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Klarheit und Gewißheit, wie Erfüllung und Begründung hat1). Nur, da wir Gottes und unserer Beziehung zu ihm, und zwar denn anders kann es nicht geschehen durch ihn recht bewußt ge= worden sind, haben wir unser wahres und rechtes Selbstbewußtseyn gewonnen. Ohne Bewußtseyn Gottes, unserer Beziehung zu ihm, ist das Ich mit seinem Bewußtseyn und allen Thatsachen seiner innern Welt sich selber verschlossen und von Finsternissen überlagert. Mit der Erscheinung Gottes im Bewußtseyn des Menschen bricht zuerst dessen Tag an, in dem Lichte Gottes entfaltet sich vor ihm seine innere und die äußere Welt.

Cap. III.

Offenbarung.

Die Religion verwirklicht sich durch Gottes Offenbarung und des Menschen Glauben, ihr Correlat.

§. 1. Bestimmung der Offenbarung.

Unter Offenbarung 2) im eminenten Sinne verstehen wir die besondere außerordentliche That, wodurch Gott der Creatur fund macht, was er ist und will, und was sie ist und soll. Alle Wesen sprechen ihre Eristenz, Wesenheit und Absicht aus durch ihre Offens

1) Aug. Quamvis, inquam, illa substantia ineffabilis sit nec dici utcunque homini per hominem possit nisi usurpatis quibusdam locorum ac temporum verbis, cum sit ante omnia tempora et ante omnes locos, tamen propinquior nobis est, qui fecit, quam multa quae facta sunt. In illo enim vivimus et movemur et sumus, istorum autem pleraque remota sunt a mente nostra propter dissimilitudinem sui generis, quoniam corporalia sunt; nec idonea est ipsa mens nostra in ipsis rationibus, quibus facta sunt, ea videre apud deum, ut per hoc sciamus, quot et quanta qualiaque sint, etiamsi ea non videamus per corporis sensus. Remota quippe sunt et sensibus corporis nostri, quoniam longe sunt vel interpositis aut oppositis aliis a nostro contuitu tactuque separantur. Ex quo fit, ut major ad illa invenienda sit labor, quam ad illum, a quo facta sunt, cum sit incomparabili felicitate praestantius, illum ex quantulacunque particula pia mente sentire, quam illa universa comprehendere. Gen. ad lit. V, 16. n. 34.

2) "Amoxašvyı; Rom. XVI, 25. cfr. 1, 17. 18. pavizwa; cfr. Rom. I, 19. Col. I. 26. 27. I Tim. III, 16. I Joan. I, 2. I Petr. 1. 20.

barung, Gott, das Wesen der Wesen, sich und seinen Willen in der Offenbarung im eminenten Sinne aus. Er spricht sich allgemein und fortwährend aus in all seinen Werken, in der Außenwelt, in unserer Vernunft und dem Gewissen '), Alles ist eine laute und lautere Offenbarung Gottes. Aber er hat sich auch außerordentlich und in besonderer Weise ausgesprochen, Menschen in menschlich vernehmlicher und verständlicher Sprache, daß und was er ist und was er will, fund gethan (unmittelbare Offenbarung), und sie dieses ihrem Geschlechte kund thun lassen (mittelbare Offenbarung), - und diese außerordentliche Belehrung und Sendung und ihr Inhalt, diese außerordentliche besondere Offenbarung ist's, wovon hier die Rede.

§. 2. Möglichkeit der Offenbarung.

1) Daß Gott der Creatur nicht sollte offenbaren können, was er ist und will, und was sie ist und soll, wer möchte das im Ernste behaupten? Sollte die Unmöglichkeit der Offenbarung auf Seiten Gottes gesucht werden, so müßte man dessen Macht und Recht, dessen Weisheit und Güte läugnen; und wollte man eine Unmöglichkeit der Offenbarung von Seiten des Menschen annehmen, so müste man ihn für einen Gott erklären, daß er wegen seiner Höhe, oder für ein Thier, daß er wegen seiner Niederkeit keiner Offenbarung fähig wäre, so müßte man ihn als relatives, perfectibeles, ins Unendliche perfectibeles Wesen verläugnen, was kein Vernünftiger thun kann. Ist von Seiten des unendlichen Subjects, von welchem, und des endlichen Subjects, welchem die Offenbarung werden soll, feine Unmöglichkeit derselben zu erkennen, so kann auch wegen des Objects keine Schwierigkeit erhoben werden. Dieses Object ist eben nur was Gott ist und will, die Creatur ist und soll, nicht mehr und nicht weniger. Oder weiß die Creatur, was Gott ihr von sich offenbaren und für sie und von ihr wollen kann, welche Pflichten er ihr auferlegen will, welchen Cult er von ihr verlangt, an welche Bedingungen er die Ertheilung und Erhaltung und Herstellung seiner Gnade, und die künftige Seligkeit

1) Rom. 1, 19 sq. Act. XIV, 17. Joan. I, 9.

knüpfen wollte? Weiß sie so vollkommen, daß sie es nicht vollkommener, gewisser und lebendiger lernen kann, was und zu was sfie ist? Und selbst die sogenannten natürlichen Gebote, sollten sie nicht ein ziemendes Object der Offenbarung seyn können, damit sie von dem Menschen mit größerer Bestimmtheit und Gewißheit erkannt werden? Was könnte mehr deren Beobachtung befördern, als wenn sie nun als der ewige, gerechte Wille des heiligsten Gesezgebers befundet und mit göttlicher Sanction besiegelt auftreten? Und sollte dasselbe und aus demselben Grunde nicht von den sogenannten natürlichen Dogmen gelten?

Noch ist in Beziehung auf die Offenbarung das in Erinnerung zu bringen, was oben schon hinsichtlich der Religion bemerkt worden, daß nämlich die Offenbarung dem Denken keinen Eintrag thut, da in dem Offenbarungsinhalt eben der erhabenste Stoff zum Denken gegeben wird; eben so der Freiheit kein Abbruch geschieht, da der Wille sein rechtes Ziel und die Mittel und Wege dazu kennen lernt, vor Jrrwegen bewahrt und mit höherer Kraft versehen wird.

2) Die Offenbarung ist Fortseßung und Vollendung der Schöpfung des Menschen, Entwickelung desselben zu seinem vollen und reinen Begriffe, Ausgestaltung des göttlichen Gleichnisses an ihm. Gott, welcher den Menschen zur lebendigen Seele erschaffen, macht ihn durch Einwirkung und Mittheilung seines Geistes zum lebendigen Geiste. In der ersten Schöpfung ward des Menschen Substanz, in der Offenbarung wird nur eine höhere Form und Beziehung an derselben hervorgebracht. Ist die Schöpfung möglich, warum nicht deren Folge? ist die Hervorbringung der Substanz durch Gott möglich, warum nicht die des Accidens daran? Wirken doch täglich Menschen auf Menschen bildend, und dem Urheber des Menschen sollte dergleichen nicht möglich seyn?

3) Die Offenbarung ist nur Ausübung der göttlichen Herrschaft über, und Vorsehung für uns; wer die Möglichkeit der leßtern zugibt, kann die der erstern nicht läugnen.

4) Mit der Möglichkeit der Religion, die wir vorhin betrachtet, steht die der Offenbarung; denn diese ist aus dem Grunde und zu dem Zwecke der Religion.

5) Für die Möglichkeit der Offenbarung ist der sensus communis, das judicium humanae naturae; denn alle Völker berufen fich auf Offenbarung, halten sie also für möglich.

6) Die Liebe ist ihrem Begriffe nach communicativ; nun ist Gott die Liebe, die Mittheilung seiner als Wahrheit aber Offenbarung.

7) Die Geschichte zeigt mit der Wirklichkeit der Offenbarung deren Möglichkeit. Daß er offenbaren kann, und wie er offenbaren fann, ist demnach kein Problem mehr.

Hinsichtlich der Möglichkeit der sogenannten mittelbaren Offenbarung kann keine besondere Schwierigkeit erhoben werden; denn das leuchtet wohl von selbst ein, daß Gott, wenn er einem Menschen seine Offenbarung hat zu Theil werden lassen, er sich des= selben bedienen kann, um sie Andern kund zu thun. Offenbar ist solches nicht außer der Macht, noch wider die Weisheit und die Güte Gottes.

§. 3. Nothwendigkeit der Offenbarung.

Daß die Menschheit ihren Zweck hat, den sie erreichen soll, könnte nur da in Abrede gestellt werden, wo mit Läugnung eines persönlichen Gottes als freien und bewußten Urhebers aller Dinge alle Teleologie aus denselben weggeläugnet wird. Wo aber ein persönlicher Gott anerkannt wird, muß auch die Teleologie der Dinge, besonders der Intelligenzen, angenommen werden, wie umgefehrt mit der Teleologie auch nothwendig ein persönlicher Gott anerkannt wird. Damit aber die Menschheit ihren Zweck erreiche, dazu gehört eine gehörige, klare und gewisse Erkenntniß des Zwecks und der erforderlichen Mittel. Aus sich könnte die Menschheit im Allgemeinen weder diesen Zweck noch die Mittel mit der erforderlichen Klarheit und Gewißheit erkennen, denn hierzu gehörte ein von Natur kräftiger, durch eine gute Schule und fortwährende Uebung entwickelter Verstand, ein mit diesem entwickelten kräftigen Verstande muthig unternommenes, und mit reinem Gemüthszustande, höchster Liebe, mit aller Begeisterung für das Eine, was Noth ist, für die Wahrheit und das Recht, unermüdet fortgesegtes Durchforschen des Selbst, der Geschichte, der Natur, und Gottes, kurz

alles Wißbaren, um so den vollen Begriff und die ganze Stellung des Menschen, seine Ordnung in ihm, und gegen Alles, was ist, ganz und rein zu ermitteln. Nun haben aber sehr wenige Menschen solchen von Natur kräftigen Verstand und solche gute Entwicke lungsschule und solche Uebung, und die zu solchen anhaltenden Selbst-, Geschicht- und Naturstudien erforderliche, richtige und reine Geistes- und Gemüthsstimmung, solche hohe Liebe und Begeisterung für die Wahrheit, Wenige die Beharrlichkeit und die Mittel und die Zeit, welche zur Lösung dieser Aufgabe erforderlich find').

Welche Leidenschaften treiben den Jüngling, welche Sorgen umgeben den Mann, welche Vorurtheile den Greis, von dessen Trägheit, Weitläufigkeit und Ungeschick nichts zu sagen! Wann wäre man von dem, was die reine Wahrheitserkenntniß verhindert, befreit, und wann wüßte man gewiß, daß man davon befreit ist? Wann könnte der Arme, Dienende, wann der Reiche, Herrschende an die gründliche Erforschung gehen? Wie und wann könnten sie wohl fertig werden? Würden nicht Alle den Rand ihres Lebens berührt haben, bevor sie noch recht an den Anfang der Erkenntniß gekommen, von einem vollständigen, gründlichen, zweifellosen Wissen nicht zu reden? Und würden sie ihr Leben nicht zugebracht haben, dasjenige zu suchen, nach welchem sie dasselbe hätten einrichten sollen?

Wenn wir einen Blick in die Geschichte des Menschengeschlechts werfen, so finden wir, wie die Völker, welche die reine Quelle der Offenbarung verlassen hatten, damit auch mit ihrem Denken und Leben sich auf das Gräßlichste verirrten; wie sie den Gestirnen, Elementen, Thieren und Menschen, den Schöpfungen ihrer Phantasie und den Werken ihrer Hände göttliche Verehrung erwiesen; wie sie ihren Göttern ihre Leidenschaften und Laster zulegten, und die Vollbringung der gräulichsten Dinge zum Cultus rechneten. Wenn sich schon hieraus ein höchst ungünstiges Urtheil hinsichtlich der

1) Lact. An exspectabimus donec Socrates aliquid sciat? aut Anaxagoras in tenebris lumen inveniat? aut Democritus veritatem de puteo extrahat? aut Empedocles dilatet animi sui vias? aut Arcesilas et Carneades videant, sentiant, percipiant? Ecce vox de coelo veritatem docens, et nobis sole ipso clarius lumen ostendens. Div. inst. III, 29.

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