Obrázky na stránke
PDF
ePub

Komödien des Plautus, die Neckereien der Hirten bei Theokrit in Idyll IV und V, deren Scene in Unteritalien ist, und bei Virgil Zbyll III, endlich der Scurrenkampf bei Horaz, Sat. I, 5, 51 flg.

In Rom belustigte sich die Jugend bei öffentlichen Festen in ähnlicher Weise. Die Einführung etruskischer Tänze gab Beranlassung zu einer Art von komischer Parodie. Dem ernsten Theile des Gottesdienstes folgte nach Sitte des Alterthums ein heiterer; den ernsten religiösen Chor löste der komische Chor muthwilliger Jünglinge ab, die im ländlichen, Faunen ähnlichen Kostüm, im zottigen Gewande mit Blumenkränzen umwunden und mit struppigem, emporstehendem Haupthaare (Dion. VII, 72) durch ihre Späße, die sie in rohen Versen mit dazu passenden Bewegungen einander zuschleuderten, und durch die komische Nachahmung der ernsten etruskischen Waffen= tänze das Volk belustigten (imitari ludiones ex Etruria adcitos juventus, simul inconditis inter se jocularia fundentes versibus, coepere, nec absoni a voce motus erant; Liv. VII, 2. οὗτοι κατέσκωπτόν τε καὶ κατεμιμοῦντο τὰς σπουδαίας κινήσεις ἐπὶ τὰ γελοιότερα μεταφέρον Teg. Dion. VII, 72). Aus diesen Anfängen leitet Livius den Ursprung des Theaters in Rom ab. Wie es scheint, dauerten diese Spiele bis zu den Zeiten des Pyrrhus oder des ersten punischen Krieges fort, wo in Rom durch die Berührung mit Unteritalien und Sicilien griechische Bildung einzubringen und ein regeres Interesse für die Kunst zu erwachen aufing. In den Städten Großgriechenlands und Siciliens hatten die Römer ohne Zweifel die vollkommnern scenischen Darstellungen griechischer Künstler nicht ohne Bewunderung angeschaut; daher gewannen auch jene rohen heimischen Spiele jezt ein mehr künstlerisches Ansehen. Zu den Worten und mimischen Bewegungen kam noch Gesang unter Begleitung der Flöte, und se entstand eine dramatisch-mimisch- musikalische Mischgattung, die man Satura oder Satire nannte, weil die Schüssel, worauf man der Ceres die verschiedenen Erstlingsfrüchte dar= bot, Satura lanx hieß, ähnlich wie wir eine Mischgattung Betpourri nennen (Satura dicta a satura lance, quae referta

variis multisque primitiis sacris Cereris inferebatur, vel a copia et saturitate rei Satura vocabatur; Diomed. III, p. 483). Diese mit Gesangweisen reich ausgestattete Satire, die unter Begleitung der Flöte mit passenden Bewegungen abgesungen wurden (impletas modis saturas, descripto jam ad tibicinem cantu, motuque congruenti peragebant; Liv. VII, 2), erforderte größere Geschicklichkeit und mehr Uebung, als jene kunstlosen Scherzreden der Jugend. Es bildete sich daher in Rom eine eigene Klasse von Künstlern, die man Histrionen nannte nach dem tuskischen Worte Hister, das einen Schauspieler (ludio oder ludius) bedeutete. Der Inhalt der Satiren war gewiß ein höchst mannigfaltiger. Eine eigentliche Fabel fehlte, obgleich ein bestimmter, wenn auch lockerer Faden das Ganze umfaßte. Dialog, Gesang und mimische Darstellung, besonders von der Art, worin noch heute die Italiener ausge= zeichnet sind und die sie Lazzi nennen, wechselten. Darf man aus dem Inhalte einer Satire des Ennius auf den der ältesten Satiren schließen, so ließ man zuweilen auch allegorische Per= sonen auftreten und handeln; denn nach Quinctilian (LX, 2) führte Ennius in einer Satire den Tod und das Leben unter einander um den Vorzug streitend ein. Auch Götter mochten nicht selten eine Rolle haben, wie Horaz augenscheinlich auf solche Possen anspielt, wenn er Sat. I, 1, 4 flg. Leute verschie= dener Stände vor Jupiter erscheinen und über die Leiden ihres Berufes klagen und die Annehmlichkeiten der andern rühmen läßt, und als Jupiter ihnen den Tausch gestattet, da wollen sie nicht, sondern jeder bleibt lieber, was er ist; worauf dann der Gott mit aufgeblasenen Backen sie grimmig ansieht und sich rund heraus erklärt: er wolle nicht so zahm mehr sein, sein Ohr den albernen Gebeten herzugeben. Ueberhaupt mochten diese ältesten Satiren so ziemlich den Localpossen gleichen, wie sie heute noch in Italien, namentlich in Venedig und Neapel, gegeben werden. „In ihnen, sagt W. Müller (Rom :c. II, S. 110), wird weder Illusion, noch innere Wahrscheinlichkeit gefordert, und Alles kommt darauf an, das Publicum zum Lachen zu reizen; wie? darnach fragt Niemand: persönliche Nachahmungen, locale Zweideutigkeiten in Anekdoten und

Sprüchwörtern werden zu Hülfe genommen, und Regel, Convenienz, Wahrscheinlichkeit und Möglichkeit recht vorfäßlich mißhandelt; denn die allgemeine Kunstlosung ist: je toller, desto besser!" In dieser ersten Satire, woraus die spätere Satire, die einzige den Römern eigenthümliche poetische Kunstgattung, hervorgegangen ist, sprach sich gewiß schon neben der den Sta= lienern überhaupt eigenen Spottsucht zugleich der den Römern eigenthümliche praktische Sinn aus, Alles, selbst Spiel und Scherz, auf das Leben zu beziehen, die Rüge des Lasters und der Thorheit mit der warnenden Lehre zu verbinden und lachend die Wahrheit zu sagen (ridendo dicere verum, Hor. Sat. I, 1, 24). Was Horaz von Lucilius sagt (Sat. II, 1, 69–70): Zunstweis griff er das Volk und zugleich die Ersten des Volks an;

Denn er vertrug sich nur gut mit der Tugend und ihren Verehrern; 1)

das galt ohne Zweifel auch schon von jenen ersten Satirikern.

Die Satiren verdrängte vom Theater nicht lange nach ibrer Entstehung (post aliquot annos, Liv. VII, 2) das durch Livius Andronicus nach Rom verpflanzte griechische Drama, 514 (240). Es waren aus dem Griechischen übersetzte Tra= götien, die Livius zuerst den Römern vorführte. Der größern Kunst, die die Darstellung einer Tragödie erforderte, fühlte sich theils die römische Jugend nicht gewachsen, theils auch verschmähte sie aus echt römischem Stolze die Nebenbuhlerschaft mit unfreien fremden Künstlern, wie Livius einer war, und überließ daher die Aufführung der regelmäßigen Dramen eige= nen Histrionen, die als solche der Ehrenrechte römischer Bürger verlustig gingen, indem sie in keine Tribus aufgenommen wurden und vom Kriegsdienste ausgeschlossen waren. Doch damit dem Scherze und der festlichen Lust, jezt von den ernsten Tragödien verdrängt, wieder ihr Recht werde, pflegten römische Jünglinge nach Schluß der Tragödien in sogenannten Exodien oder Nachspielen aufzutreten, nach alter Sitte wieder

1) Primores populi arripuit populumque tributim, Scilicet uni aequus virtuti atque ejus amicis.

Scherzreden in Versen einander zuschleudernd. Indeß scheinen die rohen Späße der Vorzeit mit ihren persönlichen Anzüg= lichkeiten jest weniger Anklang bei dem Publicum gefunden zu haben, dem der Contrast mit dem seinen griechischen Drama doch allzu stark scheinen mochte, und die römische Jugend nahm daher die Atellane oder die offische Posse (ludicrum Oscum) auf, worin der Spott und der Wit nicht mehr die wirkliche Person, sondern den angenommenen Charakter traf. In Kampanien nämlich, dem Hauptsitz der alten Offer, gab es eine Art von extemporirtem Schauspiel, das auf gewissen fest= stehenden Volkscharakteren beruhte, die in hergebrachter Form und meist immer unter denselben Namen in jedem Stücke wiederkehrten. Die höchst einfache Fabel schmiegte sich leicht den Charakteren dieser Masken an, und es bedurfte zur Darstellung nur einer mündlichen Verabredung der Spielenden, die bei dem den 3talienern angeborenen mimischen Talente die Rollen, wenn auch nicht auf eine ästhetisch - künstlerische, doch auf eine drastisch-komische Weise durchzuführen wußten. Dieses Maskenspiel ist seiner ganzen Eigenthümlichkeit nach mit nur unwesentlichen Modificationen durch alle Jahrhunderte hindurch bis auf die jebige Zeit das Eigenthum des italischen Volkes geblieben. Die heutige commedia dell' arte ist die Atellane der Alten mit den nur durch die Zeit bedingten Veränderungen.

Die komischen Personen dieses Maskenlustspiels theilten sich damals wie jest in Bäter und Bedienten, die sich mit unverändertem Antlig, Kleidern und Charakter als ewige Helden festseßten, während die Liebespaare sich nach den Bedürf= nissen des Stückes umkleiden und mannigfach geberden mußten. Die beiden Bedienten- oder Sclavenrollen waren der Maccus und Bucco, wie bei den Neuern Arlechino und Brighella. Beide hießen Sanniones, wie heute dieselben Masten Zanni genannt werden, von den komischen Verzerrungen des Mundes und des Gesichtes, den Grimassen, die bei den Alten das Wort sanna bezeichnete. Die Heimath der Sanniones war Atella, wie das der modernen Zanni Ber= gamo ist,,,wo, wie man wissen will, diese beiden Charaktere. in den besten Originalen noch zu finden sind“ (W. Müller Rom c. II, S. 125). Atella, das heutige Aversa, ein Land

städtchen zwischen Kapua und Neapel in Kampanien, scheint im alten Italien einen ähnlichen Ruf gehabt zu haben, wie bei den Griechen Abdera, bei den Deutschen Schilda. Als man Tiberius Leiche, erzählt Sueton (Tib. 75), von Misenum nachh Rem bringen wollte, schrieen Mehrere höhnend: „Bringt sie lieber nach Atella!“ Bon diesem Städtchen als der Heimath der antiken Zanni erhielten die offischen Possen den Namen der atellanischen Fabeln (Fabulae Atellanae), nicht, wie man gewöhnlich glaubt, weil die Stücke dort vorzugsweise aufgeführt wurden; denn gewiß waren diese Mimen in ganz Kam= ranien verbreitet.

Maccus ist ganz wie Arlechino der Tölpel, den Alle zum Besten haben, die allgemeine Zielscheibe des Spottes und ter Neckereien, der Sündenbock, der die Strafen und Prügel ahält für das, was Andere verbrochen haben. Der Name ichen bezeichnet seinen Charakter. Maccus heißt ein Einfaltszinsel, daher das griechische Wort pazzoar, einfältig sein, and der Name Mazzo von einer einfältigen Frau. Außer der Dummheit sind die Ungeschicklichkeit, die Gefräßigkeit, die Berliebtheit, charakteristische Eigenschaften des Maccus, die nicht wenig Stoff zu komischen Scenen boten. In einer Atellane res Pomponius kämpft Maccus als Soldat nicht mit dem Feince, sondern mit seinem Zeltkameraden um die Mahlzeit; in einer andern bestellt ihn ein Mädchen zu einem Rendezvous, und man kann sich das komische Erstaunen und die Wuth des Maccus denken, als er in dem Augenblicke, wo er das Mädchen umarmen will, die Entdeckung macht, daß es eine verkleidete Mannsperson sei. Gleich Arlechino tritt auch Maccus in den verschiedensten Rollen auf, wie die Titel verlorener Atellanen zeigen: Maccus als Soldat, Maccus als Gastwirth, Maccus in der Verbannung, Maccus als Jungfrau, die Zwillings-Macci, wahrscheinlich eine Art Komödie der Irrungen von der lustigsten Wirkung. Wir besitzen noch einige Abbildungen komischer Masken, die wahrscheinlich das Bile rieses Maccus vorstellen: ein Kerl mit einem Buckel vorn und hinten, mit glattgeschorenem Haupte wie denn über= haupt der Kahlkopf ein charakteristisches Merkmal und ein ge=

--

« PredošláPokračovať »