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§. 5. Heiligkeit des Christenthums.

Heilig ist das Christenthum hinsichtlich seines Ursprungs, feines Inbaltes, seiner Absicht, Mittel und Wirkung. Sein Ursprung ift Gott in Chrifto, sein Inhalt Wahrheit und Gnade Gottes, seine Absicht und Wirkung Gottes Offenbarung und Verherrlichung im Menschen und des Menschen in Gott, seine MittelGottes Wahrheit und Gnade und des Menschen Glaube, Liebe und Leben.

Die Unheiligkeit mancher Christen ist kein Zeugniß und Beweis gegen die Heiligkeit des Christenthums, sondern gegen die Schwäche und Verkehrtheit des Menschen. Was hin und wieder im Namen des Christenthums geschehen, kann nicht ihm, sondern muß der Leidenschaft und Heuchelei zur Last gelegt werden. Das Heiligste hört nicht auf, dieses zu seyn, wenn es auch zu Schlechtem als Vorwand oder Mittel gebraucht wird.

§. 6. Nothwendigkeit des Christenthums.

Nothwendig ist das Christenthum, einerseits, in wiefern Gott will, daß Alle glaubend und lebend in dasselbe eingehen, dieses als die Ordnung und das Gesetz der Gemeinschaft mit ihm verfündet ift), und andererseits, in wiefern der Mensch in ihm allein seine Herstellung und Vollendung hat, nur durch es seinen Begriff und Zweck erfüllt, in der Ordnung und Geschichte seines Geschlechtes verbleibt. Im Christenthum ist das Heil und außer ihm keines; es ist alleinseligmachend 2). Die Nothwendigfeit des Christenthums, und daß in ihm allein Leben und Heil,

1) Matth. XXVIII, 19. 20. Marc. XVI, 15. 16. Joan. III, 3 sq. VI, 29. 2) Joan. III, 36. Qui credit in filium, habet vitam aeternam; qui autem incredulus est filio non videbit vitam, sed ira dei manet super eum. Joan. VI. 47. Qui credit in me, habet vitam aeternam. Cfr. 32. Joan. IV, 13. 14. Act. IV, 12. Et non est in aliquo alio salus. Nec enim aliud nomen est sub coelo datum hominibus, in quo oporteat nos salvos fieri. Rom. III, 22. Justitia dei per fidem Jesu Christi in omnes et super omnes, qui credunt in eum. 30. Unus est deus, qui justificat circumcisionem ex fide, et praeputium per fidem. Heb. II, 3. Quomodo nos effugiemus, si antam neglexerimus salutem. etc.

bekennen alle ältern Lehrer des Christenthums), bekennen alle Väter, wo sie es als die Lehre des Heiles bezeichnen. Die Nothwendigkeit des Christenthums läugnen oder dahingestellt seyn lassen ist Indifferentismus. Die verschiedenen sogenannten Formen des Christenthums für gleich gut halten, heißt überhaupt keine für die wahre, und das Christenthum überhaupt nicht für nothwendig, und da es diese Nothwendigkeit nach seinem Begriffe anspricht, es für nichtig halten.

§. 7. Indefectibilität des Christenthum s.

Das Christenthum kann nicht von der Erde verschwinden. Dieses erhellt aus seiner Nothwendigkeit und seiner Universalität oder Katholizität. Könnte es von der Erde verschwinden, so wäre es nicht da gewesen, sein Begriff und seine Institution von Anfang eine Lüge. Auch nicht eine gewisse Zeit kann es von der Erde verschwinden, denn seine Einheit, Katholizität, Continuität, welche so durchbrochen würde, seine Nothwendigkeit, die Macht Chrifti 2) erlauben nicht dieses zu denken. Und wie und durch wen sollte das Verschwundene wiederum unter uns zurückgebracht und neu gegründet werden? Nein, es ist nur Ein Grund und Eine Gründung des Christenthums, worauf und wornach es zu bleiben hat, und einen andern und bessern und festern Grund und Anfang als diesen kann es nimmermehr geben.

§. 8. Lebendigkeit des Christenthums.

Das an sich ganze und mit sich Eine Christenthum ist in stetis ger Entwickelung aus sich für und in uns. Gottes Wahrheit und Gnade ist für uns, und wir sind durch und für sie einer Entwickelung ins Unendliche fähig. Das Christenthum imperfectibel an und für

1) Ignat. Smyrn. n. VI. Justin. Apol. II. n. 1. Tert. carn. Christ. c. III. Orig. Cels. III, 29. Eus. D. E. I, 5. In Ps. XXXII, 8. XCIX, 8. Theod. in Heb. II, 3.

2) Eus. Διαμένοντος δὲ καὶ διαιωνίζοντος τοῦ Χριστοῦ ὀνόματος συμπαρεκτείνεσθαι καὶ τὸ χριστιανῶν ὄνομα ἀκόλουθον ἂν εἴη. In Ps. LXXI, 17. Aug. Sequere viam catholicae disciplinae, quae ab ipso Christo per apostolos ad nos usque manavit, et ab hinc ad posteros manatura est. Util. cred. c. VIII. n. 20.

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fich ist perfectibel in und für uns, für Jeden ins Besondere, und das Menschengeschlecht im Allgemeinen. Es ist nicht perfectibel durch Wegwerfung eines Alten, Zusag eines Neuen, weil es dann an und für sich perfectibel, so an und für sich, so Christus, sein Jabalt und Grund, der Unvollkommenheit geziehen, seine Einheit, Ganzheit und Reinheit geläugnet würde; aber es ist perfectibel in und für uns, anders müßte die göttliche Wahrheit und Enade und der menschliche Geist für todt und starr neben und gegen einander erklärt, und die Würde der göttlichen und der menschlichen Natur geläugnet werden. Das Leben enthält die bleibende Einheit mit sich und die stete Entwickelung aus sich. Das Christenthum mit seiner Lebendigkeit verkennen und verlassen diejenigen, welche in dessen Einheit oder dessen Entwickelung sich nicht finden können. Schisma und Häresie haben diesen Ursprung.

§. 9. Berhältniß der Philosophie zum Christenthum. Das Christenthum als lebendiges entwickelt sich für den denkenben und wollenden Geist, und den Geift für sich, und erzeugt so Beisheit und Philosophie, die objective Weisheit Gottes im Menschen die subjective. Die Philosophie wird von jeher als Wissenschaft der Wahrheit, oder der göttlichen und menschlichen Dinge und ihrer Gründe, oder auch als Vollkommenheit des Lebens bestimmt. So von den Profanen ') und von den Kirchlichen '). Das Object der Philosophie ist Gott und das Göttliche in allen Din

1) Arist. Metaphys. I, 1. Metaph. I. min. n. 1. (cfr. Rhet. I, 11. 27.) (Pseudo) Plut. Plac. Phil. Prooem. Strab. I, 1. Jos. De Maccab. n. 2. Cf. Tryph. ap. Justin. Dial. c. I. Die Stoiker seßten die Philosophie in das Streben nach Tugend: Studium virtutis, seu studium corrigendae mentis. Senee. Epl. LXXII. Pythagoras in die Betrachtung des Todes, oder Abtraction vom Leibe.

2) Justin. Φιλοσοφία ἐπιστήμη ἐστι τοῦ ὄντος καὶ τοῦ ἀληθοῦς ἐπιγνωσις. Dial Tryph. c. III. Orig. Φιλοσοφία ἐστιν ἐπιστήμη θείων καὶ ἀνθρωπίνων #paypáтwy zaták. In Prov. I, 2. Eben so Eus. in Ps. XXXVI, 33. Hier. in Eph. I, 8. Aug. Trinit. XIV, 1. n. 3. XIII, 1. n. 2. Isid. 'Hμeïç αυτή φιλοσοφιὰν ὁριζόμεθα τὴν μηδὲν τῶν ἡκόντων εἰς εὐσέβειαν καὶ ἀρε τὴν παρορώσαν. L. V. Bpl. 588.

gen'), die absolute und relative Wahrheit. So ist also das Christenthum, die Religion per eminentiam, auch Philosophie per eminentiam, und philosophiren, in wiefern es ein wahres ist, christianisiren und umgekehrt. Daß die Gottesfurcht der Weisheit Grund und Anfang sey, verkündet das alte Testament 2), daß das Christenthum die Fülle der Weisheit sey, lehrt der Apostel 3), daß es nur Eine Weisheit und Philosophie gebe*), daß die wahre Religion, das wahre Christenthum die höchste und einzige Weisheit sey, außer und neben ihr keine andere denkbar sey, lehren die Väter Justin '), Tatian 6), Origenes '), Gregor von Nyssa (or. III. in Res. Christ.), Chryfoftomus (in Gen. Hom. VII. n. 7.), Ifidorus von Pelustum (1. IV. Epl. CXXXIV.), Theodoret ®), ctantius), Hieronymus 10), Augustin†), Nilus (1. II. Epl. 49.) und

La

1) Justin. ἢ οὐ τοῦτο ἔργον ἐστι φιλοσοφίας, ἐξετάζειν περὶ τοῦ θεοῦ. Tryph. I.

2) Job. XXVIII, 28. Timor domini ipsa est sapientia. Sir. I, 14. Dilectio dei honorabilis sapientia. 16. Initium sapientiae est timor domini. 24. Plenitudo sapientiae est timere deum. XVIII, 18. Omnis sapientia timor domini. XXI, 13. Consummatio timoris dei sapientia et sensus.

3) I Cor. I, 30. Qui factus est nobis sapientia a deo. Cfr. 24. Col. II, 3. In quo sunt omnes thesauri sapientiae et scientiae absconditi. Joan. I, 18. Ipse enarravit (Jeòv øder tù toũ Geoũ).

4) Ὅσιοι ὡς ἀληθῶς οὗτοι εἰσιν, οἱ φιλοσοφίᾳ τὸν νοῦν προςεσχηκότες" τί ποτε δέ ἐστι φιλοσοφία, καὶ οὗ χάριν κατεπέμφθη εἰς τοὺς ἀνθρώπους, τοὺς πολλοὺς λέληθεν· οὐ γὰρ ἂν πλατωνικοὶ ἦσαν κ. τ. λ. Tryph. c. I.

Β) Διαλογιζόμενός τε πρὸς ἐμαυτὸν τοὺς λόγους αὐτοῦ (Χριστοῦ) ταύτην μόνον εὕρισκον φιλοσοφίαν ἀσφαλῆ τε καὶ συμφόρον. Dial. Tryph. c. VIII. 6) Τῆς καθ' ἡμᾶς βαρβάρου φιλοσοφίας ἀντεποιησάμην. ad Graec. c. XXXV. Ταῦτα ... ὁ κατὰ βαρβάρους φιλοσοφῶν Τατίανος συνέταξα. Ibid. C. XLII.

7) Adv. Cels. III, 58. In Rom. I. I. n. 1.

8) Graec. affect. curat. disput. VII. In II Cor. VII, 2.

9) Diximus religione sublata nec sapientiam teneri posse nec justitiam, quia sapientia divinitatis intellectus est, quo differimus a belluis. Ir. dei c. XII. Deus igitur noscendus est, in quo solo veritas est. Ibd. c. I.

10) Nostra religio non πʊxtǹv, non athletam, non nautas, non milites, non fossores, sed sapientiae erudit sectatorem, qui se dei cultui dedicavit,

bezeichnen als Quelle der Philosophie die Offenbarung und Schrift 1) und als Philosophen per eminentiam Christus selbst (Eus. D. E. III, 5. 6. Nil. 1. II. Epl. LIV.). Wenn die Alten gegen die Philosophie polemisiren, so betrifft es nur die falsche Weltweisheit der Heiden, die selbstgemachten Weisheitssysteme, den Eigendünkel und das eigenmächtige Verfahren in Sachen der Wahrheit 2). So Tertullian '), Hermias), Lactantius). Aber gegen die Philoforbie, die Weisheit und Wissenschaft und das Streben nach derjelben sagen sie nichts, im Gegentheil empfehlen sie dieselbe allents halben. So sprechen auch die Theologen des Mittelalters die Identität der Philosophie und Religion oder des Christenthums aus: Scotus Erigena *), Abälard†), Roger Baco ††), Bonaven= tura, Gerson.

et scit cur creatus sit, cur versetur in mundo, quo abire festinet. adv. Jovin. 1. II. T. IV. P. II. p. 200. ed. Martian.

†) Si enim creditur et docetur, quod est humanae salutis caput, non aliam esse philosophiam. id est sapientiae studium et aliam religionem, cum ii, quorum doctrinam non approbamus, nec sacramenta nobiscum communicant. ver. Relig. c. V. n. 8. Repudiatis igitur omnibus, qui neque in sacris philosophantur nec in philosophia consecrantur etc. ver. Relig. e. VII. n. 12. Scientia ergo nostra Christus est, sapientia quoque nostra idem Christus est. Ipse nobis fidem de rebus temporalibus, ipse de sempiternis exhibet veritatem. Trin. XIII, 19. 24. Cfr. XIV, 1. n. 1. 12. n. 14.

1) Justin. Kai šotiv ivtuxóvta Toútois (den heiligen Schriften) πdei, στον ὠφεληθέναι καὶ περὶ ἀρχῶν καὶ περὶ τέλους, καὶ ὧν χρὴ εἰδέναι τὸν φιλόσοφον, πιστεύσαντα ἐκείνοις. Dial. Tryph. c. VII.

2) Paulin. Animi philosophiam non deponas licet, dum eam fide condias et religione, consertis utare sapientium, ut sis dei philosophus et dei vates; non quaerendo, sed imitando deum, sapiens. Epl. XVI. ad Jovium, n. 6. Esto peripateticus deo, Pythagoreus mundo. ibd. n. 7.

3) Philosophus animal gloriae. Anim. c. I. Nihil divinae licentiae servat, leges naturae opiniones suas facit. c. II. Interpolator erroris. Apol. XLVL 3hre Principien gingen auf die Häretiker über: Haereticorum patriarchae philosophi. Hermog. VIII. Ipsae haereses a philosophia subornantur. Praescr. VII.

4) Irrisio gentill. philosophorum.

5) Inst. div. I. III. ober de falsa sapient.

6) De Praedestin. c. I. n. 1.

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