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Od. I, 18. Nullam Vare. Versmass Asclep. V (majus). Preisgesang auf den Wein bei rechtem und mässigem Gebrauche, während Missbrauch und Unmässigkeit vom Gotte, also durch sich selbst, aufs ärgste gestraft werde; daher absichtlich die verschiedenen Namen des Gottes mit den Attributen:_,,Bacchus pater, modicus Liber, non levis Evius, candidus Bassareus." Zur Belebung oder zur Erfassung eines äusseren lyrischen Standpunktes mag man sich denken, dass / Varus auf seinem (vielleicht neugekauften) Landgute bei Tibur Anlagen und Pflanzungen macht und mit Horaz darüber gesprochen hat. Es ist wahrscheinlich Quintilius Varus, den Horaz in A. P. 438 als feinen und strengen Kunstrichter bezeichnet und dessen Tod er mit Virgil in Od. I, 24 betrauert. v. 1. sacra, schon hindeutend auf die strafwürdige Entheiligung durch Missbrauch. 2. Catilus, Tiburnus und Coras waren die Erbauer Tiburs. 3. siccis, die gar keinen Sinn für das Edle des Weines, also auch nicht für heitere Geselligkeit haben. 6. decens, also ebenfalls wie beim Wein das Decorum bewahrt. 8. Der Streit der Lapithen und Centauren bei der Hochzeit des Pirithous mit der Hippodamia, zunächst veranlasst durch den betrunkenen Eurytion. 9. Sithonii, Thrazier, wo besonders das Bacchantenwesen zu Hause. Evius von dem Ruf der Bacchantinnen Evoe. 10. in ihren wilden Gelüsten kennen sie keine Gränze zwischen fas und nefas. 13. Bassareus heiliger Name des Bacchus aus den Mysterien. 14. Berecyntus, Berg in Phrygien, wo der tobende Cultus der Cybele durch die Korybanten. Od. I, 20. Vile potabis. Versmass Sapphisch. klein und unscheinbar sich die Ode präsentirt, so herz- und seelenvoll ist sie im Innern; eine wahre Dichterperle. Was für ein ätherischer Wein wird dieser gemeine Sabiner, den der Dichter seinem geliebten Mäcenas vorsetzt! Als Mäcenas, von einer Krankheit genesen, sich zum erstenmal wieder in's Theater begeben konnte und dort vom Volke mit unermesslichem Jubel empfangen wurde, da hat der Dichter in der Fülle seiner Freude und Liebe, zum Andenken daran, selber ein veredelndes Chier-Fässchen angeschafft, es mit dem Weine seiner Habe, mit Sabiner, gefüllt, es selber verpicht und gezeichnet, und präsentirt es nun nach Jahren (vielleicht als quadrimum) seinem Geliebten. Wenn er beim Auftragen des Weines diese Verse dem Mäcenas plötzlich vortrug, so mussten diesem fast die Thränen in die Augen kommen über solche Liebe des Freundes; was konnten ihm da noch die kostbaren Weine (Cäcuber etc.) gelten, deren er genug daheim in seinen Kellern hatte!

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So

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v. 1. potabis, vollauf, je mehr desto lieber. 2. canthari, Humpen, also mit modici ein Oxymoron. Graeca, worin feiner griechischer (Chier) gewesen, zur Veredelung. 5. paterni, der Tiber aus Etrurien, woher Mäcenas stammte cf. Od. I, 1, 1. 8. jocosa imago s. Od. I, 12, 4. 9-12. kostbare Strophe durch die geordnete Verschiedenheit der Bezeichnung fertiger Wein, Kelter, Traube, Rebe, Weinberg.

Od. I, 21. Dianam tenerae. Versmass Asclep. IV. Aufforderung, sich mit Festfeier und Gesang für die öffentliche Wohlfahrt an Apollo und Diana als mächtige Schutzpatronen zu wenden. Der Cultus derselben wurde von Augustus besonders hochgehalten; das ganze Carm. saec. ist ihnen geweiht; die Verehrung geschah vorzüglich mit Chorgesang von Knaben und Mädchen. Die letzte Strophe könnte auf eine wirkliche Noth und schwere von Pest und Hungersnoth heimgesuchte Zeit (etwa das Jahr 23 und 22) deuten.

v. 1. intonsum, mit langen Haarlocken, ewig jugendlich. Cynthus, Berg auf Delos, wo Apollo geboren. 6. Algidus, schöner Berg beim alten Alba longa, an der Appischen Strasse; Erymanthus (Nadelholz) in Arkadien; Cragus (Laubholz) in Lycien; das Thal Tempe (neutr. plur.) am Berg Olympus, vom Peneus durchströmt. 12. fraterna; Merkur, Sohn Juppiters, Erfinder der Lyra (lyrae parens). - 13. Krieg, Pest und Hungersnoth, die drei Hauptdrangsale der öffentlichen Wohlfahrt. 14. von Volk und Fürst, die ja eine Einheit bilden (,,quidquid delirant reges, plectuntur Achivi).

Od. I, 22. Integer vitae. Versmass Sapphisch. Der lyrische Standpunkt für die Ode knüpft sich an ein wirkliches Begegniss. Der Dichter wandelt still beglückt im Sabinerwalde und verliert sich bei seinen dichterischen Phantasieen immer tiefer hinein, als plötzlich ein Wolf vor ihm auf und davon springt. Seine beglückte Stimmung im Genusse eines ruhigen Gewissens lässt ihn in der Flucht des Wolfes gleichsam die Wirkung dieses seines Innern erkennen, und das erhebt ihn dichterisch zu der allgemeinen Idee, dass der unbescholtene Gewissensreine überall unter höherem Schutze stehe und furchtlos sein könne, und führt ihn zugleich echt dichterisch wieder zurück zu seinen Phantasieen und Herzenssachen, worin er durch den Wolf gleichsam nur momentan unterbrochen worden. Die Lalage, als wirkliche Person gedacht, empfängt natürlich einen süssen Antheil an der Ode, repräsentirt aber zugleich das dichterische Element überhaupt, wovon der Dichter in der ersten Ode sagt, dass er darin seine Seligkeit finde. Und so mag denn auch jeder andere Gewissensreine überall sein furchtloses,,Lala" singen. Uebrigens zeigt

die so innige Mittheilung des persönlichen Erlebnisses an den Fuscus zugleich die besondere Freundschaft zu demselben; es ist derselbe Fuscus Aristius, dem die Epist. I, 10 gewidmet ist.

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v. 1. vitae poetischer Genitiv zu integer. 2. Die Mauren bekannt durch ihre Geschosse und Bogenkunst. 5. die heissen Syrten, der nordische wilde Caucasus, das ferne, ebenso gefahren als sagenreiche Indien. 11. terminum, der gewöhnliche Endpunkt seiner Gänge. 13. quale etc. so erscheints dem Dichter beim ersten Schrecken. 14. Daunias, Apulien (der nördliche Theil) vom alten König Daunus. 15. Jubae, Mauritanien. 16. arida nutrix, Oxymoron. 17-22. der kalte Norden und der heisse Süden, beide zum Anbau und Bewohnen gleichsam von den Göttern versagt.

Od. I, 24. Quis desiderio. Versmass Asclep. III. Quintilius Varus, derselbe, dem Od. I, 18 gewidmet ist, starb 24 v. Chr. Wie innig geliebt er dem Horaz und Virgil war, spricht diese Trauerode auf seinen Tod um so ergreifender aus, als Horaz seinen eigenen Schmerz dem Schmerze des Virgil unterordnet und diesen gleichsam tröstet. „Die Trauer ist gerechtfertigt, die Sehnsucht nach dem Hingeschiedenen kann nicht gross genug sein; so unvergleichlich war sein Herz und Charakter; aber keine Klage, kein Gebet, kein Opfer kann ihn zurückbringen; darum Ergebung in den unabänderlichen göttlichen Willen (das Gegentheil wäre nefas).

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3.

v. 2. praecipe stimme an, d. i. lass mich singen. pater sc. Juppiter. 6. pudor, die aus dem Innern kommende Sittenreinheit, die gleichsam die kindliche Schamröthe bewahrt. 11.,,Quintilius war nicht unser Eigenthum, sondern nur ein vom Himmel uns anvertrautes Pfand, das er jederzeit zurücknehmen konnte." Bei Cicero Tusc. I, 39 heisst es: „Natura usuram vitae dedit tamquam pecuniae, nulla praestituta die; quid est igitur, quod querare, si repetit, quum vult? ea enim conditione acceperas." 13. Orpheus stieg nach der Sage persönlich in die Unterwelt (was Virgil nicht vermag) und gewann die bekannte Zusage für seine Eurydice. Aber das war gleichsam nur ein Traum; beim Erwachen (beim Hinblicken nach ihr) verschwand sie. Und dann konnte Orpheus mit seinen, selbst die todte Natur ergreifenden Tönen sie nicht mehr zurückrufen. 16. cf. Od. I, 10, 17. 20. gerade das Schlusswort nefas weiset auf den göttlichen Willen als unabänderlichen und heiligen hin.

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,,Es

Od. I, 26. Musis amicus. Versmass Alcäisch. gilt meinem lieben Lamia; darum fort mit allen trüben Gedanken und Sorgnissen; was kümmert mich die hohe Politik? ich halte mich an meine Muse, und du, o Muse, kannst mir

jetzt nichts Lieberes erweisen, als einen Kranz für meinen Lamia flechten." Und siehe da, der Kranz ist schon fertig, ist fertig und unverwelkt bis auf den heutigen Tag. Das wäre denn so eine Art von poetischem Toast, wofür der Dichter sich sogleich als Dichter ankündigt. An denselben Lamia (offenbar ein jugendlicher Lieblingsfreund des Dichters, vielleicht der Consul von 2 n. Chr.) ist wohl Od. III, 17 gerichtet. v. 2. mare Creticum, fern und gründlich verschlingend. 3. die Parthischen Wirren zwischen Tiridates und Phraates als Hauptaugenmerk der damaligen Politik werden bei Horaz öfter erwähnt. 9. Pimpla, Berg und Quelle in Macedonien, den Musen heilig. 10. novis sc. Lesbiis, in den Weisen

von Alcäus und Sappho.

Od. I, 28. Te maris et terrae. Versmass Alcmanisch, wie es sich noch Od. I, 7. und in einer der Epoden findet; Hexameter mit daktylischem katalektischem Tetrameter. Diese berühmte Archytasode, die nach Form und Inhalt eine Art von Ballade bildet, hat so vielerlei Auffassung und Theilung gefunden (ob Dialog und wo Wechsel, oder Monolog und wessen?), dass an eine Einigung darüber niemals zu denken sein wird (crux interpretum); die älteste Auffassung gibt dem Nauta die 6 ersten Verse, und die übrigen dem Archytas. Archytas aus Tarent war ein Zeitgenosse des Plato, ausgezeichnet als Pythagoreischer Philosoph, als Mathematiker, Staatsmann, immer siegreicher Feldherr und ehrenhafter tugendreicher Mensch. Ueber seinen Tod in Meeresfluten ist nichts Näheres bekannt; in Tarent selbst mochten darüber verschiedene, zum Theil geisterhafte Sagen bestehen, die dem Horaz bei seinem dortigen Aufenthalte bekannt wurden. Dass die Seelen der Verstorbenen nicht zur Ruhe gelangen konnten, bevor die Gebeine mit Staub bedeckt worden, ist bekannt. Die Abfassung der Ode gehört wohl der früheren Zeit des Dichters an, und entbehrt darum (wie Od. I, 7 mit gleichem Versmass) epr lichten Klarheit in Situation und Motivirung.

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v. 3. Matinus, Vorgebirge in Apulien; die Lage unsicher. 6. morituro; die sichere Zukunft gilt als ein Müssen. 7. occidit als modificirte Auffassung des ,,morituro“ weiset wohl auf einen Personenwechsel hin, ohne welchen überhaupt die Färbung der 6 ersten Verse kaum Motiv hätte. 8. Tantalus (Pelopis genitor) zum Mahle der Götter zugelassen, Tithonus von Aurora in den Himmel entführt, Minos mit Juppiter verkehrend also lauter himmelhohe Erhebungen, und doch ein Ende. 10. Panthoiden; Pythagoras, der die Seelenwanderung lehrte, behauptete, er sei im Trojanischen Kriege Euphorbos, Sohn des Panthoos (Il. XVI, 808), gewesen,

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29.

dessen hochaufgehängten Schild im Junotempel zu Argos er wiedererkannte; er starb also zum zweitenmal. 14. judice te i. e. vel te, te ipso. 19. densentur; densere und densare. 21. devexi; Untergang des Oriongestirns im stürmischen Spätherbst. 24. capiti inh. höchst seltsamer Hiatus; wohl absichtlich, wie stockend. 25. sic; unter solcher Bedingung, wenn du das thust, wünsche ich dir bei dem ärgsten Sturme Rettung und dazu reichen Handelsgewinn. Neptunus, der Toλtouxos von Tarent. 30. negligis, du machst dir nichts draus, Strafe über deine Nachkommen zu bringen? ja vielleicht wirst du dereinst selbst unbegraben liegen. 36. Was wird der Schiffer thun? Weiter eilen, wie schon mancher Vorübergefahrene, ähnlich wie in der balladenartigen Ode I, 15 das Vaticinium des Nereus fruchtlos bleibt; darin liegt gerade das poetische Moment.

Od. I, 29. Icci beatis. Versmass Alcäisch. Iccius, bis dahin ganz in philosophische Studien und Bücherankauf vertieft, will sich plötzlich einem Feldzuge nach dem Orient anschliessen, vielleicht gerade mit wissenschaftlichen Zwecken. Horaz nun beehrt ihn dafür mit dieser scherzenden Ode, deren ganze Haltung zugleich die herzige Freundschaft zwischen beiden an den Tag legt. Von ähnlichem Scherz durchflochten ist die Epistel (I, 12), welche der Dichter demselben Iccius widmet. Vgl. die dortige Vorbemerkung. Welcher Feldzug gemeint sei, lässt sich nicht sicher bestimmen, da Rüstungen gegen den Orient öfter und lange Zeit hindurch gemacht wurden; wahrscheinlich gehört die Ode dem Jahr 24 an.

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v. 1. Icci, gleich an die Spitze, zum Ausdruck des Staunens; Habgier und Kriegsdienst, beides Gegensatz zu einem Philosophen und Bücherliebhaber. 5 etc. vornehme Gefangene als Dienerin und Mundschenk. 9. Die Seres im Osten Asiens, daher für Orientalen überhaupt, die von Jugend auf im Bogenschiessen geübt wurden. 14. Panaetius aus Rhodus, stoischer Philosoph, mit Scipio (minor) und Lälius befreundet; seine Schrift Tepi nanovτos liegt Cicero's Werke de officiis zu Grunde. Domus, scherzend für die philosophische Schule. 15. Hiberis, wegen des vorzüglichen Eisens in Spanien. 16. pollicitus, durch deine Studien liessest du Besseres erwarten (etwa eine neue philosophische Schule).

Od. I, 31. Quid dedicatum. Versmass Alcäisch. Augustus hatte im Jahre 28 auf dem Palatinus zum Dank für den Sieg bei Actium dem Apollo einen Tempel errichtet. Bei der festlichen Einweihung desselben dachte man sich natürlich den Gott besonders gnädig und huldreich, und so mochte wohl jeder eilen, ihm die Fülle seiner Wünsche, die

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