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antworten steht: welche sind die Dogmen, welche sind die
Doctrinen, welchen die dogmatische Qualität zukömmt, und
welches ist ihr innerer Zusammenhang und das Verhält-
niß unsers Geistes zu denselben? Gegen Apologetik,
wie man in neuerer Zeit die Vertheidigung des Christen-
thums (die demonstratio christiana), und Polemik, womit
man die Vertheidigung der Kirche (demonstratio catholica)
bezeichnet hat, kann, scheint mir, füglich erinnert werden,
daß diese Benennungen den Inhalt, zu welchem sie gehören,
gar nicht anzeigen, wie offenbar ist, nur eine gewisse
Function und Tendenz ausdrücken, welche in jedem Gebiet
vorkommen und auf jedes Object ohne Unterschied sich be-
ziehen kann, welche die Dogmatik von Anfang bis zum
Ende begleitet und bewegt, durch die ganze Theologie und
Philosophie hindurchgeht, und nur durch einen Act der
Willkür und Laune auf die jest damit betitelten Disciplinen
beschränkt werden könnte. Der Name Einleitung, welchen
man auch vorgeschlagen und versucht hat, leidet allerdings
ebenfalls an einer gewissen Unbestimmtheit; nichtsdestowe-
niger glaube ich, daß er Manchem nicht wissenschaftlich
genug klang, weil er nicht ins Griechische umgesetzt worden,
wie dieselben das verdeutschte Apologetik und Polemik sofort
als unwissenschaftlich verurtheilen würden. Daß in der
Generaldogmatik mit einer Betrachtung über den Egoismus
und Skepticismus angefangen worden ist, kann Niemanden
wohl zu weit ausgeholt scheinen, wenn man bedenkt, daß
alle mehr oder minder negative Erscheinungen auf dem
religiösen Gebiete auf diesem Princip beruhen und dessen
mehr oder minder consequent entwickelte Folgen sind, und
daß mit Anerkennung der Nichtigkeit dieses Princips alle
dessen Erscheinungen und Folgen, die Opposition gegen

Religion, Offenbarung, Christenthum und Katholicismus in ihrer Grundlosigkeit erscheinen.

Der Anstoß, welchen Manche daran nehmen könnten, daß an dem Christenthume, was sonst nur der Kirche beigelegt zu werden pflegte, die Merkmale der Einheit, Katholicität, Apostolicität, Heiligkeit u. s. w. nachgewiesen wurden, könnte, wenn er außer der Gewohnheit noch einen Grund hätte, nur davon herrühren, daß man bis zum Verständniß der innern Einheit des Christenthums und der Kirche nicht vorgedrungen ist und nicht einsieht, daß die Kirche alle diese Merkmale eben nur darum hat, weil das Christenthum sie hat; daß sie dem Christenthum und der Kirche zugleich zugesprochen oder abgesprochen werden müssen. Daß sie aber dem Christenthum so ausdrücklich zugelegt werden, soll darauf aufmerksam machen, wie sie an der Kirche keine von aussen hinzugekommene Zufälligkeiten, sondern aus ihrem innern Wesen hervorgehende Qualitäten sind, mit denen die ganze Wirklichkeit und Wahrheit der Kirche und des Christenthums steht und fällt.

Daß die Lehre von der Kirche in die Generaldogmatik gehört, kann von Niemanden bezweifelt werden, indem ja von der authentischen Entscheidung der Kirche die Erkenntniß der Dogmen als solcher, so das Material der eigentlichen oder sogenannten Specialdogmatik bedingt ist. Wie dieselbe hier als Mittlerin der Erkenntniß göttlicher Wahrheit betrachtet werden muß, so hat die Specialdogmatik in der Heiligungslehre hinwiederum deren Function als Mittlerin der Gnade Christi und Ausspenderin seiner Sakramente besonders in Betracht zu ziehen. Daß aber auch ausser dem streng katholischen Standpunct die Lehre von

der Kirche grade so zu ordnen, sie vor allen übrigen Doctrinen und als deren Erkenntnißfundament zu betrachten und zu behandeln sey, und nicht anderswo, und wenn man will, selbst am Ende des Ganzen ihre Stelle finden könne; dieses zu behaupten, kann Niemand in den Sinn kommen.

Daß die Lehre von der Hierarchie wesentlich zu der von der Kirche gehört, kann wiederum nicht in Frage gestellt werden, und welcher da meinte, sie gehöre ausschließlich dem Kirchenrechte an, dürfe demnach in der Dogmatik keine Stelle finden; der hätte sich ein unbegreifliches, keiner ernsten Widerlegung fähiges Versehen, zu Schulden kommen lassen. Allerdings hat auch das Kirchenrecht die Hierarchie zu besprechen, aber in anderer Beziehung und auf eine andere Weise, wie denn das Nämliche auch von der Kirche gilt; darum ist aber die Hierarchie so wenig als die Kirche nur ein kanonistisches Object. Die Generaldogmatik hat an der Kirche die von Anfang gesezte organische Gliederung und Besonderung in Gemeinde und Vorsteherschaft, die Lehrauctorität und potestas veridictionis der legtern nachzuweisen, wie die Specialdogmatik ihre sakramentalische Eigenschaft und Function zu besprechen, das Kirchenrecht die äußerlichen Rechtsverhältnisse, jurisdictionellen Pflichten und Befugnisse zu behandeln hat.

Die Lehre von dem Primat habe ich verhältnißmäßig um so weitläufiger behandeln zu müssen geglaubt, als hierüber immer noch die ungründlichsten Ansichten und voreingenommene Meinungen aller Art von so Manchen, die wissen, was sie thun, und Andern, die es nicht wissen, als ausgemachte Wahrheit, als non plus ultra von historischer und kanonistischer Weisheit, mit hochweiser vor

nehmer Miene immer wieder vorgebracht und in höheren und niederen Kreisen in Cours gehalten werden, versteht sich, mit mehr oder minder naivem oder schnödem Ignoriren alles dessen, was von so Vielen so oft und gründlich mit solcher historischen und logischen Evidenz auseinandergesezt und dargethan worden ist.

Die historische Würde der heiligen Schriften, ihre Authentie, Unverfälschtheit und Glaubwürdigkeit sicher zu stellen gehört nicht zum Ressort der Dogmatik, sondern ist die Sache einer eigenen, in neuerer Zeit mit so außerordentlichem Fleiße cultivirten und zu einem so hohen Grade der Vollkommenheit entwickelten Disciplin, der sogenannten historisch-kritischen Einleitung nämlich. Dagegen muß die höhere kanonische Dignität und den theopneustischen Charakter der Schrift darzustellen, Sache der Dogmatik, näher der Generaldogmatik, bleiben.

In Beziehung auf die Specialdogmatik kann ich gleichfalls nicht umhin, einige zur Orientirung und Rechtfertigung, die übrigens in der Sache selbst schon liegt, dienende Bemerkungen zu machen. Obgleich die Dogmatik den Glauben an Gottes Daseyn, Einheit und das, was man seine Eigenschaften zu nennen pflegt, streng genommen vorausseßt, so konnte und mußte doch dieses hier wiederum im Lichte der Offenbarung Gottes und der ihr folgenden menschlichen Vernunft betrachtet werden. Wird nicht im alten und neuen Testament, obgleich eben deren Eristenz den Glauben an Gott schon vorausseßt, dennoch dieses Dogma fort und fort verkündet, und wird nicht in allen Symbolen der Kirche, deren Eristenz ebenfalls den Glauben an Gott zur ersten und wesentlichsten Vorausseßung hat, dennoch dieses Urdogma wieder vorne an gestellt?

Die Beweise für das Daseyn Gottes wurden nach ihrer Ordnung aufgeführt, als Entwicklungen und Constructionen unsers eingeschaffenen Gottesbewußtseyns anerkannt, und daran gesehen, wie im Gebiete des Seyns und des Denkens Alles auf Gott hinweist, Alles durch ihn verständlich wird, der Glaube an ihn in Gegenwart von Allem, was in und um uns ist, wie ein gewaltiges Licht hervorbricht, in Alles und aus Allem sich reflektirt. Sie sind aber nicht in der Meinung aufgeführt worden, dadurch den Glauben an Gott in dem Menschen, als sey dieser eine tabula rasa, zuerst hervorzubringen, und nicht in der Absicht, die Ueberzeugung von Gottes Daseyn von den Beweisen abhängig zu machen; nicht als mathematische Demonstrationen, sondern als Inductionen oder Deductionen sollten sie gelten, so die beiden Extreme vermieden werden, das Eine, wonach sie für Alles, und das Andere, wonach sie eben für nichts zu achten seyèn.

Die Lehre von den göttlichen Eigenschaften hat in dem dreifachen Moment des göttlichen Seyns, Erkennens und Wollens ihre, scheint mir, eben so wahre als klare Ordnung gefunden, und wer auf den ersten, oberflächlichen Blick manches daran gezwungen und gekünstelt zu finden versucht seyn möchte, würde bei einer nähern Betrachtung sich leicht vom Gegentheile überzeugen können. Das Mysterium der Dreieinheit, dieser Gipfel der christlichen Glaubenslehre, worin der denkende Geist, über dem Deismus und Pantheismus gleich erhoben, seine einzig wahre speculative Ruhe wie Bewegung findet, mußte mit einer, Manchem vielleicht übermäßig vorkommenden Ausführlichkeit behandelt werden. In der Lehre von den äußern Werken und Thaten Gottes mußte im Contrast gegen

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