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Ueber das unfehlbare mündliche Lehramt in der katholischen Kirche.

Dritter und leßter Artikel.

§. 8. Die Kirche Jesu Christi dauert in der katholischen Kirche fort. Dieses erhellet erstens schon aus der Vergleichung der bisher gewon nenen Aufschlüsse über die Kirche Christi mit der dießfälligen Beschaffenheit der vorzüglich. ften christlichen Gemeinden (Kirchen), die im Laufe der Zeit sich als die wahre Kirche Christi geltend machen wollten.

Nachdem nun auch bewiesen ist (in den §§. 6 u. 7.), daß Christus die immerwährende Fortdauer des unfehlbaren mündlichen Lehramtes in seiner Kirche gewollt hat, ist nur noch die Frage zu beantworten übrig, ob denn das in der katholischen Kirche befinds liche und als unfehlbar geltende mündliche Lehramt eben dieses unfehlbare Lehramt sey (§. 1.).

Offenbar muß hier wieder zuerst und vorläufig die Frage beantwortet werden, ob die Kirche Christi in der fas tholischen Kirche fortdaure.

Es gibt bekanntlich mehrere christliche Gesellschaften, deren eine jede die wahre Kirche Christi sein will, wovon aber doch, da sie in vielen und wesentlichen Punkten von einander abweichen, höchstens nur Eine die wahre Kirche Christi sein kann. Oder können vielleicht alle diese Gesells schaften zusammen die wahre Kirche Christi etwa in der Beltschr, f. Øhiles. u. Tathol. Theol. N. 8. XIII. 16. Heft.

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Weise bilden, daß sie alle einen großen Theil der christlichen Wahrheiten gemeinschaftlich besißen, daneben aber eine jede derselben auch noch privativ einen besondern Theil derselben inne hat, daß sie also, wie gesagt, zusammen die wahre Kirche Christi nach ihrem ganzen Um fang ausmachen? Allein dieser Annahme widerspricht nicht nur die h. Schrift in vielen Stellen, besonders in der Stelle Ephes. 4, 5.: „Ein Herr, Ein Glaube, Eine Laufe; sondern auch die Natur einer unfehlbaren Kirche: denn wie könnte sich in einer Kirche, welcher die Gabe der Unfehlbarkeit verliehen, Irrthum finden? Und Irrthum fände sich ja offenbar überall da, wo die eine Ges nossenschaft der andern in der Lehre widerspräche - oder fann Ja und Nein zugleich wahr seyn ')? ... Einheit

1) Es dürfte dem Leser nicht unangenehm seyn, hier zu lesen, wie sich Muratori hierüber äußert. Derselbe sagt lib. 1. de ingen. moderat. cap. 15. (S. 199–200 der deutsch. Uebers. von Biunde und Braun): „Die wahre Religion kann nur Eine, und nicht viele können es seyn. Ein Herr, sagt der Apostel an die Ephes. 4, 5., Ein Glaube, Eine Taufe, Ein Gott und Vater Aller. Das Antlig der christlichen Religion würde ja sehr unges staltet und lächerlich aussehen, wenn man in den wesentlichen Leh: ren denken könnte, was man wollte, und wenn es jedem Einzelnen erlaubt wäre, die göttliche Offenbarung nach entgegengeseßten und mit einander streitenden Ansichten auszulegen. Denn nur Eine Un sicht kann die wahre seyn; die anderen, welche dieser widersprechen, müssen nothwendig falsch seyn. Wenn nun aber die Katholiken und die unzähligen häretischen Parteien zufammen träten und Frieden mit einander halten wollten, wem könnte es da noch entgehen, daß es dann um die Wahrheit geschehen sey, die in einem solchen Zu sammenflusse so vieler Irrthümer, welche sich für Wahrheit an bieten, nicht bloß leicht verfälscht, sondern gar nicht mehr mit Ge wißheit erkannt würde? und warum lehrt der Apostel in dem Briefe an den Titus 3, 10. Einen häretischen Menschen müsse man, nachdem man ihn zwei- bis dreimal zurechtgewiesen, meiden? Warum sagt er im 11. Briefe an den Timotheus 2, 17., man în üsse sich vor den Reden des

in der Lehre ist aus dem angegebenen Grunde das erste und nothwendigste Erforderniß (Merkmal) der (wahren) Kirche Christi. Die oben gestellte Frage besteht also noch und muß beantwortet werden; nur muß sie jegt, wo wir in Betracht gezogen haben, daß es der christlichen Gesellschaften, die sich für die wahre Kirche Christi halten, mehrere gibt, folgende Fassung erhalten:

Welche von den vielen, in der Lehre von einander abweichenden und gar einander widers sprechenden christlichen Gesellschaften ist die wahre Kirche Christi?

Nach der Natur der Sache zu urtheilen, scheint Fol. gendes die allein richtige Antwort auf die so gefaßte Frage

Hymenâus und Philetus hüten, welche von der Wahrheit abgewichen seyen, da sie sagten, die Aufers Behung sen schon geschehen, und Etliche vom Glauben abtrünnig gemacht hätten? Warum bittet er im ersten Briefe an die Korinther 1, 10. so flehentlich, wir möchten im Namen unsers Herrn Jesu Christi alle einstimmig feyn und unter uns keine Spaltung seyn lassen? Daher haben die Apostel selbst und ihre Nachfolger, die Bischöfe, nie von einer auftauchenden neuen Ansicht Kenntniß erhalten, welche der h. Schrift und der Ueberlieferung offenbar widersprach, ohne sich der: selben lebhaft entgegenzustellen, sie zu verwerfen und zu verwünschen, indem sie den Urheber derselben verwarfen und von der Kirche aus, schloffen, wenn er von seinem Irrthum nicht zurückkommen wollte. Auch andere unzählige Uebelstände würden aus einer solchen Religionsmengerei hervorgehen, und der Gedanke daran hat auch selbst die Gemüther der Protestanten jederzeit so ergriffen, daß, wiewohl fle nichts angelegentlicher wünschen, als sich miteinander auszusöhnen, und ein Bündniß unter sich zu schließen, um sich desto nachdrücklicher der wahren Kirche entgegenstellen zu können, dennoch die Anhänger Luther's nie dahin haben gebracht werden können, den von den Kalvinisten öfters angebotenen Frieden und die Vereinigung bei fortbestehender Verschiedenheit in der Lehre anzunehmen.“ Man vergleiche hierüber auch die Tübinger theologische Quartalschr. (He, fele) von 1845 S. 179 ff.

zu seyn: Diejenige christliche Gesellschaft ist die wahre Kirche Christi, welche die wahre Lehre Christi und die von ihm für alle Zeiten getroffene Einrichtung noch hat. Auch ist dieses im Grunde wirklich die allein richtige Antwort. Doch läßt sich diese Antwort in ihrem ersten Theile nicht sofort und unmittelbar durchführen, weil über die wahre Lehre Christi eben der Streit herrscht und eine jede von den christlichen Gesellschaften im ausschließen, den Besitze derselben zu sein wähnt. Auch müßten wir, um die Antwort in ihrem ersten Theile stichhaltig durchführen zu können, schon wissen, wornach wir erst fragen, müßten schon wissen, welche von den vielen christlichen Gesellschaften die wahre Kirche Christi sey, und das darin befindliche Lehrs amt wirklich das von Christus für alle Zeiten angeordnete unfehlbare mündliche Lehramt sey. Wir müssen uns daher zu dem zweiten Theile der Antwort wenden und sehen, welche von den vorhandenen christlichen Kirchen die ursprüngliche, von Christus für alle Zeiten getroffene Einrichtung noch hat; vielleicht führt uns auch das noch zum Ziele. Es scheint jedoch dem Gange einer Untersuchung angemessener zu sein, wenn wir das vor der Hand bei Seite seßen und sehen, ob nicht vielleicht die bis her gewonnenen Aufschlüsse über die Kirche Christi schon Momente für die Beantwortung unserer Frage enthalten.

Es ist bisher bewiesen worden: erstens, daß die wahre Kirche Christi bis zum Ende der Welt fortbestehen wird und darum seine Lehre immer und ohne Unterbrechung rein und vollständig an die Menschen bringen muß; und zweitens, daß zur Erhaltung dieser Lehre in ihrer Reinheit und Vollständigkeit und hiermit dann zur Bewahrung der Einheit in der Lehre ein unfehlbares mündliches Lehramt angeordnet ist, welches bleiben soll bis zum Ende der Welt. Vergleichen wir hiergegen die verschiedenen christlichen Ges sellschaften, die im Laufe der Zeiten sich gebildet haben und die alle die wahre Kirche Christi zu seyn beanspruchen; so

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