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ist weniger schlau, als der Haussperling, der täglich Ge- gegen sich wahr zu nehmen. In unbewohnten Gegen. legenheit hat, die feindlichen Gesinnungen des Menschen den seven sich Vögel dem Reisenden auf den Flintenlauf,

Da ich so wunderbare Dinge hörte, so erkundigte ich mich bey dem Prinzen selbst, was an der Sache wäre? Er er, wiederte mir mit seiner gewöhnlichen Trockenheit, daß zwar etwas Wahres an den Gerüchten sey. die von diesem Papagen im Umlauf wären, daß aber auch viel übertreibung und Falsches darüber verbreitet sey. Er erzählte mir hierauf, daß, als er nach Brasilien gekommen, er viel Wunderbares von einem alten Papagen gehört hätte; ob er nun zwar nichts davon geglaubt, und derselbe überdieß weit von ihm entfernt gewesen wäre, so sey er doch so neugierig gewesen, daß er nach ihm geschickt hätte, es wäre ein fehr großes Thier gewesen. Als der Papagey das erste Mahl ins Zimmer kam, wo sich der Pring mit vielen vornehmen Holländern befand, rief er sogleich aus: was für eine Gesellschaft von weißen Menschen gibt es da!

Mau fragte ihn hierauf, wer der Mann sey? indem man auf den Prinzen zeigte. Er erwiederte: „Ein Genes ral.” U13 man ihn zum Prinzen brachte, fragte ihn dies fer. Woher kommst du? „Von Marinam." Wem gehörst du? „Einem Portugiesen." Was machst du da? „Ich gebe auf die jungen Hühner acht." Der Prinz lachte und sag, te: Du gibst auf die jungen Hühner acht? Ja! ich! ere wiederte der Papagen; ich weiß recht gut, wie ich das mache," und rief vier bis fünf Mahl Gluck, gluck, wie es die Leute machen, wenn sie die jungen Hühner locken.

Der Papagen sprach brasilianisch und der Pring bes diente sich, wie er Locken versicherte, zweyer Dollmetscher. Der Eine war ein Holländer, der Andere ein Brasilia. ner, und der Prins war fest, überzeugt, daß kein Betrug dabey obgewaltet habe.

Aber auch die Raben besißen dieses Nachahmungs, vermögen, und zeichneten sich dadurch schon bey den Nös mern aus. Während des Bürgerkrieges zwischen August und M. Antonius, auf dessen Entscheidung die halbe Welt mit Ungeduld wartete, kaufte sich ein armer Römer, um auf jeder Fall gefaßt zu seyn, zwey Raben, und lehrte den einen einen Gruß für den August, den andern einen andern für den Antonius, da er nicht wußte welcher von beyden als Sieger zurückkehren würde? Als endlich August als Triumphator in die Stadt einzog, lief dieser Römer ihn mit seinem Raben auf der Hand entgegen, welcher ihn auch alsobald mit den Worten: Ave Caesar Victor Imperator! begrüßte. Dieß gefiel dem August so fehr, daß er den Vogel alsogleich Eaufte, und in der That laiserlich bezahlte. 1

Zu gleicher Zeit brachte man dem Auguft auch eine Elfter und einen Papagen, welche ihn mit demfelben Gruße anriefen, daß er auch diese Vögel kaufte. Dieß bestimmte ́einen armen Schußter, um fein Glück zu versuchen, auch einen Raben abzurichten. Da derselbe aber lange Zeit nichts lernen wollte, rief der Schuster sehr verdroffen aus: Mühe und Koßten sind verloren! Nach lan.

ger Zeit lernte der Rabe, endlich sowohl diese Worte, als den Gruß für den Kaiser, und wurde dann einst auf einem öffentlichen Plaße ausgefeßt, wo August zu erschei nen pflegte. Raum erschien derselbe, so rief der Vogel laut! Sen gegrüßt o Sieger! — August aber blickte mit gleichgültiger Miene auf ihn hin und sagte: Solcher Grüßer habe ich bereits genug zu Hause! Da rief der Rabe: Mühe und Kosten sind verlo. ren! welches Augusten so wohl gestel, daß er herzlich darüber lachte, und ihn noch theurer als alle die vorigen Vögel zahlte. *)

Plinius meldet, die Cäsaren sollten in ihrer Jugend Nachtigallen und Staare gehabt haben, welche griechisch und römisch, und jener täglich etwas neues, ja fogar Vernünftiges sprachen (lib. 10, c. 42.)

Unter Tiberius Regierung erregte ein Vogel in Røm, der einem Schuster gehörte, allgemeine Aufmerksamkeit. Jeden Morgen flog derselbe auf den öffentlichen Plag, wo die Redner erscheinen, und grüßte diese sowohl, als auch den Tiberius, dann den Germanicus, den Drusus und das Volk, nannte alle Senatoren bey ihren Nahmen, und begab sich sodann wieder in des Schußters, feines Herrn Gewölbe zurück. Er lebte viele Jahre. Einst tödtete ihn aber ein Gefelle eines andern Schuhmachers, welches das Volk so sehr empörte, daß man den Mörder nicht nur aus der Stadt vertrieb, sondern auch tödtete. Der Vo gel wurde mit einem feyerlichen Leichenzuge begraben. Auf einem prächtigen, Bette und allerley Blumenkrängchen geschmückt, wurde er mit Musik und einem zahllosen Gefolge zur Straße des Appius hinausgetragen und auf einem dort errichteten Scheiterhaufen mit aller Feyerlich keit verbrannt. **)

Agrippina, Gemahlinn des Kaisers Claudius, foll einen Krammetsvogel gehabt haben, welcher sehr deutlich reden konnte.

Der Cardinal Ascanius Sforza hatte einen Papa gen, welcher die Glaubensartikel ganz deutlich und geschwinde in lateinischer Sprache hersagen konnte. Der Cardinal hat den Vogel um 100 Kronen gekauft.

Carolus Clusius bezeuget, er habe öfters einen Papa, gen, der einem Edelmann gehörte, überlaut lachen ge. hört, wie einen Menschen. Wann er von den Gegenwär tigen mit den Worten zum Lachen gereikt wurde. „lache, Papagen! Lache;" so fing er sogleich on zu lachen, nachs dem er aber genug gelacht hatte, hat er folgende Worte deutlich gesprochen: „O des großen Narren, der mich zum Lachen anreißte!"

Im Jahre 1609 fchickte der König Jacob aus Eng. land dem König Heinrich IV. in Frankreich einige Ha. bichte, die in tiefen Wässern Fische gefangen, auf das *) Macrobis.

**) Plin. l. 10. c. 43. .

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wenn er eben das gefährliche Werkzeug anzulegen bereit ist; um in weiter Entfernung dem Trappen und der wilden bey uns darf man nur einen Stock auf der Soulter tragen Gans Verdacht einzuflößen.

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Land gebracht, und dann auf der Hand ihres Herrn das Eingeweide erwartet haben.

Kaiser Rudolph der II. hatte einen Vogel, welchen er um 20,000 Philippsthaler gekauft hat. Dieser konnte gans ordentlich und vernehmlich lachen, wie ein Mensch.

Sehr unangenehm möchte sich aber Hanno, jener übermüthige Karthager, an der Gelehrigkeit seiner Bös gel getäuscht haben. Aelian sagt von ihm, er sey so ehrs geizig und "ruhmbegierig gewesen, daß er sogar Ansprüche auf die Gottheit machte, Zu diesem Ende richtete er Vögel ab, die die Worte sprachen; Hanno ist ein Gott. Als er sie aber ausfliegen lassen, damit sie seine Gott heit beym Volke verkündigten, hätten sie nichts mehr ges sprochen, sondern nach ihrer alten Gewohnheit gezwits schert und gepfiffen, welches ihn gewaltig ärgerte.

Ein ausnehmendes Beyspiel von der Geschicklichkeit der Kanarienvögel sind folgende:

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Als sich Pratt auf seiner Reise durch Westphalen und Holland zu Kleve in einem Wirthshause nebst vielen ans dern Personen aufhielt, trat ein Vogelsteller mit einem Ranarienvogel herein, dessen Kunststücke in der dortigen Gegend allgemein bekannt und bewundert wurden. Der Bogelsteller nahm den Bogel heraus, sette ihn auf seinen Zeigefinger, und redete ihn folgendermaßen an: Du erscheinst hier, mein lieber Bijou, (so hieß der Kas narienvogel) vor sehr vornehmen und verständigen Leus ten, nimm dich also in acht, daß du die Erwartung, die man sich von dir macht, nicht täuschest; du hast Lorbeern eingesammelt, forge dafür, daß sie nicht verwelten, kurz, betrage dich, wie es dem Bijou unter den Kanarienvö. geln denn der bist du — geziemt!"

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Alles was ihm geheißen, oder woran er erinnert wurde, that er mit bewunderungswürdiger Pünetlichkeit. Sein Kopf und sein Fuß schlugen den Tact, und beyde drückten sowohl die Abwechselungen des Tones, als der Bewegung aus. Der Ton selbst war ein treuer Wieders hall des Sinnes, und zwar nach den strengsten Regela der poetischen und musikalischen Composition. Bravo, bravo, hallte es von allen Seiten des Zimmers wieder, in welchem sich auch Prager Musikanten befanden, die schwuren, der Kanarienvogel fen ein größerer Künstler als irgend Einer von ihrer Bande.

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Und du bezeugst deine Dankbarkeit nicht für dieses Bob!" rief der Vogelsteller unwillig aus. Der Vogel vers beugte sich auf das ehrerbiethigste.

Das nächste Kunststück, das der Kanarienvogel mach. te, bestand darin, daß er mit einer, aus einem Stroh. halm gemachten Flinte, das Soldatenspiel spielte. „Du hast ein saures Stück Arbeit gehabt, mein armer Bijou! fagte der Vogelsteller, als er fertig war, und mußt wohl etwas mûde seyn; nur noch ein Paar Stückchen, und dann sollst du ausruhen! Beig einmahl den Damen, wie man einen Knip macht.” Der Vogel jog nun das Eine Füßchen hinter das Andere, und fauk und hob sich mit einer ungezwungenheit und Grazie, welche die Hälfte unserer Assemblee. Schönen beschämt haben würde. „Das ist mein liebes Männchen! und nun einen Bücks ling!" Er machte ihn mit der genauesten Übereinstim mung mit Kopf und Fuß.

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Nun laß uns mit einem Walzer schließen, mein Schat getroffen! recht so! Lustig!" Die Lebhaftigkeit, das Feuer, die Genauigkeit, womit dieser lezte Befehl vollzogen wurde, trieb den Beyfall der ganzen telel fchaft bis zur höchsten Bewunderung. Bijou selbst schien den heiligen Durst nach Ruhm zu fühlen, schüttelte seine Pleinen Federn, und jubelte ein Jo Päon. in welchem man das Selbstbewußtseyn des Siegers zu hören glaubte. „Du hast es brav gemacht, was ich dir geheißen ha. be, sagte der Vogelsteller, indem er feinen gefiederten Liebling lieblosete, mache also jezt ein Schläfchen, wäh. rend ich deinen Plag einnehme." Der Kanarienvogel fiel nun in einen verstellten Schlummer, und zwar so tāu. schend, als ob Morpheus alle seine Kräfte an ihm versucht hätte: erst schloß er das eine Auge, und dann das Andere, dann nichte er, dann sank er so sehr auf eine Seite, daß verschiedene von der Gesellschaft ihre Hände ausstreckten, um ihn vom Fallen abzuhalten; und gerade wann diese Hände ihn zu berühren im Begriffe waren, faßte er sich wieder, und sank dann eben so tief auf die andere Seite; endlich schien ihn der Schlaf in einer festea Stellung zu halten, worauf ihn der Mann vom Finger wegnahin, und ihn auf den Tisch legte, wo er, wie der Bogelsteller versicherte, so lange fest und ruhig schlafen

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Die Stimme der Vögel gereicht ihnen weit mehr zur Erde. Die eigentlichen Singvögel und diese sind es, die Auszeichnung, als ihre Seelenfähigkeiten; denn ein großes wir hier meinen find im Stande ihre Stimme so zu mos Heer unter ihnen zeigt darin Eigenschaften, die den Vogel difiziren, daß sie zu entzückenden Melodien werden. Zu dies dem Menschen näher bringen, als alle übrige Thiere unserer fem Zwecke gab der Schöpfer der Luftröhre dieser Sänger eine eigene Einrichtung. Sie ist bey dem männlichen Ges würde, als er seine Kunststücke mache. Allein kaum hatte er diese angefangen, als eine ungeheure große schwarze schlechte, welches nur allein singt, anders, als bey den Raße auf den Tisch sprang, den Kanarienvogel mit den Weibchen, verhältnismäßig groß, stark, oben weder mit Zähnen ergriff, und alles Widerstandes ungeachtet, mit einem herunterhängenden Gaumen noch mit einem Zapfchen ihm zum Fenster hinausstürzte. Der Vogelsteller war über und Kehldeckel versehen, wie bep den Säugethieren. Statt seinen Verlust untröstlich, indem er mit ihm Jahre lang der zwey großen Löcher, die sich bey diesen in der Nase öff fein Brot verdient hatte. nen, haben die Vögel nur eine einzige Rige mit sehr star Ein alter Franzose hatte einen Kanarienvogel abges ten Muskeln, die zugleich die Stelle der Stimmrige vers richtet, Worte, Nahmen und Farbe zusammen zu suchen. Er befahl ihm, die Farben der Kleidung an dieser und tritt. Diese kann der Vogel nach Willkühr verschließen und jener Person in der Gesellschaft anzuzeigen. Der Vogel öffnen. Die übrigen Theile der Stimmwerkzeuge liegen uns fah zuerst die ihm angeseiate Verson vom Kopfe bis zum ten an der Stelle, wo die Luftröhre in zwey Aften in die Fuße genau an, suchte alsdann sogleich einzeln alle die Lungen geht. Man sieht es den Singvögeln deutlich an, Haupt und Nebenfarben aus einer Schachtel, worin sich daß diese untern Werkzeuge vornähmlich viel zur Hervorbrin kleine Proben von seidenen Zeugen von allen Farben bes gung der Töne beptragen; denn an der Stelle, wo sie lies fanden, hervor und legte sie auf den Tisch, und zwar gen an der nimmt man eine starke Bewegung Brust, der bestimmten Person gegenüber. Aus einem Kästchen vol Buchstaben, die einzeln auf wahr. Die Lungen sind bey den Vögeln größer, ausgedeh. Papier geschrieben waren, feßte das Thier jeden ihm vor. ter, nicht in Lappen getheilt, wie bey den Säugetbieren, gelegten Nahmen zusammen. Gab man ihm ein sehr lans und liegen nicht frey in der Brusthöhle, sondern sind ganz ges Wort auf, worin ein und derselbe Buchstabe öfters an den Rippen und an dem Rückgrate befestigt. Auch die, vorkam, als diefer sich erwähnten, mit ihnen in Verbin. in seinem Alphabet befand, so besonders aber die bereits nahm es auf diefee fichi zur Verd hin gelegten Buchstaben heraus und legte ihn nun gegen dung stehenden Luftzellen, tragen ungemein viel das Ende hin, wo dasselbe und der Zuschauer beym ihn stärkung des Vogels bey dem also verhältnismäßig nicht Weiterlesen brauchten. Auf diese Weise rückte er zweymahl nur mehr Luft, sondern auch eine größere Kraft der Lufts Auf diese ein Naus seiner ersten Stelle nach hinten hin, da man röhre zu Gebothe steht, als den übrigen Thieren. ihm den langen Rahmen Constantinopolitanus aufgab. der That gehört nur einige

dem ersten Theile des Wortes diesen dort

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In

(Diese Anecdote erzählt der Herr C. A. W. v. Zimmer. zu überzeugen, daß die Aufmerksamkeit dazu, um sich

viel

etwa

Stimme der Vögel, Beziehung mann in einer Anmerkung zu Smellies Philosophie der auf ihre geringe Größe, ja selbst im eigentlichen Verstande quel for let feg, als die Stimme der Säugetiere, Naturgeschichte 1. Th. S. 182.) Man zeigte nach Bonnets Angabe, ) im Jahre das Brüllen des Löwen und ähnlicher Thiere ausgenommen. 1760 zu Paris einen Kanarienvogel, der unterschiedliche und der Lerche gehöret wird, obgleich jene im Gebüsche verMan bedenke nur, wie weit die Stimme der Nachtigall Zeuge, die man ihm vorlegte, nach ihren Schattirungen steckt, diese in verdünnter Luft singt. Wie weit schalte das geschickt auslas, der aus einzelnen Buchstaben jedes ver Geschren des Hausbabns, des Pfauen, des Auerhahns langte Wort darstellte, der durch Zahlen die Stunde an und anderer Bögel! Kein Thier har so viel Töne für die der Uhr nebst den Minuten anzeigte, und verschiedene verschiedenen Empfindungen in feiner Gewalt, wie die allers arithmetische Operationen mit erstaunlicher Fertigkeit meisten Vögel, auch selbst unter denen, die eigentlich nicht sin ausführte. gen. Furcht, Wahrnehmung einer naben Gefahr, Hunger,

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Weit gelehriger aber als alle diese Vögel, scheinen Sehnsucht nach der Gesellschaft, nach dem Gatten, Liebe, jene gewesen zu seyn, welche dem h. Franz Se. Traurigkeit ic. die nicht nur den Individuen derselben Gáts raphicus auf die Hände logen, auf sein Geheiß wäh. tung eine allgemein verständliche Sprache sind, sondern send er bethete, von ihrem Geschrey abstanden, und erst selbst häufig von andern Gattungen verstanden werden. Dieß wieder, als er sein Vögel einander von lettere gilt insonderheit von den Warnungstönen, wodurch Gefahren unterrichten. wiederhohlten, sich von ihm streicheln, und durch bloßes Benn unter den Sängern des Waldes ein Vogel, der den Anreden festbannen ließen und dergleichen mehr. Denn diese waren ja lauter wilde Vögel, die sich sonst kaum durch Kunst tirre machen und abrichten lassen! " lassen !

"Siehe dessen Betrachtungen der Natur.

men nicht nur die von seiner Gattung, sondern der ganze the warnende Stimme erhebt, so erftum. Bald schweigt.

(Die Fortseßung folgt)

Redacteur: Joseph Freyherr von Hormayr Gedruckt und im Verlage bey Franz Ludwig.

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für

Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst.

Mittwoch den 1. und Freytag den 3. März 1826.

(26 und 27)

Ueber Shakespeare.

König Heinrich V. *)

krummem Wege erschlichen hatte. Eine große Idee der Welt. geschichte ist in dieser Reihenfolge historisch dramatischer Compositionen von dem unsterblichen Dichter entwickelt wors

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Mit der Regierung dieses Lieblings des unsterblichen den, so daß 2. W. Schlegel dieselben ein Epos in Shakespeare, beginnt die glänzendste Periode des Hauses dramatischer Form nennt; doch ist die Benene Lancaster. Das Schicksal stellt es auf eine schwindelnde nung noch bezeichnender, wenn man das Ganze als eine Höhe des Ruhmes und der Macht. In einer Reihe bluti einzige große Tragödie betrachtet, in der das Schicksal der ger Schlachten sieht es Frankreichs stolze Blüthe zu seinen Könige und ihrer Kronen mit furchtbarer Wahrheit geschil. Füßen hingestreckt, sieht sich beynabe in vollem Besize des dert, und wo die beilige unverleßliche Macht des Rechts reichen schönen Landes; ein englisch Kind empfängt in in die glänzendste Vergötterung gepriesen ist. Dieser Parisfelber, die Krone Chlodwigs. Kriegerischer Lor. Gesichtspunct von Shakespeares historischen Stücken, den beer umkränzt das an furchtbaren Helden fruchtbare Eng. Schlegel zuerst gezeigt, aber nicht mehr weiter beleuchtet fand und des tapfern Königs Arm schwingt leuchtend das hat, verdient gewiß die gründlichste Beachtung; denn er blutige Schwert über die segensreichen Fluren. Dieser Cul. führt auf neue bewunderswerthe Resultate in der Kenntniß minationspunct englischen Ruhmes bildet den dritten Act des Dichters und feiner Werke. Gewiß ist es, daß er den der großen Tragödie, deren vierten die ersten beyden innern untrennbaren Zusammenhang seiner zehn histori Theile Heinrich s VI. und deren fünften Act der leßte Theil schen Stücke von Englands Thronen genommen, deutlich Heinrichs VI. und Richard kl. bilden. Bis zum drit genug der tiefern Forschung vor Augen gelegt hat. Wie ten Acte bin, lächelt das Glück, ja im dritten selbst, nähm. herrlich wird nicht in jedem derselben der Übergang zu dem lich in Heinrich V. scheint es unerschütterlich auf Englands folgenden vorbereitet? Wie fein ist nicht das eine mit dem Seite zu stehen. Aber der Schritt der Vergeltung ist leise andern verschlungen? wie viele, wie klare wechselseitige Bes und sicher; das Haus Lancaster sollte von dem unrecht er ziehungen finden'sich nicht in jedem derselben? Doch wir stiegenen Gipfel der Größe wieder herabgestürzt werden; begnügen uns mit diesen Andeutungen, obgleich wir noc es sollte das verlieren, was des vierten Heinrichs List auf Manches darüber zu sagen hätten, und wollen in gegen. wärtigen Zeiten eine flüchtige Skizze über jenes Stück ent. Die allgemeinen Bemerkungen über Sha kespeare und über die Nationalität der Kunst find in werfen, deffen Held der Liebling Shakespeares ist. Die Nr. 1o, 13, 14, 16, 32, 34, 86, 88. Jn Nr. 148 von 1824 ist gewaltige Masse des Stoffes bewog den Dichter, vor dem König Lear, in Nr. 98 von 1825 ist der Kaufmann Beginne des Stückes einen Chorus auftreten zu lassen, von Venedig, in Nr. 100 Romeo und Julie, in um die Muse anzurufen, den hellsten Himmel der Erfins Nr. 101 Othello, in 105 Macbeth, in 103 und 113 dung zu erfliegen. Er fordert die Phantasie der Zuschauer Hamlet, in 122 Coriolan, in 124 Cäsar, in 126 auf, in dem engen Raume des Theaters zwey mächtige Antonius und Cleopatra, in Nr. 117 Was ihr Monarchien eingeschlossen zu denken, die Zeiten zu übers

wollt und viel Lärmen um nichts, in Nr. 140 der

Sturm, in Nr. 143, 144, 145 König Johann, in bringen, und das Ereignik manches Jahres zu verkürzen,
Nr. 2 von 1826 Richard II., endlich in Nr. 14 und 16 Mit Umsicht führt er uns in der ersten Scene zwey würdige
Heinrich IV. in Nr. 26 Heinrich V.
gelehrte Männer vor, die des Königs ruhmerfüllte Eigen.

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schaften preisend erheben, denn wir follen den Helden, den. Von ihnen erfahren wir die nähern höchs charakteristischen Ums wir so oft in leichtsinnigen Jugendstreichen' erblickt haben, stände seines Todes; denn obgleich der Dichter, Fallstaff nicht nun auch im Glanze der Hoheit mit dem Königsmantel mehr selbst unter den handelnden Personen dieses Stückes umhüllt, und seiner großen Seele würdig, handelnd kennen auftreten läßt, so erregt er doch durch die Beschreibung lernen. Deshalb werden wir schon jest darauf vorbereitet. feiner Todesstunde, ein neues erhöhetes Interesse für ihn. Sein erstes Auftreten zeigt uns seine Majestät und seine So groß in ihrer Art, als Shakespeares mächtigste HeldenLiebe zum Recht; er fordert seinen gelehrten Kanzler auf, scene, ist auch die meisterhafte Erzählung der Frau Hurtig Englands Ansprüche an Frankreichs Krone in voller Reichs, über Falstaffs Ende. ,,Nein gewiß, der ist nicht in der versammlung noch einmahl darzuthun; damit nicht unge. Hölle. Er ist in Arthurs Schoß, wenn jemahls einer in recht das Schwert gezücket werde. Wer kennt nicht die herrs Arthurs Schoß gekommen ist. Er nahm ein so schönes Ende liche Deduction der englischen Unsprüche durch den Bischof und schied von hinnen, als wenn er ein Kind im Westers von Canterbury? Diese sechzig bis siebzig Zeiten wiegen hemdchen gewesen wäre. Just zwischen zwölf und eins, fuhr wohl manche tiefgelehrte diplomatische Abhandlung auf! er ab, gerade wie es zwischen Fluth und Ebbe stand; denn Was fagen denn jene dazu, die noch immer Shakespeares wie ich ihn in Bettelacken zerknüllen sah, und mit Blumen Unwissenheit achselzuckend bemitleiden? Wer bewundert hier spielen und seine Fingerspißen anlächeln, da wußt ich, daß nicht den Dichter, der in jeder Lage und in jedem Vere ihm der Weg gewiesen wäre, denn seine Nase war so spiß, hältnisse, seine Personen ihrem Stande und ihrem Charak wie eine Schreibfeder und er faselte von grünen Feldern. ter gemäß sprechen läßt, wie hier den Erzbischof als gründ. Nun, Sir John ? sagte ich, lieber Mann, feyd gutes Muths, lichen Geschichtsforscher und Kenner alter Rechte? Nicht damit rief er uns : Gott! Gott! Gott! ein Stücker unwürdig steht diesem Meisterwerk zur Seite, wie Grill, drey oder vier Mahl. Ich sagte, um ihn zu trösten, er parzer in seinem Ottokar den ftaatsrechtlichen Grund möchte nicht an Gott denken, ich hoffte, es thäte ihm noch der Ansprüche dieses großen Böhmenkönigs auf den Nach, nicht Noth, sich mit solchen Gedanken zu plagen. (!!) laß der Babenberger, auf Krain. Steyer und die Lande Damit bath er mich, ihm mehr Decken auf die Füße zu ob und unter der Enns auseinander segt. In dieser Scene legen. Ich steckte meine Hand in das Bett und befühlte sie, bemerken wir noch den schönen Vergleich des Standes der und sie waren so kalt wie ein Stein, darauf befühlte ich Menschen und der Ordnung eines bevölkerten Reiches mit seine Knie und Alles war so kalt wie ein Stein.”

dem Leben und Treiben der Bienen, und wie Alles nur Gleich darauf sehen wir Frankreichs Fürsten und Edle dann wohl gedeihen könne, wenn tausendfaces Wirken zu mit stolzer Zuversicht sich zum Kampfe mit England rüsten, einem einzigen großen Zwecke vereinigt werde. Den her dessen Herold sie mit Hochmuth empfangen. Meisterhaft ist. ben Spott Frankreichs über den Leichtsinn seiner Jugend in dieser Scene Exeters kühne Sprache gelungen, wie er empfängt der König mit Gleichmuth; dem Dauphin jedoch dem Dauphin droht, daß zur Vergeltung des Spottes mit die Nachricht sendend, daß er seiner Größe Segel entfale den Pariser Federbällen, das Pariser Louvre zittern werde, ten werde, ́erringe er den Thron Frankreichs; verheerungs. und mit welchem Muthe fein König komme, um Frankreichs volle Rache solle dafür des Landes noch ungeborne Söhne Krone zu erstreiten.

treffen. Alle Edlen Englands, den König an ihrer Spite Ein Chorus eröffnet den dritten Act, worauf wir Eng erheben sich nun, um ihre Waffen an Frankreichs Küste lands Herrscher erblicken, die französische Festung Harfleur zu tragen. mit gewaltiger Kriegsmacht berennend. Die Eigenheiten

Der zweyte Act beginnt wieder mit einem Chorus; dars und Scenen eines Feldlagers sind hier mit hoher Kunst ges auf werden uns einige von des lustigen Falstaff Spieß. mahlt. Nichtswürdige feige Prahler wechseln vor unsern gesellen vorgeführt;` wahrlich ein launigter Einfall, Laue Augen mit tapfern entschlossenen Soldaten und Hauptleuten. genichtse, wie diese, mitten unter Könige und Helden Es herrscht durchaus keine Einförmigkeit; selbst bis in das zu bringen, den Bardolph, dessen leuchtende Kupfers kleinste Detail herab ist eine überraschende Mannigfaltigkeit nase eine so unerschöpfliche Quelle des Wiges für den der Zeichnung. Wie verschieden sprechen und handeln nicht dicken Ritter war, den steifen Corporal Nym, und die die einzelnen Offiziere in des Königs Heere, selbst zu ihrer ehrsame Frau Hurtig, wohlbekannte Wirthinn zum Sprache hat der Dichter den eigenthümlichen Provinziale wilden Schweinskopf, die die Pflege des in Ungnade gefal, Dialect gewählt, und so bis zu den feinsten Nuancen, den lenen Falstaffs übernommen hat, und die bemüht ist, seine Irlander, den Walliser und den Engländer uns legten Lebenstage noch durch zärtliche Sorgfalt zu verfüßen. terschieden. Jedem dersellen dat er noch überdem besondere

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