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Anmerk. Was Rezensent S. 174 sagt: baß,,nach dem römischen Missale an den gewöhnlichen Sonntagen die praefatio solemnis de ss. Trinitate gesungen werden soll", beruht auf einem Defrete der Sac. Rit. Cong. vom 3. Jas nuar 1759 unter dem Papste Clemens XIII. In den frühes ren Ausgaben bezeichnet das römische Missale für die ges wöhnlichen Sonntage die Praefatio communis, aber doch in cantu solemni.

Predigten über das Gebet des Herrn. Von Robert Kálin, katholischem Pfarrer in Zürich. Zürich bei E. Kiesling 1852. S. 228. 8.

Die erste Auflage dieser Predigten ist gleich nach ihrem Erscheinen vergriffen worden. Es könnte dies als ein Bes weis von der Vorzüglichkeit dieser Predigten angesehen werden, obgleich diese Annahme keine nothwendige ist und eine andre Erklärung sich finden ließe. Man weiß, was die persönliche Beliebtheit eines Predigers, und was der mundliche Vortrag für eine Macht auf das Volk ausübt, und wenn wir recht unterrichtet sind, so haben alle drei Mo mente, Inhalt, Vortrag, persönliches Ansehen hier zusammengewirkt.

Die Predigten des Herrn Kålin, die uns hier geboten werden, sind keine Predigten gewöhnlicher Art; es sind vielmehr Vorträge für ein gebildetes Publikum, nach Art der Kans elvorträge der hervorragendsten französischen Geistlichen der neuesten Zeit. Diese Vorträge sind aber keine französische Rachahmung, sie sind für das deutsche Volk bestimmt, und ganz auf ein Publikum berechnet, welches von den Einflüssen der Zeit ergriffen ist, sie sind in einer der ersten und blühendsten Städte der Schweiz, in Zürich, wo nur eine fleine katholische Gemeinde sich befindet, auch vor zahlreichen protestanti schen Zuhdrern gehalten worden. Vor allem tritt der Verfasser gegen den Unglauben der Zeit, kühn, geharnischt in die

Schranken, und mit einer Kühnheit, die nicht häufig anges troffen wird, dringt er aber auch auf die Reinheit des Katholiciss ,,Das Wagniß des schwachen am Geist und Gemüth bes schränkten Menschen, den ächten und, wahren Katholicismusmus, dieses so hohe, so tiefe und wundervolle Werk des göttlichen Geistes mit dem zu verwechseln, was nicht aus Gott gekom men ist, was keine nach Außen getretene Offenbarung seines innern Wesens und seines innern Gehaltes ist, hat mir von jeher verderbliche Falschmünzerei geschienen. Zuverlässig würde man ohne dieses vielfältig unternommene und ausgeführte Wagniß Wenigere finden, die sich ihm nicht auf. schließen, die vor ihm ein empfängliches Gemüth verschließen und sich zurückziehen, wo seine Sonne leuchtet", Um die Art und Weise des Verfassers genauer zu bezeichnen, als es durch Berichte möglich ist, wollen wir einige Stellen aus diesen Predigten hierher seßen. Wir sollen beten sagt der Verfasser „Dein Reich komme“, „aber“, macht er sich die Eins wendung“, das Reich Christi besteht ja schon 1800 Jahre“. Darauf erwiedert er:,,Ein Blick auf das Leben gibt uns Antwort auf diese Frage, bestätigt das Gleichniß des Herrn, in dem er sein Reich mit einem Acker vergleicht, auf dem neben dem Waizen auch Unkraut wuchert, und läßt 'uns' eben deßwegen die Ursache und die Nothwendigkeit dieser Bitte erkennen. Wer hörte noch nie die oft benutzten und vielfach gedeuteten Sagen von einem Menschen, der getrieben von unersättlichem Drange nach Wissen, an die Hölle sich vers kaufte, um auf diesem Wege seinen Durst zu stillen, den aber dámonische Mächte mit Sinnengenuß umgarnten, um ihn gånzlich zu versenken in ein von Gott getrenntes Leben der Gegenwart; und von Ahasveros oder „dem ewigen Jus den", der den Heiland, der mit dem schweren Kreuzesbalken vor dem Hause dieses Elenden ruhen wollte, verhöhnend abgewiesen, und nun selbst die Erde durchwandernd, umsonst Ruhe suche, die er nicht finde, umsonst das Heil erwarte, das långst erschienen, umsonst den Tod' rufe, der ihn fliehe? Diese beiden Sagen schildern bildlich das alte Heidens

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thum und Judenthum, die wir in tausend Gestalten und Berhüllungen unter unsern Zeitgenossen nicht verkennen können. - Das Heidenthum ist da, wo übermüthig der Geist über die Kluft seßen will, welche Glauben und Wissen trennt; wo der Wille die Schranke vernichtet, welche vom fündigen Genusse zurückhält; wo neben dem stolzesten Schwunge des Erkennens der tiefe Fall des Herzens erscheint. Das Judenthum ist da, wo man noch kein Auge hat für die neue Welt, welche im Glauben an den Erlöser aufgeblüht ist, und statt mit der Anbetung Gottes im Geiste und in der Wahrheit, mit leeren Außenwerken ihm zu gefallen strebt, und statt in der Freiheit der Kinder Gottes", nicht selten in Wahn und Aberglauben sein Heil sucht. — Es ist nicht Alles christlich, was christlich heißt; der schöne Name ist nur zu oft ein Aushängeschild, unter dem ein unchristliches Wesen sich birgt. Wer ohne Trugglas der Verblendung die Menschen, auch die sich Christen nennen, betrachtet, dem wird kaum entgehen: Viele haben den frommen Glauben verloren, den Spott über das heilige als Flagge aufgepflanzt und gehen niederreißend, kalt und leer und hohl durchs Leben. Sinnlichkeit gilt ihnen Alles und Unglaube scheint ihnen Weisheit. -Andere begnügen sich mit todter Form ohne den belebenden Geist, und ihre Religion gleicht der Schale, mit der sie kindisch prunken, obgleich der Kern ihnen verfchloffen ist. Diese erscheinen stets im Gewande der Sittlichkeit, aber die Sittlichkeit ist ihnen nur ein weites Fal tengewand, in das sie sich hüllen, denn sie sind trügerische Gråber, inwendig voll Moder und Todtengebeine; und Jene haben frech genug sogar die Hülle weggeworfen und ergreifen am hellen Tage den Becher der Ungerechtigkeit. Da steigen fromme Worte von den Lippen und das Herz brütet ob Haß, Neid und Verfolgung der Brüder; und dort zerreißt man mit frecher Stirne die heiligsten Bande, und Brüder stehen. Brüdern Angesicht zu Angesicht als Feinde gegenüber".

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An einer andern Stelle lesen wir: Das Christenthum ist nicht die Religion der Finsterniß, der Schwäche,

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des Trúbsinns; sondern die Religion des Lichts, der Kraft, des Friedens, die Religion der ächten Menschlichkeit. Heil dem Lande, in welchem die Stätten der Jugendbildung zus gleich Stätten des Christenthums sind, in welchem Lehrer bilden, die der großen Natur gleichen, die durch Sturm und Stille, in ihrer Ruhe und Bewegung, durch Erhabenes und Niederes, durch den rohen Fels wie durch die Blumen, die ihn bekränzen, das Herz zu Gott emporzicht; die aufs opfernd dahin arbeiten, daß aus der Schule ein Geschlecht hervorgehe, das mit der Erleuchtung auch die Wärme für alles Edle und Gute mitbringt und das seine Verwirklichung zur Aufgabe des Lebens sich macht. Hat der Mensch eine solche Jugendbildung erhalten, dann wird er der Schule ents wachsen, das Bildungsgeschäft noch nicht vollendet wähnen; das ganze Leben wird ihm eine Schule sein, um selbst tiefer in den Geist der Religion und des Christenthumes einzu dringen; denn es ist, wie das Firmament, je mehr wir das. selbe betrachten, desto mehr Sterne entdecken wir; es ist, wie das Meer, je mehr man dasselbe untersucht, desto unend licher scheint es; um dann auch Andere mehr in seinen heil. Geist einzuführen, indem er Vorurtheile, Unglauben und Aberglauben diese gefährlichsten Feinde der Menschenwohlfahrt mit allem Ernst bekämpft und über das Heis ligste und Wichtigste mehr Licht verbreitet".

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S. 64 spricht der Verfasser über das Gewissen: "In jedem Menschengeist spricht eine innere Stimme; das zarte Kind vernimmt ihren heiligen Laut und der lebensmúde Greis hört ihre Aussprüche; der Gebildete, der hoch auf der Stufenleiter der Vervollkommnung steht, leiht ihr sein Ohr, und der rohe Wilde kann ihren Befehlen sich nicht entziehen. Diese innere Stimme ist ein unbestechlicher Richter, der oft laut bittern Ladel ausspricht, wenn die Menge hoch erhebt und jubelt; der mit Zufriedenheit lohnt, wenn sie låstert, und der den Dornenkranz in Lorbeer verwandelt; der nicht nach Glanz und Aeußerlichkeit, sondern nach dem Innern, nach der verborgenen Absicht und den leitenden Beweggründen

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urtheilt, indem er, wie der hl. Bernharð sagt, einer brennenden Kerze gleich unser Herz beleuchtet, damit nichts darin verborgen bleiben; und vor dem jeder blendende. Schimmer unserer Handlungen schwindet, wie das Farbenspiel des Regenbogens, wenn die Sonne senkrecht ob ihm leuchtet. In welcher Lage des Lebens, in welchem Gewirre der Verhält nisse der Mensch sich immer befindet, das Gewissen zeigt ihm und führt ihn den Weg zum Ziele. Denn wie oft ers tónt seine Stimme mahnend, warnend, strafend, aber auch belohuend! Wenn wir in den schönsten Lagen des jugends lichen Alters, durch Leichtsinn oder Neigung, oder durch das böse Beispiel Anderer verleitet, das Gebot der Eltern und Lehrer zu vergessen anfingen, welche Bangigkeit drückte da das kleine Herz, wie deutlich vernahm es unter mächtigem Pochen die Lehre: Du sollst deine Elten ehren und die Bes fehle deiner Lehrer achten! Das war Gottes mahnende Stimme durch das Gewissen! Sehen wir den noch uns verdorbenen Jüngling, er will den ersten Betrug begehen ; er spricht, aber seine Zunge stockt; er geht, aber seine Schritte wanken. Die Verlegenheit ist in allen Zügen bemerkbar, Schamrothe brennt auf seinen Wangen, seine Augen bewegen sich unståt oder sind niedergeschlagen, er darf nicht frei und freudig in das ruhige heitere Antliß seines Bruders schauen. Durch dieses Alles spricht der warnende Engel des Gewissens: Verkaufe nicht den unschäßbaren Besiß des guten Bewußtseins um ein Gut, das, wie köstlich es immer sein mag, doch eines solchen Lösegeldes niminer werth ist, da sein Besitz und Anblick dir immer zuruft: Du bist ein Betrüger! — Dem Diebe, che er die Hand zum Diebstahle ausstrecket, wie zittert der Arm; dem Lüstling, ehe er das Wort der Verführung spricht, wie beben die Lippen; dem Meineidigen, ehe er die Hand zum falschen Schwure erhebt, wie verdoppeln sich die Puls, schläge; dem Treulosen, ehe er hingeht aus Eigennuß den Freund zu verrathen; dem Gatten, ehe er an den Ort der Sünde schleicht, um der Gattin den Schwur der Liebe und Treue zu brechen; wie pocht das Herz! - Furchtbar ernst

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