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äußere Form betrifft, so unterschied sich die ennianische Satire von der spätern des Lucilius durch den Wechsel der Versmaße in derselben Satire (carminum varietate, Quinct. X, 1, 93; Diomed. p. 482.) Wahrscheinlich war die Satire des Ennius ein Abbild der alten extemporirten Satire, einer Art Bosse, worin durch einen lockern Faden Erzählung, Dialog, Gefänge verbunden waren und wozu nicht eine Versart, wie in der spätern sogenannten didactischen Satire paßte, sondern mehrere ihre Anwendung fanden. Daß die Satiren des Ennius eine dem Drama ähnliche Form gehabt haben, läßt sich aus Quinctilian schließen, der uns überliefert (LX, 2, 36), daß Ennius in einer Satire den Tod und das Leben um den Vor= zug streitend eingeführt habe. In einer andern Satire scheint der Dichter selbst aufgetreten zu sein, da ein Andrer ihn mit folgenden Worten anredet:

Dich grüß' ich, Dichter Ennius, der du Sterblichen

Kredenzest Verse, deren Gluth das Mark ergreift. 1) In einer andern Satire kam eine äsopische Fabel in trochäischen Tetrametern vor. Die Lerche, die ihr Nest in einem Getreidefelde hatte, beruhigte ihre Jungen, so lange der Herr seine Freunde, seine Verwandten und Nachbarn zum Beistand bei der Ernte aufforderte; wie aber der Herr zu seinem Sohne fagte: Hol der Henker die Freunde nebst den Verwandten (valeant amici cum propinquis); wir wollen morgen allein Hand ans Werk legen," — da hielt es die Lerche für Zeit, sich und die Ihrigen in Sicherheit zu bringen. Die Nuzanwendung enthielten die beiden letzten Verse, die also Lauten:

Zich hieraus die Lehre, die dir immer gegenwärtig sei: Warte nicht auf Freundes Hülfe, wo du selbst dir helfen kannst. 2)

1) Enni poeta, salve, qui mortalibus

Versus propinas flammeos medullitus.

(Non. propin. et medullit.) 2) Hoc erit tibi argumentum semper in promptu situm: Ne quid exspectes amicos, quod tute agere possies.

(Gell. II, 29.)

Ein anderes Fragment enthält ein artiges Wortspiel in sotadi= schen Versen:

Wer pfiffig den Andern will zum Narren haben, darf nicht Den, welchen er narrt, närrisch selbst einen Narren schelten; Denn merket der Narr, daß man ihn will zum Narren haben, Dann wird der selbst, welcher narret, nicht der Narr, zum Narren. 1)

In noch einem Fragmente endlich wird ein gefräßiger Parasit angeredet, der zum Gastmahle eines Geizigen geht:

Du freilich lebst von Sorgen frei und froh, wenn schmuck Du gehst, die Fang- und Kauwerkzeug' im besten Stand, Wo mit Gier und Hast den Wolfsappetit du stillen kannst. Wenn drauf die theuern Speisen du hinunterschluckst,

Wie, glaubst du, mag dem Wirth dabei zu Muthe sein?

Gott, du zehrst, was der sich abdarbt, lachend auf. 2) Ennius soll nach Einigen vier (Schol. ad Hor. Sat. I, 10, 46), nach Andern sechs (Donat. ad Ter. Phorm. II, 2, 25) Bücher Satiren geschrieben haben. Horaz (Sat. I, 10, 66) gesteht dem Ennius das Verdienst zu, in dem von den Griechen unberührten Fache den ersten, rohen Versuch gemacht zu haben (rudis et Graecis intacti carminis auctor), seht ihn aber dem gefeiltern Lucilius nach.

1) Nam qui lepide postulat alterum frustrari,
Quom frustrast, frustra illum dicit frustra esse,
Nam qui se frustrari quem frustras (i. e frustraus)
sentit,

Qui frustratur frustrast, si ille non est frustra.
(Gell. XVIII, 2 cf. Vahlen En. poes. rel. p. 158.)
2) Quippe sine cura, laetus, lautus quom advenis
Insertis malis, expedito brachio,

Alacer, celsus, lupino exspectans impetu;

Mox dum alterius abligurias bona,

Quid censes domino esse animi? Pro divum fidem,
Ille tristis cibum dum servat., tu ridens voras.

(Don. ad Ser. Phorm. II, 2, 35.)

Dem Ennius werden noch andere Schriften beigelegt: die Hedypathia oder Phagetica oder Hedyphagetica, eine nach Archestratus in Hexametern abgefaßte kurze Lehre der Gastronomie, und der Sota oder Asotus, Sotadicus, dessen Inhalt unbekannt ist. Die Schrift Protrepticus oder Bracepta enthielt moralische Lehren. Der Epicharmus war ein Lehrgedicht über die Natur der Dinge in trochäischen Tetrametern, und der Euhemerus eine skeptische Kritik der Mythologie in Bersen, nach des Euhemerus is gà avayoagy. Beite Schriften waren die ersten Versuche, griechische Philosophie auf den römischen Boden zu verpflanzen. Das an= gebliche Gedicht Sabinae, das dem Ennius zugeschrieben wird, verdankt er wahrscheinlich nur einer falschen Lesart. Uebri= gens bemerkt Sueton (de ill. gramm. 1), daß manche Schriften dem Ennius beigelegt worden, die einem spätern Gramma= tifer Ennius gehören, so eine Schrift in zwei Büchern über tie Buchstaben und Sylben, eine andere über die Versmaße und eine über die Wahrsagekunst.

4. T. Maccius Plautus.

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Hatte sich Ennius der Gunst der höhern Klassen der Ge= sellschaft zu erfreuen, so war Plautus, der Lustspieldichter, der Liebling des Volkes, dem der aus dem gemeinen Leben entnommene Stoff verständlicher sein mußte, als die aus der Mythenzeit und Geschichte ihren Inhalt schöpfende epische und tragische Poesie. Das Volk ergößte sich an den drolligen Späßen und treffenden Wißen und in den eingestreuten Lehren fand es einen reichen Schatz von Lebensregeln. Ein langes Stück des Plautus wird heut aufgeführt“ 1) (Plaut. Pseud. Prol. 25), war die beste Empfehlung, womit der Prologus das Spiel eröffnen konnte, und am geeignetsten, die Aufmerksamkeit des Publicums zu gewinnen.

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Von den Lebensumständen des Dichters haben wir nur dürftige Nachrichten. T. Maccius Plautus war aus niederm

1) Plautina longa fabula in scenam venit.

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Stande, geboren zu Sarsina, „einer ohne Zweifel in dieser Epoche schon völlig latinisirten Stadt an der Grenze von Umbrien gegen das längst lateinisch redende Picenum“ (Mommfen R. G. S. 630). Nach Festus (s. v. ploti) soll er den Namen Plautus wegen seiner Plattfüße erhalten haben. Er lebte in dürftigen Umständen und nährte sich anfänglich von Handelsgeschäften. Auf seinen Reisen mochte er sich mit der griechischen Sprache und Literatur bekannt gemacht haben. Da er in seinen Unternehmungen wenig Glück hatte, ließ er sich in Rom nieder und erwarb sich, wie Varro und Andere berich= ten (Gell. III, 3), theils durch selbstgedichtete Komödien, theils curch Umarbeitung von Stücken früherer Dichter, die er an die Aedilen zur Aufführung verkaufte, wieder einiges Vermögen, das er aber von neuem in unglücklichen Handelsspeculationen verlor, so daß er in der größten Armuth nach Rom zurückkam und gezwungen war, sich zu den niedrigsten Diensten, unter andern zu dem Treiben der Handmühle, zu verdingen. Varro nennt drei Komödien: den Saturio, Addictus und noch eine dritte, deren Namen er vergessen, die Plautus in der Mühle geschrieben haben soll. Gönner unter Vornehmen scheint er weder gesucht, noch gehabt zu haben. Des Plautus Todesjahr seht Cicero (Brut. 15) nach Barro in das Jahr 570 (184), zwanzig Jahre nach dem Tode des Nävius. In demselben Jahre starb auch der ältere Scipio Africanus. Nach Hieronymus fällt Plautus Todesjahr in die 145. Olympiade, zwischen 552-555 (202-199). Des Dichters Grabschrift hat Gellius (1, 24) erhalten, welcher bemerkt, daß er an ihrer Echtheit zweifeln würde, wenn nicht Varro im ersten Buche von den Dichtern sie ausdrücklich als von Plautus selbst her= rührend anführte. Sie lautet:

Seit der Tod uns Plautus entrissen hat, trauert das Lustspiel,
Stehet die Bühne verlassen, daher auch weineten um ihn
Lachen und Spiel und Scherz und die zahllosen Dichtungen alle. 1)

1) Postquam est morte datus Plautus, comoedia luget,
Scena est deserta, hinc risus ludusque jocusque
Et numeri innumeri simul omnes collacrimarunt.

Plautus ist nicht der Schöpfer des römischen Lustspiels; denn ihm gingen Livius Andronicus, Nävius und wahrscheinlich noch mehrere Unbekannte voraus; aber er ist derjenige, der die aus Griechenland nach Rom verpflanzte Komödie am genialsten behandelt und sie dem römischen Volksgeiste so an= gevaßt hat, daß sie als echte Volksdichtung gelten konnte und in Rom auch wirklich galt. Als Kind des Volkes wußte Plautus auch den Volkston am besten zu treffen und ward so der Lieblingsdichter des Volkes. Der Mangel an einer tiefern gelehrten Bildung schütte ihn vor dem Fehler, in den andere Lustspieldichter, namentlich Cäcilius und Terentius, verfallen sind, durch ein zu genaues Anschmiegen an ihre griechischen Vorbilder dem Volke unverständlich zu werden, und sein harmleser Humor und sein gutmüthiger Spott, womit er Laster und Thorheiten ohne persönliche Beziehungen rügte, bewahrte ihn vor dem Schicksale des Nävius. Er war von Natur mit einem treffenden Wiße und einer unversiegbaren Laune begabt und diese Eigenschaften machten ihn zum Dichter. Zie griedischen Muster, vor allen Philemon, Diphilus, die sich ihm durch ihre mehr groteske Komik besser empfahlen, als der feine Menander, lieferten ihm kaum mehr als den epischen Stoff und die dramatische Form, und auch hier war er nicht sklavi= scher Nachahmer und bloßer Uebersezer, sondern er verfuhr mit der größten Freiheit. Er benutte, was zu seinen Zwecken brauchbar war, und verwarf, was ihm nicht paßte, entlehnte, wie das auch Nävius und Ennius und nach ihrem Vorbilde später Terenz gethan, aus andern Komödien für die, welche er gerade bearbeitete, ganze Rollen und Scenen (contaminare fabulas, Ter. And. prol. 16), und erfand gewiß auch oft jelber Situationen, die die komische Wirkung erhöhten. Originell ist er in der Charakterzeichnung: er wußte die griechischen Personen gleichsam in das Römische zu übersehen. Daher kam es, daß seine Personen, verglichen mit den Originalen in den griechischen Komödien, roh und plump erschienen, denn sie waren nicht Copien eleganter Athener, wie in den Lustspielen des Menander, sondern derbe Römer, die die Zuschauer gleich als aus ihrer Umgebung genommen wiedererkannten. Erst in der

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