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höhern Kräfte, oder wie es unsere christlichen Schriftsteller wohl ausdrücken, des "Kleides seiner Herrlichkeit" beraubt, und Er, der Vater des Menschengeschlechts, und seine Ges fåhrtin, die Mutter aller Lebendigen, wurden nun durch die Hand des Allerhöchsten mit Thierfellen bekleidet, damit sie die übel angewandte Geistergewalt und Naturherrschaft, nicht noch årger mißbrauchen könnten.

Nachdem wir in der Auferstehung des Fleisches eine Verklärung auch des Leibes der Seligen glauben und zu glauben gelehrt sind, so wird es, wenn wir über den Sinn dieser Glaubenslehre recht nachdenken wollen, unter Gleich, gesinnten nicht befremdlich erscheinen, noch Zweifel erregen fönnen, wenn wir so, wie es hier versucht und angedeutet wurde, auch die Entstehung dieser jeßigen, irdischen und thierischen Sinnlichkeit des Menschen aus dem Abfall erklären und erklås ren zu müssen, mit Gewißheit und fester Ueberzeugung glauben.

Ausdrücklich heißt es in der heil. Schrift, die Erde und der Acker seien verflucht um des Menschen willen; und so war es auch seitdem, und noch immer trägt der Acker, ja alle Arbeit und alles Eigenthum die Spuren dieses Fluchs an sich, welchen auch die Kirche des alten und neuen Bundes auf verschiedene Weise zu lösen suchte. Der Fluch des Ackers, d. h. der Arbeit und des Eigenthums, ist zunächst das Erbe theil des Mannes; dem Weibe ward noch ein besonderer Fluch zugetheilt, nämlich der dieser irdischen Gebährungsweise in Schmerzen und immerwährenden Gebrechen. Doch ward auch diesem Unglück, wie jedem von Gott verhångten, noch eine Hoffnung beigesellt, die Hoffnung, daß eben aus diesem fluch- und schmerzbeladenen, der Krankheit und den feindlichsten Natureinflüssen unterworfenen, gebrechlichen Schooß des Weibes der göttliche Befreier und Erlöser als ein Menschenkind hervorgehen sollte.

Wenn nun die Kirche des alten Bundes, um den Fluch des Ackers zu lösen, das weise Gesetz des siebenten Ruhejahrs, wo die Erde ruhen und ihr keine Frucht durch mühes volle Arbeit abgerungen werden sollte, als ein göttliches

Gebot voll tiefen Sinns verordnete; wenn die christliche allem Eigenthum durch das nach seinem wahren Geiste so selten verstandene, so vielfältig mißbrauchte und ganz verfehrt angewandte Gebot des Zehntens, eine höhere Weihe zu geben sucht, so ist wohl einleuchtend, daß die eigene Le benskraft und die Geschlechtsverbindung des Menschen selbst noch weit mehr einer Reinigung und höhern Weihe bedarf, als der bloß um seinetwillen verfluchte Acker. Ein dahin zielendes Gebot war z. B. in der jüdischen Kirche das Geset, vermöge dessen alle Erstgeburt, welche den Schooß des Weibes öffnet, dem Jehovah heilig und geweiht bleiben sollte. Manche andere jüdische Gebräuche der Reinigung, so wie auch viele Ceremonien der Ehe bei den heidnischen Völkern haben den gleichen und ähnlichen Ursprung und Sinn. Die christliche Kirche verlangt in ihrer Einfalt und Hoheit nichts zu einer solchen Reinigung und höhern Weihe des Sinnenbandes, als den Segen des Priesters; oder vielmehr weil dieses doch nur ein äußeres Zeichen der Anordnung, aber nicht die Sache selbst ist; sie verlangt, daß das Sinnenband nur der erlaubten Liebe, oder der Ehe diene, die Ehe aber mit Verwerfung aller widernatürlichen und dem Wesen der Liebe wederstreitenden Formen desselben, als ein Sakrament der Natur unauflöslich, und auf den gegenseitis gen Willen, also auf Liebe gegründet sei. So kehren wir noch einmal zu demselben Resultate zurück, und das ist die Hauptsache und das Wesentliche; das Sinnenband ohne Liebe ist ein Greuel und Sacrilegium der Natur, die Ehe aber ist nichts anderes als die glückliche und erlaubte, als legítim anerkannte und erklärte Liebe. - Wollen wir nach diesen Grundsäßen auch auf die moralische Seite und Würs digung der Sinnlichkeit einen Blick werfen; so ist zuerst einleuchtend, daß das Erlaubte oder Verwerfliche der Sinnlichkeit nicht in dem Maße liege, denn dieses ist abhängig von der Beschaffenheit des Blutes und der Stärke der Lebenskraft. Auch in den Zufälligkeiten der Aeußerungsweise liegt es nicht, welche ängstliche Gewissensrichter oft allzu ängstlich durch.

forschen; vielmehr ist ein solches einzelnes Durchspåhen, Zer. spalten der Sinnlichkeit dem Zartgefühl und selbst der Reins heit der Gedanken, also der wahren innern Sittlichkeit eher schädlich, mithin durchaus verwerflich. Das Wesentliche liegt vielmehr allein in dem richtigen Verhältniß, daß nämlich das Sinnenband aus der Liebe und einer auf Liebe gegründeten The diene, wenn nicht die Natur entheiligt und die Seele verleßt und zerrüttet werden soll; demnächst aber darin, daß das Niedere und Irdische dem Höhern und Göttlichen untergeordnet sein und bleiben soll. Der Segen des Priesters schüßt nicht dagegen, und wo jenes Verhältniß umge fehrt oder nicht beachtet wird, kann das Unrecht, auch in der rechtmäßigsten Ehe Statt finden. Sehr richtig, treffend und tief betrachtet selbst die gemeine katholische Sittenlehre die Lodsünden des Stolzes, des Geistes und der Wollust als se viele Arten der Abgötterei; denn der Hochmüthige vergöttert sich selbst, dem Geißigen ist tödliches Metall sein Alles, sein Gott und Abgott; und wenn nun Liebende auch in der rechtmäßigsten Ehe so in den Reiz der Sinnlichkeit versunken wåren, daß sie einzig darin ihr Alles fånden, wenn ihnen das das höchste wäre, und sie Gottes und das Göttliche darüber vergåßen, oder wenig beachteten, so wäre dieß allerdings Sünde vor Gott (die Todsünde der Wollust), wenn gleich kein Gwissensrichter etwas dagegen einwendete.

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Die ganze Wichtigkeit und Heiligkeit des Sinnenbandes kann nur aus der Religion begriffen und erkannt werden; die bloß moralische Ansicht führt zu keiner richtigen Beurtheilung dieses Gegenstandes, der nach der Sitte oder vielmehr der Unsitte der neueren Zeit meistens nur dem LeichtSinn und gemeinen Wiße zum Stoff und Anlaß dient. Nur eine Bemerkung, die Heiligkeit und Wichtigkeit des Sinnenbandes noch mehr ans Licht zu sehen, wollen wir hinzuseßen. Vertritt nicht der Mann, wenn er seines Gleichen erzeugt, die Stelle des allgemeinen Erzeugers, desjenigen, von dem, wie die Schrift sagt, alle Vaterschaft kommt? Denn wenn gleich der vernünftige Geist nicht iu dem Augenblick der Em.

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pfängniß erst erschaffen wird, so ist es doch der wichtige
und entscheidende Augenblick, wo er in das irdische Leben,
grade an dieser Stelle eingesenkt wird, und von welchem
mithin der Lebensbeginn und vielleicht das Lebensschicksal
einer unsterblichen Seele abhängt. Viel richtiger alfo und
tiefer ist wohl das Gefühl der alten und der Natureinfalt
noch näher und treuer gebliebenen Völker hierin, wenn sie
jenes Naturgeheimniß als etwas heiliges betrachten, und
wenn auch unverschleiert, doch mit einer ehrfurchtsvollen Scheu
davon reden, gegen den falschen Leichtsinn und den falschen
Wis unserer Culturzeit über diesen Gegenstand, Auch das
weibliche Geschlecht fühlt hierin richtiger, und nicht bloß für
den Schein des äußern Anstandes ist ihnen jener Leichtsinn
und Männerwis zuwider; auch nicht bloß, weil sie wohl
ernsthaft betrachten müssen, was ihr Leben nicht selten in
Gefahr bringt, und mehrentheils ihr Glück und Schicksal
entscheidet oder auch die Ruhe ihrer Seele gefährdet. Ihrem
innersten Gefühle widerspricht vielmehr jener Leichtsinn, weil
ffe besser
sie das Wesen der Liebe besser verstehen, und auch das Ges
endrehen, und
heimniß des Sinnenbandes schon von Natur in seiner Heis
ligkeit fühlen. Wenn aber der

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und Entscheidung, die für das Glück des Lebens und das Heil der Seele um so wichtiger ist, da, wenige Ausnahmen unmittelbarer Berufung durch besondre Gnade im Stande der Jungfräulichkeit und noch ungetrübte Reinheit abgerech net, im Ganzen genommen die im irdischen Leben befangene Seele zunächst und unmittelbar nicht Gott, sondern als Uebergangsstufe zuvor einen mit göttlicher Kraft erfüllten Geist lieben muß, die Lugend und Sittlichkeit des Weibes mithin für das Leben im Ganzen betrachtet immer fast das von abhängt, daß sie recht und auf die rechte Weise liebt.

Aus allem diesem wird nun wohl hinreichend klar sein, in wie fern und warum das Christenthum die Ehe auf die Liebe gründet und als Sakrament der Natur in dieser alleingültigen, einfachen Form anerkennt, gleichwohl aber die vollkommene Reinheit, wenn sie nåmlich nicht bloß erzwungene Entsagung, sondern göttliche Gnade, aus Liebe hervorges gangen und zur andern Natur geworden, also wirklich Reinheit und vollkommen ist, doch noch höher achtet und darauf das geistliche Leben und das Sakrament des Priesterthums gründet.

(Fortsetzung folgt.)

1

Ueber das unfehlbare mündliche Lehramt in der katholischen Kirche.

3 weiter Artikel.

S. 6. Christus wollte die immerwährende Fortdauer seiner Kirche bis zum Ende der

Welt.

Nachdem in den S§. 3 u. 4 bewiesen worden, daß Christus ein unfehlbares, mündliches Lehramt in seiner Kirche

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