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nicht aus Mißachtung seiner Würde, sondern weil er sich als Dichter über ihm stehend betrachtete, besonders an einem Orte, wo es sich darum handelte, wer bessere Dichtwerke, nicht wer mehr Ahnen aufzuweisen habe. Attius scheint mit mehrern bedeutenden Männern Roms in näherer Verbindung gestanden zu haben. Vor Allen schäßte ihn Decimus Junius Brutus, wahrscheinlich derselbe, der mit P. Scipio Nafica 616 (138) Consul war und über die Galläcier triumphirte. Wie Cicero fagt (pro Arch. 11), schmückte dieser ausgezeichnete Mann und Feldherr mit den Versen seines Freundes Attius die Eingänge der von ihm errichteten Tempel und Denkmäler. Doch scheint es dem Attius auch nicht an Feinden und Gegnern gefehlt zu haben. Von einem Mimus wurde er einst unter seinem Namen auf der Bühne verspottet. Attius verklagte den Mimus; dieser vertheidigte sich blos mit den Worten:,,Der, der unter seinem Namen Stücke auf die Bühne bringt, muß es sich auch gefallen lassen, wenn man seinen Namen auf der Bühne nennt.“ Doch wurde der Mimus durch P. Mucius verurtheilt (Auet. ad Herenn. I, 14; II, 13). Attius starb in einem hohen

Alter, vermuthlich um 670 (84). noch lange auf der Bühne.

Seine Stücke erhielten sich

Daß Attius als Dichter seine Studien gemacht hatte, davon zeugen seine Didascalica und Pragmatica, worin er über dramatische Poesie und über die Dichter gehandelt zu haben scheint. Beide waren in trochäischen Tetrametern ge= schrieben. Aus den Pragmaticis hat uns Nonius eine Stelle erhalten, worin er sich über das Publicum beklagt:

Deshalb büßen unsre Dichter öfter als durch eigne Schuld, Weil zu groß bald eure Nachsicht ist, bald eure Tadelsucht. 1) Ju den Didascalicis ließ er sich über griechische und römische Dichter kritisch aus. Wie sehr seine Kritik noch in der Kindheit gewesen, zeigt ein Beispiel aus Gellius (III, 11): „Attius bedient sich in dem ersten Buche seiner Didascalica sehr leichter

1) Et eo plectuntur poetae quam suo vitio saepius Aut ductabilitate nimia vestra, aut perperitudine. (Non perper.)

Gründe, durch die er beweist, daß Hesiodus älter gewesen als Homerus, weil nämlich Homerus, da er zu Anfange seines Gedichtes jagt, Achilles sei der Sohn des Peleus, nicht hinzufügt, wer Peleus sei, was er ohne Zweifel gethan hätte, wenn er es nicht beim Hesiodus erwähnt gefunden hätte. Ebenso hätte er es nicht übergangen in Betreff des Cyclopen besonders zu erwähnen, warum er einäugig gewesen, wenn es nicht schon auf ähnliche Weise durch Hesiods Gedichte allgemein bekannt gewesen wäre." Glücklicher scheint er in der Kritik der römischen Dichter gewesen zu sein, wenigstens beruft sich Barro in dem ersten Buche über die Komödien des Plautus auf sein Zeugniß bei der Verwerfung gewisser angeblich plautinischer Etüde (Gell. III, 3). Der Erfolg seiner Studien zeigte Stücke sich in der vollendeteren Form und Sprache und vielleicht auch in der kunstvollern Anlage der Stücke und der treffendern Charakteristik der Personen. Offenbar übertraf er seinen Vorgänger Pacuvius an dichterischem Talent. Wie Pacuvius für den gelehrten, so galt Attius für den erhabenen Dichter (Hor. Epist. II, 1, 55). Man rühmte seine Kraft (Quinct. X, 1) und seine Beredtsamkeit (Cic. Tusc. IV, 36), und Ovid singt (Amor. I, 15):

Ennius, fehlt ihm auch Kunst, und Attius, fühn in dem

Ausdruck,

Haben sich Namen gemacht, welche die Zeit nicht

vergift1).

Bitruvius sagt (IX, 3): „Die sich mit Lust und Eifer in des Attius Gedichte einlesen, die glauben nicht nur ein Bild seiner Tugenden, sondern seiner Persönlichkeit selbst vor Augen zu haben." Er galt der republicanischen Zeit und den spätern Bewundern derselben für den größten Tragiker. Cicero citirt ihn mit einer gewissen Vorliebe, Vellejus (I, 18) hält ihn für den würdigsten Repräsentanten der römischen Tragödie, und Columella (praef.) stellt ihn dem Virgil zur Seite. Doch fand er bei den gräcifirenden Kunstrichtern ebenso wenig Gnade, wie

1) Ennius arte carens animosique Attius oris

Casurum nullo tempore nomen habent.

seine Vorgänger und Zeitgenossen. Horaz tadelt seine hochberühmten Trimeter, daß man nur selten an der zweiten und vierten Stelle den reinen Jambus finde (Epist. II, 3, 258), und der Verfasser des Dialogs von den Rednern (21) wirft dem Asinius Pollio vor, er ahme in seinem harten und trocknen Ausdruck den Pacuvius und Attius nach. Aus den vereinzelten Fragmenten, die uns von Attius Tragödien übrig find, läßt sich schwer ein Urtheil bilden. Attius theilte die Fehler seiner Zeit, doch so, daß er vor seinen Mitbewerbern um den Dichterkranz durch den Vorzug eines größern Redeflusses und einer poetischern Auffassung und Darstellung seines Stoffes hervorragen mochte. Er genügte seiner Zeit, hatte aber doch zu wenig Dichtergeist, um sich über seine Zeit zu erheben und für alle Zeit Muster zu werden.

Attius war ein sehr fruchtbarer Dichter. Wir kennen gegen ein halbes Hundert von Titeln attianischer Stücke. Die meisten sind aus dem Griechischen frei übertragene Dramen, darunter viele, die seine Vorgänger schon bearbeitet hatten. Uns sind nur einzelne Fragmente übrig. Die größern Bruchstücke aus dem Prometheus des Aeschylus und den Trachinierin= nen des Sophokles, die Cicero (Tusc. II, 9) citirt und die man häufig dem Attius beigelegt hat, sind, wie Cicero selbst deutlich zu erkennen giebt (Tusc. II, 10), feine eignen freien Uebersetzungen. Eins der frühesten Stücke des Attius war der Atreus (Gell. XIII, 2), worin er den Tyrannen mit den lebhaftesten Farben malt. Er legt dem Atreus den, wie Seneca (de clem. I, 12; II, 22; de ira I, 16) sagt, ver= dammungswürdigen Spruch, der nur in der sullanischen Zeit geschrieben sein konnte, in den Mund:

Mögen sie hassen, wenn sie nur fürchten! 1)

eine Sentenz, die sich Caligula zum Wahlspruch gewählt hat (Suet. Cal. 30).

Feind' und Verräther hat ein König viele, wenige meinen's gut;2)

1) Oderint, dum metuant. (Cic. pro Sext. 48; de off. I, 28.) 2) Multi iniqui atque infideles regno, pauci sunt boni. (Cic. de off. III, 21.)

hieß es dagegen an einer andern Stelle derselben Tragödie. Die Antigone, der sophokleischen nachgebildet, scheint, nicht zu ihrem Vortheile, von dem Original darin abgewichen zu sein, daß die Bestattung des Polynices durch Antigone vor den Augen der Zuschauer geschah. Die Wächter schlafen; den Einen erweckt der Schall eines Nahenden. Er ruft den Andern zu:

Auf, ihr Wächter! Erhebet euch, säumet nicht;

Scheuchet, ihr Trägen, den Schlaf aus dem Herzen euch!1) Den Streit der beiden Schwestern hatte er ebenfalls. — Wie Bacuvius hat auch er zuweilen römische Stoffe zu seinen Tragödien gewählt. Die eine Prätextata, Brutus, behandelte die Befreiung Roms von den Königen durch Junius Brutus. Ein Traum verkündet dem Könige den Sturz:

Der Ruhe hatt' ich hingegeben schon den Leib,

Die müden Glieder Nachts zu stärken durch den Schlaf,
Als mir im Traum ein Hirt erschien, der auf mich zu
Die schönste Heerde wollbedeckter Schafe trieb.
Zwei Widder eines Stammes trennten sich darauf;
Der eine, schönern Ansehns, greift mich plötzlich an,
Und bald auch hilft der Bruder mit seinen Hörnern ihm,
Mich hinzustürzen durch gewaltiger Stöße Kraft.
Und wie ich schwer verwundet so zu Boden lag
Rücklings, da zeigt am Himmel meinem Blicke fich
Das größte Wunder: seine Strahlen sendete,

Auf neuer Bahn nach Osten wandelnd, der Sonnenkreis. 2)

1) Heus, vigiles, properate, expergite,

Pectora tarda sopore exsurgite ! (Non experg.)
2) Quum jam quieti corpus nocturno impetu
Dedi, sopore placans artus languidos,
Visust in somnis pastor ad me adpellere
Pecus lanigerum eximia pulchritudine;
Duo consanguineos arietes inde eligi,
Praeclarioremque alterum involare me;
Deinde ejus germanum cornibus connitier
In me arietare, eoque ictu me ad casum dari.

Die Traumdeuter offenbaren dem Könige den Sinn des Traumes: König, was die Leut' im Leben treiben, denken, sorgen, schaun, Was sie wachend thun und schaffen, wenn's im Traum sich wiederholt,

Wundern darf's uns nicht, wohl aber, wenn sich nie Ge= sehnes zeigt.

Deshalb hüte dich, daß nicht, den du wähnst stumpfsinnig gleich dem Vieh,

Trag' in seiner Brust verschlossen seiner Weltheit Trefflichkeit Und dich vom Throne stürze. Denn der Sonne Zeichen, das du sahst,

Offenbart dem Volk, daß nahe sei der Dinge Wandelung. Mög's dem Volk zum Glück ausschlagen! Denn daß von der Linken hin

Nach der Rechten seinen Lauf des Himmels mächtiges Zeichen nahm,

Prophezeit des Römerstaates künft'ge Größe herrlich uns. 1)

Exin prostratum terra, graviter saucium,
Resupinum in caelo contueri maximum ac

Mirificum facinus, dextrorsum orbem flammeum Radiatum solis liquier cursu novo. (Cic. de div. I, 22.) 1) Rex, quae in vita usurpant homines, cogitant, curant,

vident,

Quaeque agunt vigilantes agitantque, ea si cui in somno accidunt,

Minus mirum est; sed Di in re tanta haud temere improvisa offerunt.

Proin vide, ne quem te esse hebetem deputes aeque ac pecus,

Is sapientia munitum pectus egregie gerat,

Teque regno expellat. Nam id, quod de sole ostentum est tibi,

Populo commutationem rerum portendit fore Perpropinquam. Haec bene verruncent populo! Nam quod ad dexteram

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