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Laß herbei das Geschenk nur bringen; meine Stimme foll so fein

Wie ein Glöcklein tönen.“1)

Endlich nahmen die Atellanen auch den Volksglauben an übernatürliche Wesen und gespenstische Spuckgestalten auf; Lamien, Manien, der Manducus, der Pytho Gorgonius und andere ähnliche Dämonen spielten ihre Rolle in diesen Stücken, ganz so wie die Feen und Geister in den dramatisirten Volksmährchen des Gozzi. In einem Stücke des Novius: dié beilende Mania (Mania medica), scheint diese Fee eine Art Verjüngungscur an einem kranken, schwachen Alten, den fie in einem Mörser zerstößt, woraus er verjüngt und kräftig wieder hervorgeht, verrichtet zu haben, und in einer Atellané res Pomponius: Pytho Gorgonius, erhob, wie es scheint, Jemand einen von dem Ungeheuer bewachten Schatz. Solche Erodien waren es, die, wie Juvenal (III, 175) sagt, wenn fie in kleinen Städten an Festtagen zur Aufführung kamen, das Kind des Landmannes in Angst seßten, daß es sich vor der schauerlichen Gespenstermaske mit gähnendem Munde in den Schoß der Mutter flüchtete. Und auf solche dramatisirte Feen= mährchen spielt wahrscheinlich Horaz an, wenn er in seiner Tichtfunst (338 flg.) jagt:

Was du dichtest zur Lust, komm' immer der Wirklichkeit nahe; Alles zu glauben ihm, darf sogar das Mährchen nicht fordern, Darf nicht lebendig das Kind, das die Here verspeist, aus dem Bauch ziehn. 2)

Tie extemporirten Atellanen der früheren Zeit waren zwar im Vergleich mit den von den Griechen entlehnten Dramen allerdings roh und kunstlos, doch waren sie als echt nationales

1) Vocem deducas oportet, ut videantur mulieris Verba. — Jube modo afferatur munus, tenuem et tinnulam

Vocem ego reddam.

2) Ficta voluptatis causa sint proxima veris: Ne quodcunque volet poscat sibi fabula credi, Neu pransae Lamiae vivum puerum extrahat alvo.

Erzeugniß ein treuer Spiegel des Volksgeistes. Daß die Atellanen in Rom nicht in lateinischer, sondern in offischer Sprache sollen dargestellt worden sein, ist ein bis auf die neueste Zeit verbreiteter Irrthum, der auf einem Mißver= ständnisse des Strabo beruht. Dieser sagt nämlich in seiner Geographie V, 6:,,Etwas Eigenthümliches hat sich mit den Ostern und Ausonern ereignet; denn während die Osker schon ausgestorben sind, erhält sich doch ihr Dialekt bei den Römern in gewissen Dichtungen, die bei einem bestimmten heimischen Feste auf die Bühne gebracht und mimisch dargestellt werden.“ Kein Römer hat uns etwas von der in den Atellanen ge= brauchten offischen Sprache berichtet, und die Fragmente der Atellanendichter Pomponius und Novius, die fast 100 Jahre vor Strabo lebten, sind durchaus in lateinischer Sprache. Wahrscheinlich verleitete der Name ofkisches Spiel (ludicrum Oscum), wie auch die Atellanen hießen, den Strabo zu dem Mißverständnisse, als seien diese Stücke in offischer Sprache gegeben worden. Wenn aber auch die Sprache der Atellanen die lateinische war, so hindert das doch nicht, daß nicht durch die oskischen Masken einzelne, aus dem Oskischen stammende Ausdrücke Aufnahme gefunden haben, was auch die Angaben der Grammatiker bestätigen.

Mit der wachsenden Bildung und der Verfeinerung der Sitten mußte die rohe extemporirte Atellane immer mehr an Gunst des Publicums verlieren und fristete wahrscheinlich zu= leht nur auf Winkelbühnen ihr Dasein. Es war daher natür= lich, daß man es versuchte, diese vaterländische Gattung dem herrschenden Geschmacke näher zu bringen, wie es früher schon durch Ennius und Lucilius mit der römischen Satire versucht worden war. L. Pomponius aus Bononia scheint der Erste gewesen zu sein, der um die Zeit des Bundesgenossen= frieges, 664 (90), Atellanen schriftlich verfaßt und zur Aufführung gebracht hat, und ihm folgte hierin sein Zeitgenosse Novius. Aufmunterung fanden sie dazu wahrscheinlich in der Gunst, die damals manche vornehme Römer der vaterländischen Poesie schenkten, wie wir dies namentlich von L. Sulla an= nehmen dürfen, von dem Athenäus (VI. p. 261 C.) berichtet:

Nicolaus habe erzählt, daß Sulla, der Feldherr der Römer, da er ein Freund des Lachens gewesen, so viel Vergnügen an Mimen und Bossenreißern gefunden, daß er ihnen viele Strecken Landes von den Staatsgütern geschenkt habe. Seine Lust an dergleichen offenbaren auch die von ihm selbst in vaterländischer Sprache geschriebenen satirischen Komödien (ai in avtov γραφεῖσαι σατυρικαὶ κωμῳδίαι τῇ πατρίῳ φωνῇ). Die geschriebene Atellane erhielt die Form des regelmäßigen Lustspiels, die die Römer von den Griechen entlehnt hatten. Der Anlage der Fabel, der Charakteristik der Personen, der Sprache und den Rhythmen ward eine größere Sorgfalt ge= schenkt. Die offischen Masken, deren Hauptcharakter natürlich beibehalten wurde, modificirten sich nach den Sitten und Anschauungen der Zeit, und sie blieben nicht auf die kampanische Localität und auf oskische Verhältnisse beschränkt, sondern wurden in den mannigfaltigsten Situationen vorgeführt, ganz ähnlich wie die Masken in den Volksdramen von Gozzi und die lustige Person, der Hanswurst und Kasperl, in dem deutsden Volkslustspiel. Ja, es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Sannionen in Travestien griechischer Tragödien, den soge= nannten rhinthonischen Komödien, auf ähnliche Weise ihre Rolle gehabt haben, wie der Sofias in der Tragikokomödie Amphitruo des Plautus; wenigstens sind uns die Titel einiger Stücke von Atellanendichtern erhalten, die auf einen travestirten mythischen Stoff schließen lassen, so von Pomponius: der untergeschobene Agamemnon (Agamemnon suppositus),

von Novius: die Andromache und die Phönissen. Was je die Atellane durch die schriftliche Abfassung an Kunst und Mannigfaltigkeit gewann, das scheint sie andererseits an Originalität und unmittelbarer Wirkung verloren zu haben durch das fremde Gewand, das ihr Pomponius und Novius gegeben. - Uebrigens wird Pomponius, von dem wir etwa 65 Titel verlorener Stücke und mehrere, doch meist unbedeutende Fragmente besigen, als ein nicht ungeschickter Dichter, ten Macrobius (Sat. VII, 9) jogar einen vortrefflichen Atellanendichter (egregium Atellanarum poetam) nennt, geschildert. Die Rohheit des Ausdruckes, die Bellejus (II, 9) an ihm

tadelt, indeß er ihn sonst wegen des Inhaltes und der Erfindung der schriftlichen Atellane lobt, war wohl durch die Personen seiner Stücke, die meist den niedrigsten Kreisen angehörten und deren Sprache er so treu als möglich wiederzugeben versuchen mochte, gerechtfertigt; daher es nicht auffallen darf, wenn im Gegentheil Fronto (ad M. Caes. IV, 3) ihn und Novius wegen der Eleganz in der römischen Bauern= sprache lobt (elegantes in verbis rusticanis). Von Novius, seinem Zeitgenossen und, wie es scheint, nicht unglücklichen Nebenbuhler, da ihn Macrobius (Sat. I, 10) den beliebtesten Atellanenschreiber (probatissimum Atellanarum scriptorem) nennt, besißen wir ebenfalls nur Bruchstücke und über 40 Titel verlorener Stücke.

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Diese so umgeformte Atellane erhielt sich in Rom auf dem Theater als Nachspiel nach Tragödien bis in die Zeiten. des Cäsar. Bei den Spielen, die Pompejus während seines zweiten Consulats, 698 (57), gab, wurden nach den Tragöz dien Klytämnestra und das trojanische Pferd noch ostische Possen gegeben (Cic. ad Fam. VII, 1). Doch scheinen sie wenig nach dem Geschmacke der Gebildeten gewesen zu sein; wenigstens spricht Cicero von ihnen als von läppischem und sinnlosem Zeuge: „Ich glaube nicht, schreibt er an seinen Freund Marius, daß du dich sehr nach den offischen Possen sehnest, zumal du ostische Bossen selbst in unserm Senate sehen kannst," auf das damalige verkehrte und unwürdige Benehmen des römischen Senats auspielend. Durch Cäsars Einfluß, dem vielleicht die freien Aeußerungen der Atellanen mißfallen mochten, verdrängte der feinere Mimus, wie ihn Laberius und Publ. Syrus schrieben, die Atellanen von der Bühne. Unter Augustus herrschte der Pantomimus auf dem Theater. Erst unter Tiberius erstand die Atellane wieder. Als Wiederhersteller derselben wird von Macrobius (Sat. I, 10) Mem= mius oder Mummius genannt, der, wie Macrobius sagt, die nach Novius und Pomponius lange ruhende Atellane wieder auferweckt hat (qui post Novium et Pomponium diu jacentem artem Atellaniam suscitavit). Er scheint unter Tiberius gelebt zu haben, denn unter diesem Kaiser trat die Atellane

wieder mit solcher Kühnheit auf, daß Tiberius im Senat auf die Ausweisung der Schauspieler aus Italien antrug, 23 n. Chr. (Tacit. Annal. IV, 14). Von Memmius sind nur ein Baar Bruchstücke und der Titel einer Atellane: Junius, erhalten, die vielleicht einen vaterländischen Stoff, wie Junius Brutus am Hofe des Tarquinius den Narrn spielte, behandelte. Unter den folgenden Kaisern finden wir trotz aller Strafen die Atellane wieder mit alter Freiheit die Laster und Thorheiten der Herrscher und Bürger rügen. Die Darsteller der Atellanen scheinen jedoch den Schauspielern des regelmäßigen Drama's an Achtung des Publicums weit nachge= standen zu haben; denn während die reichen und vornehmen Tamen des verderbten Roms die Gunst der Tragöden und komören zu hohen Preisen erkauften, mußte sich, nach Juvenal (VI, 71), die arme Aelia, die auch die Mode mitmachen wollte, mit dem Urbicus, einem Buffo in der Atellane, be= gnügen. Um diese Zeit war es auch, daß die von den Gebildeten früher als rohe Volksbelustigung verachtete Atellane aus wahrer oder affectirter Liebe zum Vaterländischen vorzugsweise wieder Beachtung fand. So rühmt sich Trimalchio bei Petronius (53) vor seinen Gästen: er habe sich Komödianten für Geld gekauft und lasse sie vor andern Stücken Atellanen aufführen und der Flötenspieler dürfe nur lateinische Weisen blasen. Der Kaiser Hadrian hörte während der Mahlzeit außer andern Werken auch Atellanen an, und der Kaiser Antoninus der Philosoph machte sich Auszüge aus des Novius Atellanen und des Gracchus Reden. Das regelmäßige Lust= spiel, die comoedia palliata, war unter demselben Kaiser gänzlich von der Bühne verschwunden und hatte dem Mimus Flag gemadt (ή νέα κωμῳδία κατ ̓ ὀλίγον ἐπὶ τὴν ἐκμιμήσεως φιλοτεχνίαν ὑπερρύη, M. Ant. περὶ ἑαυτοῦ XI, 6). Pantomimen, Mimen und Atellanen herrschten allein auf dem Theater, und die Kirchenväter Tertullian (de spect. 7) und Arnobius (adv. gent. VII, p. 227) er= eifern sich nicht wenig über die Frechheit und Unsittlichkeit der Stücke und ihrer Darsteller. Auch damals noch bildeten die Atellanen bei den scenischen Aufführungen die Nachspiele und

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