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Unwissenschaftlichkeit den Idealismus um so schmerzlicher treffen, als er die Vollendung der Wissenschaft anzustreben behauptet, und fie selber zu seyn vorgibt, auch nur, um dieses zu leisten und seyn zu können, vorweg annimmt, zwischen dem Denken und Scyn, dem 36 und den Dingen sey kein Unterschied, das Ich sey das Einzige, alles andere nur von und in ihm. Alle Moral hebt der Idealismus auf, da er außer dem Ich keine Eristenz mehr anerkennt. Wie mit der Läugnung jeglicher Eriftenz über dem Ich alle Religion vernichtet ist, bedarf ebenfalls keiner weitern Crposition. Die Erscheinung, daß die Idealisten durch eine mehr oder minder bewußte Inconsequenz nicht alle Ethik und Religion aus ihren Schriften und ihrem Leben verbannt haben, kann, wie offenbar, das nicht widerlegen, was hier dem Idealismus als Princip und System zur Last gelegt worden ist.

§. 3. (Pseudo) Realismus.

Unter dem Realismus verstehe ich hier das Princip und Syftem, wonach die Dinge bloß an sich, aber nicht für uns bestehen, sondern durch absolute Immanenz oder Transcendenz jeglicher Wechselbeziehung mit uns entrückt und für unsere Erkenntniß so gut wie nicht vorhanden sind. Wie dieses System der Abstraction des Subjects von dem als unbekannte und unermittelbare Größe angenommenen Object wiederum nur den Egoismus, aus dem es hervorgegangen, zu befestigen dient, liegt klar am Tage. Wie der Morgen einer neuen herrlichen Zeit ward er indessen nicht bloß von den Unfrommen begrüßt, welche nun ihren Unglauben und ihre Indifferenz gegen alles Höhere und Religiöse wissenschaftlich gerechtfertigt wähnten, sondern auch von vielen Frommen, welche nach der Verlegung aller höhern Wahrheiten in dies unzugängliche Jenseits (Transcendentalismus) keine weiteren Angriffe auf dieselben besorgen zu müssen, und sich des schweren Berufs der Vertheidigung derselben fortan enthoben glaubten.

Dieser Realismus ist aber unwissenschaftlich, in wiefern er ohne weitere Begründung 1) die Existenz, 2) die Unerkennbarkeit des Objects annimmt und behauptet, 3) durch Behauptung der Unmöglichkeit einer objectiven Erkenntniß der Sache von vorne

herein auf alle Wissenschaft Verzicht leistet und zum Scepticismus übergeht, bei allem Vorgeben, demselben, wie dem falschen Dogmatismus, den Todesstreich zu geben. Die Frage, ob die Beziehung des Objects zum Subject in Bezug auf die Erkenntniß nicht vom Object selbst vermittelt werden könne, ob das Object wie Subject per eminentiam, Gott nämlich, nicht für uns aus seiner Transcendenz herabsteigen, aus seiner Latenz oder Immanenz hervortreten, sich und seine Werke und seinen Willen kundgeben könne? diese Frage hat der Realismus, den wir bekämpfen, ganz unberührt und unbeantwortet gelassen, und so wiederum sich als unwissenschaftlichen gezeigt.

Die Moral hebt der Realismus auf, da er die unausfüllbare Kluft zwischen dem Subject und Object ftatuirt. Wie soll ein ethisches Verhältniß zwischen dem Ich und den von seiner Erkenntniß fern abliegenden xx denkbar seyn? Wenn es jedoch im Realismus zu einer Ethik gekommen ist, und, um nicht von dem menschlichen Geschlechte als Feind aller socialen Verhältnisse und der bestehenden Ordnung verfehmt zu werden, kommen mußte, so geschah es nur, Dank der Inconsequenz, womit man auf dem empirischen Wege das wiederum suchte und fand und sofort für wissenschaftlich gesucht und gefunden erklärte, was nach dem Princip, welches man zuerst aufgestellt hatte, als zu der Kategorie des Transcendentalen gehörig, für unerkennbar hätte gehalten werden müssen, und Dank der Unwissenschaftlichkeit, mit welcher man eine theoretische und praktische Vernunft unterschied, um der leztern die Sicherheit und Unfehlbarkeit für ihre Function im Gebiete des Willens und Handelns zuzuschreiben, welche man der erstern in Bezug auf ihre Function des Erkennens abgesprochen hatte. Ich sage: Dank dieser Unwissenschaftlichkeit; denn auf welchen Grund ist dieser Unterschied statuirt? Um die Ethik zu retten, und auf einem Umwege auch die theoretische Vernunft, der man vorhin alles Leben und Gut abgesprochen hatte, wiederum einigermaßen zu rehabilitiren. Das ist aber ein Motiv, warum, aber kein Grund, worauf ein solcher Unterschied gemacht werden kann. Mit welcher Vernunft, müssen wir fragen, ist der Unterschied der doppelten Vernunft gemacht, mit welcher derselbe bewiesen oder

deducirt worden, da die praktische angenommener Maaßen ja nicht denfend ermittelt und vermittelt, und die theoretische blind und trügerisch seyn soll; und mit welcher sollen wir hinwiederum den Unterschied begreifen und den Beweis einsehen? Durch welche Bernunft ist die Kritik der Vernunft unternommen und die obige scharfe Unterscheidung vollzogen worden? Weiter, so das von der praktischen Vernunft als gut Gebotene von der theoretischen nicht zu erkennen, nicht mit Wahrheit und Gewißheit mit und aus seinem Grunde zu erkennen ist, wie fann es dann als Gutes vollbracht werden? Nur das Handeln in und nach der Wahrheit und Erkenntniß, so mit Freiheit, ist ein rechtes, gutes. Erkenne ich feine Wahrheit, so erkenne ich auch nicht das Gute, welches nur als Wahres gut ist. Was kann die praktische Vernunft gebieten, wenn sie nichts weiß, nicht theoretisch ist? Was und zu was ist die theoretische Vernunft, wenn sie nichts weiß und nichts will? Ob nicht vielleicht, da doch alle Gegensäge sich in einer höhern Einheit aufheben, die theoretische und praktische Vernunft auf etwas hinauslaufen, wie aus etwas hervorgehen dürften, was weder theoretische noch praktische Vernunft und überhaupt nicht Bernunft ist?

Wie der Realismus durch die von ihm statuirte Abstraction des Objectiven von dem Subject, durch die angenommene Latenz und Transcendenz der Wahrheit, durch die Erklärung, daß wir nur das empirisch Erscheinende, näher nur den Schein, und nicht die Sache erkennen, furz, wie er durch das sceptische Element, welches er in sich trägt, die Neligion in ihrem Princip vernichtet, bedarf feines Beweises; und wie derselbe gar mit der höchsten Form der Religion, dem Christenthum, verträglich seyn soll, wie Mehrere dafür halten wollen, dieses einzusehen dürfen diese nicht Jedermann zumuthen. Das Christenthum lehrt keinen unbekannten, sondern einen in und durch Christus offenbar gewordenen Gott, lehrt, wie durch und in ihm die Schäße göttlicher Wahrheit und Weisheit eröffnet und mitgetheilt worden sind, daß wir glaubend und darnach wissend sie erkennen, mit göttlich festem Glauben, mit der höchsten Gewißheit sie halten, das grade Gegentheil von der im (Pseudo) Realismus als unüberwindlich verkündigten Un

wiffenheit, und von dem subjectiven Meinen, über welches hinaus zukommen uns unmöglich seyn soll, und dem ewigen Zweifel, zu welchem man sich hierdurch verdammt findet. Nach dem Realismus wäre die ganze Lehre von der Dreieinheit, Christus, ein rein problematischer Stoff, und das rechte Wort des Symbolums nicht: "Ich glaube," sondern: Ich meine," und als der formelle Grund stände nicht:,, weil du es geoffenbart hast," sondern, was etwas stark davon abweicht,,, weil der übersinnliche und transcendentale Charakter des Objects uns dasselbe mit Wahrheit und Gewißheit zu erkennen verhindert.“

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Schluß betrachtung.

Da der Egoismus nach seinen verschiedenen Gestaltungen sich als unhaltbar gezeigt hat, so ist damit sein Gegentheil, nämlich die Annahme, daß das Ich 1) nicht allein, 2) nicht abstract besteht, als wahr und gewiß erkannt, von dem Schein einer bloßen Vorausseßung befreit und zur Dignität eines wahren Princips erhoben. Dieser Standpunct über dem Egoismus, den wir nicht so zuerst gefunden, sondern auf dem wir, wie gesagt, uns nur wissenschaftlich zurecht gefunden haben, ist der des Glaubens im philosophischen Sinne, welcher den Theismus und religiösen Glauben zur nothwendigen Bedingung und Grundlage hat. Ohne diesen blieben wir nothwendig dem Egoismus und zwar, so wir nur consequent wären, dem Scepticismus verfallen. Ohne Glaube an eine Urvernunft, von welcher wir unsere Existenz und Vernunft, das Verlangen nach der Wahrheit und das Vermögen der Erkenntniß empfangen haben, ist kein vernünftiger Glaube an unsere Vernunft in ihrer theoretischen oder praktischen Function, eben so und darum auch kein Glaube an eine Außenwelt möglich, der Scepticismus unausweichlich. Nur in der Religion ist der Scepticismus auf eine gründliche Weise überwunden. Mit ihr ist der wahre Dogmatismus gesegt, so einerseits der Scepticismus, wie andererseits der falsche Dogmatismus aufgehoben.

Cap. II.

Religion.

§. 1. Bestimmung der Religion.

Religion 1) ist bald als Kenntniß Gottes, bald als Verehrung Gettes, so das Ganze nach einem seiner Theile oder Momente bezeichnet werden, wegegen nichts zu erinnern ist, wenn man nur dessen inne bleibt, daß nicht einer dieser Momente allein und abftract für sich das Wesen der Religion erschöpfe '), und über dem fubjectiven Elemente, was hauptsächlich darin ausgedrückt ist, das objective, über der Beziehung des Menschen zu Gott nicht die Gottes zum Menschen vergißt, wie denn von vielen Neueren sich

1) Religio. Cicero: Religio est, quae superioris cujusdam naturae (quam divinam vocant) curam, caeremoniamque affert. De Inventione II, 35. Abgeleitet von relegere. Cicero. Qui omnia, quae ad cultum deorum pertinerent, diligenter retractarent, et tanquam relegerent, sunt dicti religiosi ex relegendo, ut elegantes ex eligendo, tanquam a diligendo diligentes, ex inteligendo intelligentes: his enim in verbis omnibus inest vis legendi eadem, quae est in religioso. Nat. Deor. II, 28. Hierauf anspielend Arnob. Non enim, qui sollicite relegit, et immaculatas hostias caedit, qui acerves thuris dat concremandos igni, numina censendus est colere, aut officia solus religionis implere. adv. Gent. IV, 30. Oder von religare. Lact. Hae conditione gignimur, ut generanti nos deo justa et debita obsequia praebeamus, hunc solum noverimus, hunc sequamur. Hoc vinculo pietatis obstricti deo religati sumus, unde ipsa religio nomen accepit, non ut Cicero interpretatus est, a relegendo. Diximus nomen religionis a vinculo pietatis esse deductum, quod homines sibi deus religaverit et pietate constrinxerit, quia servire nos ei ut domino, et obsequi ut patri necesse est. Div. inst. IV, 28. Cf. VI, 10. Hier. Unde ipsa religio a religando.... nomen accepit. In Amos. c. VIII. Oder von reeligere. Aug. Hunc eligentes vel potius religentes (amiseramus enim negligentes), hunc ergo religentes, unde et religio dicta perhibetur, ad eum dilectione tendimus, ut perveniendo quiescamus. Civ. dei X, 3. n. 2. Oder von relinquere, was wegen seiner Heiligkeit von uns entfernt ift. Eo Massurius Sabinus ap. Gell. N. A. IV, 9.

2) Daß cognoscere und colere deum zusammen die Religion ausmache, þaben schon die Alten bemerkt. S. Aug. util. cred. c. XII. n. 27.

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