
Gastlicher Halle. Durchflammt erblickt' ich den Busen der Liebe,
Moina, die schöne, daselbst. die Blüthe der Burgen und Hallen.
Froh in gehobener Lust umkreist' uns die Freude der Muschel,?
Und zum Eidam erwählt vertraute mir Rurmar die Jungfrau.
Wie der Schaum auf der Fluth schwoll zart ihr wogender Busen,
Gleich dem Völkergestirn hell schimmert' ihr strahlendes Auge,
Und ihr entrolltes Gelock umringelte schwärzlich den Nacken.
Herrlich schritt sie daher, die Reizende. Schöner als Alles
War ihr zartes Gemüth. Wie liebt' ich die Tochter der Herrscher,
Moina, die Schönste fürwahr ringsum der Ebnen und Höhen!
Sieh, ein Fremdling erschien, ein Jüngling, die Schritte zu Moina
Rasch hinlenkend, und laut erscholl sein Wort in der Halle;
Drohend zuckt' er, zum Streite gefasst, die mächtige Klinge:
Wo ist Kumhal, der Held, der schlachtenkundige Kämpfer?
Er, der Waller des Thals, des gebirgigen? Ist er denn selbst hier,
Ist es sein Heer? weil du so kühn, so keck und so trutzend?"
Ich versetzte darauf: „mein Muth, o trefflicher Führer,
Lodert mir hell in eigener Gluth. Vom Schilde beschirmet,

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Kenn' ich nicht Furcht, umringten mich auch zu Tausend die Gegner.
Prahlend sprichst du, o Fremdling im Stahl, weil Klesamor eben

Wenig gedeckt; doch mir zittert mein Schwerdt, bis zum eisernen Griff wach, Mir die Hand zu füllen bestrebt. Von Kumhal, dem Helden.

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Kein Wort mehr, Sohn Klutha's, den nie sein wallender Strom lässt!"
Zürnend in brausender Kraft fuhr auf der Jüngling und kämpfte.
Doch ihn stürzte mein Stahl, den feindlichen Führer. Von lautem
Kriegsruf bebend erscholl das Gestade des wallenden Klutha.
Rasselnd drohte die schimmernde Schaar speerschwingender Männer,
Muthig begann ich den Kampf; bald siegten die stärkeren Fremden.
Flüchtend entschwang ich mich schnell zum rettenden Strome; die Segel
Spannend dem günstigen Wind, durchschnitt ich die düsteren Fluthen.
Thränend folgte mir nach, gramvoll die Augen erhebend
Und mit traurigem Laut hellklagend, Moina, die arme.

Lenkend wendet' ich oft das Schiff; es siegte die Woge

Und der östliche Wind. Nie schaut' ich wieder den Klutha,
Noch die liebliche Braut, die dunkellockige Moina.

Bleich hinsank sie am Klutha entseelt; an dem Hügel erschien mir

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