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der ganz verschiedenen Beziehung, in welcher der Dichter zu dem Volke stand. Mit der Ausbildung der dramatischen Poesie hielt gewiß auch die Vervollkommnung der ihr dienenden Künste gleichen Schritt. Des Terenz und wohl auch anderer Dichter Dramen hob durch sein meisterhaftes Spiel L. Am= buvius Turpio. Cicero läßt selbst den Cato seine vortreffliche Darstellung rühmend anerkennen (de sen. 14), und in ihm fand der spätere Komiker Roscius sein Vorbild (Dial. de orat. 20). In der Tragödie glänzte Rupilius, den Cicero noch als Knabe hörte, und ihn übertraf noch Clo= dius Aesopus, der Zeitgenosse und Freund des Cicero.

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M. Pacuvius, ein Schwestersohn des Ennius, war in Brundusium, 534 (220), geboren. Er war zugleich Maler und Dichter. Nach Plinius (hist. nat. XXXV, 4) war ein Gemälde von ihm im Tempel des Hercules auf dem Ochsenmarkte besonders berühmt. Daß er ein Bekannter und Hausfreund des Lälius gewesen, deutet Cicero an (de amic. 7). Er brachte den größten Theil seines Lebens in Rom zu, wo er für Geld malte und seine Stücke an die Aedilen verkaufte. Im hohen Alter an einer langwierigen Krankheit leidend, verließ er Rom und begab sich nach Tarent, wo er 90 Jahre alt starb, 624 (130). Seine Grabschrift die er sich selbst gesetzt haben soll, hat uns Gellius erhalten (I, 24):

Wie sehr du, Jüngling, Eil' auch hast, es bittet dich
Der Grabstein: schau' und lies, was drauf geschrieben steht:
Es ruhn allhier des Dichters Marcus Pacuvius

Gebeine. Das nur sollst du wissen. Lebe wohl!1)

Wir kennen von Pacuvius etwa 12 Titel von Tragödien,

1) Adulescens, tametsi properas, te hoc saxum rogat, Ut se adspicias, deinde quod scriptum est legas: Hic sunt poetae Pacuvi Marci sita

Ossa. Hoc volebam, nescius ne esses. Vale.

die alle auf Benutzung griechischer Originale deuten; nur eine, Paulus, behandelte einen römischen Stoff und gehörte zu der Gattung der Prätexten. Die Tragödie des Pacuvius mochte der des Ennius in der äußern Form und meist wohl auch in der römischen Färbung, die der griechische Stoff an= nahm, gleichen. Cicero (Tusc. II, 21) lobt es an Pacuvius, daß er nicht wie Sophokles in den Niptris den Ulysses jämmerlich über den Schmerz seiner Wunde weinen, sondern nur leicht stöhnen läßt und dem Sterbenden die eines wahren Helden würdigen Worte am Schlusse der Tragödie in den Mund giebt:

Ueber Mißgeschick zu klagen, nicht zu weinen ziemet sich: Das ist Männerart; die Thränen fügt des Weibes Schwäch' hinzu 1).

Ein Zeugniß seiner römischen Gesinnung giebt seine Tragödie Baulus, durch die er den L. Aemilius Paulus, den Sieger des Königs Perseus, feierte. Das Stück scheint der erste Ber= such gewesen zu sein, einen Stoff aus der Zeitgeschichte zu dramatisiren; denn wenn auch schon von Nävius ein Stück Alimonia Romuli et Remi erwähnt wird, so bewegte sich dieses noch ganz auf mythischem Boden, und über den Inhalt der angeblichen Praetextata des Nävius Clastidium ist uns nichts überliefert worden. Solche Prätextaten, wie der Baulus des Pacuvius eine war, vergleicht Niebuhr (R. G. I, 578) in Rücksicht auf ihre Anlage mit den historischen Dramen des Shakespeare: Die Prätextaten hatten nur Analogie zur Tragödie; sie stellten die Thaten römischer Könige und Feldherren dar und hiernach versteht es sich von selbst, daß ihnen wenigstens die Einheit der Zeit griechischer Tragödien fehlte, daß sie Historien, wie die shakespearschen waren." Aber nicht blos die Prätextaten, sondern auch die Tragödien, deren Stoff aus der griechischen Mythologie entnommen war, scheinen oft nur dramatisirte Geschichte gewesen zu sein, wie dies namentlich von des Pacuvius Dulorestes gelten mochte,

1) Conqueri fortunam advorsam, non lamentari decet: Id viri est officium, fletus muliebri ingenio additus.

der die Schicksale des Orestes von dem Muttermorde bis zur Wiedererkennung der Iphigenia dem Zuschauer vorgeführt zu haben scheint. Auf ein Publicum, wie das damalige römische, konnte eine einfache, kunstvoll in sich selbst abgeschlossene dramatische Handlung weniger Reiz üben, als die Darstellung eines wechselvollen Geschickes; daher die römischen Tragiker den Stoff, den die griechischen Dramatiker in mehrere Tragö= dien vertheilt hatten, oft in eine zusammenfaßten. Ueberhaupt war die römische Tragödie mehr auf den Effect berechnet; man wählte gern solche Sujets, deren spannende Intriguen zu überraschenden Katastrophen Gelegenheit gaben. In lezterer Hinsicht empfahl sich besonders des Pacuvins Ilione, deren Inhalt uns Hyginus (Fab. 119) erhalten hat. Priamms Tochter Ilione war an Polymnestor, König von Thracien, verheirathet. Ihr übergaben die Eltern ihren jungen Bruder Polydorus, den sie als ihren Sohn erzog, das eigene Kind Deiphilus für ihren Bruder ausgebend. Als die Griechen Troja eingenommen hatten, schickten sie zu Polymnestor Gesandte, die ihm Electra, Agamemnons Tochter, mit reicher Aussteuer anboten, wenn er Priamus Sohn Polydoros tödtete. Polymnestor findet sich bereit und tödtet seinen eigenen Sohn, ihn für den des Priamus haltend. Polydorus war nach Delphi gereist und hatte von dem Orakel vernommen, feine Heimath sei von dem Feinde zerstört, sein Vater getödtet und seine Mutter eine Sklavin. Er eilt besorgt nach Hause, findet zu seinem Erstaunen Alles, wie er es verlassen, hört aber, nachdem er der Mutter den Orakelspruch mitgetheilt, daß er nicht ihr Sohn, sondern ihr Bruder sei, und beide vereinigen. sich zur Rache gegen Polymnestor, den Polydorus des Augenlichtes beraubt und dann tödtet. Einen ähnlichen Inhalt hatte des Pacuvins Medus, ein Stück, in dem, wie Cicero (de off. I, 31) sagt, ein Schauspieler die Gewalt seiner Stimme zeigen konnte. Medus, der Sohn der Medea und des Aegeus, wird, seine Mutter suchend, vom Sturme zum Perses, dem Bruder des Aeetes, verschlagen und vom Könige gefangen geseßt, weil ihm ein Orakel verkündet hatte, daß er von einem Sprößlinge des Aeetes getödtet werden würde. Medus, um

dem Tode zu entgehen, giebt sich für einen Sohn des Kreon, Hippotes, aus, und als Medea auf ihrem Drachenwagen femmt und hört, des Kreons Sohn sei in des Königs Gewalt, verlangt sie dafür, daß sie die Hungersnoth, die das Land bedrängt, abwende, die Auslieferung des Hippotes. Ihr wird die Bitte gewährt und eben wie sie an dem vermeintlichen Hippotes, ihres Feindes Sohne, Rache üben will, erkennt sie in ihm ihren eigenen Sohn Medus. Auf ihren Rath tödtet dieser den Perses und bemächtigt sich des großväterlichen Reiches (Hyg. Fab. 27).

Zu den charakteristischen Vorzügen des Pacuvius, die er mit seinem Nebenbuhler Attius theilte, rechnet Quinctilian (X, 1, 95) die würdevollen Gedanken, die gewichtigen Worte und den imponirenden Eindruck, den seine Helden machten (Accius atque Pacuvius clarissimi gravitate sententiarum, verborum pondere et auctoritate personarum). Daß es beiden Dichtern an Eleganz fehlte und daß man die lehte Feile an ihren Werken vermißte, rechnet er weniger ihnen, als ihrer Zeit zum Fehler an. Uebrigens, meint er, gilt denen, die Gelehrsamkeit affectiren, Pacuvius für gelehrter, Attius für fräftiger, ein Urtheil, das schon zu Horazens Zeiten bei den Kunstrichtern feststand (Epist. II, 1, 55-56):

Immer, wenn Zweifel entsteht, wer der Bessere sei von den Beiden,

Rühmt man des alten Pacuvius Weisheit, des Accius

Hoheit. 1)

Den Namen des Gelehrten (docti) mochte er auf ähnliche Beise sich verdient haben, wie Euripides bei den Griechen den des Weisen. In seiner Antiope führt er nach Vorgang des Euripides einen Wettstreit des Zethus und Amphion ein über die Borzüge der Weisheit und Musik und die Weisheit trägt den Sieg davon (Auct. ad Her. II, 27). Unverkennbar isst der Einfluß, den die damals durch die athenischen Gesandten nach Rom verpflanzte Philosophie auf ihn ausgeübt hat.

1) Ambigitur quoties, uter utro sit prior, aufert
Pacuvius docti famam senis, Accius alti.

Noch sind uns einige Fragmente, namentlich aus der Tragödie Chryses, übrig, die Dogmen pythagoreischer und epikureischer Naturphilosophie enthalten.

Schaue das, was oberhalb und rings die Erd' umfaßt und hält; 1)

Das, was ich meine, nennen wir Himmel, Aether heißt bei den Griechen es; 2)

wobei Cicero, der die Stelle citirt, mit Recht auf das Ver= sehen des Dichters aufmerksam macht, der einen Griechen so sprechen läßt, als wäre er ein Römer und spräche lateinisch. — Von dem Aether hieß es ferner:

Was er auch sein mag, Alles schafft und formt, beseelt, nährt, mehret er;

Alles birgt er, nimmt es in sich auf, Allem auch ist Vater er. Stets erneut aus ihm die Welt sich, kehret stets zu ihm zurück. 3)

Mutter Erde schafft den Leib, der Aether fügt die Seele zu. 4) Vor dem Glauben an die Wahrhaftigkeit der Anzeichen aus dem Vogelfluge und den Eingeweiden der Opferthiere warnt er ebenfalls in dem Chryses:

Denn denen, die auf der Vögel Sprache sich verstehn, Aus fremdem, nicht aus eignem Innern weise sind, Kannst du Gehör zwar schenken, doch Gehorsam nicht. 5)

1) Hoc vide, circum supraque quod complexu continet Terram. (Varr. de 1. L. V, 17.) 2) Hoc, quod memoro, nostri caelum, Graji perhibent (Cic. de nat. d. II, 36.) 3) Quidquid est hoc, omnia animat, format, alit, auget,

aethera.

creat,

Sepelit, recipitque in sese omnia, omniumque idem

est pater,

occidunt.

Indidemque eadem exoriuntur de integro atque eodem (Cic. de div. I, 57.) *) Mater est terra, ea parit corpus, animam aether adjugat.

(Non. adjug.)

5) Nam istis, qui linguam avium intelligunt,

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