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zur wahren Bestimmtheit der Creatur, sondern ihrer Unbestimmtheit oder falschen Bestimmtheit gehört. Das Vermögen zu sündigen ist der Freiheit Unvollkommenheit), ist das, was die intelligente Creatur als solche in ihrem Entwickelungsproceße in sich aufzuheben bemüht seyn muß, constituirt also nicht das Wesen der Freiheit.

Wenn die Freiheit zur Sünde zum Wesen der Freiheit gehörte, so wäre Gott nicht frei); Christus nicht frei gewesen, und die vollendeten Geister und Menschen wären nicht mehr frei. Nach der entgegengesezten Meinung wäre die Brutalität die ächte Freiheit, so Vollkommenheit der Creatur: die tiefste Stufe ihres Falls so ihre höchste Heiligkeit.

Das Wesen der Freiheit besteht auch nicht in der Versuchlichkeit, sonst wäre Gott nicht frei, Christus nicht frei gewesen, und der Engel und Heilige nicht mehr frei. Sonst wäre ferner die Steigerung der Versuchlichkeit eine Steigerung der Freiheit3), also die Häufung der Sünde Entwickelung, so wäre der Teufel der Erlöser und Heiliger des Menschengeschlechts, so wäre die Bitte um Befreiung von der Versuchung verkehrt.

Zu Gott, durch ihn und durch sie selbst wird die Creatur recht bestimmt, so frei. Gott ist das absolute Selbst, die Creatur das relative Selbst, Er so ihr Urbild, Ziel wie Ursache ihrer wahrhaften Entwicklung. Sie ist insofern ein wahres Selbst, eine nach und in ihrem Begriff erfüllte, als sie ihm ähnlich wird; und sie wird ihm insofern ähnlich, als er dieselbe sich ähnlich macht, welche Beziehung auf Gott und Erziehung durch Gott als möglich und nothwendig in Gottes absoluter und in der relativen Selbstheit der Creatur schon ausgesprochen und verständigt ist. Aber eben, weil die Creatur relativ ein Selbst ist, so geschicht ihre Bestimmung zu dem Absoluten nicht durch das Absolute allein,

von den Lüften Clem. Strom. III, 5.

1) Die volle Freiheit ist die 2) Aug. Deus ipse, numquid, quoniam peccare non potest, ideo liberum arbitrium habere negandus est? Civ. dei XXII, 30. n. 3. Cfr. c. Julian. O. I. V, 38.

3) Cf. Aug. cont. Julian. O. I. IV, 32.

sondern auch durch sie selbst, nämlich mittels ihres freien Zuftimmens und Eingehens in die göttliche Bestimmung. Daß aber die Creatur in ihrer Entwicklung in und zu Gott, der unendlichen und schrankenlosen Wahrheit und Lebendigkeit, wie in die wahrbaftige Freiheit, so auch in eine ewige schrankenlose Freiheitsentwicklung aufgenommen ist, liegt am Tage. Nur außer und wider Gott ist die Creatur eine beschränkte, zu und inner ihm findet sie keine Grenze, wie und weil er keine hat.

Die creatürliche Freiheit hat ihre Periode des Werdens und die ihrer vollen Eristenz. In dem Stadium des Werbens ist sie mit Abfälligkeit behaftet. Die Creatur kann, statt in ihre wahre Selbstheit einzugehen durch ihre Position in Gott, sich in die falsche begeben, durch Position in sich selbst oder in die Natur. Dagegen ist im Zustand der durch Gehorsam und Treue mit der Gnade zu erringenden Vollendung der Freiheit und in Folge der Stabilirung derselben durch und in Gott kein Abfall mehr möglich 1).

Anmerkung. Daß die Sünde nicht zum Wesen der Freibeit gehört, erkannten die Platoniker und Stoiker; unter den Neuern Spinoza, Fichte, Schelling, Jacobi, Hegel.

§. 9. Das Böse.

Daß die Creatur sich in sich selbst und gegen Gott seßt, sich nicht Gott als ihrem Grunde, Endzwecke und absolutem Herrscher ergibt und untergibt, das ist das Böse. Als Position in sich und Opposition gegen Gott, ist das Böse offenbar positiv, wie negativ die Folgen find. 1) Wäre das Böse, wie so Viele dafür halten, eine bloße Negation des Guten, so könnten die unvernünftigen Wesen und die unmündigen Kinder, da sie kein Gutes thun können, eben damit nur lauter Böses thun, so thäten wir in jedem Augenblicke, da wir kein Gutes thun, ein Böses, und da wir anstatt eines Bessern ein minder Gutes thun, abermal ein Böses. Eben so müßte angenommen werden, daß Gott Böses that, da er nicht schuf, und da er schuf, that er wiederum Böses, weil er nicht so viel und so sehr Gutes geschaffen, als er schaffen konnte, und er kann nicht anders denn Böses thun, da

1) Aug. Civ. dei XXII, 30. n. 8. Corr. et grat. XI. n. 32.

er nicht so schaffen kann, daß er nicht noch ein Mehreres und Höheres schaffen könnte. Und da er uns nicht alles Gute gibt und in uns nicht alles Gute wirkt, thut er abermal und immerfort Böses, und wo er den guten Willen in uns nicht bewirkt, würde er den bösen bewirken 1). Vor diesen Consequenzen wird aber jeder mit Recht erschrecken; man muß also auch das Princip fallen lassen, aus welchen dieselben, wie offenbar ist, mit Nothwendigkeit hervorgehen. 2) Wäre das Böse nur Negation des Guten, so wäre a) fein Unterschied der Sünden, alle Todsünden wären derselben Gattung und Schwere, als Negation des Einen Guten; - so wäre ß) bei einer Todsünde eine zweite und dritte nicht möglich, wie und weil da keine weitere Negation, wo Alles schon wegnegirt ist. 3) Wenn das Böse Negation wäre, so wäre der Teufel und die Hölle die volle Negation, das vollkommene Nichts. 4) Wenn das Böse nicht positiv wäre, so hätte es keine positive Kraft, eine größere Sünde kein höheres Maaß positiver Kraft zur Bedingung, wäre ein Erwachsener keiner größeren Sünde als ein Unmündiger, ein Teufel keiner größeren Sünde als ein Mensch fähig. 5) Diejenigen, welche das Böse für Ne

1) Aug. fagt: Nemo quaerat efficientem causam malae voluntatis, non enim est efficiens, sed deficiens, quia nec illa effectio est, sed defectio, deficere namque ab illo, quod summe est, ad id, quod minus est, hoc est incipere, habere malam voluntatem. Causas porro harum defectionum, cum efficientes non sint, sed ut dixi deficientes, velle invenire tale est, ac si velit quisquam videre tenebras vel audire silentium. Civ. dei XII, 7. Demnach würde Gott, wenn er die Gnade nicht gibt, sonach die effectio nicht bedingt, die defectio bedingen, und wäre so Urheber der Sünde; und da er als erstes efficiens zuerst nicht wirkte, wäre er die causa prima et principalis der Sünde, und weil sein nicht efficere, also deficere, nach Augustin, das menschliche non efficere, also deficere nothwendig nach sich zöge, auch die eigentliche, alleinige Ursache der Sünde, wie Duns Scot. lib. II. dist. 37. quaest. I. schol. 7. exponirt hat. Man sage nicht, Gott sey allzeit efficiens, und sein Nichtwirken sey von der Creatur verursacht, denn er ist doch frei efficiens, folglich kann er nicht efficiren, was nach Augustin die Sünde verursachen wäre. 2) Bliebe er, wenn auch die Creatur ihn dazu veranlaßte, durch seine non effectio (nach Augustin defectio) Ursache der Sünde.

gation halten, haben es mit dem Uebel, und die Folgen des Bösen mit dem Bösen verwechselt. Die Folgen der Destruction sind allerdings am Ende negativ, bei aller Positivität des Vermögens und Actes der Destruction.

Wie aber eine bloße Negativität des Bösen nicht angenommen werden kann, so auch nicht eine Subftantialität desselben, was das entgegengesezte Extrem ist. Wenn die Sünde Substanz wäre, dann wäre sündigen schaffen, und die Häufung der Sünde die Production einer Welt, der Teufel ein Gott, und so wäre weiter die Erlösung eine Vernichtung des Menschen und der Welt; was alles ungereimt ist.

Cap. II.

Von der Schöpfung im Besondern.

Wie Gott nach seiner Machtvollkommenheit der Gesammtheit der Dinge überhaupt ihr Daseyn gegeben hat, so hat er auch den zu dieser Gesammtheit gehörigen Einzelnheiten ihre besondere Weise des Daseyns und den Rang, welchen sie in ihren Gattungen und Ordnungen, und mit diesen im Ganzen einnehmen, wie es ihm gefiel, angewiesen. Die äussersten Gebiete der Creatürlichkeit sind die Geisterwelt einer und die materielle Welt andererseits, beide mit ihrer großen Fülle und Varietät, und mitten zwischen ihnen steht, als ihre Vereinigung und drittes Glied im Ganzen, der Mensch, der von der Natur bediente und bedingte Geist, ursprünglich davon mehr bedient, nach dem Falle aber mehr davon bedingt.

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Erster Abschnitt.

Die Geisterwelt.

Die den xóouos vorròs 1) ausmachenden Geister werden gewöhnlich und gemeinsam mit dem, ihre Beziehung zu Gott und den Menschen aussprechenden Namen 2): Engel, Bote (ǎyyeλos,

1) Greg. Naz. or. XXXVIII.

2) Orig. τούτους δὴ ἀγγέλους ἀπὸ τοῦ ἔργου αὐτῶν μεμαθηκότες καλεῖν. Cels. V, 4. Chrys. ἄγγελος λέγεται ἐπειδὴ τὰ τοῦ θεοῦ ἀν

78) belegt. Nach ihren besonderen Stellungen im göttlichen Dienste, und nach den in ihnen sich reflectirenden göttlichen Attributen, heißen von denselben einige Erzengel, Cherubim, Seraphim, Kräfte, Thronen, Fürstenthümer, Mächte, eben so der Eine Gabriel, der Andere Raphael, Michael.

§. 1. Wirklichkeit der Engel.

1) In den Büchern des A. T., und zwar schon in den ältesten, finden sich die Engel als wirkliche und persönliche Eristenzen häufig erwähnt 2), und zwar so, daß an eine bloße Personification und Hülfsvorstellung zur Verfinnbildung der göttlichen Majestät und Fürsorge zu denken schlechterdings unmöglich ist, und nur zwischen der Annahme von Engeln oder Verwerfung dieser heiligen Bücher die Wahl bleibt. Und wenn nun auch in einigen nicht ganz buchstäblich und historisch zu nehmenden Büchern und Stellen von Engeln die Rede ist, so leuchtet doch ein, daß dieses nur auf deren Eristenz und dem Glauben daran beruhen kann, weit entfernt, daß hieraus ein gründlicher Beweis oder Verdacht gegen die Engellehre geschöpft werden könnte. Anders würde man am Ende auch dahin kommen, Gottes Daseyn in Abrede zu stel

ἀγγέλλει, καὶ ἀρχάγγελος, ἐπειδὴ τῶν ἀγγέλων ἄρχει. De Incompreh. Hom. III. n. 5. Tert. Nos divina officia angelos credimus. de anim. XXXVI. Hil. In angelo officium est non natura. Trin. V, 22. Cfr. Didym. trin. II, 7. n. 8.

1) pronhu ayyekoɩ heißen die Hohepriester und Priester Jes. XXXIII, 7. Malach. II, 7. Kohel. V, 5. Apoc. I. II. III. (Cf. II Cor. V, 29.), die Propheten (II Par. XXXVI, 15. 16. Hagg. I, 13.), fo Johannes (Mal. III, 1. Matth. XI, 10. Marc. 1, 2.). Auch die Elemente als Diener Gottes Ps. CIV, 4. Cf. Ps. CXLVIII, 8 und weiter Exod. XIV, 25. Judd. V, 20. Habac. III, 10 sq. Sir. XXXIX, 29. Sap. V, 20 sq. XVI, 17. Das aramäische y (Dan. IV, 13. 17. etc.) ist gleichfalls = Bote, wie es Mehre geben, oter = vigil; wie denn auch Wachen, Wacher als Merkmal des Engels gefaßt wird. (S. Isid. Pelus. 1. II. Epl. CLXXVII. Cf. typhyopo im Buch Henoch.)

2) Gen. XVI. XVIII, 1 sq. XIX, 15. XXI, 17. XXIV, 7. XXVIII. XXXI, 11. XXXII, 1. Exod. XXXIII, 1—6. II Sam. XXIV, 17. I Reg. XX, 19. Jes. VII, 2 sq.

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