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In der Meinung, daß Gott zuerst bewiesen werden müsse, ist derselbe zum voraus verläugnet, in wiefern er nicht als Urvorausseßung, Unbedingtes und Allbedingendes anerkannt, und in wiefern er ohne und gegen seinen Willen mittels des menschlichen Schlußvermögens zu unserer und Anderer Erkenntniß gebracht werden soll, Gott so der Creatur erponirt und subjicirt wird. Der nothwendig zu beweisende und blos wegen des Beweises anzuerkennende, der so unter ein endliches Ariom eines endlichen Ichs herabgesezte, nach einer endlichen Operation im Beweisen und Bestimmen als fir und fertig dastehende Gott ist keiner, sondern ein nichtiger, selbstgemachter Göge, vor dem kein Vernünftiger anbetend niederfallen kann. Denjenigen, welche mit Kant blos im Interesse der Mora'ität, oder vielmehr der Eudämonie, denn die Moralität soll ja seiner nicht bedürfen, ein höchst intelligentes und mächtiges moralisches Wesen postuliren, ist nur zu bemerken, daß 1) einen Gott, ohne den man gelebt und gedacht hat, am Ende blos zur Glückseligkeit, die er herbeis schaffen soll, und die er selbst nicht ist, gebrauchen wollen, Gots tes selbst und eines anständigen Menschen durchaus unwürdig ist. Daß 2) ein blos als höchst moralisch angenommener Gott nur ein negativ, kein positiv, absolut vollkommenes, kein heiligstes, gnädigstes und freyestes Wesen wäre. Heiligkeit und vollkom mene Freiheit ist höber denn Moralität, in welcher die Negatis vität, die Reflerion des Gesezes und der Nichtübertretung dess selben vorwaltet. Daß 3) das blos moralische Weien als ein von einem Sollen bestimmtes, ein unendlich moralisches Wesen also ein von einem Sollen unendlich bestimmtes, so unendlich bes schränktes Wesen wäre, daß 4) Gott also mit dem Menschen unter diesem absoluten Sollen coordinirt, und eben dieses absolute

CCCXLVIII. n. 3. Cur potest notiorem jam habere Deum quam fratrem? Plane notiorem, quia praesentiorem, notiorem, quia interiorem, notiorem, quia certiorem. Trin. VIII, 7. Plato. O dè Seòç quiv zártwv xoxμáτων μέτρον ἂν εἴη μάλιστα καὶ πολὺ μᾶλλον ἢ πού τις ὡς φασιν ἄνθρωπος, legg. IV. 715. (nach Protagoras der Mensch das Maaß der Dinge.) Arist. Ηξίου δὲ (Plato) μὴ δύνασθαι τὰ ἀνθρώπινα κατιδεῖν ἡμᾶς, εἰ μὴ τὰ θεῖα πρότερον ὀφθείη. (ap. Eus. Ρ. Ε. ΧΙ, 3.)

Sollen, dieses moralische Fatum der eigentliche Gott wäre. Daß 5) die in diesem Leben bestehende Disharmonie zwischen der Moralität und Glückseligkeit philosophisch unerweislich ist, und daß die Nothwendigkeit einer Ausgleichung der Differenz beider Gottes Existenz als ihren Grund schon implizirt, Gott, da man ihn eben zu beweisen unternimmt, in ätiologischer und teleologischer Beziehung schon vorausgesezt ist.

Alle sogenannten Beweise von Gottes Daseyn, wie sie immer aufgeführt worden sind, oder aufgeführt werden mögen, fönnen eben nur dienen, dessen dem Menschen eingeschaffene, mittelst innerer und äusserer Offenbarung erweckte Idee aus dem Zustande der Glaubensunmittelbarkeit in die begriffliche Form zu vermitteln, das Gottesbewußtseyn zu erwecken, zu verdeutlichen, über Alles auszudehnen, das Gefühl seiner Gegenwart und Unläugbarkeit nach allen Richtungen außer und inner uns zu entfalten, in Alles hinein und aus Allem herauszuspiegeln, die dem vollen Aufgang und höhern Aufschwung des Gottesbewußtseyns entgegenstehenden Hinderniße zu beseitigen. Wo aber die Idee Gottes und die Ueberzeugung von seinem Daseyn nicht vorhanden wäre, da blieben alle möglichen Argumente eine taube Saat. In der That ist aber Niemand zu finden, welcher aufrichtig und aus Ueberzeugung Gottes Daseyn in Abrede stellte; und wie sehr der praktische Atheismus, die Gottlosigkeit im Leben verbreitet seyn mag, so ist doch nichts zweifelhafter, als das wirkliche Vorkommen des theoretischen Atheismus.

Die Beweise oder besser Nachweise des Daseyns Gottes sind nach ihrer Richtung entweder ätiologische, nämlich: es gibt eine erste Ursache aller Dinge; oder aber teleologische, nämlich: es gibt ein legtes Ziel aller Dinge. Oder den Ausgangspunct dieser Nachweise zu betrachten, so sind dieselben entweder kosmologische 1),

1) Es ist hergebracht, den Beweis aus der Welt nach ihrem Da= seyn überhaupt betrachtet den kosmologischen, den aus ihrer herrlichen Daseynsweise entnommenen den physiko - theologischen zu heißen. Wie gedankenlos diese Bezeichnungen gewählt und beibehalten worden sind, liegt am Tage. Enthält doch der Begriff zoopos nicht bloß den Stoff, sondern denselben in seiner bestimmten Form und Ordnung. Und was foll man sich aber bei physiko-theologisch denken ?

oder aber anthropologische, oder ontologische; wozu noch zu bes merken, daß bei dem kosmologischen und anthropologischen Beweisverfahren von dem ontologischen Gesichtspunct eben so wenig ganz abftrahirt werden kann, als bei dem ontologischen Beweis, verfahren von dem kosmologischen und anthropologischen Elemente ganz abgesehen werden kann. In Beziehung auf die ontologi schen Beweise ist weiter zu bemerken, daß darin entweder aus dem vollkommensten höchsten Daseyn auf das vollkommenste Seyn, oder aus dem höchsten Seyn auf wirkliches und vollkommenes Daseyn geschlossen wird. Gottes Wesen ist das vollkommenste, also muß ihm Eristenz zugelegt werden; und umgekehrt: Gottes Eristenz ist die vollkommenste, also muß seine Wesenheit als eine unendliche anerkannt werden.

I.

Kosmologische Beweise.

A. Hervorbringung der Welt.

Die Welt ist nicht von Ewigkeit, sie ist also in der Zeit geworden; und da nicht durch sich, also durch einen Andern und zwar in Weise der Schöpfung geworden; also ist ein Schöpfer, der Schöpfer ist Gott, also ist Gott.

Die Welt ist nicht von Ewigkeit.

Wäre die Welt von Ewigkeit, so wäre dem gegenwärtigen Zeitmomente eine unendliche Zeitreihe voraufgegangen; dieses ist aber ungedenkbar, weil 1) eine unendliche Zeitreihe ein neues darauf folgendes Zeitmoment nicht zulassen kann; der gegenwär tige Tag und die gegenwärtige Stunde, Heute also nicht eristiren könnten, was der Hypothese wie der Erfahrung widerspricht. Weil 2) eine unendliche Reihe eine Unmöglichkeit ist. Denn die Theile einer unendlichen Reihe wären entweder unendlich oder endlich. Beydes aber ist ungedenkbar; ersteres, weil dann das Ganze nur sein Theil, A und einander gleich wären, was sich

A

2

widerspricht; leßteres, weil aus endlichen Theilen kein unendliches

Ganze resultiren kann.

=

Wäre die Welt von Ewigkeit, so hätten wir bis auf den gegenwärtigen Zeitpunct eine unendlich große Zahl von Jahren und Tagen, somit gleichviel Jahre und Tage, was Unsinn ist; eben so wären gleich viele Sonnen und Mondenumlaufe, weil unendlich viele, und hinwiederum auch nicht so viele, da der Mond ihrer mehr, denn die Sonne haben müßte 1). Wäre die Welt ewig, so wäre sie und Alles, was darinnen, unvergänglich, daß dieses aber nicht sey, beweist die tägliche Erfahrung ). Wäre die Welt ewig, so wäre sie unveränderlich; lezteres kann aber von Niemand behauptet werden, also auch nicht ersteres 3). Um unveränderlich zu seyn, müßte die Welt unendlich seyn, denn alles Endliche ist perfectibel, so veränderlich: nun ist aber die Welt nicht unendlich, also ist sie nicht unveränderlich. Wäre die Welt ewig, so würde Alles in ihr den Charakter der Nothwendigkeit tragen; es trägt aber Alles in ihr den Charakter der Contingenz, denn ihre Bestimmungen, Formen, Geseze, ihre quantitativen und qualitativen Verhältnisse könnten ganz andere als die gegenwärtigen seyn; auch sehen wir sie täglich in ihren einzelnen Theilen Eigenschaft und Gestalt wechseln.

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Die Welt ist in der Zeit geworden.

Dieses ergibt sich von selbst aus dem Vorhergehenden. Was zuerst nicht da war, und nachher da ist, ist nothwendig ein Gewordenes, in der Zeit Gewordenes.

Die Welt ist nicht durch sich geworden;

denn so wäre dieselbe früher und zugleich später gewesen als sie selbst, früher als Ursache ihrer selbst, später als Wirkung ihrer selbst.

Die Welt ist durch einen Andern geworden. Dieses ergibt sich mit Nothwendigkeit aus dem Vorhergehenden; denn, daß sie durch Nichts geworden, dieses zu behaupten, kann Niemanden in den Sinn kommen, da Nichts die Ursache von Etwas nimmer seyn kann.

Die Welt ist in Weise der Schöpfung geworden. Denn sie erscheint als das Werk eines mit Erkenntniß und Frei

1) Duns Scot. Physic. I. VIII. qu. I.

2) Victorin. de Physicis. C. II. III. Cyr. (?) de Trinit. I, 2, 3) Joan. Dam. Orthod, fid. I, 3.

heit handelnden, höchst bewußten und persönlichen Wesens, das von den vielen Welten, welche möglich gewesen, die gegenwärtige erwählt'), und in dieser zu den vorgeseßten Zwecken die entsprechenden Mittel ausersehen hat. Die Welt hingegen ist unpersönlich, und der Mensch, weil man veratorischer Weise sich auf ihn zurückziehen könnte, in einem Verhältnisse unermeßlicher Inferiorität gegen die Persönlichkeit des welthervorbringenden Princips; und so steht, da in der Generation und Emanation nur Gleiches von Gleichem hervorgeben kann, unwiderleglich fest, daß die Welt nicht durch Generation oder Emanation, also allein durch Schöpfung geworden, die Wirklichkeit eines Schöpfers also außer Zweifel ist.

Der Schöpfer ist Gott. Dies zu beweisen, ist nun die Hauptsache und vorzüglichste Schwierigkeit. Wenn von Vielen gesagt worden: Zwischen Nichtseyn und Seyn bestehe eine unendliche Distanz, der Uebergang von Einem zum Andern sey nur von einem Unendlichen zu vermitteln, so läßt sich dagegen erinnern: Daß, wenn dieser Abstand des Seyns vom Nichtseyn als solchem unendlich wäre, 1) auch die Hervorbringung eines Modus, jedes Kunstwerk, jedes Leben, Denken, Wollen, ein unendlicher Act wäre, was Niemand zugeben wird; daß 2) eben so jede Corruption Unendlichkeit implizirte; daß 3) alsdann der Abstand jedes Vollkommenern von einem Unvollkommenern, als zwischen welchen ein Seyn und Nichtseyn als Differenz liegt, als ein uns endlicher zu betrachten, und der Abstand zwischen Nicht seyn und Gott - seyn nicht größer wäre, als zwischen Nicht - seyn und Endlich seyn, was doch Niemand wird behaupten wollen. Damit ist auch von vornherein schon dies widerlegt, was zum Beweis des unendlichen Abstandes des Seyns und Nichtseyns vorgebracht worden ist, nämlich die Behauptung, daß zwey Contradictorien unendlich weit von einander abstehen; wie denn die Falschheit dieser Annahme auch schon daraus erhellt, daß das contradictorisch einander Entgegengesette in einander über und untergeht, 3. B. aus lebendig wird todt, aus fromm wird unfromm. Uns

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1) Leibnit. Theodic. P. I. §. 7.

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