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Schulgrammatik für die 3 obern Klassen des Bautzner Gymnasiums wählte. Und ich habe diese Wahl nicht bereut, denn bis jetzt habe ich wenigstens keine andere gefunden, die meinen Augen als vorzüglicher erschienen wäre. Obgleich ich nun nicht weisz, ob eine Kritik dieser Grammatik in diesen Blättern schon erfolgt ist (in den letzten 7 Jahren ist mir wenigstens keine zu Gesicht gekommen), scheint es mir doch in keinem Falle überflüssig, da bereits die 9e Ausgabe dieser Grammatik erschienen ist, ein Buch von so weiter Verbreitung, selbst auf die Gefahr hin einzelnes schon gesagtes wieder vorzubringen, einer Besprechung zu unterwerfen; andererseits kann ich nach einem mehrjährigen Gebrauche einige Bemerkungen nicht unterdrücken, die vielleicht bei Gelegenheit einer neuen Auflage Berücksichtigung finden dürften.

Zunächst ist die Grammatik in französischer Sprache geschrieben. Der Verf. setzt voraus dasz sie von Schülern getrieben werde, welche bereits einige Kenntnis der französischen Sprache gewonnen haben und demnach im Stande sind dieselbe zu übersetzen und unter Anleitung eines Lehrers zu verstehen. Dasz dies vorzugsweise Schüler höherer Lehranstalten namentlich Gymnasien sein mögen und sollen, läszt sich theils aus des Verf. eigner Stellung vermuten, theils aus der Wahl der Beispiele und Uebungsstücke schlieszen, welche vorzugsweise Gegenstände und Begebenheiten aus der Geschichte der alten Zeit behandeln und in denen Alexander, Servilius, Marius, Iphigenia usw. eine Rolle spielen. Alle diese Beispiele setzen zu ihrem Verständnisse schon eine gewisse Kenntnis der Geschichte, namentlich des Alterthums voraus, wie man sie von einem Schüler der obern Klassen erwarten darf. Für diese Schüler, denen überdies durch die Kenntnis der Grammatik mindestens der lateinischen Sprache die Vertrautheit mit den meisten technischen Ausdrücken zu Gute kommt, wird allerdings zugleich das übersetzen aus dem Französischen in ihre Muttersprache ein Gewinn, und es gibt die Wiederholung des gelernten in der ursprünglichen Sprache zugleich Gelegenheit zum Französischsprechen, wozu bei der geringen dieser Sprache im Gymnasium zugewiesenen Stundenzahl ohnehin auszerdem wenige Zeit gegönnt ist. Dasz dadurch die Einführung zweier Lehrbücher für eine und dieselbe Sprache nöthig wird, ist allerdings ein Uebelstand, der aber gegenwärtig schon in den meisten Anstalten bestehen wird, und selbst bei dem Unterricht in der lateinischen Sprache an vielen Orten nicht hat vermieden werden können. Auszerdem ist dieser Umstand gerade bei dem erlernen der französischen Sprache weniger fühlbar, da der lernende, bereits eingeführt in die Grammatik einer anderen Sprache ich setze voraus der lateinischen, bald heimisch wird in der verwandten und doch verhältnismäszig weit einfacheren französischen Grammatik, und überdies diejenigen Lehrbücher, welche vor Benutzung dieser gröszeren Grammatik zur Einübung der Formenlehre gebraucht zu werden pflegen, ein sehr geringes Quantum wirklich grammatischen Stoffes enthalten und meist auf mehr mechanischem Wege in der Art und Weise der Ahn'schen und Ollendorf'schen Methoden in ziemlich

kurzer Zeit eine zu unserem Zweck genügende Vorkenntnis gewähren. Freilich hätte der Umstand, dasz wir die Bekanntschaft mit der Formenlehre der französischen Sprache, sowie einige Kenntnis der lateinischen Grammatik bei der Mehrzahl der betreffenden Schüler voraussetzen dürfen, den Verf. veranlassen können, manches diesen Schülern durch eine kurze Hinweisung auf das Lateinische zu erleichtern und zu veranschaulichen, manches auch als bekannt vorauszusetzen und zu streichen. Wir werden darauf zurückkommen.

Der Gang, welchen der Verf. verfolgt, ist folgender. Nach dem Register kommt die Einleitung, welche in § 1 vom Begriffe Grammatik handelt. § 2--4. Silben und Buchstaben. $ 5. Von den Accenten. $ 6. Vom Apostroph. $ 7. Vom Trema. $ 8. Von der Cedille. $9. Vom Tiret. $10. Trennung der Worte in Silben. § 11. Unregelmäszige Aussprache gewisser Buchstaben. § 12. Von der Quantität. § 14. Vom prosodischen Accent. $ 13. Von den Verbindungen der Worte in der Rede. § 14. Vom Gebrauche der groszen Buchstaben. § 16. Redetheile. Sodann folgen die 11 Hauptkapitel und zwar handelt Chap. I § 17-26 p. 21-58 vom Article. Chap. II § 27-38 p. 59-89 vom Substantif. Chap. III $ 39-54 p. 90-139 vom Adjectif. Hierbei werden die Zahlwörter als Adjective mit angeführt. Chap. IV § 5574 p. 140-226 Pronoms. Chap. V § 75-111 p. 227-398 Verbes. Chap. VI S 112–119 p. 399-437 Adverbes, wozu die Partikeln gerechnet sind. Chap. VII § 120-123 p. 438-469 Praepositions. Chap. VIII § 124-125 p. 470-487 Conjonctions. Chap. IX $ 126—127 p. 488-491 Interjections. Chap. X § 128-129 p. 492-497 Construction française. Chap. XI S$ 130 p. 498-500 Ponctuation. Das Kapitel von der Interpunction hätte naturgemäsz mit dem vorhergehenden verschmolzen werden sollen, da die Interpunction ja von der Construction abhängt. Wir haben hier die Zahl der Paragraphen und Seiten mit angeführt, um zugleich das räumliche Verhältnis der einzelnen Kapitel zu einander anzudeuten, wobei zu bemerken ist, dasz in den verschiedenen Ausgaben trotz mancher wenn auch nicht wesentlicher Aenderungen) die Seitenzahl, wie die Vertheilung des Stoffes auf die Seiten dieselbe geblieben ist, eine für den Schulgebrauch sehr wichtige und zweckmäszige Einrichtung.

Ich werde nun in der folgenden Besprechung dieses verdienstlichen Buches zunächst zu zeigen suchen, was in demselben wegzulassen, an einen andern Platz zu stellen oder anders zu fassen sei, auf einige kleine Unrichtigkeiten aufmerksam machen und endlich hinsichtlich der Uebersetzungsstücke zur Uebung für die Schüler wie hinsichtlich des Registers einige desideria hinzufügen.

*) Die Aenderungen beziehen sich meist auf einzelne Ausdrücke zu schärferer Bestimmung, wie wenn es p. 81 § 35, 2 statt chacune des parties heiszt différentes parties, oder wie p. 419 § 118, 14 statt il écrit beancoup: il se plaint beaucoup, und in ähnlicher Weise p. 108 § 44, 6. p. 363 § 105, 3. p. 424 § 119, 1. p. 439 § 120, 6. p. 447 § 122, 24. p. 455 § 123, 1. p. 461 § 123, 10 ụ. a.

So würde ich denn vorschlagen die S$ 12 und 13 de la quantité und de l'accent prosodique ganz wegzulassen oder möglichst zu kürzen. Beide haben für den Ausländer gar keinen Werth und der Verf. sagt von der Quantität selbst, dasz man sie nur durch langen Umgang mit gebildeten Franzosen, erlernen könne, vom Accent aber, dasz es eigentlich gar keinen prosodischen Accent im Französischen gebe. Dem Schüler, für welchen doch die Grammatik berechnet ist, können also die beiden SS nicht das geringste nützen.

Streichen würde ich ferner p. 39 § 22, 12 das Beispiel l'homme aux cheveux roux aus-paedagogischen Rücksichten.

p. 107 § 44, 2, 6 würde ich die Anmerkung, dasz La Fontaine in den Fabeln gesagt habe la grecque beauté usw. weglassen als überflüssig. Eher hätte eine kurze Hindeutung auf die Wortstellung bei den Dichtern ein Recht auf Aufnahme.

p. 121 $48, 6 würde ich den letzten Abschnitt von dans cet exemple an, so wie n. 7 als überflüssig und selbstverständlich streichen, ebenso p. 207 $71 n. 20.

p. 207 $ 71 n. 21 ist der Satz: même prend s au pluriel et ne varie pas sous le rapport du genre zu streichen. Wie sollte auch même im Plural ein anderes Pluralzeichen als s annehmen oder nach der Generalregel im Fem. anders als im Masc. lauten?

Ebd. n. 23 rem. 1 heiszt es: quand même indique une comparaison, le mot allemand als (wie) se traduit en français par que. Hier ist als zu streichen und bei wie die Klammer zu beseitigen.

p. 347 103 rem. 1. Die Anmerkung ist überflüssig, denn man sagt ebensowenig in gutem Deutsch wie im Französischen: ich befehle dasz er hinausgehen soll, sondern dasz er hinausgehe, wie j'ordonne qu'il sorte.

p. 377 $108, 3. Dieser Abschnitt ist deshalb überflüssig, weil jede dem Schüler bekannte Sprache dies mit der französischen gemein hat, dasz das Participe für Relativsätze stehen kann.

da

p. 400 S 112, 4 wird der Deutsche gewarnt das Adjectif nicht mit dem Adverbe zu verwechseln. Diese Warnung ist unnöthig, ein Schüler, der diese Grammatik gebraucht, genug wissen musz, um auf diesen Unterschied zu achten.

p. 420 § 118, 19 ist die Bemerkung: à qui mieux mieux zu streichen, weil dasselbe schon $ 68, 2 gesagt ist.

Da nun diese Grammatik für die Schüler der obern Klassen höherer Lehranstalten bestimmt ist, die mindestens schon eine fremde Sprache getrieben haben, da ferner die Kenntnis der Formenlehre bereits vorausgesetzt wird, so lieszen sich vom praktischen Standpunkt aus noch längere Abschnitte angeben, um welche das Buch ärmer sein könnte. Wozu dann z. B. die vollständigen Paradigmen der Hülfszeitwörter être und avoir und der 4 regelmäszigen Conjugationen, da kein Schüler ohne genaue Kenntnis derselben an diese Grammatik gehen kann? Wozu die ausführlichen Erläuterungen von Ausdrücken wie nom, pronom, sujet usw., die jeder Schüler oberer Klassen wissen

musz? Für Schulzwecke waren die erwähnten Punkte überflüssig, im Interesse der Vollständigkeit freilich war ihre Besprechung, war die Mittheilung der vorerwähnten Paradigmen gerechtfertigt.

Einige Regeln stehen nicht am rechten Platze. So folgen nach der Lehre von den Vergleichungsgraden des Adjectif sogleich der Bequemlichkeit wegen die Regeln über die Comparation der Adverbes, welche in die Lehre vom Adverbe, ein besonderes Kapitel, gehören ($ 46, 11, 12 p. 117). So gehört die Auseinandersetzung der Fälle, in denen Inversion stattfindet (p. 144 § 57), nicht in die Lehre vom Pronom, sondern in das Kapitel: de la construction française $$ 128. 129, wo die übrigen Fälle aufgeführt werden. Auch die Regel über die Verbindung von oui mit einem vorhergehenden Wort § 119, 1 p. 424 gehört nicht unter die Lehre vom Adverbe, sondern unter das Kapitel de la liaison des mots dans le discours et dans la lecture S§ 14. So gehört auch die Besprechung von depuis que und dès que (p. 446 § 122, 18) nicht in das Kapitel von den Prépositions, sondern unter die Regeln über die Conjonctions.

In der Lehre von der Bildung des Féminin der Adjectifs findet sich auch $ 40, 6 p. 92 eine Regel über die Bildung des Féminin der Adj. anf eur, von denen die unter a und b angeführten Substantifs sind, mithin bei der Lehre vom Substantif hätten behandelt werden sollen. Es heiszt da, diejenigen, welche man durch Verwandlung der Endung eur in ant in ein Participe présent verwandeln könne, bilden ease, die auf teur und diejenigen, welche mittelst jener Veränderung nicht in Participes verwandelt werden können, trice im Fem. Mag diese Regel auch factisch richtig sein, so ist sie doch gar zu unwissenschaftlich; für Schüler, die schon etwas Lateinisch können, wäre es verständlicher und einfacher zu sagen, dasz diejenigen, deren Endung teur der lateinischen tor entspricht, ein Féminin trice bilden, wie créateur, créatrice; directeur, directrice; acteur, actrice. Ueberhaupt wird die Erklärung vieler scheinbaren Unregelmäszigkeiten im Französischen aus dem Lateinischen so leicht, dasz der Schüler oft von selbst darauf fällt und des Lateinischen eingedenk die im Französischen von der Regel abweichende Form für die eigentlich richtigere erkennt, wie die Féminins von bénin, nouveau, mou usw. zeigen. Namentlich lassen sich, wie ja auch schon geschehen, die Genusregeln nach den Endungen für den Schüler höherer Klassen auf die Hauptregel beschränken, dasz die französischen Wörter das Geschlecht der lateinischen Etyma beibehalten. Die Ausnahmen hiervon sind in der französischen Grammatik von Dressler ziemlich vollständig gegeben. So begreift der Schüler leicht, dasz die Endung age, lat. agium, gewöhnlich männlich oder vielmehr gen. neutr. ist, während page pagina, image imago nach der Hauptregel weiblich sind, dasz die Endung eau = ellus männlich ist, während eau === aqua, peau pellis weiblich sind. Ich werde noch auf einige

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wünschte, aufmerksam machen.

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Stellen, bei denen ich eine Aenderung

p. 354 § 104, rem. 6 heiszt es: quand la négation équivaut aux

mots personne, rien, pas un seul, elle est toujours suivi du subjonctif: je ne connais pas d'homme, qui soit sans défaut. Hiernach könnte es scheinen als ob der Subjonctif stehe, weil ne pas für personne usw. stehe. Der Grund ist aber offenbar derselbe, weshalb in Sätzen wie j'habiterai une maison qui soit au bord de la rivière und weshalb im Lateinischen nach sunt, reperiuntur qui u. a. der Conjunctiv steht; der Subjonctif ist also unabhängig von der Negation, vielmehr bedingt durch das Relativ, welches sich durch: von der Art dasz, umschreiben läszt.

p. 360 § 104, 22 heiszt es: le Subjonctif souvent sous la dépendance d'un verbe sous entendu, qui est ordinairement vouloir, souhaiter, ou un autre verbe exprimant la volonté, la nécessité: que la foudre, en éclats, ne tombe que sur moi'. In Sätzen wie diesen, in denen eine Aufforderung, ein Wunsch ausgesprochen wird, ist es nicht nöthig ein Verbum wie vouloir, souhaiter zu supplieren. Denn es leuchtet ein, dasz diese Conjunctive nur die Stelle des Imperativs vertreten, der ja in der dritten Person nicht anders ausgedrückt werden kann. Denn warum finden sich keine derartigen Sätze mit der ersten oder zweiten Person? Offenbar weil eben der blosze Imperativ genügt.

p. 445 § 122, 8-13 sind voici, voilà als Praepositionen behandelt. Die französischen Praepositionen haben aber streng genommen keinen Casus nach sich, denn nach jeder steht der Nominativ; dies ersieht man am deutlichsten aus ihrer Verbindung mit dem pronom personnel. voici und voilà, welche in anderen Grammatiken eben so unrichtig unter die Adverbes verwiesen werden, haben nun stets den Accusativ nach sich, wie sich aus ihrer Verbindung mit dem pronom personnel ergibt, und sollten deshalb auch stets als Verbalformen behandelt und demgemäsz erklärt werden.

Einige Unrichtigkeiten, die sich eingeschlichen haben, beruhen meist wie es scheint darauf, dasz der Verf. als Franzose der deutschen Sprache nicht vollkommen mächtig ist, theils darauf, dasz er der Etymologie zu wenig Rechnung getragen.

So heiszt es p. 50 § 24, 9: der Deutsche sage für un trait de probité, une preuve d'amitié, un sentiment d'humanité, ein Zug der Ehrlichkeit, ein Beweis der Freundschaft, ein Gefühl der Menschlichkeit, während wir doch dafür stets sagen: ein Beweis von Freundschaft, ein Zug von Ehrlichkeit, also ganz dem Französischen entsprechend.

p. 85 § 38 wird unter den Substantifs, die in der Mehrzahl eine von der Bedeutung des Singulars abweichende Bedeutung bekommen, auch angeführt le faste der Prunk, les fastes die Jahrbücher, und doch sind dies, wie sich aus dem Lateinischen ergibt, ganz verschiedene Worte und les fastes auch im Französischen ein plurale tantum.

p. 93 $ 41, 2 heiszt es: il faut observer ici, que tandis que les substantifs terminés en eu prennent un x au pluriel, les adjectifs terminés par cette consonnance prennent un x non seulement au pluriel mais encore au singulier. Un homme heureux, des hommes heureux. Was soll es heiszen, die Adjectiven auf eu nehmen schon im Singular

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