vor Schwierigkeiten zu erschrecken, aber zu bequem und wollüstig um die Geschäfte zu lieben und zu suchen, wenn ihn keine Nothwendigkeit ) dazu trieb; angenehm von Person, jovialisch im Umgang, mit einem guten Theil Gefälligkeit und Gutmüthigkeit; eben so geduldig über sich scherzen zu lassen, als geneigt über andre zu scherzen; auf eine angenehme Art (auch wohl ́bis zum Seltsamen) sonderbar in Kleinigkeiten, aber desto gründlicher in wichtigen Dingen; fein und geschmeidig um andre zu seinen Absichten zu gebrauchen, geschickt von als len Arten von Menschen Vortheil zu ziehen, aber behutsam in der Wahl seiner engern Freunde; treu und standhaft, fobald er gewählt hatte, und im Nothfall jeder Aufopferung fähig: mit allen diesen Eigenschaften scheint Mácenas recht ausdrücklich zu einem Vertrauten Augusts gemacht, und der Mann gewesen zu seyn, den dieses eitle und ehrgeizige, aber schwache, furchtsame, unentschloßne, und demungeachtet der größten Uebereilungen fähige Schooskind des Glücks voundthen hatte. Mit diesen Eigenschaften wußte er ihm, vom Anfang ihrer Verbindung an, ein Zutrauen einzuflößen, welches (eine einzige vorübergehende Erkältung ausgenommen) fich bis an seinen Tod immer gleich erhielt. Bey seinem Freunde Mäcen war Augusten immer wohl; denn er fand da immer alles, woran es ihm gerade fehlte, Rath, Auswege, Entschloffenheit, guten Muth, frohe Laune und (was in Verbindungen dieser Art nicht das unwefentlichste ist) auch immer etwas, worin er sich selbst stårker und weiser fühlte, und womit er seinen Freund aufziehen konnte, ohne daß dieser dadurch von seiner guten Meinung verlor. Auguft spottete gern über Mâcens Weichlichkeit, über seine Liebe zu Raritäten, Edelsteinen und A 4 " 5) Vir, ubi res vigiliam exigeret, sane exsomnis, providens atque agendi sciens etc. Vellej. Paterculus L. II. 88. und Gemmen, über feine Affectation alte hetrurische Wörter ins Römische zu mengen, oder neue Wörter zu stempeln: dafür aber durfte auch Dieser das bekannte Surge tandem Carnifex) wagen, ohne Furcht, daß ein so kräftiger Lakonįsmus beleidigen werde. Macen, der unter andern Umständen nie etwas anders, als was die Engländer in den Zeiten der Königin Anna und Georg des Ersten einen Man of Wit and Pleasure nannten, gewesen wäre, da er durch die Umstände zum Vertrauten eines jungen Mannes wurde, der vielleicht die schwerste Rolle, die einem Staatsmanų aufgegeben werden kann, zu spielen hatte, war eben darum, weil Wiß und Liebe zum Vergnügen die Hauptzüge seiner Sinnesart waren, kein Mann, der sich im politischen Leben jemals einen Epaminondas oder Cato zum Mufter vorgeseßt haben würde. Der Heroismus der Tugend, der immer bereit ist das Edelste zu thun und einer hohen Idee von moralischer Schönheit oder Größe jedes Opfer zu bringen, seßt eine Energie der Seele und eine Stimmung ihres reinsten Organs voraus, die nicht die feinige war. Er glaubte, daß Octavianus (da die Frage war, ob er die höchste Gewalt behalten, oder dem ramischen Senat und Volke zurückgeben sollte?) nicht das, was in gewissem Sinn das edelste, sondern was für den Staat, nach seinen damaligen Bedürfnissen, das nüßlichste, und zugleich für seine eigne Octavianus faß einsmals (noch in den Zeiten des Triumvirats) zu Gericht, um eine Menge Leute (die nichts verbrochen hatten, als daß sie nicht von seiner Partey gewesen waren) zum Tode zu verurtheilen. Måcenas, der davon benachrichtigt wurde, und besorgte, er möchte der Sache zu viel thun, hätte ihm gern was ins Ohr fagen mögen: weil er aber vor der Menge des umstehenden Völkes nicht bis zum Richtstuhle dringen konnte, schrieb er nur die drey Worte: So steh doch einmal auf, Scharfrichter! auf feine Schreibtafel, und ließ sie durch die Umstehenden aus einer Hand in die andre dem Octavianus überreichen. Dio Cassius B.55. eigne Perfon das sicherste sey, thun müsse. Die Gründe, warum er gegen die von Agrippa angerathene Zurückgabe stimmte, und der Regierungsplan, den er dem Detavianus bey dieser Gelegenheit vorzeichnete ), beweifen beyde, daß Måcen von dem, was nach damaliger Beschaffenheit der Menschen und Zeiten, und in Betrachtung der ungeheuern Größe des römischen Reichs, dem Staate das Nüßlichste und für den Erben Cåsars das Sicherste war, sehr richtig geurtheilt habe. In der That wurde in den leßten Zeiten der freyen Republik das Ine› teresse des Staats immer als Beweggrund und Zweck im Munde geführt; aber gewiß nie mit mehr Wahrheit und Würde, als es Macen bey dieser Gelegenheit that. Sein Plan würde das römische Reich so glücklich gemacht. haben, als es möglicherweise seyn konnte, und glücklichzer, als es unter der immer in sich selbst erschütterten, oder die übrige Welt verheerenden Republik nie gewesen war: wenn es nicht im Buche der Schicksale geschrieben gewesen wäre, daß die Welt durch die Tiberen und Cali gula und Neronen und Domitiane erst gezüchtigt werden müsse, che sie durch die Titus, Trajane und Antonine wieder getröstet werden sollte. Man hat dem Günstling Augufis die Bescheidenheit, womit er auf alle Ehrenstellen im Staat Verzicht gethan, um als bloßer römischer Ritter in der Dunkelheit des Privatstandes ein Leben zuzubringen, welches er so leicht' durch Confulate und Triumphe håtte glänzend machen können, als eine große Tugend angerechnet. Ich zweifle sehr, daß diese Tugend etwas anders als sein Temperament, seine Liebe zum Müßiggang und Vergnů A 5 gen, 7) S. Dion. L. 52. Ungeachtet die Echtheit der Rede, welche dieser Geschichtschreiber dem Måcen in den Mund legt, aus guten Gründen bezweifelt werden kann, so ist doch sehr wahrscheinlich, daß das Wesentliche des crwähnten Regierungsplans wirklich voń Måcen herrührte. gen, und vielleicht auch seine Klugheit zur Quelle gehabt habe. Er besaß das Solide, das Ohr und Herz Aus gusts, die Liebe des Volks, unermeßliche Reichthümer, und alles, was einem Manne von seiner Denkart das Privatleben angenehm machen konnte: was kümmerte ihn also, ob sein Rock mit einer schmalen oder breiten Purpurstreife besetzt war? Für ihn selbst war kein sicherers Mittel, sich zu gleicher Zeit in der Gunst des Fürsten und des Volkes zu erhalten, als diese Mäßigung, die ihn von. allen gefährlichen Collifionen, von aller Verantwortung, von allen Gelegenheiten mißfällig zu werden, entfernte. Man rühmt seine Gutherzigkeit, seine Unschuld: Tausenden hatte er Gutes, Niemanden jemals durch seinen Einfluß Uebels' gethan o). Sein Verhältniß gegen August erlaubte ihm, allen verhaßten Diensten auszuweichen; er behielt sich nur die beliebten vor. Er empfahl, wirkte Gnaden aus, rieth immer zur Gelindigkeit und Milde. Auf diese Weise hatte sein Ansehen eine. Popularität, wobey er weder dem Fürsten verdächtig, noch den Männern, mit denen er deffen Gewalt theilte, furchtbar werden konnte. Würde er sich in diesen Schran ken haben erhalten können, wenn er dem Privatstand ents fagt håtte? Aber auch für Augusten, den er so herzlich liebte, als er Etwas außer sich selbst lieben konnte, war Måcens Privatleben gerade die Lage, worin ihm dieser am nüßlichften seyn konnte. Eine gewisse Entfernung von den öffentlichen Geschäften ist der Standpunct, wo ein Mann, dem es weder an Welt- noch Menschen - Kenntniß fehlt, über die Geschäfte, und die darin verwickelten Personen, am richtigsten urtheilen kann; und ein solcher Mann schickt fich 8) Omnia cum posses tanto tam carus amico, Te sensit nemo velle nocere tamen. Pedo in Epiced. Maec. dist. 5. fich in dieser Stellung am besten zum Rathgeber und Erinnerer dessen, der in dem Gedrånge und der Hiße des activen Lebens nie Augen und Ohren, noch weniger innere Stille und Unbefangenheit genug hat, um keines Erinnerers zu bedürfen 9). Ueberdieß, wo hätte August sich so gut erholen, aufheitern, wieder aufziehen, oder so bequem und angenehm unpåßlich seyn können 10), als im Hause des glücklichen und sorgenfreyen Måcen? Wiewichtig war für ihn ein Freund, an dessen selbst ruhigemBusen er wenigstens Augenblicke von Ruhe finden, in dessen Hause er den Beherrscher der Welt vergessen, und einige Stunden wieder Octavianus seyn konnte? - Wir haben den Måcenas von der Seite angesehen, Don welcher er sich am vortheilhaftesten ausnimmt. Sein Verhältniß gegen August, die Art, wie er sich seines Einflusses über ihn bediente, macht ihn liebenswürdig. Wenigstens verliert er in meinen Augen wenig dadurch, wenn er diesem Fürsten auch aus keinem andern Grunde so ergeben gewesen wäre, als weil er im ganzen römischen Reiche unter allen, welche einander die Oberherrschaft noch streitig machen konnten, keinen kannte, der mehr gute Eigenschaften, erträglichere Fehler, mehr Anlage zu dem, was ein Mann seyn mußte, der die römische Republik unvermerkt in eine Art von Monarchie umschmelzen sollte, und (was doch jeder Günstling eines Fürsten in petto hat) der mehr Gelehrigkeit, sich von ihm leiten zu lassen, gehabt, kurz, der zu Mácens eignem Plan von Glückseligkeit besser gestimmt håtte als August. Mas 9) Speculatus est per summam quietem ac dissimulationem prac cipitis consilia Juvenis (Octaviani) etc. Vellej. ibid. 10) Auauft hatte eine sehr schwächliche Gesundheit, und erwählte allemal das Haus des Mácenas, um darin seine Unpåßlichkeiteu abzuwarten. Sueton. |