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VORWORT.

Alle durch Weisheit hervorragenden Dichter des Altertums haben in ihren Werken das Lob der Tugend gepriesen: ihnen müssen wir folgen, und ihre Lehren im Leben bethätigen.

St. Basilius der Grosse.

Fast eben so verschieden wie über den persönlichen Charakter

des Horaz lautet bei älteren und neueren Gelehrten das Urtheil über Inhalt und Wert seiner Sittenlehre. Während Viele dieselbe, wie sie am vollendetsten in den Episteln ausgesprochen ist, als einen Schatz wahrer Lebensweisheit, gleichsam goldene Früchte in silbernen Schalen, betrachten, Andere sie wenigstens für eine ernste und eines vorchristlichen Dichters nicht unwürdige Lebensansicht erklären, finden Manche darin nur die geistreichen Aeusserungen eines kalten und nur auf den Genuss bedachten Weltmannes, vereinzelte Stimmen bezeichnen sie sogar als die launenhaften Einfälle eines platten Egoisten und gewöhnlichen Alltagsmenschen. Und eben so gehen die Versuche auseinander, die Stellung des Dichters zu den herrschenden philosophischen Schulen zu bestimmen.

Nach den neueren Ausgaben und den Monographien namhafter Philologen zu urtheilen, scheint jetzt im ganzen die Ansicht zu herrschen, dass für Horaz auf der Höhe seiner geistigen Entwickelung der Epikureismus ein überwundener Standpunkt war. Doch gehen nur Wenige so weit, in seinen Episteln die Denk- und Redeweise eines wirklichen Stoikers zu sehen. Die Meisten nehmen in mannigfacher Abstufung an: er sei ein Eklektiker, der sich wesentlich an die Weisheit der Stoa halte, und bald ihre Sätze in ursprünglicher Form und Bedeutung, bald verändert und gemässigt verwende, bisweilen auch ihnen einen anderen Sinn unterlege, oder die übertreibende Sprache der stoischen Schulweisen nachahme, um seinen Ausführungen einen humoristischen Anstrich zu geben, und so den Ernst, der sonst verletzen könnte, zu mildern.

Unter solchen Umständen scheint es vor allem notwendig zu sein, die Grundlage, auf welcher sich die Untersuchung über die Sittenlehre und den philosophischen Standpunkt des Horaz bewegt, besser zu befestigen, und die Bahn, auf welcher sie ihr Ziel verfolgt, mehr zu ebnen. Und diesem Zwecke dürfte wol nichts mehr

entsprechen als die besondere Behandlung einiger Episteln, die hier hauptsächlich in Betracht kommen, und in deren Auffassung und Erklärung die Ansichten der Gelehrten noch sehr schwanken und sehr weit auseinander gehen.

Zu diesem Behufe sind also hier I 6. 10. 16. ausgewählt und nach sorgfältiger Revision des Textes so behandelt, dass alle Worte und Sätze, die einer Erklärung bedürfen, namentlich solche, die eine befriedigende Erklärung noch nicht gefunden, erläutert, der Grundgedanke, der Gedanken-Zusammenhang und die Gliederung der einzelnen Episteln präcis dargelegt und der philosophische Hintergrund überall, wo es geboten ist, unter Anführung der Hauptstellen aus den Quellenschriften zur Erscheinung gebracht wird.

Wem da etwa Epikur und seine Lehre in einem gar zu ungewohnten Lichte erscheinen sollte, der möge, statt sofort über eine einseitige Auffassung den Stab zu brechen, zuvor seine eigene Anschauung mit den Quellen vergleichen, und bedenken, dass hergebrachte unwissenschaftliche Vorstellungen lange vor Zeller's epochemachendem Werke durch den ernsten und besonnenen Fries beseitigt wurden, der in seiner schon 1837 erschienenen Geschichte der Philosophie seine Darstellung der epikureischen Ethik mit den Worten beginnt: In der Ethik gibt Epikuros eine ernste und würdige Lebensansicht, deren höchstes Ziel die Seelenruhe ist.“

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Die hier ausgesprochenen Ansichten sind das Ergebniss langjähriger Studien, welche im Anschluss an regelmässig wiederkehrende Vorlesungen über Horaz und in stetem Contact mit den Leistungen der Zeitgenossen gemacht und schon vor einem Jahrzehnt zum Abschluss gebracht wurden.

Da es sich hier nicht um Polemik, sondern um Förderung der Sache und möglichst bündige Darlegung der Wahrheit handelt, sind fremde Ansichten so wenig als möglich berührt, und dabei nur die weitverbreitete Schulausgabe Krüger's und die Sonderausgaben der Episteln von Döderlein und Ribbeck, soweit es unumgänglich notwendig erschien, berücksichtigt worden.

Um den Commentar kurz fassen zu können, und um Nichtphilologen das Verständniss zu erleichtern, wurde eine an Form und Inhalt des Originals sich eng anschliessende Uebersetzung hinzugefügt.

PRAG, 24. November 1885.

BIPPART.

Q. HORATII FLACCI

EPISTOLARUM

LIBRI PRIMI VI. X. XVI.

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