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das Wunder an und für sich als keines zu erklären, sondern objectiv zu bestimmen als eine in der Natursphäre durch höhere Causalität bewirkte außerordentliche Erscheinung oder Begebenheit 1). Die Austrücke, das Wunder sey gegen, neben oder außer der Natur, die man hin und wieder gebraucht findet, laufen der Intention nach auf eines hinaus. Das Wunder (miraculum) an sich ift für uns auch ein Wunderbares (mirabile), aber das für uns Wunderbare darum noch kein Wunder. Die Unterschiede miraculum 1) quoad substantiam facti, 2) quoad subjectum in quo fit, 3) quoad modum faciendi 2) geben sich durch die Bezeichnung schen hinreichend zu erkennen, find rein äußerlich, berühren die Erscheinung, aber nicht das Wesen des Wunders, und haben nur in Beziehung auf unsere Erkenntniß eine Bedeutung. Das miraculum quoad substantiam ist z. B. schneller, leichter zu erkennen, als eines quoad modum. Von den Wundern der Gnade haben wir hier nicht zu reden, von dem Wunder der Wissenschaft (Prophetie) nachher.

1) Aug. Contra naturam non incongrue dicimus aliquid deum facere, quod facit contra id, quod novimus in natura. Hanc enim etiam appellamus naturam cognitum nobis cursum solitumque naturae, contra quem deus cum aliquid facit, magnalia vel mirabilia nominantur. c. Faust. XXVI, 3 Quae quidem contra naturam plerumque appellantur, non quod naturae adversentur, sed quod naturae modum, qui nobis est usitatus, excedant. adv. Faust. XXIX, 2. Arnob. faßt das Wunder als ein exuperare der constituta fatorum. Sole ipso est clarius, potentiorem illum fuisse quam fata sunt, cum ea solvit et vicit, quae perpetuis nexibus et immobili fuerant necessitate devincta. I, 17. Als eine Ueberwältigung der Natur faßt es auch Sedul. Carm. Pasch. I, 70. 204. III, 155. Theod. Heracl. Δόξα Θεοῦ δείκνυται ἐκ τῆς θαυματουργίας τῶν ὑπὲρ τὴν φύσιν καὶ ἐλπίδα (cfr. Rom. IV, 18.) únoteλovμévey. In Joan. XI, 40. (ap. Corder. Cat.) Cfr. Chrys, in Gen. Hom. XXXIX. n. 1. Nach Thomas ist ein Wunder, quod fit praeter ordinem totius naturae creatae. P. I. qu. 110. art. IV. (ähnlich Albert. Summ. II, 8. 31.) oder: quae divinitus fiunt praeter ordinem communiter servatum in rebus. adv. Gent. III, 101.

2) Thom. P. I. qu. CV. art. VIII. Cf. Aug. Trin. III, 4. n. 11. Ammon. Theophyl. in Joan. IV, 48.

B.

Möglichkeit der Wunder.

1) Die logische innere Möglichkeit des Wunders erhellt aus dessen Begriff, welcher, man sehe die Definition, von allem Widerspruch offenbar frei ist. Die äußere Möglichkeit ist ebenfalls unzweifelhaft. Das Wunder widerspricht nicht der Welt, deren Charakter die Contingenz ist, nicht Gott, dessen Begriff absolute Freiheit und Machtvollkommenheit gegen all seine Werke einschließt'), nicht dem Menschen, zu dessen moralisch - religiöser Erziehung das Wunder geschieht. Die Natur soll eben dem endlichen Geiste zur Entwicklung, dem unendlichen zur Manifestation dienen, dies geschieht im Wunder, daß also das Wunder in einem gewissen Sinne der Natur nur ganz gemäß ist 2). Hebt die Art Freiheit, mit welcher die Natur sich, so zu sagen, öfter selbst benimmt, deren Ordnung nicht auf, wie sollte die Freiheit, womit deren Urheber fich in derselben benimmt, als eine Sünde gegen dieselbe betrachtet werden? Mit der Art der Vollendung und Selbstständigkeit, welche Gott der Natur verliehen, hat er sich nicht der Macht und des Rechts, außerordentlicher Weise in ihr zu wirken, begeben. Wo kommen wir sonst mit unserm Begriff der göttlichen Vorsehung und Regierung hin? In der Natur selbst bemerken wir allenthalben eine Aufhebung der in niedrigern Ordnungen geltenden Geseze. Die Gravitation und die chemischen Geseze, welche in der unorga nischen Natur gelten, aufgehoben im Gebiete des Organischen; und

1) Prud. «Dubitasne verti posse naturae statum ? »

Cui facta forma est, qualis esset primitus

Hanc nempe factor vertere, ut libet potest,

Positasque leges texere ac retexere. Repi σTE. Hymn. X. Rousseau. Dieu peut-il faire des miracles, c'est à dire, peut-il déroger aux loix, qu'il a établies? Cette question serieusement traitée serait impie, si elle n'était absurde. Ce serait faire trop d'honneur à celui, qui la resoudrait negativement, que de le punir; il suffirait de l'enfermer. Mais aussi, quel homme a jamais nié, que dieu pût faire des miracles? Lettres écrites de la montagne. Lettre III.

2) Aug. Deus autem creator et conditor omnium naturarum nihil contra naturam facit, id enim erit rei cuique naturale, quod ille fecerit, a quo est omnis modus, numerus et ordo naturae. c. Faust. XXVI, 3.

wie das Elementarleben umgewandelt und verklärt in der Vegetation erscheint, so diese hinwiederum in der Animalisation und diese in der Humanisation, und wie hier überhaupt das Höhere das Niedere beherrscht, so beherrscht der absolute Geist mit seinen Kräften und Zwecken die ganze Natur. Wird aber nicht durch das Bunder der Weltplan und der Wille Gottes und Gott selbst fortwährend verändert, sein Werk und er selbst der Unvollkommenheit bezüchtigt? Nichts weniger. Der Weltplan schließt die Wunder nach seiner Ursprünglichkeit nicht aus, sondern ein; der Wille Gottes wird so nicht emendirt und zurückgenommen, sondern ausgeführt. Die Ruhe des Menschen wird durch das Wunder nicht gefährdet, da Wunder so selten und nur zum Vortheile des Menschengeschlechts sind. Darum, daß Jesus den Lazarus erweckte, erwartet oder besorgt Niemand, daß er im Grabe zum Leben zurüdfehren werde.

2) Wunder ist wie ein Nachhall des Schöpfungswortes. Ift Schöpfung möglich, um so mehr das Wunder. Wunder ist außerordentliche Erscheinung der Präsenz und Wirksamkeit Gottes in der Natur, die er trägt, erhält und regiert. Mit der Erhaltung und Regierung Gottes ist das Wunder als möglich zu begreifen.

3) Wenn alle Völker an die Möglichkeit der Wunder glauben, so muß dieses als ein Urtheil des menschlichen Geistes für dieselben, hervorgegangen aus der Anerkennung des nothwendigen Verhältnisses Gottes zur Natur, seiner Herrschaft und ihrer Dienstbarkeit, vom größten Gewichte seyn. Daß aber Alle daran glauben, bedarf keines weitläufigen Beweises.

4) Die Geschichte beweis't mit der Wirklichkeit auch die Möglichkeit der Wunder, macht alle apriorischen Untersuchungen hierüber von vorne herein überflüßig.

C.

Beweiskraft der Wunder.

Da Gott als alleiniger Herr und Herrscher der Natur, wie offenbar, der eigentliche Urheber des Wunders ist 1), so leuchtet

1) Marc. XVI, 20. Joan. V, 36. Heb. 11, 4. Wunder werden mit Schöpfung zusammengestellt (Ps. LXXII, 18. LXXXIX, 5. Hiob. V, 9.).

ein, wie zur Einführung und Bestätigung des Irrthums keines geschehen könne. Auch hat der allgemeine Menschensinn in dem Wunder das sichere Zeichen göttlicher Sendung und Wahrheit allweg erkannt, und der Unglaube selbst dem Wunder, so eines nachzuweisen wäre, sich zu unterwerfen bereit erklärt, und eben nur diese ihre Wirklichkeit oder Erkennbarkeit in Abrede gestellt, nicht dem Wunder im Allgemeinen an und für sich, sondern, und das allein wegen der Beschränktheit unserer Erkenntnißmittel, den einzelnen Wundern ihre Bedeutung und Beweiskraft abgesprochen.

Wie weit die Kräfte und Freiheiten des Teufels in dieser Welt reichen, wollen wir hier nicht untersuchen; aber gewiß darf man sie nicht so weit ausdehnen, daß sie wie ein wahres Regiment in dieser Welt erscheinen, was mit dem Begriff der göttlichen Weltregierung sich nicht vertragen würde; und daß sie die göttlichen Infignien und Siegel so bis zur Unmöglichkeit, den Betrug von der Wahrheit zu unterscheiden, nachbilden könnten, wodurch die Menschen ihnen mit Nothwendigkeit verfallen seyn würden, wer könnte dieses und zugleich an die göttliche Weisheit und Güte glauben1)?

D.

Erkennbarkeit der Wunder.

An dem Wunder kann die äußere Thatsächlichkeit, die histos rische Qualität, dann der Wundercharakter für die Betrachtung unterschieden werden. Ueber das Factum als solches entscheidet die Aussage qualifizirter Zeugen, nämlich solcher, welche in dem, was

Wunder heißen auch Schöpfung, Schöpfung eines Neuen (Num. XVI, 30. Jerem. XXXI, 22.), eben so die Schöpfung Wunder (Ps. CXXXIX, 14. Sir. XVIII, 6.), Wunder durch Finger Gottes (Exod. VIII, 19.) wie die Schöpfung. Cfr. Chrys. in Heb. III. n. 4.

1) Warnung gegen falsche Wunder Matth. XXIV, 24. Marc. XIII, 22. II Thess. II, 9. Apoc. XIII, 12. Aug. Datur (die falsche Wundermacht) vel ad fallendos fallaces, sicut in Aegyptios et in ipsos etiam magos data est, ut in eorum spirituum seductione viderentur admirandi, a quibus fiebant a dei veritate damnandi, vel ad admonendos fideles, ne tale aliquid facere pro magno desiderent, propter quod etiam nobis scripturae auctoritate sunt prodita. Trin. III, 7. n. 12.

hie als etwas von ihnen Gesehenes oder Gehörtes berichten, weder einer passiven noch activen Täuschung fähig sind. Die innere Natur des Factums und seine höhere Causalität ergibt sich aus der Betrachtung der concreten Thatsache und ihrer Vergleichung mit den uns bekannten Naturgesehen. Die Zeugnisse besagen: „dieses int geschehen, die Wissenschaft erklärt: „dieses ist ein Wunder." Die Evangelisten bezeugen, daß der verstorbene Lazarus auf das Wort Chrifti aus dem Grabe hervorging, mein Verstand sagt mir: das ist ein Wunder. Die Frage nach der wissenschaftlichen Qualification der Zeugen und die Bezweiflung eines Wunders aus diesem Grunde ist unstatthaft. Es fragt sich bei ihnen nur, was sie mit ihren gesunden Sinnen wahrgenommen haben; die innere Natur und höhere Causalität der Thatsache beurtheilt, wie gesagt, der auf seinen Coder der Naturgeseze geftüßte Verstand. Und da= mit auch diesem nicht chikanöserweise mit Hinweisung auf die Tiefe der Natur und seine Flachheit die Richterfunction verkümmert werde, dazu möchte wohl die Bemerkung genügen, daß, ob wir gleich nicht mit Gewißheit zu bestimmen vermögen, wie weit die Kräfte und Wege der Natur reichen, wir doch mit der höchsten Gewißheit einsehen, wie weit sie nicht reichen, was wir in ihrer Erhäre nicht suchen dürfen, wie z. B. augenblickliche und vollkommene Heilung eines schwer und unheilbar Kranken durch bloße Berührung und ein Wort, Erweckung eines Todten, Sättigung einer Menge Menschen mit einer höchst geringen Quantität Speise und dergleichen.

Nach diesem, was hier von der Beurtheilung der Wunder, der Möglichkeit und Weise derselben im Allgemeinen gesagt worden ist, ist nun auch von den einzelnen Kriterien, wodurch das wahre Wunder als dieses zu erkennen und zu unterscheiden ist, im Besondern noch einiges Wenige zu sagen. Diese Kriterien find theils negativ und theils positiv, und beziehen sich auf das Wunder an und für sich betrachtet, auf die Offenbarung, zu welcher die Wunder wie die Siegel und Bullen zu einer Urkunde gehören, auf den Offenbarungsboten, zu welchem die Wunder sich wie die königlichen Abzeichen zu dem, welcher damit auftritt, verhalten; denn in dieser concreten Betrachtung des Zeichens mit der Sache und

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